Das Johannes-Evangelium als Einweihungsurkunde – 1906 (5)

Zuletzt aktualisiert am 20. Februar 2017.

Leider stehen dem Unterfangen, die Entwicklung bestimmter ideeller Motive im Vortragswerk Rudolf Steiners im Jahr 1906 zu verfolgen, unausräumbare Hindernisse im Weg. Diese ergeben sich aus der Beschaffenheit des Quellenmaterials.

Professionell mitstenographierte und nicht redaktionell aufbereitete (bearbeitete, beschönigte) Vorträge Steiners weisen im Druck je nach Sprechdauer (1 ½ bis 2 Stunden oder länger) einen Umfang von 30 bis 50 Seiten auf (als Vergleich bietet sich Band 173a, Dornach 2010 an).

Im Vergleich dazu stellen sämtliche Texte in den Bänden 94 und 97 der Gesamtausgabe den Interpreten vor ein schwer erträgliches, nicht aus der Welt zu schaffendes Dilemma. Sie bieten allein schon deswegen keine verlässliche Grundlage für belastbare Aussagen über die genauen Ausführungen oder Ansichten Steiners, weil es sich offensichtlich um Fragmente handelt. Man kann im Grunde lediglich konstatieren, worüber er gesprochen, aber kaum mit Sicherheit, was er gesagt hat. Das Gedruckte ist keine wörtliche Überlieferung, durch die verkürzenden Notate sind alle Herleitungen, Begründungen, Übergänge und Nuancen unwiederbringlich verloren, Irrtümer im Text sind nicht ausgeschlossen, sondern geradezu vorauszusetzen. Es ist nicht sinnvoll, ja irreführend, wörtliche Zitate aus diesen Bänden als »Wortlaute« Rudolf Steiners auszugeben. Den Notizen oder Zusammenfassungen der Hörer sind lediglich die Motive zu entnehmen, über die Steiner gesprochen hat, und selbst diese dürften nicht alle festgehalten worden sein. Es ist mir schleierhaft, wie die Herausgeber beim Vorliegen von Notizen, die im Druck lediglich einen Umfang von 6 Seiten (!!) aufweisen, von »regelrechten Nachschriften« sprechen können. In beiden Bänden stammen außerdem sämtliche Vortragstitel und Titel der Vortragsreihen von den Herausgebern, nicht von Rudolf Steiner.

Nach dem Verzeichnis Hans Schmidts [1] hielt Steiner 1906, im Jahr des Leadbeater-Skandals, rund 250 Vorträge, darunter 4 größere Zyklen in Paris vom 25. Mai bis 14. Juni (18 Vorträge), Leipzig, 28. Juni bis 11. Juli (14 Vorträge), Stuttgart 22. August bis 4. September (14 Vorträge) und München vom 27. Oktober bis 6. November (8 Vorträge). Von fast hundert dieser 1906 gehaltenen Vorträge gibt es keinerlei Aufzeichnungen. Lediglich die Stuttgarter Vortragsreihe »Vor dem Tore der Theosophie« wurde zu seinen Lebzeiten als Zyklus 1 (im Jahr 1910) herausgegeben. Die Version der Gesamtausgabe (GA 95, 1964/78) folgt der Nachschrift eines Teilnehmers, die »nicht in allem mit der Version übereinstimmt«, die auf Grundlage der Aufzeichnungen dreier anderer Teilnehmer 1910 herausgegeben wurde. Der Titel der Stuttgarter Vortragsreihe dürfte hingegen von Rudolf Steiner selbst stammen. Aber auch die Vorträge dieses Bandes sind im Druck durchschnittlich lediglich 6 bis 9 ½ Seiten lang. Es ist nicht vorstellbar, dass Steiner nur 20 Minuten bis 30 Minuten gesprochen und seine Zuhörer dann wieder nach Hause geschickt hat.

All dies muss ausdrücklich betont werden, weil die Aufmachung der Gesamtausgabe nicht den Eindruck vermittelt, dass man es mit äußerst prekären Texten zu tun hat, und lediglich im Kleingedruckten der editorischen Hinweise auf ihren apokryphen Charakter aufmerksam macht.

Einen Sonderfall stellt der Vortrag über »Theosophie in Deutschland vor hundert Jahren« dar, den Steiner auf dem Kongress der Europäischen Föderation der Theosophischen Gesellschaft am 4. Juni 1906 in Paris hielt, da von ihm ein Autoreferat existiert. [2] Der Vortragende ging ausführlich auf Schiller und Fichte, aber merkwürdigerweise kaum auf Schelling und gar nicht auf Goethe ein.

