Geschichte der Anthroposophie im 20. Jahrhundert
Band 1 | 1875–1952
Von den Anfängen bis zur zweiten großen Sezession
Das Werk »Selbsterkenntnis in der Geschichte« bietet ein Jahrhundert Anthroposophie in verdichteter Form in drei umfangreichen Bänden. Worum es geht, beschreibt die Einleitung des ersten Bandes, von der hier ein Auszug folgt.
»Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, eines der aufregendsten spirituellen Experimente des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive eines teilnehmenden und zugleich kritischen Beobachters im Kontext der zeitgenössischen Geschichte nachzuzeichnen und zu interpretieren. Der Standpunkt des Verfassers dieses Versuchs befindet sich aufgrund der von ihm angewandten Forschungsmethode, die nicht nur ihren Gegenstand, sondern auch die Hervorbringung ihres Gegenstandes beobachtet, zugleich innerhalb und außerhalb dieses Experiments.
Es handelt sich um einen unvollkommenen Versuch, der in vielerlei Hinsicht zu wünschen übriglässt. Die anthroposophische Bewegung ist eine Breitenbewegung, die viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ergriffen und beeinflusst hat. Sie ist vor allem eine internationale Bewegung, lässt sich also nicht lediglich als Geschichte ihrer Entwicklung in einem Land erzählen. Die anthroposophische Gesellschaft ist eine Gesellschaft von Mitgliedern, die ihrerseits in viele weitere Geschichten von Institutionen, Gruppen und Gemeinschaften verflochten sind, die sich nicht nur durch ihren Bezug auf diese Gesellschaft, sondern auch durch ihre Zugehörigkeit zu den jeweiligen Gemeinschaften und Organisationen definieren, die sich durch eine größere oder geringere Nähe zur Gesellschaft und ihrer Leitung auszeichnen. Sowohl die räumliche Breite als auch die zeitliche Tiefe von Bewegung und Gesellschaft werden durch den vorliegenden Versuch nicht annähernd ausgeschöpft, obwohl er schon lang genug ist. Der Fokus liegt auf dem geistigen und örtlichen Zentrum von Gesellschaft und Bewegung, das – wie umstritten und problematisiert auch immer – dies bis zum heutigen Tag geblieben ist: dem kleinen Ort Dornach im Baselbieter Jura, der mit seinem Goetheanum den Ankerpunkt der Weltbewegung beherbergt.
Andererseits spiegelt sich, wie in einem Brennpunkt, das Schicksal und Selbstverständnis dieser Weltbewegung gerade an diesem Ort und von einem gewissen Gesichtspunkt aus könnte man behaupten, was sich nicht in diesem Brennpunkt und den Diskursen und Debatten spiegle, die hier ausgetragen wurden, gehöre der Bewegung, die dort zentriert ist, nicht an. Von daher scheint es gerechtfertigt, sich der Geschichte des sozial-anthroposophischen Kosmos dadurch anzunähern, dass die vielfältigen Reflektionen dieses Kosmos in dessen Gravitationszentrum einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Dies erscheint auch dadurch legitimiert, dass die Angehörigen von Gesellschaft und Bewegung sowohl in Affirmation als auch Kritik sich bis zum heutigen Tag selbst auf dieses Zentrum beziehen, von dem seit der Errichtung des Ersten Goetheanum im zweiten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts seinen Ausgang nahm, was sich als »anthroposophisch« verstand. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei nicht auf Institutionen oder Organisationen, sondern auf den Debatten, die über das Selbstverständnis der Anthroposophen geführt wurden. Gesellschaft und Bewegung sind in hohem Grade selbstreflexiv; die permanente Diskussion über die anthroposophische Identität gehört damit zum Kern der Geschichte beider. Der anthroposophische Identitätsdiskurs durchdringt alle Arbeitsfelder und sozialen Netze, die sich auf die eine oder andere Art dem gemeinsamen Ursprung verbunden fühlen, auf den sie sich beziehen. Eine Geschichte der anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung muss daher als Geschichte ihrer Diskurse über das eigene Selbstverständnis geschrieben werden. Dass es sich bei einer solchen Diskursgeschichte um eine spezifisch anthroposophische Form von Historiographie handelt, ergibt sich auch aus einem weiteren Gesichtspunkt.«
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Stimmen zum ersten Band
