Okkultes Lesen und okkultes Hören

Okkultes Lesen und okkultes Hören

ERSTER VORTRAG. Dornach, 3. Oktober 1914

Okkultes Lesen und okkultes HörenMeine lieben Freunde! Erwarten Sie nicht, dass ich in diesen vier Vorträgen geradezu einen Ersatz geben kann für dasjenige, was in München beabsichtigt war. Ich werde versuchen, einiges von dem Inhalte, den die Münchner Vortrage hätten haben sollen, hier zu skizzieren. Gerade das Wichtigste und Wesentlichste, das in München hätte gesagt werden sollen, muss aufgespart werden, bis wir wieder weniger sturmbewegte Zeiten haben. Ich kann zwar erstaunt sein darüber, dass da oder dort geglaubt werden konnte, dass die ernste Kraft, die anzuwenden ist, um gerade ein Wichtigstes auf dem Gebiete der Geisteswissenschaft zu sagen – was ja in München hätte geschehen sollen -, auch aufgebracht werden könnte in solchen Zeiten, wie die sind, in denen wir jetzt leben. Nun, man wird schon auch einmal in der Menschheit die Zeit erleben, in der man einsehen wird, dass solches eben nicht möglich ist, dass gewissermaßen höchste Wahrheiten nicht in den Sturm hinein gesagt werden können.

Über das, was mein Thema ausmacht, werde ich in künftigen Zeiten, wenn Karma es zulässt, eben einmal einen Vortragszyklus halten, der den Münchner ersetzen soll. Aber da von einigen Seiten der Wunsch geäußert worden ist, doch etwas über dieses Thema zu hören, wollte ich diesem Wunsch, soweit es möglich ist, in diesen Tagen entgegenkommen.

Das, was Geisteswissenschaft als ein wirkliches echtes Gut enthält, ist im Grunde genommen durch okkultes Lesen und okkultes Hören gewonnen worden. Und man hört also etwas über die Methoden, durch welche der Geistesforscher zu seinen Ergebnissen kommt, wenn er über das Wesen des okkulten Lesens und des okkulten Hörens spricht. Über die Art und Weise, wie geisteswissenschaftliche Resultate gewonnen werden, herrscht wahrhaftig in unserer Zeit noch das Absurdeste an Meinungen, das man sich denken kann. Ich will einleitungsweise, bevor ich zu meinem wichtigen Gegenstand übergehe, auf eine Kleinigkeit hinweisen, eine Kleinigkeit im Verhältnis zu dem, was unsere Geistesströmung sein will. Irgendein Professor, ein Forscher der Gegenwart hat eine Rezension geschrieben über mein Buch «Theosophie». Diese Rezension ist schon vor einigen Jahren erschienen, und der Verfasser dieser Rezension ist offenbar am meisten geärgert gewesen durch das, was in diesem Buche steht über die Aura des Menschen, über Gedankenformen und dergleichen. Unter mancherlei, das ich jetzt nicht erwähnen will, findet sich in dieser Rezension auch eines, das ganz verständlich ist vom Gesichtspunkt eines Forschers, eines so echten Denkers der Gegenwart. Da wird gesagt: Wenn man glauben sollte, dass wirklich an diesen Dingen von der Aura und von den Gedankenformen etwas daran ist, so müssten einmal einige von denen, welche Auren und Gedankenformen sehen können, ein Experiment mit sich anstellen lassen. Es müsste das Experiment angestellt werden können, dass eine Anzahl von denjenigen, die behaupten wollen, so etwas zu sehen, gegenübergestellt werden einer Anzahl von Menschen, die gewisse Gedanken, Gefühle und Empfindungen in ihrem Innern haben; und dann solle man die Seher fragen: Was seht ihr an den Menschen, die da vor euch stehen oder sitzen? – Und wenn dann – so meint der Verfasser der Rezension – diese okkultistischen Seher das aussagen, wovon die Menschen, die beobachtet worden sind, später versichern, dass sie das wirklich gedacht und gefühlt haben, und wenn außerdem die Seher untereinander in ihren Angaben übereinstimmen, dann kann man ihnen glauben.

Es gibt nichts Natürlicheres, nichts Selbstverständlicheres als diese Einwände. Man möchte sogar sagen, der die Naturwissenschaft der Gegenwart gewöhnte Denker muss ja diesen Einwand machen; denn es muss als das Allervernünftigste erscheinen, was er nur sagen kann. Aber eines gilt doch. Der betreffende Mann, der das gesagt hat, hat wohl doch, bevor er diese Rezension geschrieben hat, das Buch gelesen. Man muss es annehmen, nicht wahr? Da die Rezension den Eindruck der Ehrlichkeit macht, kann man es doch annehmen. Aber gelesen haben konnte er es nicht. Denn so selbstverständlich und natürlich es ist, dass der Einwand gemacht wird, solange man die in diesem Buch enthaltenen Wahrheiten nicht kennt, so selbstverständlich sollte es sein, dass man diese Einwände nicht mehr macht, wenn man das Buch mit Verständnis gelesen hat. Ich sage mit diesen Worten etwas für jeden normalen naturwissenschaftlichen Denker von heute Greuliches, selbstverständlich, weil es ihm ganz unverständlich sein muss, weil er es gar nicht verstehen kann. Unter den mancherlei Dingen, die in diesem Buche stehen, ist auch das Folgende: Da steht, dass vor allen Dingen der Seher, wenn er wirklich in die geistige Welt hineinschauen und die Wahrheit sehen will, genötigt ist, vorher eine solche Selbsterziehung zu üben, dass er gewissermaßen ganz selbstlos in die Dinge sich zu vertiefen vermag, dass er die eigenen Wünsche, die eigenen Begierden zum Schweigen zu bringen vermag und so sich der geistigen Welt gegenüberstellt. Ja, meine lieben Freunde, wenn sich fünf oder sechs Leute zusammensetzen, um ein so nach naturwissenschaftlicher Methode geformtes Experiment zu machen, wie es da in der Rezension gefordert ist, so setzen sie sich mit dem Wunsche nieder, zu irgendeinem Resultate zu kommen, und zwar nach ganz bestimmten, von der Naturwissenschaft geforderten Methoden. Da wird alles so gemacht wie bei Wünschen und Begierden im gewöhnlichen Leben. Aber das ist ja gerade das, was man überwinden soll. Es ist ganz selbstverständlich, dass jede Wahrnehmung der geistigen Welt in dem Augenblick ausgelöscht würde, in dem man sich zu einem solchen Experiment zusammensetzt, wenn dieses Experiment ganz nach den gewöhnlichen Gedanken des physischen Planes gemacht wird. Diese Gedanken des physischen Planes mit all ihren Wünschen und Begierden müssen aber gerade überwunden werden.

Man kann auf solche Einwände nur in positiver Weise antworten: Gewiss, ein solches Experiment könnte arrangiert werden, aber es dürfte nicht arrangiert werden nach den Methoden des physischen Planes, sondern es müsste arrangiert werden nach den Methoden der geistigen Welt. Das heißt, wie müsste es zustande kommen? Vor allen Dingen müssten die Absichten in der geistigen Welt liegen und nicht dem Kopfe eines neugierigen Professors entspringen. Aus der geistigen Welt heraus müsste die Absicht entspringen, dass Menschen, die Seher sind auf dem physischen Plan, etwas erfahren von den Gedanken und Empfindungen anderer Menschen, und es müsste von der geistigen Welt heraus aus dem Karma wirklich ein Häuflein von Menschen zusammengeführt werden, nicht durch Methoden eines Professors, sondern tatsächlich durch Schicksalsfügung. Und auf der anderen Seite müssten auch die Seher durch karmische Schicksalsfügung zusammengeführt werden. Dann wäre das Experiment von der geistigen Welt arrangiert, und es könnte von den Sehern das enthüllt werden, was in den einzelnen Menschen an Gefühlen und so weiter lebt. Dann würde es unweigerlich gelingen; es gelingt immer, wenn es so arrangiert ist.

Ich möchte sagen, wenn man wirklich mit Verständnis das Buch «Theosophie» verfolgt, so weiß man das, was ich jetzt gesagt habe, und man kennt es als Selbstverständlichkeit und Wahrheit der geistigen Welt, dass [ein solches Experiment] unserer Zeit nicht möglich ist. Dem muss man ja Rechnung tragen. Und so habe ich nun – weil ich aus der eben angeführten Rezension ersehen habe, dass man nicht in der Lage ist, das Buch wirklich so zu lesen, dass man einen solchen Gedanken selber findet – in der sechsten Auflage, deren Korrekturbogen ich vorliegen habe, das, was ich eben gesagt habe, noch wortwörtlich in einer Anmerkung dazugefügt. Zu den wesentlichsten Bedingungen eines Buches, das aus der Geisteswissenschaft herausgewachsen ist, gehört es, dass man nicht nur den Inhalt eines solchen Buches aufnimmt, das ist das allerwenigste. Es gehört dazu, dass man, wenn man dieses Buch in sich aufgenommen hat, in einer gewissen Weise die Art, wie man denkt und fühlt und empfindet, geändert hat; dass man vorwärtsgekommen ist gegenüber den Maßstäben und Urteilsarten, die man sonst in der gewöhnlichen Welt anwendet. Das ist die Schwierigkeit, die dem Verständnis geisteswissenschaftlicher Werke heute noch entgegensteht, dass die Menschen sie lesen wie andere Schriften und glauben, den Inhalt aufnehmen zu können wie bei ändern Schriften; während es in der Tat so ist, dass etwas in einem verwandelt sein muss, wenn man ein okkultes Buch, ein echtes okkultes Buch wirklich durchverstanden hat.

Daher ist es ganz begreiflich, dass gerade echte okkulte Bücher von den meisten Menschen in unserer Zeit abgelehnt werden. Denn, was muss vorgehen in einem Menschen, der solch ein Buch in der Gegenwart liest? Nun, er geht an das Buch heran; er ist selbstverständlich sehr gescheit, das sind ja alle Menschen der Gegenwart. Er weiß, dass er den Inhalt des Buches beurteilen kann, dass es keinen besseren Richter über das Buch geben kann. Das weiß er von vorneherein. Nun soll er nach dem Lesen des Buches anders urteilen können? Das kann er selbstverständlich nicht. Er ist ja gescheit und hat die beste Art des Urteilens. Er gibt sich damit nicht ab, etwas zu ändern in bezug auf sein Urteilen. Also er wird nichts von den Tendenzen, den Intentionen des Buches erfühlen, selbstverständlich. Bestenfalles kommt er dann zu dem Urteil, dass er überhaupt nichts aus dem Buche gelernt hat, und dass alles bloß ein Spiel mit Worten und Begriffen ist. Das ist ganz selbstverständlich; so muss es sein, wenn man nicht den Grundnerv aller Geisteswissenschaft ins Auge fasst, der darin besteht, dass man in irgend etwas, wenn es auch noch so gering ist, zu anderer Art des Empfindens und Urteilens gegenüber der Welt kommt durch das Lesen eines echten geisteswissenschaftlichen Buches.

Nun gibt es eines, was man berücksichtigen muss, wenn man überhaupt irgendeine Idee verbinden will mit den Worten «Okkultes Lesen, okkultes Hören». Man muss gewissermaßen Abschied nehmen vorerst von alldem, was die gewöhnliche Denkungsart, das gewöhnliche Urteilen ist in bezug auf den physischen Plan. Das habe ich ja mehrfach betont: Selbstverständlich muss man ein vernünftiger Mensch bleiben, muss sich also, trotzdem man für die geistige Welt eine neue Form des Urteilens, Denkens und Empfindens sich aneignet, ein gesundes Urteil für die Ereignisse und Wesenheiten des physischen Planes beibehalten. Das ist ganz selbstverständlich, das habe ich schon oft betont. Aber etwas muss man sich aneignen, was für die höheren Welten notwendig ist, was für den physischen Plan nicht gilt. Ich will von einer Ihnen wohl noch geläufigen Sache ausgehen.

Auf dem physischen Plan sind wir gewohnt, durch unser Denken, Fühlen, Wollen in ein Verhältnis zu treten zu den Dingen und Wesenheiten des physischen Planes. Indem wir denken und vorstellen, verschaffen wir uns Begriffe und Vorstellungen von den Dingen und Wesenheiten des physischen Planes und den sich hier abspielenden Vorgängen. Gleichsam dasjenige, wovon wir die Meinung haben, dass es im Räume da ist und in der Zeit sich abspielt, das machen wir dadurch zu unserem geistigen Eigentum. Wir lernen durch unser Denken und Vorstellen von etwas zu wissen. Mit dem Fühlen ist es ebenso. Wir treten irgendeinem Dinge gegenüber, zum Beispiel einer Rose. Wir werden erfreut durch die Rose. Dadurch versetzen wir etwas aus der Außenwelt durch unser Gefühl in unsere eigene Seele. So machen wir etwas, was von außen, von der Rose ausgeht und auf uns wirkt, zu unserem inneren seelischen Eigentum. Beim Wollen ist es so, dass wir etwas, was in unserer Intention liegt, der Außenwelt einverleiben.

Lauter Verhältnisse zwischen uns und der Außenwelt haben wir ins Auge zu fassen, wenn wir unser Verhalten auf dem physischen Plan betrachten. Alles, was wir da anwenden im Denken, Fühlen und Wollen, was wir da tun, indem wir für das gewöhnliche Physisch-Leibliche mit der Außenwelt in Beziehung treten, all das dient uns ganz und gar nicht – in der Form, wie es auf dem physischen Plan praktiziert wird -, um irgendwie etwas von der höheren Welt zu wissen. Sondern alles das, was uns zum Beispiel dient, um von der physischen Welt etwas zu wissen, was wir anwenden an Empfindungsarten, an Vorstellungsarten, um von der physischen Welt zu wissen, all das kann für die geisteswissenschaftliche Forschung nur zur Vorbereitung dienen.