Im Autoreferat schreibt Steiner von einem okkulten Gesetz »aufeinanderfolgender Zyklen der Involution und Evolution«. Nach diesem Gesetz erscheine »die Kunst Deutschlands in der Epoche Schillers und Goethes als die Evolution der deutschen Mystik auf dem Gebiet der äußeren sinnlichen Form«. In den Schöpfungen der deutschen Dichter erkenne der tiefer Blickende »die involvierten Intuitionen des großen mystischen Zeitalters Deutschlands«. Von diesem Gesichtspunkt aus interpretiert Steiner die »Theosophie des Julius« und die Briefe über Ästhetische Erziehung Schillers, nicht aber sein dramatisches oder dichterisches Werk. Von Fichte wird als einer Art Moses gesprochen, der das menschliche Denken bis zu jenem Gipfel geführt habe, »von dem aus der Eintritt in das Land des Okkultismus vollzogen« werden könne, der aber selbst nicht in dieses Land eingetreten sei. Durch Fichte lerne man, sich im Gebiet des reinen Denkens zu bewegen: »Wird der Gedanke sinnlichkeitsfrei, dann ist nur noch ein Schritt zu vollziehen und die übersinnliche Welt kann beschritten werden«. Allerdings weist Steiner auch auf die Grenze hin, an die dieses reine Denken stößt, ist es doch »bloß eine Betätigung der Persönlichkeit, nicht der Individualität, welche in immer wiederkehrenden Reinkarnationen durch die verschiedenen Persönlichkeiten hindurchgeht«. Daher könne, was über die einzelne Inkarnation hinausgehe, »niemals durch ein noch so feines Gedanken-Erlebnis erfasst werden«. Die okkulte Forschung beginne dagegen dort, wo der Mensch anfange, durch Meditation in sich höhere Wahrnehmungsorgane aufzubauen. Der deutschen Philosophie an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, so Steiner zusammenfassend, sei die Aufgabe zugefallen, »das spirituelle Leben des reinen Gedankens in seinem Verhältnis zu dem einzelnen persönlichen Dasein auszugestalten«.

Betrachtet man die öffentlichen und Mitgliedervorträge, die Steiner im Jahr 1906 hielt, ist das Hervortreten christlicher Themen nicht zu übersehen: über die »Weisheitslehren des Christentums« wird vielfach gesprochen, über »das christliche Mysterium«, das Johannes-Evangelium, den christlich-gnostischen Schulungsweg, die »christliche Esoterik«, das »Mysterium von Golgatha«, aber auch über Feste wie Ostern und Weihnachten. Insbesondere das Johannes-Evangelium tritt in den Vordergrund: ihm wird in München im Oktober und November eine Reihe von 8 Vorträgen gewidmet – ein Auftakt zu den großen Zyklen über die Apokalypse und die Evangelien in den folgenden Jahren. Aber bereits im Februar und März werden in Köln und Berlin kleinere Reihen von Mitgliedervorträgen über das Johannes-Evangelium als »Einweihungsurkunde« gehalten. Auf diese Kölner und Berliner Vorträge sei zunächst ein Blick geworfen.

Dem Johannes-Evangelium als »Einweihungsurkunde« (der Ausdruck kommt lediglich im Titel, nicht aber im Text der Kölner Vorträge vom 12. und 13. Februar 1906, GA 97 vor), wird eine dreifache Bedeutung zugeschrieben: es wurde (wie alle Evangelien) von einem christlichen Eingeweihten verfasst, es erzählt von einer Einweihung – der Einweihung seines Verfassers – und beschreibt einen Einweihungsweg: den christlichen, der zur Erkenntnis und Wiederholung des christlichen Mysteriums in jedem führen kann, der diesen Weg beschreitet. Geschildert werden vom Verfasser die Erlebnisse und Erkenntnisse, die ihm durch die Einweihung zuteil wurden. Eingeweiht wurde er durch seinen Meister, Christus Jesus.

Das Johannes-Evangelium zerfällt laut Steiner in zwei Teile. Seine Mitte bildet die Auferweckung des Lazarus. Was bis zu dieser Auferweckung, in den ersten elf Kapiteln geschieht, spielt sich in der astralen Welt ab, ist astrale oder imaginative Schauung, – was danach geschieht, spielt sich im Devachan, in der Geisterwelt ab und ist inspiratives oder intuitives Erlebnis. Johannes ist Lazarus, der auferweckt wird. Der eingeweihte Verfasser spricht aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: einer imaginativen und einer inspirativ-intuitiven. Und er stellt den Weg, den er selbst zurückgelegt hat, paradigmatisch dar, so dass jeder, der dieses Evangelium nacherlebt, zu ebendieser Einweihung gelangen kann.

Gleich zu Beginn findet sich ein »meditatives Gebet«, Vers 1-6 des Prologs, das vom Logos spricht, der im Urbeginn bei Gott war, durch den alles geworden ist, in dem das Leben und das Licht war, das in die Finsternis schien, von dieser aber nicht ergriffen wurde. Die Seele, die sich in diese Sätze versenkt, entwickelt die Kräfte in sich, um den Inhalt der Kapitel bis zur Auferweckung des Lazarus zu verstehen.