»Lorenzo Ravagli legt die erste Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft überhaupt vor. Nach einem ersten Eindruck lässt sich sagen: sie liest sich spannend, bleibt stets sachlich, dabei Tiefen auslotend, scheut den Durchblick nicht, auch bei heiklen Themen, räumt mit Mythen auf und nimmt zugleich Anteil am geistigen Impuls der Anthroposophie, zeigt objektiv Schwierigkeiten bei deren sozialen Umsetzung auf und würdigt Leistungen, wo sie vorhanden sind. Es entsteht zugleich eine von Klarheit geprägte historische Distanz und eine produktive Perspektive, die aus Misslungenem eine Summe ziehen lässt – man hat so etwas noch nicht gelesen!«
Roland Tüscher. Ein.Nachrichtenblatt. November 2020
»Mit dem ersten Band seiner geplanten Trilogie zur Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft legt der Autor Lorenzo Ravagli ein Werk vor, das die Lesenden wahlweise als Goldmine oder Sprengsatz empfinden können – noch vor der Lektüre. Damit wären wir bereits beim Kernpunkt des Problems, nämlich der Gruppenbildung, der Spaltung, der individuellen Neigung zum Anschluss an ein Kollektiv als Machtgebilde innerhalb eines gesellschaftlichen Zusammenhangs. Eine äußerst aktuelle Fragestellung. …
Die Lesenden sind gefordert, sich ein Urteil zu bilden, aus dem heraus, was überhaupt ein sachgemäßes Urteil möglich macht: Unabhängigkeit, Beweglichkeit des eigenen Standpunkts, ohne das Standvermögen, die Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber preiszugeben. Nötig ist nur Liebe zu dieser Handlung – dem Akt der Wahrheitsfindung als eigenem seelischem Beobachtungsresultat, im Verständnis des anderen. Es ist eine ganz konkrete Philosophie der Freiheit, die Ravagli geschrieben hat. Ein Glücksfall für die Leserinnen und Leser. …
Da der Autor es geschafft hat, einen vollkommen suggestionsfreien Text zu bündeln, kann es den Lesenden ebenso glücken, sich in der Lektüre mit dem eigenen Bewusstsein freilassend zu verständigen. Man fühlt sich an keiner Stelle ‹überredet› oder gar manipuliert, sich einer Auffassung anzuschließen. Urteilsmäßig gefordert fühlt man sich aber sehr wohl. Es entsteht ein fortdauerndes, interessebildendes Staunen. Aus der daraus getragenen Einsicht wird Verstehen, und aus diesem Anteilnahme. Nicht umgekehrt, und das ist bedeutsam! …
Der durchgehend gehaltene Fokus des Menschlich-Individuellen lässt das Buch zum Roman werden. Eine epische Erzählung, deren Fortsetzung man gespannt erwartet. Der zweite und der dritte Teil sollen im Lauf dieses Jahres erscheinen. Es ist eine Parzival-Lektüre. Wir sind mitten darin, in der Geistesschau der Wunde. Erinnern, besinnen wir uns, die Frage nicht zu versäumen. Dazu ist Ravaglis Buch sehr hilfreich.«
Ute Hallaschka. Das Goetheanum. 12. Februar 2021.
»Der Autor Lorenzo Ravagli befindet sich zugleich innerhalb und außerhalb seines Themas.
Diese ambivalente Position ist dem Projekt offensichtlich nützlich geworden, infolge eigenen Miterlebens von Teilen oder von Nachwirkungen bedeutsamer geschichtlicher Ereignisse. …
Ravagli legt nicht nur einen materialreichen Bericht vor, sondern erschafft damit gleichzeitig selbst eine Tatsache, die sich in markanter Art in den Geschichtsverlauf einordnet und in diesem aller Voraussicht nach wirken wird. Die Anthroposophische Gesellschaft könnte sich mit Hilfe dieser Veröffentlichung verstärkt – teilweise erstmals – ihrer eigenen Entwicklung bewusst werden, unbenommen früherer, meist Episode gebliebener Versuche gesellschaftlicher Selbsterkenntnis. Ein kritisches Verlaufsbewusstsein könnte entstehen oder befördert werden, wenn Ravaglis Arbeit bei den Verantwortungsträgern und in der Mitgliedschaft genügend Beachtung fände. …
Lorenzo Ravaglis Werk wird letztlich mehr als hundert Jahre theosophischer und anthroposophischer Gesellschaftsentwicklung übergreifen. Nicht einmal annäherungsweise ist ein solches Werk bisher entstanden. Von der Geschichtserkenntnis bis zur gemeinschaftlichen Selbsterkenntnis ist eine derartige, immer faktengestützte Untersuchung unentbehrlich. Es ist allerdings fraglich, ob eine wirkliche Selbsterkenntnis – aus den Anfängen heraus – noch möglich ist. Wenn alle drei Bände vorliegen, werden wir mehr wissen – auch ob es genügend freiheitliche Geister gibt, welche fähig und bereit sind, aus der riesigen Tatsachensammlung die rechten Schlüsse zu ziehen.«
Günter Röschert. Die Drei. Januar 2021.
