Das Jahwe-Geheimnis im Werk Steiners. Auszug aus dem Jahrbuch für anthroposophische Kritik 2005.
Von Lorenzo Ravagli
Teil 1
Vorbemerkung
Die hier abgedruckte Untersuchung ist Teil einer Forschungsarbeit zur Gestalt JHWHs im Vortragswerk Rudolf Steiners. Sie umfasst den Zeitraum vom 1905-1908. Die Darstellung des folgenden Zeitraums (1909-1925) wird voraussichtlich in einem späteren Jahrbuch erfolgen.
Zur Methode der Darstellung: Das Vortragswerk Rudolf Steiners ist ein äußerst komplexes und vielschichtiges Gewebe von Texten. Wer sich mit der Entwicklung eines bestimmten Themas in diesem Werk befassen will, muss mindestens drei Faktoren berücksichtigen.
1. Die zeitliche Achse. Diese Untersuchung geht von der Voraussetzung aus, dass das Gesamtwerk Steiners, zumal nach der Jahrhundertwende, das Ergebnis einer kontinuierlichen Forschungsentwicklung ist. Diese Entwicklung dokumentiert sich nicht nur in den Schriften, sondern noch mehr im Vortragswerk. Die Schriften bieten jeweils zusammenfassende, synthetische Darstellungen eines bestimmten ideellen Globalhorizontes, und nur die verschiedenen Bearbeitungen dieser Schriften für Neuauflagen im Lauf der Jahre lassen, wenn sie verglichen werden, erahnen, in welcher Richtung Steiner seine Anschauungen erweiterte und vertiefte. Die Vorträge dagegen halten das in fortlaufendem Gespräch mit seiner Zuhörerschaft sich entwickelnde Weltbild Steiners fest und geben Fortschritte und Wandlungen viel zeitnaher wieder. Die Zeitachse, auf der die Vorträge angeordnet sind, dokumentiert den Fortschritt seiner Forschungen zu einem bestimmten Gegenstand. Im Laufe der Jahre werden einzelne Themen nicht nur erweitert und vertieft, sondern auch von unterschiedlichsten Gesichtspunkten beleuchtet. Ein Gesamtbild eines bestimmten Themas kann sich nur ergeben, wenn man die Entfaltung dieses Themas entlang der Zeitachse in ihrer Gesamtheit überblickt. Die Eigenart der Forschungs- und Darstellungsweise Steiners verunmöglicht es, Beleuchtungen eines Gegenstandes, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgt sind, als letztgültige Aussagen zu behandeln.
2. Die kontextuelle Achse. Mit der zeitlichen Entwicklung der Darstellung seiner Forschungsergebnisse interferiert ein zweites Motiv, das Steiners Vorträge beeinflusst und die Interpretation erschwert: die Kontextabhängigkeit seiner Vortragsweise. In diese gehen nicht nur der aktuelle geisteswissenschaftliche Forschungsstand ein, sondern auch die Verstehensvoraussetzungen der jeweiligen Zuhörer (hier spielt vor allem die Unterscheidung zwischen verschiedenen Zuhörerkreisen – Mitglieder, Nichtmitglieder, bestimmte Berufsgruppen mit entsprechender Vorbildung, esoterische Schule, eine Rolle) und das aktuelle ideelle Zeitkolorit. In diesen Zusammenhang gehört auch die Gesamtthematik eines Einzelvortrags oder einer Vortragsreihe, die den systematischen Ort bestimmter Ausführungen beleuchtet und färbt. Die mündlichen Darstellungen Rudolf Steiners zeichnen sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie jeweils im Augenblick neu geschöpft wurden. Es handelt sich nicht um Vorlesungen ausgearbeiteter Manuskripte, sondern um Aufzeichnungen extemporierter Rede durch verschiedenste Zuhörer von unterschiedlicher Genauigkeit. Erst im Rahmen der Gesamtausgabe wurden die meisten dieser Aufzeichnungen entziffert, rekonstruiert und zu lesbaren Texten umgestaltet. Eine Anzahl von Vortragsreihen und Einzelvorträgen wurde bereits zu Steiners Lebzeiten veröffentlicht, ohne dass dieser jedoch – außer in Einzelfällen – die veröffentlichten Texte redigiert oder autorisiert hätte. Auch diese Veröffentlichungen zu Lebzeiten wurden in der Regel für die Gesamtausgabe mit Stenogrammen verglichen und von den Herausgebern bearbeitet. Über die Authentizität der jeweiligen Texte ist daher kein letztes gesichertes Urteil möglich. Die damit zusammenhängenden Probleme werden bei der Behandlung der Texte thematisiert bzw. diskutiert.
