Trinität und Engelwesen | 1909 | 2. Teil (20)

Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2017.

Seraph. Hagia Sophia

Seraph, Hagia Sophia. © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 3.0 commons.wikimedia.org

Noch einmal wird das Thema Trinität und himmlische Hierarchien im letzten Vortrag der Reihe Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt (GA 110) am 18. April aufgegriffen, diesmal wird jedoch nach der »Stellung des Menschen zu den Wesenheiten der höheren Hierarchien« gefragt.

Die Seraphim, Cherubim und Throne »genießen«, wie bereits ausgeführt, den »unmittelbaren Anblick der Gottheit«. Sie besitzen, was der Mensch erst allmählich, durch eine lange Entwicklung hindurch erreichen kann, indem er höhere Kräfte der Erkenntnis, des Willens und so weiter erlangt. Während der Mensch auf seiner Pilgerschaft durch viele Leben (in seinem »status viae«, wie Thomas von Aquin sagt), der Gottheit allmählich näherkommt, die ihm »heute noch verschleiert ist«, schauen die Angehörigen der ersten Triarchie sie immer schon an. »Wenn sie entstehen«, schauen sie Gott an [1], »indem sie leben«, schauen sie Gott an. Und was sie tun, vollbringen sie aus dieser Anschauung – ja, mehr noch: »Gott tut es durch sie«. Sie vermöchten gar nicht anders zu handeln, als sie es tun, denn ihre Gottesanschauung veranlasst sie dazu, unmittelbar umzusetzen, »was die Gottheit ihnen aufträgt«. Sie sehen diese in ihrer »ursprünglichen, wahren Gestalt« und erleben sich selbst als die Vollstrecker des göttlichen »Willens« und der göttlichen »Weisheit«.

Im Unterschied dazu empfangen die Wesenheiten der zweiten Triarchie lediglich die Offenbarungen Gottes durch die erste. Er zeigt sich ihnen »durch sein Antlitz, seine Physiognomie«. Mit anderen Worten: die erste Triarchie ist das Antlitz der Trinität für die zweite. Trotzdem führen auch die Wesen der zweiten Triarchie unmittelbar aus, was sie als Offenbarung der Gottheit durch die erste empfangen. Von einer Freiheit des Willens – wobei der Begriff des Willens selbstverständlich metaphorisch zu verstehen ist – kann daher weder bei der ersten noch bei der zweiten Triarchie die Rede sein.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen wird nun von Steiner dargestellt, wie die Freiheit und damit das Böse in diesen harmonischen Einklang der Engelreiche Einzug hielt. In einem hierarchisch geordneten Gliedorganismus, in dem die höheren Wesen ihren Inhalt wie im »römischen Brunnen« C.F. Meyers [2] sich »verschleiernd« an die unter ihnen stehenden weiterreichen, kann es zwar ewiges »Strömen« in ewiger »Ruhe«, aber keine dynamische Entwicklung geben. Im Unterschied zu neuplatonischen Systemen, die die Entstehung des Bösen – sofern sie dessen Existenz nicht geradezu verneinen – aus der Verringerung des Lichtes und der Zunahme an Dunkelheit bzw. der zunehmenden Distanz der Geistwesen von ihrer Quelle erklären und den allumfassenden Zusammenhang von Grund und Folge nirgends durchbrochen sehen, verankert Steiner die metaphysische Geschichte der Freiheit in der Hierarchienwelt, letztlich im göttlichen Ratschluss. Damit »die Weltentwicklung vorwärtsschreiten konnte«, musste »etwas Besonderes eintreten«, die »regierenden Weltenmächte der Hierarchien« [3] »sagten sich«: »Niemals würde entstehen können, was entstehen soll, wenn der Weg gerade fortginge«. Entstehen sollte die menschliche Freiheit.

Daher wurden von diesen regierenden Weltenmächten »gewisse Wesen« aus dem Reich der Dynamis »dazu abkommandiert« [4], sich dem geradlinigen Entwicklungsgang der Welten und Wesen entgegenzustellen. Eine Erinnerung dieses Vorganges hat sich in den mythischen Traditionen vom Streit am Himmel erhalten. Manche Geister der Bewegung (Dynamis) maskierten sich »zum Wohle der Menschheit« als »Götter der Hindernisse«, denn nur durch den Widerspruch, die Negation, tritt neues in die Welt, vermag der Mensch jene Kräfte zu erlangen, die ihn zur Freiheit und zur Anschauung Gottes in Freiheit führen. [5]