»Lorenzo Ravagli hat in einer umfangreichen Reportage über die – von heute aus gesehen – absurden Streitigkeiten berichtet, mit denen sich die Schüler Rudolf Steiners hundert Jahre lang gegenseitig behindert haben, in bizarre Umgangsformen verstrickt, wie im Mittelalter. Er untersucht die Mythenbildungen, die dabei eine Rolle gespielt haben, die Fiktion vom Weiterbestehen des »esoterischen Vorstands« am Goetheanum, die chiliastischen Spekulationen über ein Wiedererscheinen des großen Lehrers. Ich werde mich darauf einzustellen haben, dass die Schatten des Zeitalters der Verstandes- und Gemütsseele noch für längere Zeit in weiten Teilen der anthroposophischen Bewegung das Erwachen der Bewusstseinsseele verdunkeln werden.«
Johannes Kiersch. Von der Steinzeit bis zum Great Reset. Info3 Verlag 2021.
Band 2 | 1953–1982
Vom Bücherkonflikt zur Konsolidierung des Gründungsmythos
Der Zeitraum, den dieser zweite Band der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung umfasst, wurde von Albert Steffen und Rudolf Grosse geprägt. Albert Steffen war bis zu seinem Tod 1963 Vorsitzender der Gesellschaft.
Mit ihm starb das letzte Mitglied des Gründungsvorstandes, das von Rudolf Steiner berufen worden war. Solange er lebte, war der zweite große Konflikt, der zu einer Sezession innerhalb der Gesellschaft geführt hatte, der Streit mit Marie Steiner und dem von ihr gegründeten Nachlassverein um das geistige Erbe des Gründers von Gesellschaft und Bewegung nicht zu lösen.
Noch zu Steffens Lebzeiten gelang es allerdings, die Nachwirkungen des ersten großen Konflikts zu beseitigen, der 1935 zum Ausschluss zweier Gründungsmitglieder des Vorstandes, Ita Wegmans und Elisabeth Vreedes, sowie dem Ausschluss der englischen und holländischen Landesgesellschaft und ihrer führenden Persönlichkeiten geführt hatte. 1960 schloss sich die holländische Landesgesellschaft wieder der Muttergesellschaft an, einige Jahre später folgte ihr die englische Landesgesellschaft.
In der von 1966 bis 1984 dauernden Ära unter dem Vorsitz Rudolf Grosses stand die Gesellschaft vor der Aufgabe, den unbewältigten Konflikt um das Erbe Rudolf Steiners zu lösen, der sich in Gestalt des sogenannten Bücherstreits 1968 zuspitzte und zu einer weiteren Sezession führte.
Seit dem Anbruch des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts begann die anthroposophische Bewegung aber auch durch den Bau von Schulen, die Gründung von Studienstätten, die Erzeugung ökologischer Produkte, die Eröffnung von Krankenhäusern, ja sogar die Gründung von Universitäten als sozialreformerische Bewegung immer mehr in Erscheinung zu treten. Die zunehmende Breitenwirksamkeit stellte die Anthroposophische Gesellschaft vor die Frage, ob und wie sie ihre spirituelle Substanz zu bewahren vermochte. Die Wahrnehmung dieses Problems löste eine Suche nach ihrer Identität aus. Diese führte ab der Mitte der 1970er Jahre zur Konsolidierung ihres Gründungsmythos. Im Zentrum dieses Mythos standen die Erzählungen über die Stiftung der Gesellschaft durch die Weihnachtstagung 1923/24, das Fortwirken Rudolf Steiners in ihr und die Heilung des Karmas ihrer Mitglieder.