Also wohlgemerkt: in der physischen Welt dient uns das, was wir tun im Denken, Fühlen und Wollen dazu, direkt etwas zu wissen von der physischen Welt, oder etwas zu tun für die physische Welt; für die höheren Welten dient uns alles, was uns so direkt für die physische Welt dient, nur zur Vorbereitung. Was wir in bezug auf die physische Welt denken können, und wenn wir noch so scharfsinnig denken, gibt uns kein Wissen für die höheren Welten. Es wird nur gleichsam unsere Seele selbst durch das Denken so vorbereitet, so erzogen, dass sie sich allmählich fähig macht, in der richtigen Weise in die geistige Welt einzudringen. Was wir wollen und fühlen können für die physische Welt, ist bloß anwendbar zur Selbsterziehung der Seele, als Vorbereitung für das Eindringen der Seele in die geistigen Welten. Also ich möchte sagen, um mich deutlich auszudrücken: Ein gelehrter Forscher erfährt durch seine wissenschaftliche Methode etwas für die äußere Welt, und er ist gewöhnt, wenn er es erforscht hat, zu sagen: Ich weiß dieses und jenes von der äußeren Welt. – Diese Art des Forschens, des Denkens hilft ihm aber gar nichts, um in die geistige Welt hineinzukommen; sondern wie er da denkt und forscht, das hat nur eine Bedeutung als Übung der Seelenkräfte. Wie die Seele durch Denken und Forschen mehr befähigt wird, in sich zu leben, ihre Kraft in Betätigung zu bringen, nur das ist effektiv für das Eindringen in die höheren Welten. Nur als Kultur der eigenen Seele sind für den Geistesforscher die Tätigkeiten anwendbar, die man sonst in der physischen Welt normalerweise ausführt.

Ich will noch einen Vergleich wählen, um die Sache deutlicher zu machen. Nehmen wir an, jemand sei ein Zimmermann, er habe Zimmern gelernt und habe nun die Absicht, als Zimmermann dieses oder jenes Gerät zu machen. Durch diese Verrichtungen als Zimmermann macht er nun immerfort diese und jene Geräte, Jahre hindurch; das ist das Wesen der Aufgabe des Zimmermanns. Aber es werden nicht nur Geräte gemacht, die für den physischen Plan nützlich sind, es tritt noch etwas anderes als Beigabe ein: Er wird geschickter, seine Handhabung wird gelenkiger, er erwirbt sich etwas für seinen eigenen Organismus, indem er tüchtiger, gelenkiger wird. Das ist gleichsam ein Nebenerfolg. So ist es auch bei geistigen Tätigkeiten. Nehmen wir zum Beispiel einen Botaniker. Wenn ich mich als Botaniker betätige und wunderbare Anstrengungen auf dem Gebiete der Botanik Jahrzehnte hindurch mache, so ist das für den physischen Plan schön. Aber es ist noch ein Nebeneffekt dabei: ich werde gelenkiger im Denken; das Denken wird gleichsam «dressiert». Auf diese «Dressur» – nehmen Sie den Ausdruck nicht im gewöhnlichen, trivialen Sinne des Wortes – muss der Geistesforscher eingehen. Er muss das, was man im gewöhnlichen Leben im Dienste des äußeren Wissens verwendet, dazu verwenden, seine Geisteskräfte gelenkiger, gefügiger zu machen.

Dann, wenn man diese Kräfte, anstatt sie zum Nutzen und Vorteil in der physischen Welt zu verwenden, in den Dienst der Selbsterziehung stellt, wie dies in der Meditation und in der Konzentration und in den Übungen, die man bekommt, geschieht, dann bereitet man sich vor, in die geistige Welt einzudringen. Und nehmen Sie dieses Wort, das ich sage: man bereitet sich vor – als etwas außerordentlich Wichtiges. Denn im Grunde genommen kann man überhaupt nichts anderes tun, als sich vorbereiten, um in die geistige Welt einzudringen; das übrige ist Sache der geistigen Welt, die muss uns dann entgegenkommen. Sie kommt uns aber nicht entgegen, wenn wir nur so sind, wie wir als Menschen auf dem physischen Plan gewöhnlich sind. Nur wenn wir in der geschilderten Weise unsere Seelenkräfte umgewandelt haben, können wir hoffen, dass uns die geistige Welt entgegenkommt. Es kann nicht so sein wie bei einer Forschung in der physischen Welt, wo man so ohne weiteres an die Dinge herangeht. Man kann sich nur vorbereiten, damit, wenn die Dinge der geistigen Welt an einen herantreten, sie uns dann nicht entgehen, sondern dass sie wirklich auf uns einen Eindruck machen.

Deshalb muss man sagen: Alles, was wir tun können für die Erforschung der geistigen Welt, ist, dass wir uns in würdiger Weise vorbereiten, damit dann, wenn Karma will, dass die geistige Welt uns entgegentrete, wir nicht blind und taub sind für diese geistige Welt. Denn wir können uns vorbereiten. Aber das Entgegentreten der geistigen Welt ist ein Akt der Gnade der geistigen Welt. So muss man es auffassen. Daher kann man auf die Frage: Wie gelingt es einem, in die geistige Welt einzudringen? – antworten: Man bereite sich vor durch alles, was unser Denken und Fühlen gefügiger, gelenkiger macht, was unser Denken gleichsam dressiert, was unser Fühlen, unser Empfinden feiner, hingebungsvoller macht. Und dann warten, warten, warten! Das ist das goldene Wort: in Seelenruhe warten können. Die geistige Welt lässt sich auf eine andere Weise nicht erobern, als indem man sich dafür würdig macht und dann in Seelenruhe die erwartungsvolle Stimmung entwickeln kann. Darauf kommt es an. Erwartungsvolle Stimmung, das ist das Wesentliche. Wir erwerben sie uns dadurch, dass wir uns in der geschilderten Weise und in meinen Büchern ist es vielfach dargestellt, wie das im einzelnen geschieht – bereit machen, die geistige Welt zu empfangen. Aber dann müssen wir uns auch aneignen jene absolute Ruhe der Seele, die einzig und allein möglich macht, dass die geistige Welt an uns herankommt.

Ich habe einmal in Vorträgen das folgende Bild gebraucht: In der physischen Welt ist die Sache so, dass, wenn man irgendein Ding ins Auge fassen will, man zu diesem Ding hingeht. Wer Rom sehen will, muss nach Rom fahren. Das ist in der physischen Welt ganz natürlich, denn Rom kommt nicht zu ihm. In der geistigen Welt ist es gerade umgekehrt. In der geistigen Welt können wir nichts anderes machen, als uns vorbereiten durch die Methoden, die geschildert werden, um die geistige Welt würdig zu empfangen: Seelenruhe, Verharren auf unserem Standort – dann kommt es zu uns heran. Wir müssen es erwarten in Seelenruhe. Das ist das Bedeutsame der Sache. Wo ist nun das, was da an uns herankommt, wo ist es ? Auch darüber habe ich schon oftmals gesprochen und will es nur einleitungsweise erwähnen, damit wir für die nächsten Tage eine gute Grundlage haben, auf der wir aufbauen können.

Da Sie ja alle unsere anthroposophische Literatur kennen, möchte ich die Frage so stellen: Wo sind die Wesenheiten der elementarischen Welt, wo sind die Wesenheiten der geistigen Welt, wo sind die Wesenheiten der höheren Hierarchien ? Sie sind da, wo wir sind. Sie sind überall um uns herum; nirgends anders sind sie, als hier, wo der Tisch, die Stühle sind, wo Sie selbst sind. Sie sind überall um uns herum, aber sie sind in bezug auf die Verhältnisse und Vorgänge der Dinge der Außenwelt so dünn und so flüchtig, dass man sagen kann, sie entgehen eben der Aufmerksamkeit der Menschen. Die Menschen gehen immerfort durch die geistige Welt hindurch und sehen sie nicht, weil sie notwendigerweise durch ihre Organisation, die noch unvorbereitet ist für die geistige Welt, eben unaufmerksam sind dafür. Und wenn sie Gelegenheit hätten, in die geistige Welt einzudringen, wie das zur Nacht im Schlafe der Fall ist, dann erweist sich das Bewusstsein als zu schwach, zu dumpf, um die geistigen Wesenheiten wahrzunehmen, die um uns herum sind. Der Mensch ist vom Einschlafen bis zum Aufwachen in der geistigen Welt, in dieser feinen fluktuierenden Welt, aber er nimmt sie nicht wahr, weil sein Bewusstsein zu dumpf ist, um sie wahrzunehmen.

Was muss nun geschehen, damit der Mensch diese Welt, in der er eigentlich immer darinnen ist, wahrnehmen lernt? Ja, da müssen wir einige wichtige Punkte besprechen, um zu verstehen, was da geschehen soll. Da müssen wir vor allen Dingen etwas ins Auge fassen, das ich jetzt versucht habe, präziser auch für die Außenwelt darzustellen im Schlusskapitel des zweiten Bandes meines Buches «Die Rätsel der Philosophie». Ich will sehen, ob es Menschen verstehen können, die nicht in der anthroposophischen Strömung darinnenstehen.

Wir müssen dabei die Frage ins Auge fassen: Wie kommt eigentlich die äußere Wahrnehmung zustande ? Nun, nicht wahr, da denken die Menschen gewöhnlich – besonders Menschen, die sich sehr gescheit dünken -, dass die äußere Wahrnehmung dadurch zustande kommt, dass die Dinge draußen sind, der Mensch in seiner Haut steckt, dass die äußeren Dinge einen Eindruck auf ihn machen, und dass dadurch sein Gehirn ein Bild der äußeren Objekte und Formen in seinem Innern erzeugt. Nun, es ist ganz und gar nicht so, sondern es verhält sich ganz anders. In Wahrheit ist der Mensch gar nicht drinnen innerhalb seiner Haut [mit seinem Geistig-Seelischen]; das ist er gar nicht. Wenn der Mensch zum Beispiel dieses Rosen-Bukettchen sieht, so ist er mit seinem Ich und Astralleib in der Tat da drinnen in dem Bukettchen, und sein Organismus ist ein Spiegelungsapparat und spiegelt ihm die Dinge zurück. Sie sind in Wahrheit immer ausgebreitet über den Horizont, den Sie überschauen. Und im Wach-Bewusstsein stecken Sie eben mit einem wesentlichen Teil Ihres Ich und Astralleibes auch im physischen und ätherischen Leibe drinnen. Der Vorgang ist nun wirklich so – ich habe das oft in Vorträgen erwähnt -: Denken Sie sich, sie gingen in einem Zimmer herum, in dem eine Anzahl von Spiegeln an den Wänden angebracht wären. Sie können durch den Raum gehen. Wo Sie keinen Spiegel haben, sehen Sie sich selber nicht. Sobald Sie aber an einen Spiegel kommen, sehen Sie sich. Kommt eine Stelle ohne Spiegel, sehen Sie sich nicht, und wenn wieder ein Spiegel da ist, sehen Sie sich wieder. So ist es auch mit dem menschlichen Organismus. Er ist nicht der Erzeuger der Dinge, die wir in der Seele erleben, er ist nur der Spiegelungsapparat. Die Seele ist beisammen mit den Dingen da draußen, zum Beispiel hier mit diesem Rosen-Bukettchen. Dass die Seele das Bukettchen bewusst sieht, hängt davon ab, dass das Auge in Verbindung mit dem Gehirnapparat der Seele das zurückspiegelt, womit die Seele zusammenlebt. Und in der Nacht nimmt der Mensch nicht wahr, weil er, wenn er schläft, Ich und Astralleib aus seinem physischen und ätherischen Leib herauszieht, und diese dadurch aufhören, ein Spiegelungsapparat zu sein. Das Einschlafen ist so, als ob Sie einen Spiegel, den Sie vor sich hatten, wegnehmen. Solange Sie in den Spiegel hineinsehen können, haben Sie Ihr eigenes Antlitz vor sich; nehmen Sie den Spiegel weg, flugs ist nichts mehr da von Ihrem Antlitz.

So ist der Mensch in der Tat mit dem seelisch-geistigen Wesen in dem Teil der Welt, den er überschaut, und er sieht ihn dadurch bewusst, dass ihn sein Organismus spiegelt. Und in der Nacht wird dieser Spiegelungsapparat weggezogen, da sieht er nichts mehr. Der Teil der Welt, den wir sehen, der sind wir selbst.

Das ist eines der schlimmsten Stücke der Maja, dass der Mensch glaubt, er stecke mit seinem Geistig-Seelischen in seiner Haut. Das tut er nicht. In Wirklichkeit steckt er in den Dingen, die er sieht. Wenn ich einem Menschen gegenüberstehe, so stecke ich in ihm drinnen mit meinem Ich und Astralleib. Würde ich nicht meinen Organismus ihm entgegenhalten, so würde ich ihn nicht sehen. Dass ich ihn sehe, daran ist mein Organismus schuld, aber mit meinem Ich und Astralleib stecke ich in ihm drinnen. Dass man das nicht so ansieht, das gehört eben zu den, ich möchte sagen, verhängnisvollsten Dingen der Maja.

So verschaffen wir uns eine Art Begriff, wie das Wahrnehmen und das Erleben auf dem physischen Plan ist. Betrachten wir nun die geistige Welt, von der ich gesagt habe, dass sie so flüchtig, so leicht fluktuierend und leicht beweglich ist gegenüber den Vorgängen und Dingen der physischen Welt. Da leben wir auch drinnen, aber wir erleben sie nicht so wie die groben Dinge der physischen Welt, weil sie zu fein sind. Wenn man dieses fluktuierende Feine erleben will, so kann das zunächst nur dadurch geschehen, dass man das, was unser gewöhnliches Ich ist, was der Träger unserer Individualität, unserer Egoität ist, herabstimmt, richtig herabstimmt. In einer richtigen Meditation tun wir das. Worin besteht diese Meditation? Wir nehmen uns irgendeinen Vorstellungsinhalt und überlassen uns ganz diesem Vorstellungsinhalt. Wir vergessen uns selber und leben in diesem Vorstellungsinhalt, indem wir die Egoität des gewöhnlichen Tages-Bewusstseins unterdrücken. Wir schalten alles aus, was mit der Egoität des Tages-Bewusstseins zusammenhängt. Und da wir als Erdenmenschen nur gewöhnt sind, für den physischen Plan die Egoität anzuwenden, haben wir zunächst [in der Meditation] überhaupt die Egoität unterdrückt. Statt dass wir [mit der Egoität] im physischen und Ätherleib leben, gelingt es uns allmählich, dass wir durch Unterdrücken der Egoität nur im Astralleib leben.