3. Die hermeneutische Achse. Wer sich mit Texten befasst, ist stets Interpret. In die Interpretation gehen die Verstehensvoraussetzungen des Interpreten ein. Die subjektive, hermeneutische Achse des Verstehens und Auslegens überlagert die beiden objektiven Achsen der Themenentfaltung und der Kontextualität. Einen Text verstehen, bedeutet, ihn aus den je eigenen Voraussetzungen des Verstehens zu rekonstruieren. Durch den Versuch einer verstehenden Rekonstruktion von Aussagen kommt es im günstigsten Fall zu einer Verschmelzung der Bewusstseinshorizonte des Urhebers der Texte und seines Interpreten. Ein um Verstehen bemühter Hermeneut wird stets nach den Aussageabsichten seines Autors fragen, und im Gespräch mit ihm die vorauseilenden Annahmen seiner Auslegung, die wie Netze über das Aussagegefüge geworfen werden, am Interpretandum verifizieren. Je dichter die Maschen des Netzes, je enger sie sich an das zu fangende Wild der Aussageabsicht anschmiegen, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Interpret mit reicher Beute zurückkehrt. Besonders bei problematischer Überlieferung muss er sich seinem Gegenstand mit größter Behutsamkeit nähern und sich mitunter auch eingestehen, dass letzte Zweifel über die Deutung nicht ausgeräumt werden können. Steiners mündliches Werk ist von einer Eigenart, die schon manchen Leser an den Rand der Verzweiflung oder in den Abgrund des Mißverstehens getrieben hat: systematisch wird jede Definition vermieden. Die methodologischen Voraussetzungen dieser Eigenart sind in Steiners Wirklichkeitsverständnis zu suchen, demgemäß das menschliche Erkennen die Wirklichkeit nicht vorfindet, sondern generiert. Erkenntnis ist durch einen geistigen, sich selbst erklärenden Prozess zu erreichen, und bildet die Wirklichkeit nie endgültig ab, sondern vermittelt Teileinsichten in ihre unausschöpfbare Komplexität. Im menschlichen Erkennen ereignet sich auf je individuelle Weise der Weltzusammenhang. Der prozessuale Charakter der Welt zwingt das erkennende Bewußtsein dazu, der Entfliehenden nachzueilen und im Nacheilen verändert sich nicht nur die Wirklichkeit, sondern auch das erkennende Bewußtsein. Steiners Vorträge sind Beispiele eines solchen nacheilenden Erkennens, das im Schildern des Gesehenen das Gesehene und sich selbst verändert. Das Erkennen verändert den Erkennenden. Erkenntnis der Wirklichkeit ist Bildung von Wirklichkeit. Die Ereignishaftigkeit von Wirklichkeit lässt nicht zu, sie zu definieren. Deswegen spricht Steiner in seinen Vorträgen so, daß sich die entstehende Wirklichkeit im Prozess zeigen kann. Diese Redeweise zwingt den Interpreten dazu, die Erzählungen von der entstandenen Wirklichkeit im hermeneutischen Verfahren zu rekonstruieren. Was wie eine interpretierende Erzählung aussieht, ist aber in Wahrheit eine Neuschöpfung, die jedoch dann die Sache selbst zur Erscheinung bringt, wenn der Interpret zuvor verstehend in die Tiefen eingedrungen ist, aus denen der ursprüngliche Sprecher selbst geschöpft hat. Interpretation wird somit zur Aneignung, Aneignung zur Vereigentlichung.
JHWH im Deutungsrahmen der freimaurerischen Misraim-Traditionen
Eine der frühesten ausdrücklichen Erwähnungen JHWHs im Vortragswerk findet sich in einer Reihe von vier Extemporationen »Über den verlorenen und wiederzuerrichtenden Tempel«, die Steiner in Berlin im Mai und Juni 1905 im Rahmen der von ihm geleiteten Esoterischen Schule hielt.[1] Die Tempellegende wird in diesen nur fragmentarisch überlieferten Ansprachen in einen großen weltgeschichtlichen Zusammenhang hineingestellt. Steiners Ausführungen sind von solch spiritueller Tiefe und Vielschichtigkeit, daß sich eine nähere Betrachtung dennoch lohnt. Die Komplexität seiner Mythendeutung wird sich letztlich nur dem meditativen Umgang mit dem von ihm entfalteten bildlich-ideellen Ganzen erschließen.
Der Tempel ist in Steiners Deutung, einem urchristlichen Motiv gemäß, Bild für den Leib des Menschen und zugleich für den sozialen Gliederbau. So wie der Leib des Menschen von den Göttern aufgebaut wurde, ging auch das soziale, gesellschaftliche Gefüge einst aus dem Willen der Götter hervor. Aber der auf göttlicher Weisheit beruhende soziale Tempelbau ist verlorengegangen und muß wieder errichtet werden. Die ersten Kulturen nach der biblischen Sintflut waren Theokratien, Priesterkulturen, die auf der von den Priestern erforschten göttlichen Weisheit beruhten. Die sozialen Verfassungen waren Ausdruck der von den Göttern gegebenen Weltordnung. Dies gilt für die uralt-indische (7.-5. Jahrtausend v. Chr.), für die persisch-medische (5.-3. Jahrtausend v. Chr.) und für die „babylonisch-assyrisch-chaldäisch-ägyptisch-semitische” Kultur (3. Jahrtausend bis 8. Jahrhundert v. Chr.).