Diese Dynamis können daher auch nicht als »böse« bezeichnet werden, im Gegenteil, sie »nahmen das Opfer auf sich«, sich der Entwicklung hemmend in den Weg zu stellen. In Wahrheit, so Steiner, sind sie »die großen Förderer der Entwicklung«, wurden aber, indem sie gegen die einträchtige Harmonie der Engelwelt »Sturm liefen« – gleichsam nebenbei –, zu »Erzeugern des Bösen«. Auf dem alten Mond wurden sie nämlich »in gewisser Beziehung« zu Verführern der Engelmenschen. Die Engel standen auf dem alten Mond erstmals als hierarchische Wesen vor einer Wahl: sich diesen Geistern der Hindernisse anzuschließen oder nicht. Die Götter der Hindernisse verdichteten die astrale Substanz des Mondes und manche Engel tauchten in dessen verdichtete Substanzen ein, während andere sich aus dem Zusammenhang mit den Geistern der Hindernisse herauslösten und jenen Wesen nachzogen, die die Sonne vom Mond abtrennten. Als der alte Mond in die heutige Erde überging, standen sich aufgrund dieses Streits am Himmel »fortgeschrittene« und »zurückgebliebene« Engel gegenüber. Die zurückgebliebenen, die sich »in die volle Flut der Mondenentwicklung hineingestürzt hatten« und deswegen weiterhin der astralen Substanz verhaftet blieben, werden von Steiner als »luziferische« Engel bezeichnet. Sie impften dem menschlichen Astralleib – der einzigen Form von Astralität, in der sie sich heimisch fühlten – während der lemurischen Zeit die Folgen des Streits am Himmel ein: Selbstsucht und alles was aus ihr folgte, die Möglichkeit des Irrtums und des Bösen. Diese Konsequenzen bis hin zur Vertreibung aus dem »Paradies« sind uns hinlänglich bekannt.

Während also die ersten beiden Triarchien gar nicht anders können, als so zu handeln, wie es sich aus ihrer unmittelbaren Anschauung der Gottheit bzw. aus der Anschauung ihres Antlitzes ergibt, und auch noch die Archai und Erzengel außerstande sind, von ihrer vorgeschriebenen Bahn abzuweichen, wurden aus der Sphäre der Dynamis einzelne auserwählt, sich der einträchtigen Harmonie der Engelwelt entgegenzustellen. Aber auch diese Dynamis folgten nur dem Willen, »den Befehlen der Gottheit«: »Indem sie sich zu Dienern des Bösen machen, vollziehen sie nur den Willen der Gottheit, die durch den Umweg des Bösen das starke Gute entwickeln will«.[6] Obwohl sie, wie es weiter oben hieß, ein Opfer brachten, indem sie zu Göttern der Hindernisse wurden, taten sie dies nicht »freiwillig«, sondern aus ihrer Anschauung der göttlichen Vorsehung.

Die ersten aber, »die die Möglichkeit hatten, böse zu werden, waren die Engel, denn diese Möglichkeit war erst von der Mondenentwicklung an vorhanden«. [7] »Sodass wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der Hierarchien nur bei einem Teil der Engel und beim Menschen die Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen mitten in der Reihe der Engel beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber doch erst in der richtigen Weise ausgebildet«. [8] Der Mensch, dessen Ich in der lemurischen Zeit eben erst geboren worden war, sah sich dem verführerischen Einfluss der luziferischen Engel ausgesetzt und erlag ihm. Vor der vollständigen Überwältigung durch diese Mächte wurde er nur dadurch bewahrt, dass andere Engel, Erzengel oder Archai sich schützend vor ihn stellten. Sie verkörperten sich im physischen, Ätherleib oder Astralleib »besonderer Individuen« und führten die Menschheit so weit als möglich durch die mit der luziferischen Versuchung verbundenen Heimsuchungen.