Merken Sie wohl: das ist es, worauf es ankommt. Wenn wir meditieren, uns konzentrieren, haben wir immer zunächst das Ziel, das Bestreben, nicht in der Egoität zu leben – die darf dann nicht physische Erfahrungen vermitteln -, sondern wir haben das Bestreben, sie herunterzudrücken in den Astralleib. Wenn sie im Astralleib ist, spiegelt sie sich zunächst nicht im physischen Leib. Wenn Sie das Bukettchen sehen, sind Sie in Wahrheit in dem Bukettchen drinnen. Der physische Leib ist ein Spiegelapparat, und Sie sehen das Bukettchen, weil der physische Leib es Ihnen spiegelt. Wenn Sie das Ich mit der Egoität unterdrücken, dann werden Sie im Astralleib drinnen sein. Und der ist jetzt so fein, dass Sie die feinen fluktuierenden Dinge da draußen bewusst wahrnehmen können, aber dazu müssen sie nun auch erst gespiegelt werden, wenn Sie sie wirklich wahrnehmen sollen. Hier ist etwas, was Sie recht gut ins Auge fassen müssen. Es sind viele unter Ihnen, die sich treulich und wahrhaftig der Meditation hingeben. Dadurch erreichen Sie, dass die gewöhnliche Egoität unterdrückt wird, dass das Erleben im Astralleib eintritt. Aber es muss erst die Spiegelung dazukommen, damit Sie bewusst im Astralleib wahrnehmen. Unter Ihnen ist wahrhaftig eine ganze Schar, die durchaus durch die Meditation schon so weit ist, dass sie im Astralleib erlebt. Nun aber kommt es auf die Spiegelung an. Und geradeso wie man im gewöhnlichen Leben durch den physischen Leib das, was man erlebt, gespiegelt erhält, so muss man, wenn man in der geistigen Welt bewusst wahrnehmen will, durch den Ätherleib die Erlebnisse des astralischen Leibes zunächst gespiegelt erhalten.

Aber was geschieht dann, wenn wirklich bei einem Menschen das eintritt, dass ihm seine Erlebnisse im Astralleib gespiegelt werden durch den Ätherleib? Da geschieht etwas, von dem man vor allen Dingen wissen muss, dass es ganz, ganz anders ist als das Sehen in der physischen Welt. Ich möchte sagen: so bequem, wie man es in der physischen Welt hat, hat man es in der geistigen Welt nicht. Ein Bukettchen, das hier vor mir steht, ist ein in sich abgeschlossener Gegenstand; ich kann meine Freude daran haben, ich kann es mit nach Hause nehmen, es dort in eine Vase stellen und so weiter. So ist es aber ganz und gar nicht mit dem, was man als astrale Erlebnisse, gespiegelt durch den Ätherleib vor sich hat. Da lebt und webt alles. Nichts von dem, was da ist, ist auch nur einen Augenblick ruhig. Aber so, wie es da unmittelbar gespiegelt auftritt, ist es gar nicht das, worauf es ankommt, wirklich nicht. Bei diesem Bukettchen kommt es auf das an, was es ist. Ich nehme das Bukettchen und habe es dann. Wenn ich etwas gespiegelt habe durch den Ätherleib, kann ich es nicht so einfach nehmen, wie es da ist und damit zufrieden sein. Verstehen Sie mich wohl, meine lieben Freunde, es ist gar nicht das, wonach es ausschaut.

Auch für diese Tatsache habe ich einen Vergleich schon öfter gebraucht: Wenn hier etwas stünde, einige Striche (es werden die Buchstaben B A U an die Tafel geschrieben), so würde ich sagen, wenn ich nicht lesen könnte: Da sehe ich Striche, so und so und so, die zu einer eigentümlichen Figur zusammengefügt sind. – Ich kann das, was da so an der Tafel steht, nicht wie das Bukettchen mit nach Hause nehmen; da hätte ich nichts. Und selbst wenn ich das, was da an der Tafel steht – «B A U» – lesen kann, so habe ich doch noch nicht das, worauf es ankommt. Das, worauf es mir ankommt, ist der Bau da draußen. Den drücke ich aus durch diese Striche und Zeichen «B A U». Auch wenn ich die Zeichen lese, habe ich nicht das, worauf es ankommt. In diesen Zeichen lese ich es nur, ich habe nicht den Bau selber. Beim gewöhnlichen Lesen habe ich nicht das vor mir, worauf es ankommt, sondern ich habe nur das Zeichen dafür.

So verstehe ich auch das, was ich zunächst bekomme, wenn ich im Astralleib erlebe und das gespiegelt bekomme im Ätherleibe, nur dann richtig, wenn ich es als ein Zeichen auffasse, und wenn ich lerne, dass das Zeichen für etwas anderes steht. Es genügt also nicht, wenn ich das, was von meinem Astralleib in meinem Ätherleib gespiegelt wird, anschaue, ebensowenig wie es auf die Striche ankommt, wenn hier «BAU» steht. Auf das, was diese Zeichen bedeuten, kommt es an. Ich muss erst lernen, sie zu lesen.

Und ebenso muss ich zuerst lernen, das zu lesen, was ich wahrnehme in der geistigen Welt. Was in meinem Ätherleib gespiegelt wird, das sind erst die Zeichen für die Wahrheit. Das heißt, ich muss lernen, in der geistigen Welt zu lesen. Nur dadurch können wir etwas aus der geistigen Welt erfahren, dass wir das, was sie uns darbietet, zunächst als Buchstaben und Worte zu nehmen verstehen, die wir lesen lernen müssen. Das ist es. Und lernen wir das nicht, glauben wir, dass wir uns das okkulte Lesenlernen ersparen können, dann machen wir etwas geradeso Gescheites, wie wenn jemand ein Buch nimmt und sagt: Da gibt es Narren, die sagen, dass in diesem Buche etwas ausgedrückt sei; ich blättere in dem Buch von Seite zu Seite und sehe nur so hübsche Buchstaben darin. – Wer die Buchstaben nicht lesen kann, der nimmt nur das auf, was er sieht und kümmert sich nicht um das, was darin ausgedrückt ist.

Wenn man das, was ich eben gesagt habe, nicht berücksichtigt, so kommt man in ein ganz schiefes Verhältnis zur geistigen Welt. Darauf kommt es an, dass man das, was man wahrnimmt, deuten und lesen lernt. Wir werden in den nächsten Stunden schon sehen, wie dieses Deuten und Lesen gemeint ist.

Nun können wir also sagen, wir haben uns wenigstens einleitungsweise verständigt über den Vorbegriff: Was ist okkultes Lesen? Es kommt zustande, wenn der Mensch sich im Astralleib erlebt, wie er sonst im Ich erlebt in der physischen Welt, und wenn ihm nun nicht die Erlebnisse des Ich im physischen Leibe gespiegelt werden, sondern die Erlebnisse des Astralleibes im Ätherleibe.

Nun aber müssen wir da noch etwas anderes bedenken: Wir sind ja nicht nur, wie ich auch heute gesagt habe, da draußen in den Dingen, wir stecken nicht nur mit Ich und Astralleib in den Dingen darin, sondern wir schicken im Wachzustande auch etwas vom Ich in den physischen Leib hinein. Wir ziehen es nur in der Nacht, im Schlaf, aus dem physischen Leib wieder heraus. Das heißt, wir müssen für das Wahrnehmen der physischen Welt imstande sein, mit dem Ich unterzutauchen in unseren physischen Leib. Für das Wahrnehmen der geistigen Welt, für das Lesen der geistigen Welt, da erfahren wir zunächst, dass wir in unserem Astralleib erleben können, und dass wir gespiegelt erhalten können die Dinge, die wir im Astralleibe erleben, im ätherischen Leib.

Nun müssen wir aber auch dazu aufsteigen, in den Ätherleib so untertauchen zu können, wie wir beim Aufwachen in den physischen Leib untertauchen. Merken Sie sich das Folgende wohl: Es ist notwendig, mit dem Astralleib unterzutauchen in den Ätherleib, wenn wir lesen lernen in der geistigen Welt. Wie wir beim Aufwachen in den physischen Leib untertauchen, so müssen wir, ohne in den physischen Leib unterzutauchen, in den Ätherleib untertauchen. Die Okkultisten nennen dieses Untertauchen in den Ätherleib mit Recht ein Hinabstürzen in den Abgrund. Notwendig ist, dass man sich bei diesem Absturz in den Abgrund nicht betäubt, dass man mit dem Bewusstsein hinabdringt, und dass man sich wiederfindet im Absturz. Denn dieses Untertauchen in den Ätherleib geht nicht so bequem vor sich, wie das Untertauchen in den physischen Leib beim Aufwachen. Es ist in der Tat etwas wie ein gewaltiger Sturz in den Abgrund. Denn man wird jetzt in drei Teile gespalten, wie ich es beschrieben habe in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» Man wird zersplittert, gespalten, aufgelöst in ein Dreifaches. Man kann nicht bewusst in seinen Ätherleib hinuntersteigen, ohne sich zu vervielfachen in der angegebenen Weise.

Wenn der Mensch schläft, so ist er mit Ich und Astralleib außerhalb des physischen und ätherischen Leibes, und sein Bewusstsein ist zu dumpf, um die geistige Welt wahrzunehmen. Wenn er nun untertaucht in den physischen Leib, spiegelt ihm dieser die physische Welt, so dass er sie wahrnimmt. Das ist auch eine Art Hinabstürzen in den Abgrund, nur ist es uns so bequem gemacht, dass wir es nicht als Erschütterung empfinden. Wenn wir aufsteigen durch unsere Übungen in den Zustand, in dem wir etwas wahrnehmen können in der geistigen Welt, lernen wir «lesen». Das ist zu vergleichen mit einem bewusst gewordenen Schlafzustand. Wir lernen aber auch kennen das Hinabstürzen in den Abgrund, das Zersplittertwerden in drei Teile, wenn wir untergetaucht sind in unseren Ätherleib. Wenn wir da mit unserem Bewusstsein hinuntertauchen, sind wir imstande, bewusst auch in die Dinge und Vorgänge der geistigen Welt unterzutauchen, die außer uns sind.

So lange wir im Astralleib leben und die Dinge im Ätherleib gespiegelt erhalten, lernen wir lesen, wie wenn wir in einem Buche lesen. Sobald wir untergetaucht sind in den Ätherleib, zersplittern wir uns in drei Teile. Und die drei Teile können wir hinaussenden; sie wandeln dann bewusst in der geistigen Welt herum. Und die drei, die da herumwandeln, erfahren in diesem Herumwandeln dasjenige, was wir «okkultes Hören» nennen. Es beginnt das okkulte Hören, sobald wir bewusst hineingestürzt sind in unseren eigenen Ätherleib. Jetzt tauchen wir wirklich unter in die Dinge. Jetzt merken wir, dass dasjenige, was wir vorher gelernt haben zu lesen, von uns erlebt werden kann.

Also wiederholen wir es: Der Mensch wird durch seine okkulten Übungen in die Lage versetzt, seine Egoität so weit zu unterdrücken, dass er bewusst in seinem Astralleib leben lernt. Dann werden ihm nach und nach die Vorgänge und Wesenheiten der geistigen Welt vom Ätherleib gespiegelt. Wenn er diese gespiegelte Welt in der richtigen Weise, wie wir in den nächsten Stunden hören werden, zu deuten vermag, so hat er die Kunst des okkulten Lesens gelernt. Wenn er weiterkommt und nicht nur von «außerhalb» im Ätherleibe zu lesen vermag, sondern untertauchend gleichsam aufzuwachen im Ätherleib, dann schickt er die Drei, die aus ihm geworden sind, hinaus in die Welt und hört die Vorgänge in ihrem inneren Weben und Wesen. Dann hört er sie.

Dadurch gelangt man aber allmählich dahin, das okkulte Lesen und das okkulte Hören so zu haben, dass man damit etwas ganz Bestimmtes verbindet. Man gelangt dadurch aber auch wirklich in die Realität der Dinge hinein. Denn das, was auf dem physischen Plan vor sich geht, ist nicht die Realität, wirklich nicht. Eine einfache Überlegung kann uns an allen Ecken und Enden der Welt zeigen, wie dasjenige, was wir in unserem Umkreis erleben, nicht die Realität ist; wie wir alles im Grunde genommen falsch deuten.

Einmal sagte mir jemand an den Ufern des Rheines: Das ist der alte Rhein. – Das ist Gewiss ein sehr schöner, tief empfundener Ausspruch. Aber was ist denn eigentlich alt an dem Rhein ? Das Wasser, das man fließen sieht ? Gewiss nicht; es fließt fortwährend und ist im nächsten Augenblick schon nicht mehr da. Das Alte könnte höchstens das Loch sein, das durch das Wasser in der Erde ausgewühlt ist. Das meint man aber auch nicht, wenn man sagt «der alte Rhein». Was also ist es eigentlich, was man mit dem Wort «alter Rhein» bezeichnet? Man sagt ja auch nicht vom Meer, es sei ein «altes Meer», und im Meer sind auch Löcher, die vom Wasser ausgewühlt sind, und im Meer sind auch Strömungen. Wenn im Meer der Golfstrom dahinfließt, so ist da jeden Augenblick nicht nur das Wasser ein anderes, sondern auch die Löcher sind anders.

Was ist denn überhaupt bleibend im Physischen? Nichts, gar nichts. So ist es mit der ganzen physischen Welt. Ihr eigener Organismus ist fortwährend im Fluss; was Sie heute in sich haben als Fleisch und Blut, das hatten Sie vor acht Jahren noch nicht. Nichts Reales ist bleibend im Physischen, alles ist fließend, und das, wofür wir das Wort gebrauchen, haben wir gar nicht richtig im Auge.

Es hat nur einen Sinn, vom «alten Rhein» zu sprechen, wenn wir das Bleibende, das sind die Elementarwesen, die wirklich in dem Rhein leben, wenn wir den alten Flussgott «Rhein», das heißt ein geistiges Wesen, meinen. Nur dann haben wir überhaupt etwas Sinnvolles gemeint. Wir müssen mit dem Wort vom «alten Rhein» etwas Geistiges meinen, oder wir reden gedankenlos. So sehr, meine lieben Freunde, ist es wahr, dass wir nur in die wirklichen Realitäten hineinkommen, wenn wir uns an die geistigen Welten halten. Nur dann kommen wir in die wirklichen Realitäten hinein. Dass und wie wir da hineinkommen, werden wir sehen, wenn wir das okkulte Lesen und Hören dann morgen und übermorgen in den Einzelheiten, soweit es geht, besprechen werden.


ZWEITER VORTRAG. Dornach, 4. Oktober 1914

Was ich gestern sagte in bezug auf die eigentliche Lage der menschlichen Wesenheit im Verhältnis zur Welt, das wollen wir uns noch einmal deutlich vor Augen stellen. Ich sagte, eigentlich sei es eine Maja, eine Täuschung, wenn wir annehmen, wir seien als seelisch-geistige Menschenwesen in unserer Haut darin, und die Dinge wären so um uns herum, und wir nähmen von den Dingen gleichsam die Abbilder in uns herein. In Wahrheit leben wir als seelisch-geistige Menschenwesen in den Dingen drin, und wir würden dieses In-den-Dingen-Drinnenleben nicht wahrnehmen können, wenn wir nicht unsere Erlebnisse mit den Dingen aus unserem Organismus heraus gespiegelt erhalten würden. Und zwar so, wie wir in der gewöhnlichen physischen Welt drinnenleben, so werden uns die Dinge von unserem physischen Organismus gespiegelt, von seinem ganzen Sinnensystem, von seinem Denksystem, von seinem Gefühls- und Willenssystem.