Erst mit der griechisch-lateinischen Kultur (8. Jh. vor bis 15. Jh. nach Chr.) beginnt die menschliche Klugheit, der menschliche Verstand, das soziale Leben selbst zu gestalten. Ein vielsagendes Denkmal für die Überwindung der alten „Priesterkultur” durch die „Klugheitskultur” stellt die Laokoonsage dar. Im von Schlangen, dem Symbol der Klugheit, umwundenen Laokoon wird die Überwindung der Priesterweisheit als gesellschaftlich führendes Weisheitselement durch den menschlichen Verstand dargestellt. In des Gestalt Laokoons bezwingt die vierte Kulturepoche die dritte. Aber auch die Sage vom trojanischen Pferd spricht von diesem Übergang der hieratischen in die rationale, aus menschlichem Denken gestaltete Kultur. Die Idee vom trojanischen Pferd ist der Klugheit des Odysseus entsprungen. Durch seine List geht die trojanische Priesterkultur zugrunde. Auch die Sage von Äneas schildert den Übergang vom priesterlichen Weisheitsprinzip zum Prinzip der menschlichen Klugheit in den Anfängen der römisch-lateinischen Geschichte.
Das sozial gestalterische Wissen vom Göttlichen ist im Laufe der vergangenen Jahrtausende verloren gegangen. Die Wissenschaft vom Geist hat die Aufgabe, es wieder zugänglich zu machen, um den sozialen Tempelbau neu zu errichten. Der Mensch, der an diesem Tempelbau arbeiten will, muß die großen Weltgesetze, die Gesetze der göttlichen Weisheit, in sich aufnehmen. Wenn er sie in seinem alltäglichen Leben umsetzt, dann baut er am Tempel der Menschheit.
Der „Theosoph” muß erkennen, daß das Gesetz, die göttliche Weisheit, in der Welt herrschen soll. Auch wenn nicht gewiß ist, ob die Aussagen authentisch sind, hier einige Sätze: „Immer mehr ist der Menschheit verloren gegangen das Wissen, daß der Mensch sich hineinbauen soll in den großen Weisheitstempel. Menschen können heutzutage geboren werden und sterben, ohne eine Ahnung davon zu haben, daß sich in uns Gesetze ausleben, daß alles, was wir tun, von den Gesetzen der Welt beherrscht wird. Unsere gegenwärtige Zeit ist eine verlorene Zeit, weil die Menschen nicht wissen, daß sie nach Gesetzen zu leben haben.”[2] Steiner weist darauf hin, daß die sozialen Probleme nur gelöst werden können, wenn sich die Menschheit einem zu erkennenden göttlichen Gesetz unterstellt. Aber es ist heute nicht mehr ein Gesetz, das den Menschen von außen bestimmt, sondern ein Gesetz, das aus einer lebendigen Erkenntnis der göttlichen Weisheit hervorgehen muß. Es kann auch kein Zwangsgesetz sein, denn die Menschheit lebt im Zeitalter der Freiheit. Das ist der große Widerspruch und die Tragik der gegenwärtigen menschlichen Existenzform: daß sie die Freiheit besitzt und ihre Freiheit nicht nutzt, um die großen Weisheitsgesetze des Lebens zu erkennen und diese – frei von allem Zwang – anzuerkennen.
Der salomonische Tempel
Als Beispiel einer Weisheitsoffenbarung, die auf die großen Lebensgesetze in mythischer Form hinweist, beschreibt Steiner die Tempellegende. Die Tempellegende besitzt durch ihren Symbol- und Sinngehalt eine Kraft, durch die sich die Seele des Menschen zu läutern vermag und zum Leben im Geist geführt wird.[3] Die kontemplativ-meditative Beschäftigung mit der Legende ist eine Möglichkeit der Geistesschulung.
Die Tempellegende erzählt Folgendes. Einst vermählte sich einer der Elohim mit Eva. Aus ihrer Verbindung ging Kain hervor. Ein anderer Geist aus der hierarchischen Rangstufe der Elohim, Adonai oder Jahwe (Steiner verwendet auch die Namensform Jehova) schuf daraufhin Adam. Adam vermählte sich mit Eva und zeugte Abel. Adonai stiftete zwischen dem Geschlecht Abels und dem Geschlecht Kains Unfrieden. Diese Zwietracht gipfelte darin, daß Kain Abel erschlug. Doch Eva erhielt anstelle des verlorenen Sohnes von Adam einen anderen Sohn: Seth, den Stammvater der Sethianer.
Nach dieser Schilderung sind zwei Menschengeschlechter oder zwei Grundformen seelischer Einstellung zu unterscheiden:
- Die ursprünglichen Abkömmlinge des Eloah, der sich mit Eva verband, die Kainssöhne, die auch als Söhne des Feuers bezeichnet werden, repräsentieren die eine. Sie bebauen die Erde, schaffen sie mit Hilfe der menschlichen Kunst und Technik um. Sie schaffen „aus der unlebendigen Erde heraus. So ist Enoch, einer der Söhne Kains, der Begründer des Hausbaus und der Organisation von Menschen in staatlich verfaßten Gemeinschaften. Ein anderer, Tubal-Kain, ist der Vater der Schmiede. Aus dem Geschlecht Kains ging auch der Baumeister Hiram-Abiff hervor, der später den salomonischen Tempel errichten sollte.