Die Lehre vom Logos, vom schöpferischen Wort, aus dem die Welt entstand, ist laut Steiner alte Mysterienweisheit. So wie der Mensch bei seinem Sprechen die Luft modelliere, so habe einst die Weltseele, ihr eigenes Wesen aussprechend, in den kosmischen Äther Formen hineinmodelliert, die sich alsdann verfestigten. Die Schöpfung ist verdichtetes, kristallisiertes Gotteswort. Aus seiner Erstarrung erwacht es zum Leben und wird im Menschen zum Licht der Erkenntnis. Dem erkennenden Menschen tritt der in die Welt herabgestiegene – in die Schöpfung ausgegossene – Logos in geistiger Form entgegen. Mit wenigen Worten werden im Prolog lange Entwicklungszeiträume zusammengefasst. Zwischen dem Hervortreten des Lebens und dem Aufgang des Lichtes spannen sich ganze Weltalter aus. Daher begreift der Mensch, der aus dem Schoß der mütterlichen Natur hervorgeht, das Licht zunächst nicht, das in seine Finsternis scheint. Aber die Zeit ist reif für die Ankunft eines neuen Adam, der den Tod überwinden soll, dem der alte bei seinem Abstieg in die Finsternis verfallen war.  Der Täufer tritt auf, um den Anbruch dieses neuen Zeitalters anzukündigen, das die Menschheit, die unter der Herrschaft des Gesetzes steht, in das Gottesreich der Liebe überführen wird. All dies erscheint in der astralen Vision des Johannes in bildhafter Form. Zugleich erscheint ihm aber auch der wirkliche Täufer, die wirkliche Mission des Christentums; das astrale Bild offenbart die tiefere Bedeutung der historischen Ereignisse.

Im Folgenden ist von der Hochzeit zu Kana, der Bedeutung von Wasser und Wein (2. Kapitel), dem Gespräch mit Nikodemus (3. Kapitel), von der Begegnung mit der Samariterin (4. Kapitel), der Heilung des Blindgeborenen (9. Kapitel) und schließlich von der Auferweckung des Lazarus (11. Kapitel) die Rede.

Die Verwandlung von Wasser in Wein deutet auf die Bewusstseinsverdunkelung hin, die durch den Alkohol verstärkt wird (Dionysoskult), auf das tiefe Vergessen des Ewigen in der Menschenseele, die damit einhergehende Einschränkung der Perspektive auf das eine Leben zwischen Geburt und Tod. Durch die Geisteswissenschaft (Theosophie) soll der Wein wieder in Wasser verwandelt, die Menschheit wieder zur Erkenntnis dieses Ewigen und damit zur Wahrheit der Reinkarnation zurückgeführt werden. Dass die Hochzeit am »dritten Tage« stattfindet, weist auf den dreitägigen Einweihungsschlaf des Lazarus-Johannes hin. Am dritten Tag erlebt er die Vision der Hochzeit – die Vermählung mit der geistigen Welt – und alle weiteren Visionen.

Im Gespräch mit Nikodemus wird Lazarus-Johannes darüber belehrt, was sich mit ihm selbst in der Initiation abspielt: wer nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren wird, kann das Reich Gottes nicht erlangen: der alte Mensch muss absterben, damit der neue aus ihm hervorgehen kann. Johannes wird allmählich klar, dass in Jesus der Vater der Welt wirksam ist, daher die Rede Jesu über den Vater (Joh 3,9-21). Die okkulten Kräfte Jesu, die sich in seinen historischen Handlungen manifestieren, treten Johannes in astralen Spiegelbildern entgegen, alles, was tatsächlich geschehen ist, wird von ihm in Visionen erlebt.

Das Gespräch mit der Samariterin deutet auf die Geburt eines neuen Menschen aus dem alten, absterbenden: die fünf Männer, die sie hatte, sind die verschiedenen Hüllen der Seele, aus welchen das höhere Selbst des Johannes sich emporheben wird.

Die Erzählung vom Blindgeborenen verweist auf Reinkarnation und Karma.

Dass Lazarus in den ersten elf Kapiteln nicht vorkommt, ist darauf zurückzuführen, dass er erst nach seiner Auferweckung zum auserwählten Jünger wird, daher tritt er erst im 12. Kapitel unter diesen in Erscheinung. Er erlebt seine eigene Einweihung als astrale Vision, Martha und Maria stellen seine dem Erdenleben zugewandte bzw. seine göttliche Seele dar, die sich der sterblichen entringt. Durch seine Auferweckung erlangt er ein inspirativ-intuitives Bewusstsein seines Ich und lässt das Bilderbewusstsein hinter sich. Dieses höhere Bewusstsein tritt mit dem 13. Kapitel in Erscheinung (Fußwaschung). Erst von diesem Kapitel ab ist vom Jünger, den der Herr liebhat, die Rede.