Aus dem Inhalt:
1953–1963: Ausbruch aus dem Elfenbeinturm
1964–1968: Von der »Bücherfrage« zum »Bücherbeschluss«
1969–1972: Fundamentalisten und Realisten
1973–1979: Anthroposophie im Aufschwung
1979–1982: Die Konsolidierung des Gründungsmythos
Die 3 Bände im Paket zum Sonderpreis von 99 Euro.
Stimmen zum zweiten Band
Was zum echten Leseabenteuer wird, ist die Geste zwischen Zentrum und Peripherie, niemals pedantisch, geradezu eurythmisch der Pendelschlag der vergleichenden Betrachtung: das anthroposophische Gesellschaftsleben wird jeweils im Kontext der gesamtgesellschaftlichen und weltpolitischen Ereignisse dargestellt–Jahr für Jahr. Was sich in den fünf Hauptkapiteln zeigt, ist einerseits die konkrete Handlungssphäre, das sich entwickelnde Leben der anthroposophischen Bewegung in ihren sogenannten Tochtergründungen, andererseits umso stärker der Schattenwurf im Hinblick auf ihren eigenen Quell.
Nach wie vor und beinah gespenstisch zieht sich der Grundkonflikt, der direkt nach Rudolf Steiners Tod ausbrach immer weiter. Er wird fortgesetzt mit neuen Zuschreibungen und wechselndem Personal – wie ein schreckliches Bühnendrama. Im sogenannten Bücherkonflikt wiederholt sich – diesmal zwischen Vorstand und Nachlassverein – die alte Lagerbildung, in der eine Gruppe die andere bezichtigt nicht adäquat mit der Wahrheit und Wirklichkeit von Anthroposophie zu verfahren. Auch in Band 2 arbeitet Ravagli die Wurzel des Konflikts heraus.
Ute Hallaschka. Zeitschrift Erziehungskunst
Lorenzo Ravagli hat im ersten Band »Selbsterkenntnis in der Geschichte. Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert« die Zeit von den Anfängen der Gesellschaft bis 1952 behandelt. Nun ist der zweite Band erschienen und behandelt die Zeit von 1952 bis 1982.
Mit tiefer Anteilnahme kann man anhand des umfassend dokumentierten Bandes die tragischen Konflikte von 1925 bis zum Tod von Marie Steiner-von Sivers 1948 begleiten, Konflikte, die sich an Rudolf Steiners Aussage anschließen: »[…] dann waltet Karma«. Das war seine Antwort auf die Frage, wie es weitergehen wird, wenn sich die Freunde nach seinem Tod nicht auf gemeinsame Arbeit verständigen können.
Der zweite Band dieses Monumentalwerkes behandelt auf über 500 Seiten die Zeit von 1952 bis 1982. Wieder ist viel Material mit großem Fleiß und Sachkenntnis zusammengetragen. […] Der Verfasser ist […] nicht mehr nur Historiker, sondern nimmt selbst zu den Ereignissen Stellung. […] Nun hält der Verfasser seine Antipathie gegen das, was er Mystifizierung und Mythenbildung nennt, nicht mehr zurück. Er erinnert zwar daran, »dass dieser Begriff [Mythos] keinerlei abwertende Bedeutung besitzt, sondern auf die zentralen Vorstellungs- und Ideenkomplexe verweist, die eine soziale Gemeinschaft unter Menschen […] konstituieren und deren Selbstverständnis und Lebenspraxis essenziell eingeschrieben ist«. Geht man allerdings auf Joseph Campbell, den Altmeister der Mythenforschung, zurück – Ravagli verweist in einer Fußnote auf ihn –, so handelt es sich bei den mythischen Symbolen um »spontane Hervorbringungen der Psyche«. Psychoanalyse und insbesondere die Forschungen von C.G. Jung liegen diesem Mythos-Begriff zugrunde.