- Daneben die Abeliten oder Sethianer. Abel war Viehhirte. Er gestaltete die Welt nicht um, sondern begnügte sich mit dem, was er vorfand. Damit ist nach Steiner eine Urpolarität in der Menschheitsgeschichte bezeichnet zwischen jenen, die die Welt durch den menschlichen Willen und die technische Kunstfertigkeit umgestalten wollen und jenen, die an der Welt festhalten, wie sie geworden ist. Der Mythos von den Geschlechtern, die Träger bestimmter Kulturformen waren, wird in Steiners Deutung zu einem Archetypus für bestimmte seelische Haltungen, die unabhängig von der Zugehörigkeit des einzelnen Menschen zu einer bestimmten Abstammungsgruppe auftreten können. Der heutige Kainit oder Abelit ist dies nicht wegen seiner Abstammung, sondern wegen seiner seelischen Grundhaltung der Welt gegenüber. Eine ähnliche Polarität repräsentieren im griechischen Mythos die Brüder Epimetheus und Prometheus. Letzterer, der Vorausdenkende, ist hier der Ahnherr der Söhne des Feuers, ersterer, der Nachdenkende, entspricht Abel. Die Söhne des Feuers, so Steiner, wollen aus „umfassenden Weltgedanken Weisheit, Schönheit und Güte in die Welt hineinbauen”, um aus ihr einen Tempel zu formen.
König Salomo war ein geistiger – nicht physischer – Nachkomme Abels. Er war nicht selbst imstande, den Tempel zu bauen, sondern mußte einen Kainsnachkommen, den Baumeister Hiram-Abiff, zu diesem Werk berufen. Salomo zeichnete sich durch „göttliche Schönheit” aus, die Königin von Saba kam, um sich mit ihm zu vermählen.
Jahwe, so die Nachschrift recht unvermittelt, werde auch der „Gott der Form” genannt, der „das Lebendige zur lebendigen Macht geschaffen” habe, im Gegensatz zum anderen Eloah, der schaffe, um „aus dem Leblosen das Lebendige herauszuzaubern.” Die große Frage, die die Tempellegende aufwerfe, sei, wem von beiden die Zukunft gehöre. „Würden sich die Menschen nach der Jahwe-Religion entwickeln, so würde alles Leben in der Form erstarren. Man nennt das in der okkulten Wissenschaft den Übergang in die achte Sphäre. Jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, daß der Mensch das Tote zum Leben erwecken muß. Das geschieht durch die Kainssöhne …”[4]
Die Beziehung Jahwes zur achten Sphäre, nach einer Notizbucheintragung aus dem Jahr 1904 jenem Teil des „Mineralreichs”, der vom Menschen nicht vergeistigt werden kann, bleibt an dieser Stelle ungeklärt. Da der Text des Vortrags, der im Druck nur 13 Seiten einnimmt, offensichtlich fragmentarisch überliefert ist, kann nicht entschieden werden, was Steiner wirklich genau ausführte. Es könnte der Eindruck entstehen, als ob Jahwe selbst in einer substantiellen Beziehung zur achten Sphäre stünde. Der Text besagt aber, daß eine Entwicklung der Menschen „nach der Jahwe-Religion” zu einem Erstarren des Lebens führen würde. Es ist also nicht Jahwe selbst, auf den dieses Erstarren zurückgeführt wird. Jahwe ist vielmehr ein Geist der Form, „der das Lebendige zur lebendigen Macht geschaffen hat”. Er ist also ausdrücklich nicht eine Wesenheit, die das Lebendige ertötet, sondern es „zu einer lebendigen Macht” erschafft. Dem wird die Erweckung des Toten zum Leben gegenübergestellt. Wenn Steiner davon spricht, daß „jetzt” der Zeitpunkt dieser Erweckung gekommen sei, dann deutet er auf die Erneuerung der Beziehung zu den lebenerweckenden Kräften, die dem schaffenden Geist innewohnen, durch den einzelnen Menschen, also die Erweckung der Auferstehungskräfte in der Menschenseele durch die Geistesschulung.
Erst 1915 hat Steiner das Thema der achten Sphäre im Zusammenhang einer Korrektur der Irrtümer Blavatskys und Sinnetts wieder aufgegriffen und klargestellt, daß Jahwe im Gegenteil jene Gottheit ist, die den Übergang der Erdenevolution in die achte Sphäre zu verhindern sucht.[5]
Bereits am 4. November 1904 stellte Steiner in einem Vortrag über das »Mysterium der Rosenkreuzer« die Tempellegende dar.[6] Hier findet sich der Hinweis, daß die in dieser Legende enthaltenen Mysteriengeheimnisse im 15. Jahrhundert von Christian Rosenkreuz gelehrt worden seien. Die Tempellegende gehört also nach Steiners Auffassung zu den zentralen Inhalten der neuzeitlichen Rosenkreuzerweisheit. Die in diesem Vortrag vom 4. November erhaltenen Hinweise auf die Jahwe-Religion und ihre Beziehung zu Kain, Abel und Salomo ergänzen die eben behandelten, schwer verständlichen Aussagen. Auch diese Ausführungen sind allerdings nur fragmentarisch (im Druck neun Seiten) überliefert.