Auf die folgenden Kapitel, in welchen Johannes schildert, was er mit Christus in der geistigen Welt inspirativ-intuitiv erlebt, geht Steiner im zweiten Vortrag am 13. Februar 1906 ein. Johannes ist durch seine Einweihung eins geworden mit allen Kreaturen, er hat sein Selbst zum Universum erweitert. Dies bringt bereits »das devachanische Bild« der Fußwaschung zum Ausdruck. Johannes erlebt sie in der geistigen Welt, obwohl sie zugleich ein tatsächliches, historisches Ereignis ist. Er erlebt also äußerlich-physische Ereignisse aus einer geistigen Perspektive.

Die Fußwaschung durchdringt das universelle Gesetz der Entwicklung, die hierarchisierende Differenzierung, mit christlicher Liebe, und hebt das durch jenes Gesetz entstandene Unrecht wieder auf: so wie die jeweils höheren Naturreiche sich auf Kosten der niedrigeren entwickeln, so benötigt auch der höher entwickelte Mensch den weniger Entwickelten, Jesus setzt die Apostel voraus. Kein Heiliger könnte existieren, wenn nicht andere durch seine bloße Existenz »hinuntergestoßen« würden. Christus aber wäscht seinen Aposteln die Füße und macht sich zu ihrem Knecht.

Die Fußwaschung drückt dasselbe moralische Gesetz aus, von dem im letzten Kapitel des Buches Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? die Rede ist: Wer sich selbst befreit und erlöst hat, muss der Befreiung und Erlösung aller Wesen dienen, sonst verfällt er den Mächten der Hölle. Zander oder marxistische Kritiker der Anthroposophie sehen in diesem Motiv Sozialdarwinismus, in Wahrheit bringt es die erlösende Liebe zum Ausdruck, die das Fundament des Christentums ist. »Diese Empfindung«, besagt der Text, »muss jeder durchmachen am eigenen Leibe. Wer niemals diese Empfindung durchlebt hat, der hat den christlich-mystischen Weg nicht erkannt«.

Aus dem Erlebnis der Fußwaschung ergibt sich ein Verständnis des Gleichnisses vom Weinstock und den Reben. Der Weinstock repräsentiert den gemeinsamen Stamm der Menschheit, aus dem die einzelnen Reben als aufeinanderfolgende Bewusstseinsformen herauswachsen. Die zwölf Apostel verweisen auf zwölf solche Entwicklungsstufen und umgreifen somit symbolisch einen großen historischen Zeitraum – zwölf Kulturepochen oder Bewusstseinsformen vom letzten Drittel der atlantischen Zeit bis zu Epochen in ferner Zukunft – und Judas, der Jesus verrät, repräsentiert die fünfte nachatlantische Epoche, also die gegenwärtige. Zu dieser Menschheit, die sich in Jahrtausenden kulturell-spirituell differenziert, neigt sich Christus als Knecht herab, um ihr zu dienen. Als Weinstock ist er ihr geistiges Lebensblut. Judas – d.h. die westliche, abendländische Kultur der Neuzeit, die das spirituelle Erbe der Menschheit vergisst und verrät, die den Erlöser kreuzigt –, wird selbstverständlich in diese Fußwaschung einbezogen, er ist von der alles umfassenden Liebe Christi nicht ausgeschlossen, bedarf er ihrer doch ganz besonders. Judas ist Verräter, aber zugleich Märtyrer, er nimmt diese Rolle im spirituellen Drama der Menschheit auf sich: denn ohne Verrat keine Kreuzigung, ohne Kreuzigung keine Erlösung.

Mit dem Opfertod Christi wird geschichtlich, was zuvor in den Mysterien als kultische Darbietung oder Initiationserfahrung von Vielen erlebt wurde, was Lazarus in seiner Einweihung, seinem »dreitägigen sinnbildlichen Tod« (die Formulierung dürfte authentisch sein) durchlebt. Nicht mehr nur »die Schauenden«, die Eingeweihten, sollen erlöst werden, sondern alle, die glauben, auch ohne zu schauen. Zum herannahenden Zeitalter des goldenen Kalbes, in dem kaum mehr jemand zu schauen vermag, bildet diese Erlösung im Glauben und durch den Glauben einen historisch notwendigen Ausgleich. Aus der Perspektive des Johannes spielt sich der geschichtliche Verrat des Judas erst in der Zukunft ab, obwohl er sich zugleich in seiner historischen Gegenwart ereignet.

Was folgt, sind die Stufen der Passion: Geißelung, Dornenkrönung, Kreuzigung und Tod, Grablegung, schließlich Auferstehung und Himmelfahrt.