Also das ist eigentlich die Wahrheit, dass unser Organismus ein Spiegelungsapparat ist, dass dasjenige, was wir erleben, in uns nicht erzeugt wird etwa durch unseren physischen Organismus – was eine irrtümliche Vorstellung des Materialismus ist -, sondern dass es gespiegelt wird. Geradesowenig wie ein Spiegel das hervorbringt, was man im Spiegel sieht, ebensowenig bringt unser Organismus das hervor, was wir über die Dinge und an den Dingen seelisch erleben. Der Materialist, der behauptet, dass das Gehirn oder ein anderes Organ unsere seelischen Erlebnisse hervorbringe, der behauptet in bezug auf diese höheren Dinge etwas ganz Gleiches, wie wenn jemand behaupten wollte, das Gesicht, das er von sich selber im Spiegel erblickt, gehöre nicht ihm, sondern sei vom Spiegel hervorgebracht.

Was also die Wahrheit der Sache ist, das muss man gewissermaßen erleben in dem Augenblick, wo man in der gestern beschriebenen Weise zum okkulten Lesen aufsteigt. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, wie es ist, wenn wir zum okkulten Lesen kommen.

Wir erleben, nachdem wir uns in der gestern beschriebenen Weise vorbereitet haben, die flüchtigeren – nur in bezug auf das physische Wesen natürlich flüchtigeren -, fluktuierenden Wesenheiten und Ereignisse der geistigen Welt. Aber wir sehen sie, indem wir sie erleben in unserem Astralleib, von unserem Ätherleib aus gespiegelt, und diese Spiegelungen erleben wir als Bilder. Ich sagte gestern, im allgemeinen können wir diese Bilder, die wir so erleben, nur als Zeichen der geistigen Wirklichkeit ansehen. Und ich habe durch einen Vergleich klarzumachen versucht, welchem Irrtum derjenige sich hingeben würde, der das, was er so unmittelbar erlebt wie Traumbilder – nur ungeheuer viel lebendiger als gewöhnliche Traumbilder-, für Wirklichkeit ansehen würde. Bei dem stünde es geradeso wie bei jemandem, der das Won «BAU», das an die Tafel geschrieben wurde, nicht für das Zeichen des Baues nimmt, sondern es als die Wirklichkeit betrachten würde, auf die es ankommt. Wir müssen uns vorstellen, dass in dem Augenblick, wo wir in die Lage gekommen sind, von draußen herein durch unseren Ätherleib gespiegelt zu erhalten die in bezug auf das Physische fluktuierenden, leicht flüchtigen Bilder der geistigen Welt, wir gleichsam vor einem aufgeschlagenen Buch stehen, ein Buch, das für uns aufgeschlagen ist, das wir aber erst lesen lernen müssen, richtig lesen lernen.

Das ist im allgemeinen richtig. Aber viel mehr, als dies für die Erlebnisse des physischen Planes gilt, gilt es für die Erlebnisse der höheren Welten, dass alles Richtige Ausnahmen erfährt. Und namentlich das, was ich eben gesagt habe, erfährt Ausnahmen. Das muss man wissen, sonst kann man sich nicht zurechtfinden in der geistigen Welt: es gilt im allgemeinen, aber es erfährt Ausnahmen. Inwiefern es Ausnahmen erfährt, das möchte ich lieber etwas anschaulicher erörtern.

Ich will ausgehen von einem ganz bestimmten Fall. Nehmen wir an, jemand, der hellseherische Kräfte in unserem Sinne bis zu einem gewissen Grade in sich ausgebildet hat, der bestrebe sich – nun, sagen wir, weil ja das für viele Menschen naheliegt -, einen Toten aufzusuchen in der geistigen Welt, also einen Menschen, der vor kürzerer oder längerer Zeit durch die Pforte des Todes gegangen ist, und der in der geistigen Welt lebt, in jenem Leben, das wir beschrieben haben als das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Nun ist ein solches Aufsuchen davon abhängig – das können Sie schon aus dem gestrigen Vortrag ersehen -, dass man gewissermaßen von der geistigen Welt heraus begnadet wird, den Betreffenden auch wirklich sehen, schauen zu können. In der Regel wird bei solchem Bestreben die bloße Neugier durchaus nicht befriedigt. Wer also von vorneherein bloß mit der Absicht, seine Neugierde zu befriedigen, an die Sache herangehen wollte, einen Toten in der geistigen Welt aufzusuchen, der würde entweder gar nichts sehen, oder den mannigfaltigsten Irrtümern ausgesetzt sein müssen. Aber nehmen wir an, das wäre nicht der Fall, sondern es läge auch ein von den Wesen der geistigen Welt als berechtigt anerkannter Grund vor, dass man diesem Toten begegnet. Nehmen wir an, es sei alles in Ordnung – um das triviale Won auszusprechen -, man dürfte gewissermaßen dem Toten begegnen. Nun wird – ganz allgemein, sage ich wiederum – dies nicht einfach so eintreten können, dass sich der betreffende Hellseher durch irgendwelche Meditation in die geistige Welt versetzt und dann etwa seine Begierden, seine Wünsche oder seine Gedanken nach dem Toten richtet, um gewissermaßen mit seiner Anschauung begnadet zu werden. Wenn das unternommen, oder wenn vorausgesetzt würde, dass ein solches Resultat eintreten könnte, so würde man sich irren. In der Regel wird vielmehr etwas ganz anderes eintreten.

Sie müssen sich klar sein, meine lieben Freunde, dass man immer nur besondere Fälle schildern kann, dass man nicht allgemeine, abstrakte Theorien gebrauchen kann, wenn man ein solches Thema der okkulten Welt bespricht, wie es in diesem Augenblick von mir geschieht. Ich kann nur ein Exempel, ein Beispiel geben.

Nehmen wir also an, ein Seher hätte einen berechtigten Grund, mit irgendeinem Toten zusammenzukommen, und er träfe durch Meditation, durch Konzentration seiner Gedanken Anstalten, gerade mit diesem Toten zusammenzukommen. Welcher Art diese Anstalten sind, das zu beschreiben, würde heute zu weit führen, aber nehmen wir an, diese Anstalten seien richtig. Dann wird, wenn durch die Meditation, die Konzentration, der Zustand der Seele wirklich eingetreten ist, durch den der betreffende Tote von dem Seher wahrgenommen werden kann, der Seher vielleicht zunächst etwas sehen, was er – wenn er nicht schon Erfahrungen hat auf diesem Gebiet – sehr leicht geneigt sein könnte, gar nicht für die Erscheinung des Toten oder für etwas, was mit dem Toten zusammenhängt, zu halten. Er sieht vielleicht eine sich vor ihm ausbreitende Bilderwelt, eine lebendige Bilderwelt, die viel lebendiger ist als die Bilder der gewöhnlichen Träume.

Ich muss das immer wieder betonen, weil das gewöhnlich in der Welt irrtümlich dargestellt wird. Die gewöhnlichen Traumbilder sind Schimären, während diese Bilder Zeichen der höheren, der geistigen Welt sind. Man muss erst lernen, die Zeichenwelt zu verstehen. Man erlebt in sich bewegliche Bilder, allerlei Ereignisse, die im Zusammenhang stehen mit dieser oder jener Persönlichkeit. Das erlebt man; nur kann man zunächst kaum eine Ähnlichkeit herausfinden zwischen dem, was man angestrebt hat, und den Bildern, die man da erlebt. Aber eines zeigt sich dann, wenn das wirklich der Fall ist, wenn es nicht ein bloßer Irrweg ist, den man eingeschlagen hat: Innerhalb dieser beweglichen Bilderwelt wird man etwas erleben, was wie, ich möchte sagen, der wichtigste Punkt darin erscheint. Bei den andern Bildern wird man sich sagen: Sie enthalten etwas, diese Bilder, das dir vertraut ist, das dich erinnert an allerlei Dinge, die unter Umständen auch aus deiner Erinnerung auftauchen könnten; und obwohl du unter deinen Erinnerungen niemals gerade diese Begebenheiten hast haben können, so könnten sie doch unter Umständen, weil sie sich anlehnen an das, was du erlebt hast, die mit Phantasiegebilden durchwachsenen Erinnerungen an solche Erlebnisse sein.

Gerade da muss der wirkliche Hellseher aufmerksam sein. Er muss im Auge behalten, dass er es mit einer Bilderwelt zu tun hat, die sich aus seiner Erinnerung zusammensetzen könnte. Aber irgendein Punkt zeigt sich darin, der keine solche Erinnerung birgt. Man muss genau unterscheiden, was aus unserer Phantasie zusammengesetzt sein könnte, und was darin Eines ist, um das sich gleichsam alles übrige gruppiert. Von dem muss man sagen: Das wäre niemals aus deiner Erinnerung gekommen, das könnte auch niemals aus der Traumwelt in dein Gesichtsfeld hereinkommen. – Natürlich muss man auch eine gewisse Praxis haben, um Traumbilder von der Wirklichkeit zu unterscheiden und diesen Unterschied genau zu sehen. Aber man kommt dann dazu, zu sagen: Irgend etwas ist dadrinnen, um das sich alles andere gruppiert. In der Regel – ich versuche genau zu sprechen – ist es so, dass dieses eine, das dadrinnen ist, in gewissem Sinne sogar paradox, absurd erscheinen kann. Es ist so, dass etwas Merkwürdiges in einer solchen Bilderreihe – die sonst vielleicht so schön, so großartig, so gewaltig ist -, dass etwas sehr Sonderbares darin erscheint. Nun wird es sehr häufig dem Seher passieren, dass so etwas wiederum abflutet, wiederum hinweggeht, dass er eigentlich mehr oder weniger nichts anfangen kann damit. Dann muss er natürlich den Versuch immer wiederum von neuem unternehmen, und es wird ihm in der Regel, wenn er eine gewisse Praxis des Sehertums hat, von neuem gelingen. Er wird immer wiederum eine solche Bilderreihe sehen, vielleicht eine neue Bilderreihe ganz anderer Art. Aber wieder wird sich etwas in der Mitte zeigen, das das gleiche ist, was man schon früher als Mittelpunkt einer Bilderreihe gesehen hat. Nur muss man schon bis zu einem gewissen Punkte des Sehertums gekommen sein, wenn es einem gleich das erste oder das folgende Mal gelingen soll, mit diesen Bilderreihen das Richtige zu erreichen. Man muss dazu gekommen sein, während man die Bilderreihe noch hat, vollständig besonnen und selbstbewusst zu werden, da drinnen wirklich mit seinem Selbstbewusstsein zu leben, so dass das Bild einem nicht entwischt wie ein Traumbild. Man muss sich so ihm gegenüberstellen, wie man sich einem Ding der Außenwelt gegenüberstellt : dass man sich in der Hand hat, dass man weiß, ich bin es, der das wahrnimmt, und dort ist das Bild. – Man muss sich unterscheiden können von dem Bild, man muss nicht von dem Bilde hingenommen sein.

Um das zu erreichen, wird man gut tun, zunächst zu versuchen wenn das Bild so dasteht -, willkürlich in dem Bild drinnen etwas zu verändern. Nehmen wir zum Beispiel an, das Bild steht da, man hat es erlangt, dass man sich unterscheidet von dem Bilde, dass man da ist, und es kommt in der Bilderwelt irgendeine Persönlichkeit vor, die einen missmutig, unfreundlich ansieht. So fasse man jetzt einmal das Gefühl: Wie wäre es, wenn ich recht gut wäre zu dieser Persönlichkeit, damit sie mich freundlicher ansieht, nachdem sie mich bis jetzt missmutig angesehen hat? – Wenn das gelingt, etwas bewusst zu ändern in der Bilderwelt, dann hat man es leichter, seine Position gegenüber der Bilderwelt festzuhalten.

Das nächste aber muss nun sein, dass man – ja, nun ist es schwierig, einen Ausdruck zu finden, denn die Dinge der geistigen Welt sind nun einmal verschieden von der physischen Welt -, dass man tatsächlich jetzt mit dem Bilde, mit all den Bildern, die man da hat, sich identifizieren muss. Man muss in sie untertauchen, muss eins mit ihnen werden. Denn damit, dass man eins wird mit ihnen, vollzieht man, wie wir gleich sehen werden, eine wichtige Wahrheit. Ich möchte sagen, wenn ich den trivialen Ausdruck gebrauchen darf: Man muss geistig diese ganze Bilderreihe essen, sie verschlucken, in sich selber aufnehmen, sich identifizieren damit, in die Bilderreihe untertauchen. Das heißt, man muss jetzt wissen: Ich habe mich nun unterschieden von dieser Bilderreihe, ich habe meine Position außerhalb ihrer gehabt, und jetzt tauche ich willkürlich unter in diese Bilderreihe, so wie wenn ich ins Wasser springe, um darin zu schwimmen.

Und nun kommt das Wichtigste, denn jetzt erleben Sie in der eigenen Seele alles das, was in dieser Bilderreihe ausgedrückt ist. Wenn zum Beispiel eine Person die andere bekämpft oder verletzt, so erleben Sie jetzt sich selber sowohl als Verletzer, wie auch als die Seele, welche verletzt oder bekämpft wird. Ich bin alles in diesen Bildern, ich bin ganz darinnen. Wenn Sie ein Bild vor sich hätten, wo dargestellt wird, dass jemand enthauptet wird, so erleben Sie sich zu gleicher Zeit als denjenigen, der enthauptet wird und als jenen, der enthauptet. So erleben Sie sich real in dieser ganzen fluktuierenden Bilderwelt darinnen. Sie selbst sind jedes Bild und jede Bewegung, die darin ist.

Dann wird das Bild als solches, als Imagination, unsichtbar; aber die inneren Erlebnisse werden um so bedeutungsvoller. Man hört jetzt auf, das Bild zu sehen, zu schauen, aber man ist in einem reichen Erleben darin. Wenn es einem wirklich gelingt, in den Bildern drinnen zu sein, dann tritt, ich möchte sagen, der zweite Akt der ganzen Sache ein. Das muss aber gar nicht gleich darauf folgen.

Da kann es sein, dass von diesem Punkte aus recht viel Entmutigendes das Sehertum ergreifen kann. Es kann durchaus sein, dass man bis zu diesem Moment kommt, da der Entschluss gefasst ist, unterzutauchen in das Bild, darin zu schwimmen, und – nun ist es fort wie ein Traum, oder wie etwas, was man vergessen hat. Das kann durchaus passieren. Nur in den seltensten Fällen wird es so geschehen, dass man gleich hinterher das Erlebnis hat, von dem ich jetzt sprechen will. Meistens ist es so, dass das Bild wie ein entschwundener Traum ganz untergegangen zu sein scheint.