Diese Art der Betrachtung scheint die Arbeit von Ravagli zu prägen. Im Kapitel über van Manens Buch [»Christussucher und Michaeldiener«] bezeichnet er die Karma-Vorträge Rudolf Steiners als »Reinkarnationserzählungen«, als »sozialtherapeutische Erzählungen« zuhanden der Mitglieder, die »sie dazu befähigten, sich auf einer von Emotionen unbelasteten Ebene zu begegnen und das gesellschaftliche Zusammenleben entsprechend fruchtbar zu gestalten«. Die Erwartung in diese Therapieform habe sich aber durch die Entwicklung der Gesellschaft nicht erfüllt. […]
Man kann auf den dritten Band, der bis zum Jahr 2002 führen soll, gespannt sein. Je weiter Ravagli in der Geschichte fortschreitet, desto mehr Menschen werden seine Arbeit, wie bereits beim zweiten Band, mit dem eigenen Erleben dieser Jahre in Verbindung bringen können.
Hans Hasler. Zeitschrift Das Goetheanum
»Ravaglis Vergleich der äußeren Fakten mit deren verschiedenen möglichen Deutungen ist lehrreich, besonders in Bezug auf die Dornacher Weihnachtstagung von 1923/24, in der Rudolf Steiner sich mit der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung auf allen Ebenen verband. Mit spürbar wachsender Distanz entdeckt Ravagli eine Überhöhung dieses Ereignisses durch führende Anthroposophen, die daraus ein Fortdauern der Gesellschaft und ihres Vorstandes ableiten, die ohne diesen ›Mythos‹ angesichts der andauernden und quälenden Streitigkeiten gefährdet wäre. … Die inneranthroposophischen Debatten (oft mit einer fast unwirklichen Distanz zum sonstigen Zeitgeschehen) stehen auch in diesem Band II im Vordergrund; die individuellen Lebensentschlüsse und Leistungen treten demgegenüber zurück. Als Ausnahmen gibt es einige Glanzpunkte: die Gründung des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke (die anderen Kliniken kommen kaum mehr vor), der Universität Witten-Herdecke, die Beziehungen zur ökologischen Bewegung aus dem Geist der 68er; trotz aller Einschränkungen ist diese Darstellung für den unverzichtbar, der sich mit Geschichte der Anthroposophie auseinandersetzen möchte.«
Frank Hörtreiter. Zeitschrift Die Christengemeinschaft
Band 3 | 1983–2000
Vom Mythos zur Verfassungskrise
Die beiden letzten Jahrzehnte vor der Jahrtausendwende stellten die Anthroposophische Gesellschaft vor bedeutende Herausforderungen: einen beispiellosen Aufschwung der Tochterbewegungen ab den 1990er Jahren und eine tiefgreifende Krise in ihrem Selbstverständnis.
Die Anthroposophie etablierte sich als alternative Kulturbewegung. Gleichzeitig wurde ihre große spirituelle Erzählung von religiösen und politischen Gegenströmungen in Frage gestellt. Die anthroposophische Bewegung sah sich mit politischen Kampagnen konfrontiert, auf die sie entsprechende Antworten finden musste. Ihre geistige und rechtliche Verfassung wurde für sie selbst zum Problem. Die 1990er Jahre waren gekennzeichnet von der Suche nach Orientierung in einem unüberschaubar werdenden Umfeld. Gebieterisch erhob sich der delphische Ruf nach Selbsterkenntnis, der sowohl an die einzelnen Mitglieder Gesellschaft als auch an die Gesellschaft als Ganzes gerichtet war.
615 Seiten, ISBN 978-3-9821354-9-6. Erhältlich bei amazon oder www.glomer.com Preis: € 58,–
Die 3 Bände im Paket zum Sonderpreis von 99 Euro.
Stimmen zum dritten Band
Anlässlich der Feierlichkeiten um die 100 Jahre Weihnachtstagung bietet die … gründliche und flüssig geschriebene große Studie willkommenen und unentbehrlichen Stoff zur Selbstbesinnung. Und trotz der vielen Seiten und schmerzlichen ›Streiten‹ ist die Lektüre hochspannend und kann Erkenntnisfreuden bereiten.
Gerold Aregger. Zeitschrift Gegenwart
Einzelne Kapitel als Leseproben:
- Theosophische Vorgeschichte
- 1925 | Rudolf Steiners Tod
- Sukzession und falsche Bodhisattvas
- Der Prozess um den Nachlass Rudolf Steiners
- Die spirituelle Existenz der Hochschule und die Wurzel des Übels
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