Diese Stufen muss jeder christliche Mystiker real nacherleben. In Verbindung mit dem seelischen Nacherleben treten auf jeder Stufe auch physische Symptome auf, im Zusammenhang mit der Kreuzigung z.B., durch die sich die Seele vom Leib befreit, die Wundmale Christi, die Stigmatisation. Schließlich der Tod: ohne den mystischen Tod kann es keine Befreiung geben. Durch die Grablegung wird der Mystiker eins mit dem Leib der Erde, um schließlich aus dem Tode aufzuerstehen.

Die Schilderung des Leidensweges Christi ist das Modell, das der christliche Mystiker in seiner eigenen Seele reinszenieren muss, um zu jener Einweihung zu gelangen, die am Ende seine Auferstehung zur erfahrenen Wirklichkeit werden lässt. Das Johannes-Evangelium besitzt die Kraft, dieses »Wunder« zu bewirken. Alle, so heißt es im Notat, können das Johannes-Evangelium in sich erleben.

Der erste Berliner Vortrag (19. Februar 1906, GA 94), dessen Text auf Notizen von Marie von Sivers und Franz Seiler beruht, enthält dieselben Gedankenmotive, wie die beiden Kölner Vorträge. Diese erscheinen hier aber differenzierter, da das gesprochene Wort offenbar getreuer aufgezeichnet wurde.

Auch hier wird das Johannes-Evangelium als »Einweihungsurkunde« charakterisiert, allerdings taucht ein weiterer Aspekt auf: das Evangelium kann nämlich nur von jemandem richtig verstanden werden, der seinerseits eingeweiht ist. Man kann es nur begreifen, wenn man sich zu jenen geistigen Erfahrungen erhebt, aus welchen es hervorgegangen ist und von denen es spricht. Schließlich lernte auch sein Autor die geistigen Tatsachen, die er beschrieb, durch seinen Aufstieg in die seelische und geistige Welt kennen. Diese Erhebung ist notwendig, um das Wesen des Stifters des Christentums zu erkennen. Das innere Christuserlebnis, der mystische Tod und die Auferstehung, führen zur Erkenntnis der historischen Tatsachen, die sich zur Zeitenwende in Palästina abgespielt haben. Die spirituelle Erfahrung war schon damals Voraussetzung für ein wirkliches Verständnis dieser Tatsachen und diese Voraussetzung erfüllte Johannes.

Lazarus-Johannes schildert seine Einweihung, die durch einen dreitägigen, todähnlichen Schlaf erfolgte. Was damals noch möglich war, ist es heute jedoch nicht mehr, der heutige Europäer muss sich jahrelanger Meditation unterziehen, um zu vergleichbaren Erfahrungen zu gelangen. Die Erlebnisse sind jedoch die gleichen, auch wenn der Weg zu ihnen ein anderer ist.

Der Mensch muss im Schlaf erwachen. Solange in seinem Astralleib keine seelischen Wahrnehmungsorgane ausgebildet wurden, sieht und hört er nichts. Wenn er diese astralen Sinne durch entsprechende Übungen ausbildet, fängt er an, in der Finsternis des Schlafzustandes zu sehen. Das astrale Schauen ist dem Träumen vergleichbar: es verläuft wie dieses in Sinnbildern, Symbolen. Was durch physische Sinne als physische Tatsache wahrgenommen wird, sehen die astralen Sinne als symbolische Tatsache. Solche Tatsachen enthalten die Kapitel des Evangeliums bis zur Auferweckung des Lazarus.

Die symbolischen Bilder der Astralwelt sind keineswegs unwirklich, ebensowenig wie die Genialität eines Menschen unwirklich ist, obwohl man sie nicht mit physischen Augen sehen kann. Physische und astrale Tatsachen entsprechen sich, sie bieten unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dieselbe Wirklichkeit.

Der Weg, der zur Einweihung führt, ist die Meditation. Wieder ist von der Meditationsformel im Prolog die Rede. Wer sich meditativ in diese Sätze versenkt, lebt Johannes nach. Darum geht es, das ist mit diesem Evangelium beabsichtigt. »So ist es gemeint, und so soll es benutzt werden«.