Nun muss man als wirklicher Hellseher sich klar sein, dass es gar nicht wahr zu sein braucht, dass das Bild untergegangen ist. Es kann dasjenige, was in den seltensten Fällen gleich nach dem Untergehen des Bildes eintreten kann, viel später einmal kommen, es kann mitten aus den Tag- oder Nachterlebnissen heraus kommen. Denn sehr häufig ist es der Fall, dass das, was man – verzeihen Sie, wenn ich noch einmal den Ausdruck gebrauche – sozusagen gegessen hat, womit man sich vereinigt hat, dass das erst seelisch verdaut werden muss. Es kann eine Zeitlang dauern. Aber wenn man genügend vereinigt ist, wenn es genügend «verdaut» ist, dann kommt es so, dass man weiß: Jetzt stehst du mit der Persönlichkeit, mit der Individualität des Toten in Beziehung, und sie schickt Gedanken in dich hinein, die sie selber hat. Jetzt denkst du das, was der Tote in seiner Seele erlebt. Du stehst in Verbindung mit ihm. Er spricht jetzt mit dir, und du hörst ihn.

Es ist in Wahrheit das Bild, mit dem man sich vereinigt, oder die Bilderreihe, die man aufgenommen hat, die man in sich trägt, die jetzt mit einem eins geworden ist, welche eigentlich die Wahrheit hört und die Wahrheit aufnimmt. Und in der Regel ist es so, dass dieses Hören als geistiges Hören dann nicht mehr mit Bildern verbunden ist, sondern getragen ist von dem Bewusstsein, dass die Seele des Sehers verbunden ist mit dem betreffenden Toten und sich das sagen lässt von ihm, was nicht mehr mit dem Ohr gehört, nicht mehr mit dem physischen Blick aufgenommen wird, sondern was unmittelbar mit dem Gedanken aufgenommen wird. Man weiß: Das ist nicht dein Gedanke; das ist das, was der Tote zu dir spricht.

Es bedarf also, wie Sie sehen, einer gewissen Vorbereitung, um in die Nähe einer toten Individualität zu kommen, einer Vorbereitung, die man, wie ich es eben getan habe, beschreiben kann. Wenn man einmal dahin gelangt ist, nach der Identifizierung mit dem Bilde den Toten zu hören, dann ist jede Täuschung ausgeschlossen. Denn eine Täuschung könnte nur in derselben Weise eintreten wie eine Täuschung auf dem physischen Plan, wenn ich einem Menschen begegne und ihn für einen ändern halte. Das werde ich in der Regel nicht tun. Man erkennt den Menschen auf dem physischen Plan durch sich selber. Ich brauche mir nicht aus theoretischen Prinzipien heraus zu beweisen, wenn ich in der physischen Welt zum Beispiel Herrn Löw begegne, dass das Herr Löw ist. Das enthüllt das Wesen selber, dem man entgegentritt. So weiß man auch in der geistigen Welt, dass man einem Wesen gegenüber ist, wenn es auch selbstverständlich in der geistigen Welt auf geistige Weise zu einem spricht, sich in geistiger Weise mitteilt.

Was ich Ihnen eben beschrieben habe, das ist der Übergang von einem sehr vieldeutigen Zeichen, das man liest – nicht dadurch, dass man es mit dem Verstande deutet, sondern dadurch, dass man es in sich aufnimmt, eins damit wird, es gleichsam verzehrt -, zum geistigen Hören. Durch den lebendigen Prozess, den man durch die Vereinigung mit dem Bilde in der eigenen Seele bewirkt, bereitet man sich darauf vor, das objektive Wesen geistig wirklich zu hören.

Das Lesen ist ein lebendiger Prozess, ist ein wirklich lebendiger Prozess. Man muss wirklich seine Seele in die Sache hineinwerfen. Es wird etwas ganz anderes von einem verlangt, als was auf dem physischen Plane verlangt wird. Das lässt sich höchstens damit vergleichen, wenn auf dem physischen Plan jemand uns ein Buch gibt und verlangen würde, dass wir es verspeisen sollen, es essen sollen, um es zu lesen und zu verstehen. Wenn wir dazu organisiert wären, ein A in anderer Weise zu verdauen als ein I, dadurch dass wir verschiedenartige innere Prozesse beim Verdauen der Buchstaben A und I hätten, wäre dies mit den beschriebenen geistigen Vorgängen zu vergleichen. Wir kommen nicht heran an einen geistigen Vorgang oder an eine geistige Wesenheit, ehe wir unsere ganze Seele hineingegeben haben zum Verständnis des betreffenden Wesens oder Vorganges. Wir müssen selber eins geworden sein mit den Zeichen oder Buchstaben der geistigen Welt. Wir müssen sie lesen, und dann, indem wir sie lesen, sie geistig hören.

Ich sagte, im allgemeinen gilt das. Man muss eben, wenn man auf dem Felde der Geisteswissenschaft steht, ganz genau sprechen. Im allgemeinen; denn es gibt auch Ausnahmen. Es kann zum Beispiel durchaus auch eintreten, dass irgendein Seher, wenn er im Zustand des geistigen Schauens ist, nicht nur eine Bilderreihe erlebt, wie ich es eben geschildert habe, sondern wirklich etwas erlebt als Bild, als Imagination, was dem betreffenden Toten, so wie er war im Leben als äußere Gestalt, ähnlich ist. Dann kann der Betreffende natürlich wissen, er steht diesem Toten gegenüber. Aber er kann es eigentlich niemals ganz sicher wissen. Es kann richtig sein, braucht aber nicht ganz richtig zu sein. Um das zu erklären, möchte ich zu einem Vergleich greifen. Sehen Sie, unsere gewöhnliche Schrift, Druckschrift oder Schreibschrift, besteht aus Zeichen. Und wahrhaftig, wenn ich das Wort «Bau» aufschreibe, so hat dieses Wort nichts ähnliches mit unserem Bau da draußen. So war es aber nicht immer im Laufe der Entwickelung der Schrift. Wenn wir in ältere Zeiten zurückgehen, finden wir eine Bilderschrift. Da machten die Menschen Bilder, die dem, was die Bilder darstellen sollten, noch ähnlich waren; und aus der Bilderschrift entwickelte sich erst die Zeichen- oder Buchstabenschrift.

So ist es auch mit dem Verhältnis des Hellsehens, das wir durch unsere rosenkreuzerische Methode anstreben, zu dem atavistischen, mehr oder weniger primitiven Hellsehen, das bei manchen Menschen durch irgendwelche Vorbedingungen auftreten kann. Geradeso wie unsere Zeichen- und Buchstabenschrift etwas Entwickeltes ist, und die Bilderschrift etwas mehr Primitives ist, so ist auch das Hellsehen in unserem Sinne etwas Entwickeltes, und das Schauen, das unmittelbar in Traumbildern das zum Ausdruck bringt, was geschaut wird, etwas mehr Primitives. Gerade das entwickelte Hellsehen wird oftmals nicht imstande sein, unmittelbar im Bilde das zu schauen, was zu schauen ist. Es wird bei ihm in der Regel so sein, wie ich es beschrieben habe. Aber die Ausnahme kommt durchaus auch vor, dass ein Mensch ohne besondere Entwickelung, rein aus den Anlagen seines Organismus heraus, hellsehend wird. Dann kann es sein, dass dieser natürliche Hellseher viel mehr Bilder wahrnimmt, die Ähnlichkeit haben mit geistigen Vorgängen, als der entwickelte Hellseher, der erst notwendig hat, all die Prozeduren durchzumachen, die ich beschrieben habe. Aber er kann niemals durch das primitive Hellsehen dazu kommen, irgend etwas mit Sicherheit zu erfahren; und selbst das, was mit Sicherheit in dieser Art erfahren werden kann, sind nur solche Ereignisse, die sich anlehnen an das irdische Leben.

Sagen wir zum Beispiel, es sei irgend jemand gestorben und habe vor seinem Tode noch ein Testament hinterlegt, ohne dass er jemand darauf aufmerksam machen konnte, dass das Testament da oder dort liege. Er stirbt. Irgendeine primitiv hellsehende Persönlichkeit, bei der die Vorbedingungen vorhanden sind, kommt hinzu, und es könnte sogar der Fall eintreten, dass eine solche ungeschult hellsehende Persönlichkeit in einer Art Trance-Imaginationszustand in Zusammenhang gebracht wird mit dem betreffenden Toten. Und sie kann dann die Gedanken des Toten wahrnehmen, die auf den Ort gerichtet sind, wo der Tote das Testament hingelegt hat. Es kann der Betreffende das Bild des Ortes, den Schrank zum Beispiel wahrnehmen, wo das Testament liegt. Das kann eintreten. Aber es hängen diese Fälle stets mit dem äußeren physischen Plan zusammen. Es handelt sich um etwas, was auf dem physischen Plan vorgegangen ist. Es können auch kompliziertere Dinge sein; aber sie sind doch immer mit dem physischen Plan, mit dem Irdischen irgendwie zusammenhängend. Viel weiter wird man auf diesem Gebiet des primitiven Hellsehens nicht kommen. Um weiter zu kommen und wirklich klar und sicher mit der geistigen Welt zu verkehren, sind eben die Vorbereitungen nötig, von denen ich gesprochen habe.

Nun muss ich Ihnen noch Genaueres darüber sagen, damit wir dann in den nächsten Vorträgen auf Einzelheiten des geistigen Lesens und Hörens eintreten können. Ich sagte, dass das, was hinter der Maja der äußeren Erfahrung liegt, was in den Dingen darin ist, eine Wahrheit wird in dem Augenblick, wo wir die geistige Welt betreten. Es wird eine Wahrheit, wie ich sie in dem einzelnen konkreten Falle Ihnen beschrieben habe. Es genügt nicht, dass wir irgendein Bild durch Hellsehen wahrnehmen und nun das Bild so vor uns haben, wie wir Wesen der physischen Welt sehen können. Das genügt nicht. Wir müssen dazu kommen, in die Bilder unterzutauchen, uns wirklich in sie hineinzustürzen. Wir müssen bewusst das machen, was wir im gewöhnlichen Leben auch tun, nur dass wir es da nicht bewusst machen. Wir müssen wirklich hineingehen in das Bild. Wenn ich also zunächst diese Bilderreihe wahrnehme, in deren Mittelpunkt das ist, was ich beschrieben habe, so muss ich aus mir herausgehen, ich muss in diese Bilderreihe hinein, ich muss sie verzehren, verschlingen, muss darinnen sein.

Nun kann das, was ich beschrieben habe, als eine geistige Erfahrung eintreten, aber man versteht diese geistige Erfahrung eigentlich noch nicht. Um sie zu verstehen, ist noch das Folgende notwendig. Man muss etwas wie geistige Selbstbeobachtung üben können während des Vorganges des Untertauchens. Indem man untertaucht in eine solche Bilderreihe, geht einiges in einem vor, das man in sich gleichsam spürt. Bedenken Sie einmal, wie es ist, wenn man zuerst sich erfasst hat in seiner Position gegenüber den imaginativen Bildern, und dann dazu kommt, in diese Bilderreihe unterzutauchen. Das Gefühl ist ein ganz anderes, wenn man bewusst davor steht, als wenn man in die Bilder untergetaucht ist.

Ich will versuchen, Ihnen zu beschreiben, wie diese beiden Gefühle sich unterscheiden. Es ist so, dass in dem Augenblick, wo man untergetaucht ist, man weiß: Jetzt hast du diese Bilderreihe dadurch zum Verschwinden gebracht, dass du dich damit identifiziert hast. In diesem Augenblick erfasst einen ein Gefühl der Ungenügendheit gegenüber sich selbst. Man wird gewahr – die Dinge sind schwer zu beschreiben -: Du bist ja eigentlich jetzt nur ein Stück von dem, was du warst, als du auf deinem früheren Standpunkt gestanden hast. Du bist nur ein Stück davon.

Man muss natürlich diese Beobachtung oftmals machen, damit man ganz hineinkommt in die Dinge und die Fähigkeit erlangt, sie richtig zu deuten. Es kommt einem so vor – man charakterisiert solche Dinge am besten durch Vergleiche -, wie wenn ein Zwölf-Kilogewicht, ohne dass mit ihm weiter etwas geschehen ist, ganz plötzlich nur ein Ein-Kilogewicht geworden wäre. So fühlt man sich, als ob man nur ein Zwölftel von sich selber wäre, und die anderen elf Zwölftel, die sind draußen in der Welt. – Das kann man symbolisch zeichnen, was da mit einem vorgegangen ist. Man fühlt sich irgendwo draußen in der Welt, aber nicht mit seinem ganzen Wesen fühlt man sich da, sondern man fühlt: Da draußen in der Welt sind elf Zwölftel deines Wesens, du bist aufgeteilt. – Symbolisch kann man das so ausdrücken, dass man sagt: Man ist an einem Punkte des Umkreises, und die anderen elf Zwölftel sind über den übrigen Kreis verteilt. Da (siehe Zeichnung, a 1) ist man selber, und da (siehe Zeichnung 2, 3, 4 und so weiter) sind die anderen elf Zwölftel.

Jetzt ist es erst recht wahr, dass man da draußen in der Welt ist: man ist zu einem Zwölftel von sich selber geworden, und man hat in einem Kreise gleichsam liegengelassen die ändern elf Zwölftel.

Man kann das mit einem okkultistischen Ausdruck nennen: Man hat sich selbst verwandelt in den Tierkreis, man ist selbst zum Tierkreis geworden. – Und nunmehr kommt dasjenige, was man hört, einem zu von innerhalb dieses Tierkreises. Also – ich behalte das frühere Beispiel bei – wenn der Tote zu einem spricht, so spricht er von innerhalb des Tierkreises.

Bedenken Sie den Unterschied, der hier liegt gegenüber dem Wahrnehmen in der physischen Welt. In der physischen Welt sind wir in unsere Haut eingeschlossen, und draußen sind die Dinge; sie gehen scheinbar in uns hinein, indem wir sie anschauen. Beim geistigen Wahrnehmen stehen wir draußen, an einem Punkte, einem Zwölftel des Horizontes und schauen von dort nach innen. Jetzt haben wir die Welt, die wir schauen, innerhalb des Tierkreises. Wir schauen von draußen hinein. Im gewöhnlichen Leben schauen wir von innen hinaus. Und dasjenige, was uns jetzt da drinnen als geistige Stimme entgegenkommt, mit der der Tote zu uns spricht, das nehmen wir dadurch wahr, dass wir uns angewöhnen, in verschiedener Weise hinzuhören, in verschiedener Weise achtzugeben.