Die Angehörigen des Abel-Seth-Geschlechts sind die Träger der Jahwe-Weisheit. Salomo ist einer der höchsten Repräsentanten dieser Weisheit. Es ist eine „ruhige, abgeklärte” Weisheit, eine „unmittelbar von Gott inspirierte Gabe”, aber nicht eine Weisheit, die vom Menschen unter Mühsalen und Qualen errungen wird. Die salomonische Weisheit gestaltet auch nicht die Welt um: die in Künsten und Wissenschaften erscheinende Weisheit, die „aus den menschlichen Leidenschaften”, dem „Menschenwollen” hervorquillt, findet sich bei den Kainssöhnen. Die Kainssöhne aber stammen von jenem anderen Eloah ab, der Eva, den ersten Menschen, schuf und sich mit diesem „vermählte”. Aus dem Wirken dieses Eloah ging Kain hervor, während Abel aus der Verbindung des von Jahwe geschaffenen Adam mit Eva hervorging. In Hiram (Hieram) und Salomo stehen sich die beiden Geschlechter Kains und Abels erneut gegenüber. Zwischen ihnen muß sich die Königin von Saba, „die Seele der Menschheit”, „die Repräsentantin der wahren Menschenseele”[7], entscheiden. D.h., die Menschenseele steht heute, wenn man die semisymbolische Redeweise Steiners übersetzt, vor der Frage, ob sie sich mit den himmelszugewandten Abel- oder den erdzugewandten Kainskräften verbinden will. Die Abkömmlinge Kains sind die „Söhne des Feuers”, die sich auf die Handhabung dieser Naturkraft verstehen. Das Feuer ist aber nicht nur das physische Feuer, das benutzt wird, um die Metalle zu schmelzen, es ist auch das „Astralfeuer”: das Feuer der Leidenschaften, Triebe und Begierden, das im Astralraum brennt. Die Kainssöhne sind die Söhne eines der Elohim, der in der „Klasse der Elohim” „während der Mondepoche ein wenig zurückgeblieben ist”.[8] In der Mondepoche, die dem jetzigen (irdischen) Kosmos vorangegangen ist, erwarb der Mensch den Astralleib, den Träger des Bewußtseins, aber auch der Triebe, Begierden und Leidenschaften. Das Astrale bezeichnet Steiner in theosophischer Terminologie auch als „Kama”. Das Kama des Mondes wurde mit „Manas”, mit göttlicher Weisheit durchdrungen: Kama-Manas entstand.[9] In der Zeit des alten Mondes gab es zwei Arten von Elohim: solche, die sich über die Ehe von Weisheit und Feuer (Kama, Astralität) hinaus entwickelten, und ein zweite Gruppe, die weiterhin mit diesem Kama verbunden blieb. Die Elohim, die sich vom Kama befreit hatten, konnten den Menschen, als sie ihn schufen, mit ihrer abgeklärten Weisheit ausstatten: diese leidenschaftslose Weisheit bildet den Inhalt der eigentlichen JHWH-Religion. Die anderen Elohim schufen Kain und begabten ihn mit jener Weisheit, die noch mit dem Astralfeuer des Mondes, dem Feuer der Leidenschaft erfüllt war. Hier stehen sich also „fortgeschrittene” Elohim, zu denen JHWH gehört, mit ihrer abgeklärten, kamafreien Weisheit, als Inspiratoren der Abel-Seth-Strömung, und „zurückgebliebene” Elohim, die mit Kama vermischte Weisheit besitzen, als Inspiratoren der Kainsströmung, gegenüber.
Durch den Eintritt des Christentums ist nach Steiner die Möglichkeit entstanden, die beiden polaren Strömungen Abels und Kains miteinander zu versöhnen. Denn Christus ist nicht nur die göttliche Weisheit, die von oben empfangen wird, er ist die „inkarnierte Liebe”.[10] Diese Liebe ist Kama, aber vollkommen vergeistigtes Kama, in Manas umgewandelte Liebe. Dieses vergeistigte Kama ist aber auch Lebensgeist, Buddhi. Die göttliche Liebe, die in Jesus von Nazareth Fleisch wurde, ist vollkommen selbstloses Kama. Diese Form der göttlichen Liebe kann von der Menschheit allmählich aufgenommen werden. Der Mensch entwickelt sie nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Befruchtung von oben. Sie befähigt den Einzelnen dazu, seine eigene Leidenschaftsnatur, seinen Astralleib in Geistselbst umzuwandeln. Dadurch entsteht eine Weisheit oder Frömmigkeit, die durchdrungen ist vom höchsten persönlichen Erleben, in der aber die Persönlichkeit zugleich über sich hinauswächst.