Dieser Schutz währte so lange, bis »eine Wesenheit, die bis dahin nur mit dem Sonnendasein verbunden« war, nicht nur in die drei Leiber eines Menschen, sondern auch in dessen Ich einzudringen vermochte. Ein »Individuum« erschien auf der Erde, das »die höchste Wesenheit« in sich aufnahm, »die zunächst mit unserem Sonnendasein verbunden war«. Das Ich, in das diese Wesenheit eindrang, findet seinen Ausdruck im Blut und in der Wärme des Blutes, dem »Rest des alten Saturnfeuers«. Die genannte Wesenheit brachte sich daher in zweierlei zum Ausdruck: im Feuer des brennenden Dornbusches bzw. den Blitzen auf dem Sinai und im Blut eines Menschen [9]: sie erschien »in einem bluttragenden Leib, in Jesus von Nazareth. Damit zieht die Sonnenwesenheit in ein irdisches Individuum ein«. »Dadurch, dass das Ich [jedes einzelnen Menschen] sich immer mehr und mehr durchdringen und durchtränken wird mit der Kraft, die damals eingedrungen ist in das Ich [des Jesus von Nazareth], dadurch wird dieses Ich [jedes einzelnen Menschen] die Fähigkeit erlangen, immer mehr aus eigener Kraft sich zu erheben über all die Einflüsse, die dieses Ich herunterziehen können. Denn dieses Wesen, das bis in das Ich vordringt, das ist anderer Art als die anderen Wesenheiten, die früher herniedergestiegen sind auf die Erde und welche den physischen Leib, den Ätherleib und den Astralleib beseelt haben«, d.h. anders als die Engel, Erzengel und Zeitgeister. [10]

Als »höchste Wesenheit«, die »zunächst mit unserem Sonnendasein verbunden« war, als »Sonnenwesenheit«, als ein Wesen anderer Art, ganz anderer Natur als jene, die von den leiblichen Gliedern des Menschen Besitz ergriffen und ihn inspirierten hatten, wird Christus von Steiner bezeichnet. All diese Hinweise lassen jedoch offen, um was für eine Wesenheit genau es sich handelte, oder ob ihre Bestimmung bereits damit erschöpft ist, dass sie als »Sonnenwesen« bezeichnet wird.

Die Engel, Erzengel oder Archai, die sich in der vorchristlichen Zeit in Menschen inkorporierten, ließen diese zu religiösen oder moralischen Genien werden, die der übrigen Menschheit voranschritten. Aber diese Genien wirkten wie unter dem Zwang einer höheren Macht, nicht aus ihrem individuellen Bewusstsein heraus. In Christus dagegen erschien eine Wesenheit »ganz anderer Natur«, die nichts tat, um die Menschen durch Zwang auf ihre Seite zu ziehen. Christus wirkte nicht suggestiv, überwältigend durch seine Lehren, – er wirkte überhaupt nicht durch seine Lehren, sondern durch seine Taten. Und die größte dieser Taten war sein Tod[11] »Das ist das Wesentliche, dass der Christus durch eine Tat wirkte, bei deren Verbreitung in der Welt er gar nicht mehr physisch« anwesend war. »Das ist der große Unterschied zwischen der Wirkung des Christus und der anderer Religionsstifter«.

Das Besondere dieser »Tat« besteht darin, dass sie auf den Menschen keinerlei Wirkung ausübt, es sei denn, er entschließt sich dazu, sie auf sich wirken zu lassen. Sie ist »mit dem absolut freien Charakter seines individuellen Ich vereinbar«. Aber gerade indem er sich frei entschließt, Christus in sich aufzunehmen, nimmt er »nicht bloß eine Lehre« in sich auf, sondern »eine Realität, eine göttliche Kraft«. Niemand vermag diese Kraft in sich aufzunehmen, der sie nicht freiwillig aufnimmt. Einmal vom Ich aufgenommen, strahlt sie in den Astralleib des Menschen aus und vermag jene Eigenschaften in ihm auszulöschen, die durch Luzifer in ihn hineingelangt sind. Dadurch befreit der Mensch nach und nach die luziferischen Engel aus ihrer Fesselung an seinen Astralleib. Er wird die gefallenen Engel erlösen, wenn er die Christus-Kraft in sich aufnimmt.

Der Mensch ist, wie Steiner sich ausdrückt, ein »Glied unserer Hierarchien«, das sich von allen anderen unterscheidet. Er vermag nicht nur aus dem Anschauen der Gottheit, sondern aus seiner freien Entscheidung zu handeln. Und »Christus ist ein Gott«, der so wirkt, dass man seinen Impulsen nur folgen kann, wenn man sich in Freiheit dazu entschließt. »Er ist daher der Gott, der niemals diese individuelle, freie Entwickelung des Ich nach dieser oder jener Richtung hemmen kann. Der Christus konnte sagen im allerhöchsten Sinne: Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen. Und diejenigen Wesenheiten der nächsten Hierarchie, die die Möglichkeit hatten, Böses zu tun, die luziferischen Wesenheiten, sie werden wiederum durch die Kraft des Menschen erlöst, befreit«.[12]

Welch erhebende Perspektive! Der Mensch ist nicht bloß das passive Objekt der Erlösung, sondern er wird durch die Aufnahme der Kraft Christi zu ihrem aktiven Subjekt, das nicht nur sich, sondern sogar die gefallenen Engel erlöst, durch die er des Paradieses verlustig gegangen ist.