Wir werden schon noch Genaueres hierüber sprechen. Zunächst will ich es durch das Symbolum andeuten. Wir können zum Beispiel das Gefühl haben, was der Tote spricht, könnten wir am besten wahrnehmen, wenn wir innerhalb des Kreises das geistige Ohr in dieser Richtung, nach der geistigen Fünf hin richten (siehe Zeichnung: Linie zwischen Punkt l und Punkt 5)

.

Jetzt hört er da auf zu sprechen, aber man hört ihn weiter, wenn man auf einen anderen Punkt (Punkt 11) hin das geistige Ohr richtet. Man lernt allmählich erkennen, dass man innerhalb des Umkreises sieben Stimmen zu unterscheiden hat, die so variieren, dass man sie in der verschiedensten Weise vernimmt, je nachdem sie von dem einen oder dem anderen Punkte herkommend gehört werden. Alles was man wahrnimmt, spricht wie aus sieben Stimmen innerhalb dieses Kreises heraus.

Man kann es auch so ausdrücken: Man ist in den Umkreis der Welt gegangen. Dasjenige, was man wahrnehmen soll, ist innerhalb dieses Umkreises. Man muss lernen, sich zu fühlen als einen Teil des Umkreises und muss, ich möchte sagen, in kosmischer Bescheidenheit, keinen Anspruch darauf machen, etwas anderes zu sein als ein Zwölftel des Umkreises. Aber man muss die anderen elf Zwölftel zu Hilfe nehmen, man muss sie außer sich voraussetzen. Man muss versuchen, sich ein Unterscheidungsvermögen anzueignen für das, was da zu einem spricht. Man muss unterscheiden, wie in der verschiedensten Weise alles variiert, was ein kosmisches Wesen zu einem sprechen kann.

Nun kann man wiederum durch einen Vergleich sich klarmachen, um was es sich handelt: Das, was da zu einem spricht innerhalb dieses Kreises, kann man wirklich nennen geistige Vokale. Und alles, was man selber ist im Umkreis, und was im Umkreis liegt, sind geistige Konsonanten. Konsonanten und Vokale wirken zusammen; Konsonanten, indem sie stillstehen, indem wir unser eigenes Wesen hinausergossen haben in das Weltenall; und Vokale dadurch, dass sie sich drinnen bewegen und dadurch zum Aussprechen bringen, was gesagt werden soll.

Nun will ich noch einmal zurückkommen zu unserem Beispiel. Ich suche einen Toten auf, suche mit ihm zusammenzukommen. Ich bringe es dahin, dass mir irgendeine Bilderreihe erscheint und mitten in dieser Bilderreihe etwas, was mir paradox, etwas, was mir absurd erscheint. Ich bin mir klar: Es ist etwas, was ich nicht selber hätte aus den Quellen meines inneren Seelenwesens heraus bekommen können. Ich bringe es dahin unterzutauchen, eins zu werden mit der Bilderreihe. In diesem Augenblick, indem ich in sie untertauche, stehe ich in diesem bestimmten einzelnen Punkte (siehe Zeichnung Punkt a), und ringsherum, da haben sich elf Zwölftel von meinem Wesen losgelöst.

Deshalb sagte ich – Sie müssen sich ja erinnern, dass man genau sprechen muss, wenn man von okkulten Dingen spricht -: Die Bilderreihe hört einem zu. Man hat nichts anderes in sich als die «genossene» Bilderreihe; die steht da in dem einen Zwölftel (siehe Zeichnung). Das andere, was nicht eins werden kann mit dieser Bilderreihe, das verteilt sich draußen im Umkreis. Und da kann es einem gelingen, über kurz oder lang, wirklich die geistige Stimme, die Mitteilung des Toten zu empfangen. Da hört man eben den Toten sprechen aus dem Umkreis, den man sich selbst um dasjenige herum gebildet hat, zu dem man in Beziehung treten will.

Was hat man also eigentlich getan ? Man ist aus sich herausgegangen, ist eins geworden mit der Welt, aber nur mit einem Teil der Welt. Man hat dasjenige mit seinem ganzen Wesen erfasst, was man wahrnehmen will. Man hat gleichsam eine geistige Aura um den Toten gebildet. Man kann sie aber nicht vollständig bilden, man kann nur an einem Punkt stehen, und muss aus dem, was man nicht ist, die Aura bilden.

Man kann sagen: Ich nehme eine Bilderreihe wahr. Erst stehe ich außerhalb dieser Bilderreihe, dann aber tauche ich in die Bilderreihe unter. Dadurch bilde ich um das, was ich wahrnehmen will, mit dem, was ich hingegeben, hingeopfert habe, eine Weltensphäre. Diese Weltensphäre enthält in sich – wie sieben Planeten – den Vokalismus, durch den das entsprechende Wesen mit uns sprechen kann, wenn wir selbst durch die Zwölftheit unseres Wesens den Konsonantismus bilden.

Man kann mit einem Wesen der geistigen Welt eben nur dadurch in Beziehung kommen, dass man es umschließt, so umschließt, dass die Umschließung bildet die kosmischen Konsonanten, und dass das Wesen selber in dem kosmischen Vokalismus sich uns ankündigen kann. Und wenn der kosmische Vokalismus zusammenwirken kann mit dem kosmischen Konsonantismus, den wir aus uns selbst gebildet haben, dann wirken Lesen und Hören zusammen, dann dringen wir in ein bestimmtes Gebiet der geistigen Welt ein.

Ich bitte Sie nun, sich nicht durch das, was ich eben gesagt habe, etwa zu dem Irrtum führen zu lassen, dass das, was ich beschrieben habe, mit dem physischen Tierkreis oder mit den sieben physischen Planeten etwas zu tun habe. Das ist nicht der Fall, das ist nicht so gemeint. Sondern es ist so, dass man jedesmal gleichsam eine Weltensphäre in der Zwölfheit bildet um das betreffende Wesen herum, das man wahrnehmen will. Man bildet überall eine Welt für sich.

Es ist schon so: Will man auf dem physischen Plan etwas ganz kennenlernen, so muss man es von den verschiedensten Seiten, von den verschiedensten Standpunkten aus ansehen, man muss um es herumgehen. In der geistigen Welt muss uns das eine Realität werden, dass man nicht herumgehen muss mit dem ganzen Wesen, sondern man muss sein ganzes Wesen so zerteilen, dass man einen Umkreis schafft um das, was man wahrnehmen will. Jedesmal, wenn eine wirkliche geistige Wahrnehmung stattfindet, so hat man einen solchen geistigen Umkreis geschaffen. Und nur, weil die göttlichen Wesenheiten, die wir in den höheren Hierarchien kennengelernt haben, das im Großen gemacht haben, ist das eingetreten, dessen Resultat wir im Tierkreis vor uns haben.

Denken Sie sich einmal, es würde das eintreten, was ich beschrieben habe, es würde der Verkehr mit einem Toten zustandekommen, und stellen Sie sich vor, ein solcher Verkehr könnte in einem bestimmten Moment – nun, sagen wir – richtig festgehalten und verhärtet werden, so würde diese Verhärtung darstellen ein Menschenwesen, natürlich ein geistiges Menschenwesen, in zwölf Teile gegliedert, zwölf feststehende Sterne. Wenn dasjenige, was wahrgenommen worden ist, erstarrt festgehalten würde, so würde es ein planetarisches System darstellen. Indem die Götter das in einem besonderen großen Plan gemacht haben, ist unser Weltensystem entstanden. Während wir bei dem einzelnen Akt des Hellsehens etwas Vorübergehendes schaffen, das natürlich dann wieder vorbei ist, wenn der Akt des Hellsehens vorbei ist, ist unser ganzes Weltenall festgehaltenes Hellsehen der Götter, der höheren Hierarchien.

Daher auch können wir diese Welt nur erkennen, wenn wir sie in ihren geistigen Grundlagen erkennen. Das Physische ist etwas, was gar nicht real ist, ebensowenig real, wie es gestern in dem Vergleiche vom fließenden Wasser des Rheines gesagt worden ist. Nur das Geistige ist real. So ist auch bei dem ganzen Sonnensystem nur das Geistige real. Man muss auch das Sonnensystem in Wirklichkeit kennenlernen, indem man in geistigem Lesen und Hören entziffert, was hinter ihm liegt. In vieler Beziehung haben wir das schon getan. Was noch mehr darüber zu sagen ist, davon werden wir morgen und übermorgen sprechen.


DRITTER VORTRAG. Dornach, 5. Oktober 1914

Aus den Auseinandersetzungen, die wir gestern und vorgestern gepflogen haben, werden Sie ersehen haben, dass okkultes Lesen und okkultes Hören in Erlebnissen der menschlichen Seele bestehen. Ich habe verschiedene Vergleiche gebraucht, um darzulegen, wie man eins werden muss erstlich schon mit den Zeichen, die sich in der Imagination dem Seher darbieten, und dann selbstverständlich des weiteren mit dem, was diese Zeichen von geistigen, von spirituellen Realitäten bedeuten.

Ich möchte Ihnen nun zunächst eine genauere Vorstellung geben soweit das bei der Kürze, die durch die wenigen Vorträge, die gehalten werden können, möglich ist, und wenn das auch wegen der Kürze der Zeit nur eine annähernde Vorstellung sein kann – von all dem, was notwendig ist, um vom ungeordneten Hellsehen aufzusteigen zu geregeltem wirklichem Hellsehen, das man eben okkultes Lesen, okkultes Hören nennen kann. Das erste, was ich auseinandersetzen möchte, könnte man nennen den Vokalismus der geistigen Welt. Die Art, wie man gewissermaßen – es ist natürlich doch im Grunde vergleichsweise ausgedrückt – die Vokale der geistigen Welt hören und lesen lernt, das ist natürlich ein viel innerlicherer Prozess, als alle Prozesse des gewöhnlichen Lebens sind, und wir werden durch mancherlei Umschreibungen uns nur nähern können demjenigen, was man Erleben der Vokale, der Selbstlaute des Kosmos nennen könnte. Aus dem, was ich gestern angedeutet habe, werden Sie auch ersehen haben, dass man von sieben solchen Vokalen sprechen kann; denn wir können sie symbolisch parallelisieren mit dem planetarischen System.

Nun gehen wir noch einmal zurück auf das, was ich gestern beispielsweise erwähnt habe: das Aufsuchen eines Toten. Davon bin ich ja ausgegangen. Ich versuchte bei dieser Gelegenheit namentlich die Art der Erlebnisse zu erörtern, durch die man allmählich hineinwächst in das Erfahren der geistigen Welt. Wir haben gehört, dass man zunächst durch die verschiedenen Vorbereitungen, die der Seher durchzumachen hat, dazu kommt, eine Bilderreihe zu schauen. Dieser Bilderreihe steht man im Grunde genommen eigentlich so gegenüber wie den Dingen der Außenwelt. Man steht auch einem Traumbild so gegenüber wie den Dingen der Außenwelt. Erst nach und nach gelangt man dazu, wie wir gesehen haben, sich zu identifizieren mit den Bildern, sie gleichsam aufzuzehren, eins zu werden mit diesen Bildern, ganz darin zu leben in diesen Bildern.

Nun aber muss man genau ins Auge fassen, wenn man wirklich den geistigen Realitäten gegenübersteht – das heißt, wenn diese Bilder zuletzt dazu führen, sagen wir, den Toten zu finden oder irgendein anderes Geschehnis oder Wesen der geistigen Welt, wie das gestern erörtert worden ist -, dass das Zeichen sind von spirituellen Realitäten. Dann sind sie als Bilder eben selber Realitäten, die selber eine spirituelle Wirklichkeit ausdrücken. Und die Bilder sind eine Wirklichkeit, denn sie sind da, diese Bilder.

Die Frage muss nun entstehen: Sind denn diese Bilder nur dann da, wenn der Seher sich entsprechend vorbereitet und es dazu bringt, diese Bilder zu schauen ? Sie sind nicht nur dann da, diese Bilder, und das ist sehr wichtig, dass man das ins Auge fasst. Nehmen Sie an, Sie stünden oder säßen irgendwo, Sie wären genügend vorbereitet, irgend etwas zu schauen, und eine Bilderreihe träte so fluktuierend, ablaufend vor Ihre Seele. Wenn nun, statt dass ein Seher sich in dieser Lage befindet, ein anderer Mensch dazu kommt, diese Bilderreihe zu schauen, der gar nichts von Sehergabe hat und nur die gewöhnlichen Bilder von der physischen Welt in seiner Umgebung sieht sind dann diese Bilder nicht da? Sie sind immer da, sie sind richtig immer da.

Anders gesprochen, wie ich es vorgestern auseinandergesetzt habe : Wir sind in Wirklichkeit in diesem Bukettchen drinnen; dass wir es wahrnehmen, beruht auf der Spiegelung durch unseren eigenen Organismus. In dem Augenblick, wo der Seher, ausgehend von seiner Vorbereitung, dazu kommt, ein entsprechendes Geistiges imaginativ vor seiner Seele zu haben, da ist er auch darinnen. Durch die spätere Prozedur, sich damit zu identifizieren, vollführt er nur einen Bewusstseinsprozess; in Wahrheit ist er drinnen. Aber nicht nur der Seher ist darinnen, sondern auch jeder andere Mensch. Wenn man mit den gewöhnlichen physischen Augen und dem physischen Vorstellen einem Gegenstand gegenübersteht, ist man nicht nur in dem physischen Gegenstand darin – der ja, wie wir gesehen haben, überhaupt nur eine Täuschung ist -, sondern man ist auch in dem geistigen Wesen drin. Man ist immer auch in den geistigen Wesen, die nicht physisch verkörpert sind, drinnen. Also in den Bildern, von denen der Seher ein Stück schaut, steckt der Mensch immer darin. Sie sind immerzu in der Umgebung da, der Mensch steckt immer darin. Sie bleiben unwahrnehmbar, unsichtbar aus dem Grunde – könnte man abstrakt sagen -, weil das menschliche Wahrnehmungsvermögen zu dumpf und zu grob ist, um diese feinen, webenden Wesenheiten und Gebilde mit seinen gewöhnlichen groben Sinnen wahrzunehmen.

Das ist abstrakt gesprochen. Wir könnten aber noch ein anderes Warum aufwerfen: Warum ist es überhaupt so in der Welt, dass wir das, was geistig in der Welt herumflutet, in dem wir doch darinnen sind, nicht wahrnehmen ? Warum ist es eigentlich so ? Warum das so ist, das erfährt man erst, wenn man anfängt, sich zu identifizieren mit den Imaginationen, wenn man den Prozess wirklich ausführt, den ich gestern besprochen habe. Dann erfährt man, warum der Mensch nicht bewusst darin sein kann in der geistigen Welt, die doch rings um ihn herum ist. Wie erfährt man es?