Doch kehren wir zu Steiners Darlegungen vom Mai 1905 über die Tempellegende zurück. Als die Königin von Saba den Tempel erblickt, frägt sie nach dessen Baumeister. Sobald sie ihn trifft, erkennt sie, daß sie für ihn bestimmt ist und nicht für Salomo. Salomo wird darob von Eifersucht ergriffen. Er verbindet sich mit drei Gesellen Hirams, die auf dem Wege zur Meisterschaft gescheitert sind. Diese vereiteln den Guß des „Ehernen Meeres”, das größte Meisterwerk Hirams. Im ehernen Meer sollte sich „menschlicher Geist mit dem Metall verbinden”. Hiram will sich aus Verzweiflung in die Glut des Feuers stürzen, aber aus dem Mittelpunkt der Erde ertönt eine Stimme, die Stimme Kains, die ihn vor diesem Schritt warnt. Kain übergibt ihm den Hammer der göttlichen Weltenweisheit, den Meisterhammer, mit dem er sein Werk vollenden kann.
Nach Steiners Deutung der Legende muß Hiram den Geist des Menschen in den Astralleib hineinbauen, diesen durch sein Ich umgestalten. Der Bau, den Hiram errichten will, ist der Tempel der geläuterten Seele. Der Mensch hat die Aufgabe, die Welt aus der empfangenen göttlichen Weisheit umzugestalten. Wenn diese durch den Menschen in die Welt einfließt, wird sie zur Tat, zur Handlung und die Welt wird zum Abglanz des göttlichen Geistes, der im Menschen lebt. Die äußere Welt muß zu einem Abbild des Geistes, zu einem Abbild von Weisheit, Schönheit und Güte, der großen freimaurerischen Ideale, werden. Das Werk kann aber nicht aus dem menschlichen Verstand vollendet werden, sondern nur dadurch, daß der menschliche Verstand die göttliche Weisheit in sich aufnimmt: „Wenn der Mensch nach derselben Weisheit schaffen wird, wie die göttlichen Kräfte die Natur geschaffen haben, als sie das Physische in weiser Art aufbauten, dann wird der Tempel errichtet.”[11]
Der Mensch ist aus der Natur hervorgegangen, die von den Göttern geformt wurde. Er selbst ist bereits als Naturwesen ein Bild Gottes. In ihm lebt dieselbe Weisheit, die in der Natur wirkt. Er muß sich diese schaffende Weisheit zum Bewußtsein bringen. Die Natur ist ein Tempel der Götter, ihr Wesen und ihre Weisheit ist in ihr Gestalt geworden. Aber der Mensch hat sich von dieser in der Schöpfung wirkenden Götterweisheit emanzipiert und ein Selbstbewußtsein erworben, das von Wünschen, Begierden und Leidenschaften erfüllt ist, die der göttlichen Weisheit entgegenwirken. Dadurch wird die göttliche Form der Natur und auch des menschlichen Leibes zerstört, Chaos, Krankheit und Tod entstehen. Erst wenn der Wille des Menschen die Gesetzmäßigkeit der göttlichen Weisheit in sich aufnimmt, indem er das Werk der Götter an der Natur auf einer höheren Stufe fortsetzt, „wenn er den Gott in sich selbst erstehen lassen kann, so daß er wie ein Gott an dem Tempel bauen kann”[12], wird er den verloren gegangenen Tempel wieder errichten können. Die Geburt des Göttlichen in der Seele des Menschen entspricht der Aufnahme der göttlichen Weisheit in das menschliche Ich, sie ermöglicht den Umbau des von den Göttern gestalteten Tempels des menschlichen Leibes. Aber nicht nur der geistige Umbau des menschlichen Leibestempels (die Vergeistigung der menschlichen Gesamtorganisation, die aus Astralleib [Seele], Ätherleib [Lebensleib] und physischem Leib besteht) durch das frei gewordene Ich, ist eine Aufgabe vor die der gegenwärtige Mensch gestellt ist, auch der soziale Tempel muß wieder aus der göttlichen Weisheit erbaut werden. Nicht einzelne Sozialreformen helfen weiter, wie sie „Friedensapostel, Abstinenzler, Vegetarier, Tierschützer” jeweils einseitig anstreben, sondern das Zusammenwirken aller zu einem großen Ziel und aus einem gemeinsamen Bewußtsein. „Ihr Ideal können sie eigentlich nur in einer großen allgemeinen Bewegung haben, die in der Vereinigung zu dem Alltempel führt.”[13]
Die Arche Noah und der salomonische Tempel
In seinem zweiten Vortrag, der eine Woche später stattfand (22. Mai 1905), führt Steiner die verschiedenen Motive des Tempelbaus fort. Der salomonische Tempel ist „das größte Symbol”.[14] Er ist nicht nur ein Symbol, er ist auch eine historische Tatsache. Aber die historische Tatsache drückt zugleich eine weltgeschichtliche Symbolik aus. Diese Symbolik wird durch die Frage nach dem Grund des Tempelbaus erschlossen. Nach der Schilderung der Bibel sollte der Tempel ein Haus „für JHWHs Namen” sein. Demnach muß nach der Bedeutung dieses Namens gefragt werden.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte des alten Judentums ist sich dieses nach Steiners Auffassung über die Bedeutung des Gottes-Namens klargeworden. Er beginnt seine Erklärung mit dem Hinweis auf das Erwachen des menschlichen Ichbewußtseins in der Biographie des Einzelnen. Das kleine Kind erwacht zu einem bestimmten Zeitpunkt zu diesem Ichbewußtsein und bezeichnet sich von da ab mit dem Ausdruck »Ich«. Davor aber betrachtet es sich wie etwas Objektives, wie eine Sache, und spricht von sich selbst in der dritten Person. Jean Paul erzählt im Hinblick auf dieses Erwachen des Ichbewußtseins in seiner eigenen Kindheit davon, er habe „in das verhangene Allerheiligste” seines Inneren geblickt. Auch die Menschheit als Ganze durchlief eine solche Entwicklung. Erst in der „atlantischen” Zeit, vor der biblischen Sintflut, erwarb sie die Fähigkeit, zu sich »Ich« zu sagen. Das alttestamentliche Judentum habe diese Tatsache „in eine Lehre gefaßt”.