Wenn es heißt, das Licht schien in die Finsternis, dann ist damit die Finsternis der Nacht, des Schlafzustandes gemeint, die Schlafenden nehmen dieses Licht zunächst nicht wahr, daher müssen sie erst die Fähigkeit entwickeln, es zu sehen. Dem Verfasser des Evangeliums ging dieses Licht der Erkenntnis auf. Er fand den physischen Jesus in der astralen Welt wieder und erkannte ihn. Er erkannte, dass das Fleisch gewordene Wort sich vom Göttlichen, das in ihm selbst lebte, nur graduell unterschied. In jedem Menschen lebt ein solcher Gottmensch, der in Zukunft auch in jedem hervortreten soll. Erst anfänglich ist er heute ausgebildet. Der innere göttliche Mensch arbeitet am äußeren Menschen und sucht diesen zu seinem Abbild zu machen. Von der Unreife zur Reife führt der Weg, der höchste Grad der Reife ist erreicht, wenn das innere Wort ganz Fleisch geworden, das Fleisch vollkommen durchgeistigt ist. Als Johannes durch die Einweihung seines höheren Selbstes gewahr wurde, erkannte er die Verwandtschaft des Christus mit dem in ihm veranlagten Gottmenschen. Christliche Einweihung bedeutet, Erweckung des Göttlichen im Menschen, bedeutet individuelle Realisierung des göttlichen Wortes. Das Unbewusste muss bewusst werden, das ist der Sinn jeder Einweihung. Bewusstwerden heißt Gegenständlichwerden. Das höhere Ich, das in jedem Menschen lebt und wirkt, muss ihm wahrnehmbar gegenübertreten. Das ist aber nur in der astralen Welt möglich, nicht in der physischen. Sein höheres Ich tritt Johannes gegenüber, »das in seiner Vollendung den Christus darstellt«, heißt es in der Aufzeichnung. Wir erinnern uns an den großen Hüter der Schwelle aus Wie erlangt man …: auch dort war das große Vorbild des Geistesschülers, mit dem er sich zu vereinigen sucht, sein eigenes höheres Wesen.

Im Folgenden interpretiert Steiner auf dieser Grundlage einzelne Inhalte des Evangeliums. Wenn von der Reinigung des Tempels die Rede ist (Kapitel 2), dann ist damit das Heraustreten des höheren Selbstes oder Astralleibes aus dem Leib gemeint. Findet dieser Austritt bewusst statt, nicht unbewusst, wie im Schlaf, wird er als schmerzlich empfunden, so als ob Fesseln zerrissen würden. Die Vereinigung mit der höheren Welt wird symbolisch als Hochzeit bezeichnet. Der Astralleib tritt aus dem physischen und ätherischen Leib heraus, wie ein Kind aus der Mutter, auf letztere zurückblickend, kann er diese als »Mutter« ansprechen, daher ist die Rede davon, Jesu Mutter sei bei der Hochzeit zu Kana anwesend gewesen, auch seine schroffe Reaktion ihr gegenüber (»Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?«) ist daraus verständlich.

Von der Seelenwelt oder Astralwelt ist ein weiterer Aufstieg in die geistige Welt (das Devachan) möglich, also von der Imagination zur Inspiration und Intuition. Dieser Übergang setzt ein vollständiges »Entwerden« voraus, jenen dreitägigen Tod, aus dem der Scheintote anschließend erweckt wird.

Dieses Sterben der niederen Natur ist ein Vorgang, der mit dem Eintreten durch eine Tür, dem Übergang über eine Schwelle, verglichen werden kann, daher bezeichnet Jesus sich in Kapitel 10 als Tür, die auf eine Weide und zur Seligkeit führt.

Begreift man das Johannes-Evangelium als Schilderung der Einweihung seines Verfassers, beginnt man es als »eine der größten Urkunden« zu sehen, die jemals geschrieben wurden. Sie ist aber nicht nur ein persönliches Dokument, sondern zugleich Beschreibung eines Weges, den jeder zu gehen vermag, der das Beschriebene nacherlebt, »Wort für Wort, Satz für Satz«. Nicht eine Biografie Jesu ist das Evangelium, sondern die Biografie der sich entwickelnden Menschenseele. In einem Brief an Rosa Mayreder bezeichnete Steiner 1894 die Philosophie der Freiheit als »die Biografie einer sich zur Freiheit emporringenden Seele«. Nur wer dieses Evangelium als spirituelle Handlungsanleitung versteht und es zum Inhalt seiner täglichen Meditationspraxis macht, fasst es richtig auf und wird die Früchte ernten, die es zur Reife zu bringen vermag.

Der zweite Berliner Vortrag vom 26. Februar 1906 ist nur äußerst fragmentarisch überliefert, er umfasst im Druck 5 ½ Seiten. Steiner blickt auf die christliche Einweihung zurück und betont erneut, dass deren Methode heute kaum mehr praktikabel ist. Eine moderne Alternative, die zum gleichen Ziel führt, wurde von ihm ja bereits in Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? beschrieben.