Durch den Menschen tritt daher in der Weltentwicklung etwas Neues in Erscheinung, was zuvor noch nie da war, obwohl auch schon vor ihm hierarchische Wesen eine Menschenstufe durchlaufen haben. Eine »völlig neue Mission« hat er zu erfüllen: er soll die Freiheit in die Welt bringen und mit ihr die Liebe. Ohne Freiheit kann es keine Liebe geben, die Erde soll durch den Menschen zum Kosmos der Liebe und der Freiheit werden. Und als »freier Helfer« bei dieser Aufgabe ist ihm Christus erstanden, »nicht als ein Gott, der von oben wirkt, sondern als Erstgeborener unter vielen«. [13] Erst aus dieser »Mission« des Menschen lässt sich seine Würde und Bedeutung innerhalb der Hierarchienwelt begreifen: während alle hierarchischen Wesen, mit Ausnahme eines Teiles der Engel, nicht fähig zur Freiheit sind, reift in ihm eine Hierarchie der Freiheit und der Liebe heran. Daher wird er einst als »Geist der Freiheit und der Liebe« den Anfang einer vierten Triarchie bilden.

Nun ist in diesem Band der Gesamtausgabe auch noch eine Fragenbeantwortung vom 21. April mitabgedruckt [14], die einen bemerkenswerten Hinweis enthält, der uns in dieser Form noch nicht begegnet ist. Ein aufmerksamer Zuhörer, der vermutlich auch andere Vorträge Steiners besucht hatte, fragte nach den Elohim, obwohl über sie in dieser Vortragsreihe kein Wort gefallen war. Die Frage, die er stellte, lautete: »Stehen die Elohim noch über den neun Hierarchien?« Wie wir aus früheren Darstellungen wissen, wurden die sieben Elohim von Steiner dem Reich der Exusiai, der Geister der Form zugeordnet. Dies wird auch durch seine Antwort bestätigt. Allerdings kommt ein weiterführender Hinweis hinzu: sie gehören nämlich nicht nur dem Rang der Geister der Form an, sondern »von da ab den Hierarchien nach oben«. »Elohim«, so Steiner weiter, »ist der Gesamtname für die Sonnenwesen«, die bei der Trennung der Sonne von Mond und Erde mit der Sonne verbunden blieben.

Und nun folgen die beiden höchst aufschlussreichen Sätze, die unsere Arbeitshypothese erneut bestätigen: »Christus, der Höchste der Elohim, ist der Regent derselben. Er gehört aber nicht zu den Hierarchien, sondern zur Trinität«. Schon die Elohim gehören als Geister der Form nicht nur diesem Rang an, sondern »von da ab nach oben«. Und Christus gehört, obwohl er als der »Höchste der Elohim« bezeichnet wird, nicht zu den Hierarchien, sondern zur Trinität. Mit diesem Regenten der Elohim, der nicht den Hierarchien angehört, kann nur der Logos gemeint sein, eben jener Logos, der in Steiners Kommentaren zum Johannes-Evangelium jener ist, der zu allem wird: zu Geistern des Willens auf dem alten Saturn, Geistern der Weisheit auf der alten Sonne, Geistern der Bewegung auf dem alten Mond und Geistern der Form bzw. zu einem Menschen auf der jetzigen Erde. Oder aber er offenbart sich nacheinander durch diese unterschiedlichen Glieder des himmlischen Geistorganismus, der als »Hierarchienwelt« bezeichnet wird, um sich zuletzt – wenn auch nicht als letztes – durch einen Menschen zu offenbaren. [15]

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Anmerkungen:

[1] Gemeint ist ihr Hervortreten aus dem geistigen Keimzustand in der Trinität zu Beginn eines neuen Weltsystems.

[2] Das Gedicht C.F. Meyers im Wortlaut: Aufsteigt der Strahl und fallend gießt / Er voll der Marmorschale Rund, / Die, sich verschleiernd, überfließt / In einer zweiten Schale Grund; / Die zweite gibt, sie wird zu reich, / Der dritten wallend ihre Flut, / Und jede nimmt und gibt zugleich / Und strömt und ruht.

[3] Bei diesen regierenden Weltenmächten der Hierarchien – also aller Hierarchien – kann es sich nur um die Trinität handeln.

[4] Etwas weniger anstößig könnte man sagen: diese Dynamis schauten die Notwendigkeit des Widerspruchs in den Offenbarungen, die ihnen im Antlitz der Gottheit zuteilwurden.