Der Mensch bewegte sich durch die Reiche der Natur hindurch, zuletzt ging in ihm das Ichbewußtsein auf. Die drei Glieder seines Wesens, durch die er mit den drei Naturreichen verwandt ist (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib), bilden zusammen mit dem Ich, der Krone der Schöpfung, das „pythagoräische Quadrat”. Das Judentum fügte zu dieser Vierheit das „göttliche Selbst hinzu”, das sich von oben auf den Menschen heruntersenkt, im Unterschied zum Ich, das von unten heraufwächst. Aus dem Viereck entstand so das Fünfeck. Das Judentum empfand „den Herrn seines Volkes” [„JHWH, der Gott Israels, Israel das Volk JHWHs” ist die Formel der Tora für diese Beziehung] als das göttliche Selbst, das sich von oben heruntersenkt und deutete auf dieses göttliche Selbst mit dem heiligen, unaussprechlichen Namen hin. Die Namen Elohim und Adonai zeichneten sich nicht durch eine solche Exklusivität aus. Den Namen JHWH hingegen durfte nur der gesalbte Priester im Allerheiligsten aussprechen. Diese Heiligkeit des Gottesnamens ist nach Steiner in der Zeit Salomos in dieser prägnanten Form in Erscheinung getreten oder betont worden.
Der Name Gottes nun verweist auf das »Ich«, das im Menschen wohnen kann. Hierbei kann es sich nur um das höhere Ich, das göttliche Selbst handeln, das sich „von oben” auf den Menschen heruntersenkt. Die Aufforderung an David, einen Tempel zu bauen, ist so zu verstehen, daß der Mensch selbst zu einem Tempel des Heiligen Geistes werden sollte. Dies bedeutet aber zugleich eine „neue Auffassung” Gottes, die Auffassung, der Gott, der im tiefsten Heiligtum des menschlichen Selbst lebe, solle zum „moralischen Gott” werden. Das höhere Göttliche soll also den Menschen in seiner pythagoräischen Vierheit durchdringen und heiligen. Der menschliche Leib aber, in dem Gott auf diese Weise wohnt, sofern der Mensch ihn in sich aufnimmt, wird dadurch zum Sinnbild für das Allerheiligste, für Gott selbst, der den Menschen durchdringt und heiligt.
Der Tempel sollte wiederum ein Symbol für diesen vom Heiligen Geist Gottes durchdrungenen menschlichen Leib sein. Der Baumeister, der imstande war, „den Menschen selbst zu einem Gott umzugestalten”, war Hiram-Abiff.[15] Mit diesem Meisterwerk: der „theosis” des Menschen, seiner Umwandlung in ein göttliches Wesen, sind zwei Imaginationen der Heiligen Schrift verbunden, die Arche Noah und der salomonische Tempel. Die Arche Noah wurde erbaut, damit der Mensch sich „aus den Wassern des Astralen” in das irdische Dasein begeben konnte. Die Arche Noah ist eine Imagination eines Gefährts oder Gebäudes, das den Menschen aus dem Astralmeer in die physische Welt trägt. Göttliche Kräfte, die dem Menschen selbst nicht bewußt waren, haben diese Arche gebaut. Ihre Maße sind die Maße des menschlichen Körpers. Das heißt, die Arche Noahs ist der von den Göttern erbaute menschliche Körper, der diesem ermöglichte, sein heutiges, an die Sinne und den Verstand gebundenes Bewußtsein zu erlangen. Der Mensch wuchs aus der Arche Noahs hervor, und soll nun seinerseits sein „höheres Ich”, sein göttliches Selbst „mit einem Haus umgeben”, das durch seine Weisheit, durch die salomonische Weisheit geschaffen wird. Die Maße des salomonischen Tempels stimmen mit den Maßen der Arche überein.