Aufgezeichnet wurden von den Zuhörern vor allem die Ausführungen über die sieben Stufen des christlichen Einweihungsweges. Im Unterschied zu den bisherigen Darstellungen wird präzisiert, dass bei der Einweihung des Lazarus dessen Astral- und Ätherleib für drei Tage aus dem physischen austraten, also dasselbe geschah wie beim Tod des Menschen. Daher der todähnliche Schlaf. Aufgabe des Meisters, der die Einweihung vollzog, in diesem Fall Jesus, war es, diese beiden Leiber wieder zurückzuführen. Wer dieser Prozedur unterzogen wurde, kehrte mit der Erinnerung an das Erlebte in sein Alltagsbewusstsein zurück. Im Folgenden schildert Steiner erneut die sieben Stufen der christlichen Initiation, von der Fußwaschung bis zur Auferstehung und Himmelfahrt. Wer diese Stufen nicht selbst durchlebt, versteht weder das Evangelium, noch »das Geheimnis von Golgatha«. Dann allerdings begreift er, warum die (christliche) Zeitrechnung in zwei Teile zerfällt. Erst dann erlangt das Christentum seine wahre Bedeutung, wenn es als innerer Weg verstanden und dieser Weg tatsächlich gegangen wird.

Der dritte Vortrag vom 5. März 1906 schließlich macht darauf aufmerksam, dass es sich bei der christlichen Einweihung lediglich um einen Spezialfall einer Prozedur handelte, die in der antiken Welt weit verbreitet war. Die Besonderheit des Johannes-Evangeliums besteht darin, dass es diese Prozedur gleichsam demokratisierte, indem es sie öffentlich beschrieb. Denn zuvor war die Einweihung eine Arkandisziplin, die Auserwählten vorbehalten blieb, die Zugang zu den entsprechenden Einweihungstempeln und Kultstätten erhielten. Die Anfangsgrade unterschieden sich von Kultur zu Kultur, je höher man aufstieg, umso mehr ließ man jedoch die kulturellen oder nationalen Differenzen hinter sich. »Die höheren Stufen waren bei allen Völkern gleich«. Einweihung war international, die Eingeweihten überwanden alle Volks- oder Rassenunterschiede.

Im Folgenden greift Steiner als Beispiel die Mithraseinweihung heraus. Die einzelnen Stufen vom »Raben« bis zum »Vater« gehen vor allem mit einer Erweiterung des Bewusstseins- und Interessenhorizontes des Eingeweihten einher. [3]

Laut Steiner sucht der »Rabe« seine selbstischen Lebensinteressen zu überwinden, und sich für die Interessen seiner Mitwelt einzusetzen. Der Okkulte veredelt sein Ich, indem er die Bedürfnisse der größeren Menschengemeinschaft, der er angehört, in sich aufnimmt. In Palästina wurden Eingeweihte, die ihr Bewusstsein zu dem ihres Stammes zu erweitern vermochten, als »Löwen« bezeichnet, daher der Löwe aus dem Stamme Juda. Der Eingeweihte des fünften Grades, der mit dem Volksnamen bezeichnet wurde, nahm den Geist eines ganzen Volkes in sich auf. [4] Diese Einweihungsstufen hatten zur Zeit des entstehenden Christentums noch große Bedeutung, heute ist die Initiation individualisiert. (Das Notat lautet wörtlich: »Heute ist es nicht so. Wir gehen heute durch die Zerklüftung aller Gemeinschaften ganz anderen Stufen der Einweihung entgegen«.)

Von einem solchen Eingeweihten der fünften Stufe ist im Johannes-Evangelium (1,45f) die Rede, wenn Nathanael von Jesus als »rechter (d.h. »wahrer«) Israelit« angesprochen wird. Das Gespräch enthält außerdem einen Hinweis auf ein astrales Erlebnis, das dem Eingeweihten dieser fünften Stufe zuteil wird: die Vision eines sich verästelnden weißen Baumes, des Lebensbaumes. Von wem es heißt, er sitze unter dem Lebensbaum, der hat diese Stufe der Initiation erreicht, so Buddha unter dem Bodhibaum, so Nathanael, den Jesus unter dem Feigenbaum sitzen sah. Bei diesem Lebensbaum handelt es sich um eine astrale Spiegelung der geistigen Seite des Nervensystems. Das Zwiegespräch zwischen Jesus und Nathanael ist »ein Erkennungsgespräch unter Eingeweihten«. Nathanael drückt seine Anerkennung Jesu mit den Worten aus: »Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel«. Jesu Entgegnung macht deutlich, dass noch weit mehr von ihm zu erwarten ist: »Du glaubest, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres denn das sehen!«

Auf das Gespräch mit Nikodemus geht Steiner ebenfalls ein und erläutert die Bedeutung der Geburt aus Wasser und Geist sowie des Eintritts in das Reich Gottes. Wer aus dem Geist und aus Wasser geboren wird, geht aus dem Embryonalzustand des Alltagsbewusstseins in ein höheres über. Dieser Embryonalzustand im Diesseits ist notwendig, nur hier können die Organe ausgebildet werden, die in der Geisterkenntnis zur Anwendung gelangen. Sehr schön heißt es im Notat: »So wie im Leibe der Mutter vorbereitet wird der Mensch, so wird im Leibe der großen Weltenmutter – und da sind wir, wenn wir unser physisches Leben führen –, im Leibe der großen Mutter vorbereitet dasjenige, was uns fähig machen muss, zu schauen und zu handeln in den höheren Welten«.