[5] Dass es sich um eine Maskerade handelt, darauf deutet eine Episode, die zur Einführung der Erzählung über die Genese des Bösen berichtet wird: In den alten Mysterien pflegten sich die Hierophanten als »grauenvolle Dämonengestalten« zu verkleiden und den Initianden »entsetzliche Taten« vorzuführen. Die Initiierten traten in der Maske des Bösen auf, um die Prüflinge in Versuchung zu führen. Erst als sich die Hierophanten demaskierten, erkannten jene, dass es sich um eine Prüfung handelte. Diese Vorgänge in den Mysterien »waren nur eine Abspiegelung dessen, was sich in der kosmischen Entwicklung wirklich vollzogen hat«. GA 110, 18.4.1909, S. 162.

[6] GA 110, 18.4.1909, S. 166.

[7] GA 110, 18.4.1909., S. 167.

[8] GA 110, 18.4.1909., S. 167. »In der richtigen Weise ausgebildet«: damit dürfte im Sinne der Philosophie der Freiheit der Fortschritt von der Wahlfreiheit zur wirklichen, kreativen Freiheit gemeint sein, die nicht lediglich zwischen vorgegebenen Alternativen wählt, sondern individuell moralische Handlungen aus dem intuitiven Erleben des Weltzusammenhangs schöpft.

[9] Aufgrund der vorangehenden Ausführungen könnte man auch sagen: sie hüllte sich in den Schleier des physischen Leibes der Urkräfte, der als »saturnisches Feuer« auch das menschliche Blut durchdringt (oder des Ätherleibes eines Erzengels).

[10] GA 110, 18.4.1909, S. 168.

[11] Diese paradoxe Formulierung, durch die der Tod, die ultimative Form des Leidens, zum aktiven Tun umgedeutet wird, ergibt nur Sinn, wenn man die Kreuzigung als freiwilliges Opfer betrachtet. Nicht minder paradox ist Steiners Auffassung, der Tod am Kreuz sei in Wahrheit eine Geburt, die Geburt des himmlischen Menschheits-Ich. Wenn allerdings die »Möglichkeit der Freiheit« mitten in der Reihe der Engel beginnt und die über ihnen stehenden Mächte eine solche Freiheit nicht besitzen, muss Christus auch aus diesem Grund ein Wesen »von ganz anderer Art« sein, denn als »freiwillig« kann sein Opfer nur bezeichnet werden, wenn er nicht derselben Notwendigkeit unterworfen ist, wie die Angehörigen der himmlischen Hierarchie.

[12] GA 110, 18.4.1909, S. 173.

[13] GA 110, 18.4.1909, S. 173.

[14] GA 110, 21.4.1909, S. 179.

[15] Dass sich Christus im 20. Jahrhundert in Gestalt eines Engels zu offenbaren beginnt (GA 152, 2.5.1913), so wie er sich Paulus vor Damaskus offenbarte (1908, GA 112, siehe weiter oben; GA 118, 25.1.1910 u.ö.), davon wird noch zu sprechen sein. – Im Prolog des Johannes-Evangeliums heißt es: πάντα δι’ αὐτοῦ ἐγένετο, καὶ χωρὶς αὐτοῦ ἐγένετο οὐδὲ ἕν ὃ γέγονεν. ἐν αὐτῷ ζωὴ ἦν, καὶ ἡ ζωὴ ἦν τὸ φῶς τῶν ἀνθρώπων. D.h. »alles ist durch ihn (den Logos) geworden, und außerhalb von ihm ist nichts von dem Entstandenen geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen«. Die gesamte Schöpfung, einschließlich des Engelspleromas ist im Logos, in ihm ist das Leben der Kyriotetes, in ihm das Licht der Exusiai. Und dieses Licht »war im Kosmos und der Kosmos ist durch es geworden«. Der Kosmos ist also nicht nur aus dem Licht entstanden, sondern das Licht durchdrang und erfüllte ihn auch. Καὶ ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο καὶ ἐσκήνωσεν ἐν ἡμῖν, καὶ ἐθεασάμεθα τὴν δόξαν αὐτοῦ, δόξαν ὡς μονογενοῦς παρὰ πατρός, πλήρης χάριτος καὶ ἀληθείας. D.h. »der Logos wurde Fleisch« – auch der Mensch war in ihm – nun aber wurde er selbst Mensch – »und er war unter uns gegenwärtig und wir schauten den Glanz seines Lichtes, den Glanz des Einziggeborenen des Vaters, voll von zauberhafter Anmut und Wahrheit«.

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