Über die Verbindung zwischen der Arche Noah und dem salomonischen Tempel hat sich Steiner in einem Vortrag im Jahr 1907 in Köln näher ausgelassen. Obwohl wir damit chronologisch vorgreifen, seien diese Ausführungen zur Erläuterung der hier nur angedeuteten Zusammenhänge herangezogen.[16] Steiner geht in diesem Vortrag der Bedeutung des menschlichen Denkens für die Bildung des menschlichen Leibes nach und weist auf die Tatsache hin, daß sich „die menschlichen Körperformen nach den Gedanken, Empfindungen” und Vorstellungen von Jahrtausenden vorher richten.[17] Die menschliche Gestalt ist in ihren Veränderungen, die sie durch die Jahrtausende erfährt, Ergebnis des seelisch-geistigen Bewußtseinsinhaltes des Menschen. Was erst gedacht oder als Bewußtseinsinhalt erlebt wird, wird später in der Leiblichkeit des Menschen sichtbar. Die Beschaffenheit des physischen Leibes des Menschen ist ein Ergebnis dessen, was vorher in dessen Lebensleib und in dessen Seele gelebt hat.
Der heutige physische Leib des Menschen ist in seinen Maßen ein Abbild geistiger Vorstellungsformen, die in der atlantischen Zeit in den Lebensleib des Menschen hineingearbeitet wurden. In den verschiedenen Flutsagen, insbesondere in der biblischen Flutsage, finden sich „genaue Angaben”[18] über Maße des physischen Leibes, die erst in ätherischer Form bestanden, bevor sich diese in der physischen Form ausprägten. Die Dimensionen der Arche Noah bilden das ätherische Maß des späteren physischen Leibes des Menschen. Aus den in der Genesis genannten Maßen der Länge, Breite und Höhe (50 mal 30 mal 300 Ellen) entstand dieser physische Leib beim Übergang der atlantischen in die nachatlantische Zeit. Noah erlebte diese Gedankenform in seiner Arche. Die Arche ist ein Symbol, das seine Wirkung bis in die Gestaltung des physischen Leibes des Menschen entfaltete. Der Mensch, der seine Arme nach oben ausstreckt, bildet die Maße der Arche Noah in seiner dreidimensionalen Gestalt ab. Auch heute muß die Menschheit die Gedankenformen erleben, die dereinst die künftige Leiblichkeit gestalten werden. Die Maße des salomonischen Tempels sind die Maße des menschlichen Leibes, der einst an die Stelle der nachatlantischen Leibesform treten wird. Sie stellen die Proportionen und das innere Wesensgefüge der Leiblichkeit der Menschheit der sechsten großen Epoche der Menschheitsentwicklung nach dem Ende der siebten nachatlantischen Kulturepoche dar (im 10. Jahrtausend nach Christus). Die Arche Noah war demnach das geistige Urbild der nachatlantischen Menschheit. Der salomonische Tempel hingegen ist das geistige Urbild einer künftigen Menschheit, die nach dem großen Krieg aller gegen Alle aus den Katastrophen der siebenten nachatlantischen Kulturepoche hervorgehen wird. Die Arche Noah weist auf eine weit zurückliegende Vergangenheit, sie ist das Schiff, in dem der Mensch aus den Wogen des Astralmeeres in die physische Welt herunter segelte. Der salomonische Tempel hingegen ist das Urbild eines künftigen Menschenleibes, in dem der Name Gottes wie in einem Tempel Wohnung nehmen kann, eines Leibes, der wieder aus der physischen in die astrale Form übergehen wird.
Weiterlesen im Jahrbuch für anthroposophische Kritik 2005
Anmerkungen:
[1] Berlin, 15.5., 22.5., 29.5. und 5.6.1905, GA 93, S. 129 ff.
[2] GA 93, S. 136.
[3] GA 93, S. 151.
[4] GA 93, S. 138-139.
[5] Zum Notizbucheintrag: GA 93, S. 318-319, Hinweis. Zur achten Sphäre: GA 254, Die okkulte Bewegung im 19. Jahrhundert und ihre Beziehung zur Weltkultur. Das Thema wird später aufgegriffen.
[6] GA 93, S. 58 f.
[7] GA 93, S. 66.
[8] GA 93, S. 62.
[9] Dem Astralleib des Menschen wurde auf dem „alten Mond” der Keim des Geistselbstes einverwoben, so wie auf der „alten Sonne” dem Ätherleib des Menschen der Keim des Lebensgeistes und auf dem „alten Saturn” dem physischen Leib der Keim des Geistesmenschen.
[10] GA 93, S. 63.
[11] GA 93, S. 140.
[12] GA 93, S. 141.
[13] GA 93, S. 142.
[14] GA 93, S. 143.
[15] GA 93, S. 144.
[16] GA 101, Vortrag vom 28.12.1907, S. 226 f.
[17] GA 101, S. 228.
[18] GA 101, S. 230.
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