Schließlich geht Steiner auf die Heilung des Blindgeborenen ein und den darin enthaltenen, verhüllten Hinweis auf Wiedergeburt und Karma. In seiner Erklärung scheint ein deutlicher Bezug zum Christentum als mystische Tatsache … auf, wenn er von der »menschenbildenden Kraft« im Inneren der Seele als dem »Gott im Inneren« spricht. Auch wenn vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gesprochen werde, sei dieser Gott im Innern des Menschen, das höhere Selbst gemeint. Von daher sind die Worte Jesu zu verstehen, durch die Blindheit würden die Werke Gottes, d.h. des höheren Selbstes, das für karmischen Ausgleich sorgt, am Blindgeborenen offenbar.

Der restliche Teil des Vortrages beschäftigt sich mit der Verklärung und dem Motiv der Kreuzigung. Der aufschlussreiche Hinweis erfolgt, dass die Verklärung von Johannes im Gegensatz zu den Synoptikern nicht geschildert wird. Der Grund liegt laut Steiner darin, dass die Synoptiker als weniger fortgeschrittene Eingeweihte sich mit der Vorbereitung des Hauptereignisses beschäftigen, während Johannes direkt auf dieses Hauptereignis, die Kreuzigung zueilt. Die Jünger sehen in ihrer Entrückung Elias, Moses und Jesus, den Weg, die Wahrheit und das Leben. Auch im Gespräch über die Wiederkunft des Elias liegt ein Hinweis auf die Reinkarnation. Die Bemerkung: »Saget es niemandem, bis ich wiederkomme«, deutet auf eine Zeit hin, in der die Menschen imstande sein werden, Christus wiederzuerkennen. Durch die Theosophie werde die Menschheit auf diese Wiederkunft vorbereitet. (Von der »ätherischen Wiederkunft« Christi, der Wiederkunft in »ätherischer Gestalt«, sollte Steiner erst ab 1910 sprechen).

Eine esoterische Exegese der Namen der Jünger, die bei der Verklärung anwesend sind, leitet zu einer überraschenden Deutung der Kreuzigung. Jakobus bedeutet Wasser (hebräisch Jam), Petrus Fels (hebräisch Jabbaschah), Johannes Luft (Ruach) und Jesus ist derjenige, der das Feuer (Nur) beherrscht.

Damit sind auf dem Berg Tabor vier Eingeweihte versammelt, die die vier Elemente beherrschen. Dadurch wird der »Beweis« geliefert, dass durch die Erscheinung Jesu die vier Elemente erneuert und neu belebt werden. Jesus ist durch Erde, Wasser und Luft zum Feuer aufgestiegen und zum Auferweckten geworden, zu jemandem, der die Kreuzigung durchlebt hat.[5] Insofern ist die Verklärung die Vorbereitung der eigentlichen Einweihung, der Kreuzigung. Der Tod auf dem Berge Golgatha erscheint bei Johannes ohne die vorbereitende Verklärung und die Inschrift am Kreuz: INRI, ist ein Anagramm, das auf diese vier Stufen der Einweihung hinweist (Jam – Nur – Ruach – Jabbascha).

Vorheriger Beitrag: Das Geheimnis des Hüters der Schwelle – 1905

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Anmerkungen

[1] Das Vortragswerk Rudolf Steiners, Dornach 1978.

[2] Abgedruckt in GA 35, Dornach 1965.

[3] Die Mithrasmysterien waren in den ersten Jahrhunderten des Christentums im ganzen römischen Reich verbreitet. Ihre sieben Grade werden von Steiner wie folgt benannt: Rabe, Okkulter, Streiter, Löwe, Volksname (z.B. Perser), Sonnenheld, Vater. Die heute verbreiteste Reihe lautet: Rabe, Bräutigam (Nymphus), Soldat (Miles), Löwe, Perser (Peres), Sonnenläufer (Heliodromus), Vater. Hinsichtlich der Deutung und Funktion dieser Grade bestehen erhebliche Differenzen. Als Astralreligion bildet der Mithraismus mit seinen sieben Weihestufen die Hierarchie des Himmels ab. Besonders deutlich macht dies der Sonnenläufer.

[4] Von solchen Volksgeistern ist im Alten Testament die Rede, z.B. im Buch Daniel: »Aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir 21 Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs Persien«, Dan, 10,13. »Zu jener Zeit wird Michael, der große Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen …« Dan 12,1.

[5] Von diesen Elementen ist – allerdings in anderer Stufenfolge – bereits im Kapitel über die Einweihung im Buch Wie erlangt man Erkenntnisse … die Rede: die Feuer-, Wasser- und Luftprobe, die hier aufeinanderfolgen, repräsentieren das imaginative, das inspirative und das intuitive Bewusstsein.

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