Noch einmal sei es gesagt: Eine Bilderreihe steht vor der Seele. Man versucht, sich zu identifizieren mit ihr, man verdaut sie gleichsam, man vereinigt sich mit der Bilderreihe, man ist in ihr nunmehr. Das weiß man jetzt. Nun kann man sich aber auch in diesem Augenblick die Frage beantworten, warum man denn nun eigentlich aus seinem Leibe draußen bleiben muss, warum man sozusagen hinausgehen muss aus seinem Leibe, draußen sich identifizieren muss mit der Bilderreihe, wenn man sie wahrnehmen will, und sie nur, wie wir gesehen haben, zurückgespiegelt erhalten kann vom eigenen Ätherleib. Man erfährt, warum das notwendig ist, warum das so eingerichtet ist in der Welt, wenn man es erlebt.

Durch das, was man nun mit diesen Bildern erlebt, wenn man sich mit ihnen identifiziert hat, weiß man unmittelbar dieses: Würde man jetzt identisch, identifiziert mit der Bilderreihe, zurückgehen in den physischen Leib, würde man nicht draußen bleiben und warten, bis der Ätherleib das Wesen der Bilder spiegelt, würde man alles das, womit man eins geworden ist, in seinen physischen Leib hineintragen, also in den Raum, der von der Haut umschlossen ist, so würde man sofort den physischen Leib bis zur Todesreife zerstören. Es würde sofort der Keim des Todes im physischen Leibe sein. Es ist nicht möglich, dasjenige, womit man sich da identifiziert hat, hineinzutragen in den physischen Leib. Der Mensch kann sich nur damit identifizieren, wenn der Tod wirklich eintritt. Wenn der Tod im Erdendasein wirklich eintritt, dann ist die Seele so weit, dass sie sich identifizieren kann mit dem, was draußen als Imagination lebt im natürlichen Verlauf des Lebens. Dann tritt aber eben auch der Tod ein.

Also Sie sehen, man kann in tiefstem Ernst dasjenige nehmen, was wie ein Motto gewaltiger Art durch alle okkulten Betrachtungen hindurchgeht. Das ist der Ausspruch, den alle Okkultisten getan haben, die wirklich im echten, wahren Sinne des Wortes Okkultisten geworden sind: Man gelangt in dem Augenblick, wo man zum wirklichen Hellsehen kommt, zu einem Erlebnis, durch das man dem Tod gegenübersteht. Man gelangt an die Pforte des Todes. – Ich habe das oftmals von ändern Seiten her betont: man lernt erkennen, wie es mit dem Menschen steht, wenn er durch die Pforte des Todes schreitet. Man kann nicht zum Hellsehen kommen, ohne diesen ernsten, gewaltigen Augenblick durchzumachen, der von den Okkultisten als das Stehen an der Pforte des Todes bezeichnet wird.

Aber man lernt noch etwas anderes. Ich habe in einem Münchner Vortragszyklus schon einmal darauf hingedeutet, aber von einer ändern Seite. Man lernt nämlich nunmehr in tiefstem Ernst eine Frage aufwerfen, die eine Lebensfrage der Geisteswissenschaft ist. Man lernt die Frage aufwerfen: Ja, wie steht es denn eigentlich mit uns Menschen, da wir doch im Grunde immerfort leben im fluktuierenden Gewebe geistiger Wesenheiten, das wir nicht in unseren physischen Leib hineintragen können, ohne den Todeskeim hineinzutragen? Draußen sind wir immer umgeben von Imaginationen, wir sind gleichsam in einer Sphäre von Imaginationen drinnen; die dürfen aber nicht in uns herein. Was kommt denn von diesen Imaginationen in uns herein ? Schattenbilder, Reflexionen, Spiegelbilder, als unsere Gedanken, als unsere Vorstellungen. Da draußen sind die vollsaftigen realen Imaginationen. Sie spiegeln sich in uns, wir erleben sie in der abgeschwächten, schattenhaften Form unserer Gedanken und Vorstellungen. Würden wir sie in ihrer Vollsaftigkeit hereintragen in uns, würden wir sie nicht bloß zur Spiegelung bringen, so würden wir in jedem Augenblick vor der Gefahr des Todes stehen.

Was liegt denn da eigentlich vor? Es liegt nichts Geringeres vor, als dass wir durch die Welteneinrichtung davor bewahrt werden, die geistigen Wesenheiten und Vorgänge, die uns umgeben, in ihrer Vollsaftigkeit zu erleben. Wir sind geschützt dadurch, dass uns im gewöhnlichen Alltags-Bewusstsein nur Schattenbilder dieser vollsaftigen geistigen Wesenheiten berühren. Und doch, eine ganze Summe von diesen Imaginationen gehört zu uns, gehört zu den Kräften, die schöpferisch an uns tätig sind. In dieser Welt der Imaginationen leben die Schöpferkräfte in uns selber. Wir dürfen sie nicht in der ursprünglichen Form erleben, nur in der abgeschatteten Form, in der sie als Gedanken in uns sind. Das kann nur dadurch sein, dass uns jemand im gewöhnlichen Erleben abnimmt dieses Erleben der Imaginationen, die zu unseren Gedanken gehören. Erlebt müssen sie doch werden. Wir können sie nicht erleben, erlebt müssen sie von stärkeren Wesen werden, als wir sind, von solchen Wesen, die sie ertragen können in ihrer Geist-Seelenorganisation, ohne dass sie in die Gefahr des Todes kommen. Während wir denken, während wir mit unserer Seele leben, muss fortwährend ein Wesen über uns walten, welches uns das Erleben der unseren Gedanken und Vorstellungen zugrunde liegenden Imaginationen abnimmt. Haben Sie irgendeinen Gedanken, irgend etwas, was Sie in Ihrer Seele erleben, so entspricht diesem Erlebnis eine Welt von Imaginationen draußen. Und ein Wesen muss über Ihnen walten, das Sie gleichsam beschützt, behütet und bewacht, das Ihnen abnimmt, was Sie nicht selber ausführen können.

Jetzt sind wir an einer Stelle, wo wir in noch realerem Sinne, als es bisher geschehen ist, von den Wesenheiten der nächsthöheren Hierarchie, von den Angeloi sprechen können. Da sind sie gleichsam zum Greifen nahe, diese Wesen. Da sehen wir, wie sie wachen und behüten müssen dasjenige, was wir nicht selber ausführen können. Aber es kann eintreten, und muss eintreten für den Seher, dass er das, was ich eben gesagt habe, noch viel, viel deutlicher wahrnimmt. Das ist dann der Fall, wenn er eine Stufe weitergeht in seinem Sehertum.

Wir haben gestern ja dasjenige erwähnt, was dazu führt, sich zu identifizieren mit der Imagination, der Bilderreihe, die vor uns auftritt. Dieses Identifizieren wird so erlebt, dass man gleichsam die Imagination verdaut, sie in sich aufsaugt. Dadurch verschwindet sie als Imagination, die außer uns steht, aber wir erleben uns in ihr, wir sind eins mit ihr. Aber es kann die Sache noch weiter gehen. Ich will zunächst von der Schilderung des subjektiven Erlebens ausgehen. Ich habe gestern gesagt, man kommt zu dem, was ich wiederholt beschrieben habe, wenn man sich in Meditation, in Konzentration versenkt. Da kommt man dazu, eine solche Bilderreihe zu erleben, mit der man sich identifizieren kann. Ich habe schon gestern erwähnt, dass wenn man durch Meditation und Konzentration hervorgerufen hat eine solche Bilderreihe, den Versuch gemacht hat, in diese Bilderreihe gleichsam hineinzukriechen, dass dann gar nicht gleich das okkulte Lesen und Hören auftreten muss, das wirkliche Wahrnehmen der geistigen Wesenheit des Toten, den man sucht. Es kann abbrechen, wie ein Vorgang im Traume abbricht, und später kann das eintreten, was als Folge eintreten soll.

Aber wenn man immer weiter und weiter schreitet, wenn man die nötige Geduld und Ausdauer hat, um durch Meditation und Konzentration immer weiterzukommen in seiner okkulten Entwickelung, dann erfährt man den Vorgang noch in einer anderen Art. Man kann ihn in folgender Weise erleben: Man stellt sich die Aufgabe, ein Wesen, einen Vorgang in der geistigen Welt zu beobachten. Man versetzt sich in die Meditation, in die Konzentration. Man zieht sich dadurch heraus aus dem physischen Leib, kommt dann in jenen Zustand, wo der Inhalt der Seele, den man durch die Meditation selber hervorgerufen hat, abflutet, wo man den Übergang verspürt und bemerkt: jetzt wird es gleichsam finster. Was Sie in Ihrer Seele hervorgerufen haben, das flutet ab, und aus dem Unbestimmten taucht eine Bilderreihe auf, lebendiger, viel lebendiger, als die Träume sind.

Jetzt steht man bewusst der Bilderreihe gegenüber. Und wenn man weiß, man steht dieser Bilderreihe gegenüber, dann taucht man bewusst unter. Indem man untertaucht, kann wiederum der Moment eintreten, wo man weiß: Ja, du hast dich jetzt identifiziert mit der Bilderreihe, du bist eins geworden mit ihr, du bist darinnen. Aber man fühlt schon eigentlich sich selbst nicht mehr, man fühlt sich wie untergehend im Weltenall, im Kosmos, man fühlt sich wie im allgemeinen Nichts darin. Man hat sich identifiziert, hat ganz ausgelöscht die Bilderreihe, hat nichts an deren Stelle bekommen. Aber durch die Praxis des Meditierens muss man die Kraft erhalten, dass man nicht verzagt, nicht verzweifelt, nicht dazu kommt zu glauben, man löse sich jetzt auf in die Nichtigkeit. Man hat die Zuversicht, dass man nicht zu dem Gefühl völligen Verlassenseins kommt, zu dem man leicht kommen könnte. Kurz, man taucht, wie in das Nichts hineinschwimmend, in den allgemeinen Kosmos unter. Und dann ist es, wie wenn man aufwachte, aber nicht aus dem Schlaf, sondern aus etwas voll Bewusstem. In dem Moment, wo man aufwacht, weiß man: Das war nicht ein Schlaf, in dem du jetzt warst. Das hast du nicht so durchlebt, wie du die Bewusstseinsleerheit des Schlafes durchlebst. Das war etwas anderes. Da ist etwas geschehen in der Zwischenzeit, etwas, bei dem du dabei warst. Und jetzt bist du wieder aufgewacht. Jetzt kommen in dein Bewusstsein herein diese Geschehnisse, die du nicht voll bewusst erleben konntest, bei denen du aber nachher ganz genau weißt: Du hast sie erlebt. – Es ist wie eine Erinnerung. Man erinnert sich an etwas, das man nicht mit dem gewöhnlichen Selbst durchgemacht hat, das man aber so erlebt hat, dass man aus dem gewöhnlichen Selbst herausgehoben war. Und nun, wo es ins Bewusstsein hereinkommt, da erlebt man das, worauf man ausgegangen ist, worauf man losgesteuert ist, was man zu schauen als Aufgabe sich gestellt hat. Jetzt weiß man, du hast etwas durchlebt, man möchte sagen denkend durchlebt, – «denkend» hat nur hier eine viel höhere Bedeutung als im Physischen -, du hast etwas denkend durchlebt. Aber wenn du auch noch so entwickelt bist als Mensch, was du als Mensch sein kannst, das kann nicht das erleben, was du da durchgemacht hast, während du gleichsam untergetaucht warst in das relative Nichts. Das kann ein Mensch nicht durchdenken, kann er nicht denkend durchleben. Deshalb musste in der Zeit zwischen dem Untertauchen und dem Wiederauftauchen ein anderes Wesen die Funktion des Denkens für dich übernehmen, in dir drinnen denken. Du kannst nicht selber denken. Du kannst dich nur nachher erinnern, was dieses Wesen, das Angeloswesen, in dir gedacht hat. Man weiß, man war in der Zwischenzeit verwoben gewesen mit seinem Angeloswesen, das hat für einen gedacht, während das Bewusstsein herabgedrückt war. Jetzt wacht man auf, und man erinnert sich mit dem gewöhnlichen Gedankenerleben an das, was der Angelos in einem erlebt und gedacht hat.

Das ist der Vorgang. So erringt man sich in der Regel Erlebnisse geistiger Art, wie die sind, von denen wir öfter gesprochen haben. Man erringt sie so, dass man weiß, man muss erst in einen Zustand kommen, wo ein Wesen der nächsthöheren Hierarchie in einen eintritt, sich selber mit einem identifiziert, so dass man, was man in seiner eigenen Schwäche nicht könnte, durch das in einem ruhende Wesen der nächsthöheren Hierarchie vermag, aber bei herabgedrücktem Bewusstsein. Es darf zunächst nicht erlebt werden in der Realität, sondern erst hinterher in der Erinnerung im vollen Ich-Bewusstsein.

Das macht es, dass eigentlich jene geistigen Erlebnisse, die uns gewährt werden, zu einer gewissen Zeit erlebt, und zu einer anderen Zeit uns bewusst werden. Wenn ich zum Beispiel so etwas erlebt habe, wie ich es erzählt habe über unseren lieben Freund Christian Morgenstern, so haben Sie ein solches reales Erlebnis. Selbstverständlich wird es aber bewusst erst nach dem Erleben, weil während des Erlebens eine Wesenheit der nächsthöheren Hierarchie die Funktion des Wissens übernehmen musste.

Wiederum können Sie bedenken, warum das so sein muss. Würden wir erst das hereintragen in unseren eigenen Organismus, was in uns ein Wesen der höheren Hierarchie erlebt, dann würden wir nicht nur unseren eigenen Organismus töten, sondern wir würden ihn in seiner Organisation zersprengen in seine Atome. Wir sorgten nicht nur für seinen Tod, sondern im Moment zugleich für seine Verbrennung.

Jetzt sehen Sie wiederum, dass uns das Sehertum in Zusammenhang bringt mit dem, was wir die Pforte des Todes nennen. Man kann sagen, dass man eigentlich das, was Tod ist, was Tod bedeutet, nur dadurch anschauen kann, dass man sich aufschwingt zu den Seelenstimmungen, die herauskommen durch die geschilderten Erfahrungen. Denn dadurch ergreift man die menschliche Individualität außerhalb des physischen Leibes, und man weiß dann, wie sie außerhalb des physischen Leibes sogleich aufgenommen werden muss in den Schoß der Wesenheiten der höheren Hierarchien, damit sie nicht zerstörend, nicht todbringend wird dem eigenen Wesen auf dem physischen Plan. Und real, unendlich real wird das Gefühl des Ruhens der menschlichen Seele im Schöße eines Wesens der höheren Hierarchien. Nun lernt man erst wissen, wie es jenseits des Todes aussieht. Man weiß: Hier auf der Erde sind wir umgeben vom Mineralreich, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich. Jenseits des Todes treten wir ein in den Schoß der höheren Hierarchien, deren Umgebung wir ebenso angehören wie hier der Umgebung der uns umgebenden physischen Wesenheiten. Ein gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den Wesen der höheren Hierarchien greift in unserer Seele Platz. Mit diesem Gefühl können wir uns durchdringen. Und wir lernen so recht kennen, dass ein wahrhaftiges Eindringen in die geistigen Welten gar nicht möglich ist, ohne gewisse Gefühle mit sich zu bringen, die man religiös-fromme Gefühle nennen kann, Gefühle des Hingegebenseins an die höhere geistige Welt.

Diese Gefühle, die ich eben geschildert habe, sind so nuanciert, dass sie eine bestimmte Seelenstimmung hervorrufen. Diese Seelenstimmung, die ich nicht anders bezeichnen kann als eine Stimmung des Ruhens im Schöße geistiger Wesenheiten, die braucht man für das wirkliche Erleben der geistigen Welten so, wie man in der physischen Menschenwelt, damit man sich mit den ändern Menschen verständigen kann, in die Notwendigkeit versetzt ist, durch seinen Kehlkopf und die anderen Sprechwerkzeuge ein I hervorzubringen. Was in der gewöhnlichen Menschensprache möglich macht, ein I hervorzubringen, das macht in den höheren Welten die Seelenempfindung, die aus der Hingegebenheit fließt. Das Erleben dieser Art von Hingegebensein ist einer der Vokale der höheren Welten. Und man kann nichts wahrnehmen, nichts lesen und hören in den höheren Welten, wenn man nicht gleichsam diese Seelenstimmung hinhalten kann – und dann abwartet, was einem die Wesenheiten der höheren Welten mitzuteilen haben, weil man ihnen diese Seelenstimmung entgegenbringt. Aus solchen Stimmungen der Seele, aus solcher Art den höheren Welten gegenüberzustehen, setzt sich der Vokalismus des Kosmos zusammen.

Also, wenn man das Gefühl hat: Dich umgibt eine Welt, aber du kannst mit deinen schwachen Menschenkräften nicht leben in dieser Welt, es darf dasjenige, was dich da umgibt, indem du in deinem physischen Leibe lebst, nur im Schattenbilde deiner Gedanken und Vorstellungen wahrgenommen werden, oder, besser gesagt, aus dir sich spiegeln, du darfst nicht unmittelbar diese Imaginationen erleben, das muss dir im gewöhnlichen Leben abnehmen das dich schützende Engelwesen – wenn man das innerlich empfindet mit dem nötigen Timbre des innerlichen Frommseins, dann hat man die Fähigkeit, einen der Vokale der geistigen Welt wahrzunehmen.

Eine nächste Stufe hängt davon ab, dass man etwas entwickelt, worauf schon hingedeutet ist in meinem Buche «Die Schwelle der geistigen Welt». Man lebt sich so, wie ich es da beschrieben habe, ein in die geistige Welt. Der Vorgang zeigt ja, dass man gleichsam aus sich selber herauskommt, sich mit anderem identifiziert. Das genügt aber noch nicht, genügt keineswegs. Notwendig ist, dass man sich nicht nur identifizieren kann, sondern dass man sich auch zu verwandeln vermag in andere Wesenheiten, dass man wirklich nicht nur das bleibt, was man war, als man aus sich herausgegangen ist, sondern dass man sich in andere Wesenheiten zu verwandeln vermag, dass man wirklich das werden kann, in das man hineingeht.

Eine gute Vorbereitung, um das zu können, ist das immer und immer wieder Üben des liebevollen Interesses für alles, was uns in der Welt umgibt. Man kann gar nicht sagen, wie unendlich bedeutungsvoll es für den werdenden Okkultisten ist, immer mehr und mehr zu sehen, dass das liebevolle Interesse für alles, was uns in der Welt umgibt, erwacht. Es ist dies ein Wort, das man leider gewöhnlich nicht tief genug nimmt, daher kommen die geringen Erfolge, die oftmals im Okkultismus gemacht werden. Es ist ja im Grunde nur zu natürlich, dass der Mensch in der Regel sich doch mit der nötigen Kraft des Interesses nur für sich selbst interessiert. Wirklich, auch wenn man es nicht recht glauben will und dem Ding einen anderen Namen gibt, am allermeisten interessiert man sich doch für sich selbst, und im allergeringsten Maße für etwas anderes.

Nun muss man allerdings auch sagen, dass durch die Einrichtung des Weltenalls dafür gesorgt ist, dass man immerfort für sich selber Interesse haben muss. Man muss sich wirklich schon anstrengen, um sich nicht fortwährend für sich selber zu interessieren. Denn, nicht wahr, das Leben auf dem physischen Plane bringt es ja mit sich, dass man sich für sich selber interessiert. Ich will absehen davon, dass selbstverständlich, wenn einen eine Krankheit befällt und einem dies oder jenes weh tut oder nicht in Ordnung ist, man sich natürlich für sich interessiert. Da ist das in der Ordnung, da kann man nicht anders, als sich für sich selber interessieren. Es könnte selbst in einem solchen Falle durch Anstrengung errungen werden die Möglichkeit, sich nicht für sich selbst zu interessieren; das ist aber außerordentlich schwierig. Es könnte sein, dass man von einer Krankheit befallen wird und sich eigentlich nicht besonders dafür interessiert, dass man diese Krankheit hat, dass es einem vielmehr im höchsten Grade gleichgültig ist, dass man diese Krankheit hat, aber dass man sich dafür interessiert, wie aus dem ganzen Kosmos heraus so etwas entstehen konnte, wie es dieser Prozeß ist. Das kann einen interessieren, dass da an einem Punkte des Kosmos etwas auftritt, das innerhalb der eignen Haut liegt, also dass man sich so interessierte auch für eine schwere Krankheit, wie man sich interessiert für etwas, was außerhalb von einem selber ist.

Sie werden zugeben, dass das, was ich geschildert habe, recht schwierig ist. Und so ist es auch mit den allermeisten Dingen, die man auf dem physischen Plan erlebt. Es wird schon sehr schwierig, das Allergewöhnlichste, das unsere Sinne erfahren und das unser Denken erfährt, so zu nehmen, wie wenn man außerhalb seiner Haut steht, und es zu betrachten als ein Objekt. Aber gerade das ist es, was man versuchen muss; nur weil es so ungeheuer schwierig ist, so wird es in der Regel gar nicht angestrebt. Wer gewissenhaft und mit Eifer die Übungen macht, die in dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» beschrieben sind, der kommt nach und nach dazu, bis zu einem gewissen Grade einen solchen Standpunkt zu erreichen, wie er eben geschildert worden ist. Man wird ihn nur auf Umwegen erreichen, weil es unendlich schwierig ist. Aber man wird ihn bis zu einem gewissen Grade erreichen, nämlich in demselben Maße, in dem das Interesse für einen selber abnimmt, so dass man sich nicht mehr ein interessantes Subjekt ist, sondern nur ein interessantes Objekt. Das kann man sein, das schadet nichts, das ist sogar sehr nützlich, sich für sich selbst zu interessieren, wenn man Objekt geworden ist. Aber man verwechsle nur nicht das Objekt-Werden des eigenen Subjektes mit dem Subjekt selbst.

In demselben Maße, in dem man so anfängt, sich Objekt zu werden, beginnt man sich zu interessieren für alles, was außer einem ist, was um einen herum ist. Dann gewinnt man wirklich die liebevolle, interessevolle Hingabe an die Welt und ihre Erscheinungen. Und wenn man dieses liebevolle Sich-Hingeben an die Welt und ihre Erscheinungen immer mehr und mehr ausbildet, dann kann in der Seele diese Stimmung jenen Grad erreichen, der notwendig ist, dass man aus sich herausgehen und sich in andere Wesenheiten verwandeln, metamorphosieren kann. Man gelangt allmählich dazu, solches zu können. Aber man muss, damit dieses liebevolle Sich-Hingeben möglich ist – der menschlichen Seele sind solche Dinge wirklich schwierig-, man muss versuchen, allerlei Unterstützungen zu finden.

Ich will heute eine solche angeben, die einem helfen kann. Man kann nämlich damit beginnen, die physische Welt, die einem ja zunächst gegeben ist, zum Anlass einer Art von okkultem Lesen zu benützen. Ich habe oftmals ein Bild gebraucht, und es ist gut, von diesem Bild auszugehen. Wenn wir einem Menschen gegenüberstehen und sein Antlitz anschauen, dann sind wir uns klar, dass das, was das Auge sieht, diese Grenzen, diese Linien der Haut, nicht das ist, worauf es ankommt. Worauf es ankommt, das ist die Seele, die hinter diesem physiognomischen Ausdruck lebt. Und wenn man die physiognomischen Linien in Papiermache nachbilden würde, so würden die Linien nicht das sein, worauf es ankommt; auf die Seele kommt es an, die den Linien die Form gibt. So kann man auch das, was in der äußeren Natur uns umgibt, so ansehen, wie wenn es eine äußere Physiognomie wäre. Die materialistischen Forscher und der gewöhnliche Mensch treten den Dingen in der äußeren Natur so gegenüber, wie wenn man von einem Menschen nur die äußere Form studieren würde. Es ist so, wie wenn man von einem Menschen sagen würde: Was da Seelisches darinnen ist, das ist Wischi-Waschi, das ist so ein vertrackter Aberglaube von Phantasten. Mich geht nur das an, was die Formen sind, die man genau messen und untersuchen kann. So untersuchen die gewöhnlichen Menschen die äußere Natur. Aber man kann sich sagen: Wie es naheliegt, das menschliche Antlitz als Ausdruck, als Physiognomie seiner Seele zu sehen, so kann man auch die ganze äußere Natur nicht nur so ansehen, wie sie sich gewöhnlich zeigt, sondern man kann sie als Physiognomie ansehen für das, was dahinter als geistige Wesenheiten steht. Und da ist es gut, als Physiognomie der Natur anzuschauen die ganze Tierwelt.

Nun bedarf es allerdings eines weiteren Gemütsstudiums, um in den Tieren nicht dasjenige zu sehen, was man gewöhnlich sieht, sondern etwas zu sehen, was man so schildern kann: Da fliegt der Adler in der Luft und erhebt sich zur Sonne hin; das ist die Richtung nach aufwärts, in die Höhe, in die geistigen Welten. Ich will den Adler betrachten als das Symbolum des Sich-Erhebens in die geistigen Welten. Ich sehe hinter der menschlichen Hirnschale die Gedanken, die ahnungsvoll, adlerartig emporstreben in die geistigen Welten. Ich sehe, wie sich dieses Emporstreben im aufwärtssteigenden Adler ausdrückt, so wie sich die menschliche Seele ausdrückt in der Physiognomie. Der Adler gehört zur Physiognomie der äußeren Natur. Ich empfinde im aufwärts fliegenden Adler etwas, was so anmutet wie die Stirn in der menschlichen Physiognomie.

Ich schaue mir den Stier an, der wiederkäuend daliegt, an die physische Natur, an die irdische Materie gebunden, wie er sozusagen in seinem Element nur dann in Wirklichkeit lebt, wenn er ganz aufgeht im Verdauen, wie er verbunden bleibt in seinen ganzen Lebensprozessen mit dem, was er der Erde entnimmt. Erdenschwer erscheint er mir. Ich blicke auf den Menschen und fühle im Geiste: da ist auch etwas Erdenschweres, aber es wird durch das Adlerhafte im Gleichgewicht gehalten. Das Stierhafte kommt nicht auf. Ich empfinde, wie das Stierhafte dem Menschen innewohnt; aber es kommt nicht so auf, wie mir draußen das Stierhafte entgegentritt. Physiognomisch wird für den Menschen das Stierhafte, Erdenschwere der äußeren Natur.

Ebenso ist es mit dem Löwenhaften. Physiognomisch ist das Herz des Menschen dasjenige, was der Löwe in der äußeren Natur ist. Und so kann es für die ganze höhere und niedere Tierwelt werden. Ein Abbild, ein Symbolum haben diejenigen uns gegeben, die auf das menschliche Seelenwesen bezogen haben Adler, Stier und Löwe. Sie haben versucht, das zu lesen, was für uns aufgeschrieben ist in der äußeren Tierwelt, und aus ihr zu vernehmen, in einzelne Lettern, einzelne Buchstaben getrennt, dasjenige, was im Menschen zusammen erlebt wird. Kurz, man könnte sagen: Die Physiognomie der Natur ist die Tierwelt.

Aber uns interessiert am Menschen nicht nur die Physiognomie. Uns interessiert, wenn wir noch intimer auf die Seelen einzugehen versuchen, das, was wir die Miene, das Mienenspiel nennen, also dasjenige, was entsteht, wenn die Physiognomie in Bewegung kommt. Da stehen wir gleichsam der Seele, die wir durch das Mienenspiel wahrnehmen, noch näher als der Seele, die wir nur durch die Physiognomie wahrnehmen. Und wiederum können wir auch in der äußeren Natur dasjenige aufsuchen, was Mienenspiel ist der dahinterstehenden geistigen Welt, wenn wir in ähnlicher Weise, wie wir das für die Tierwelt gesehen haben, die Pflanzenwelt betrachten. Wenn wir die Pflanzenwelt betrachten in ihrem Aufblühen im Frühling, in all dem, was sie den Sommer hindurch tut, wie auf der einen Seite die Erde sie herausschickt, wie auf der anderen Seite die Kräfte der Sphären in sie eindringen und herauslocken das lebendige Leben, das erscheint in den unendlichen Nuancierungen der Pflanzenblühungen, -wachsungen und -grünungen mit ihrem Wimmeln und Weben, wenn wir sie so betrachten und sie beziehen auf ein dahinterstehendes geistiges Wesen des Kosmos, so wie wir das Mienenspiel des Menschen auf seine Seele beziehen, dann haben wir wiederum etwas getan, das wir üben sollen. So dass wir sagen können: Die Miene der Natur ist die Pflanzenwelt.

Was wir weiter an der Seele beobachten, was über das Mienenspiel hinausgeht, das sind die Gesten, die aus der Seele herausfließenden Bewegungen. Ebenso, wie wir die Tierwelt als die Physiognomie der Natur bezeichnen können und die Pflanzenwelt als die Miene der Natur, so können wir als die Geste der Natur, als die Gebärde der Natur die Formen der Mineralwelt ansehen. Und es gehört für denjenigen, der in Einzelheiten okkultes Lesen und okkultes Hören üben will, zum Schönsten, was er erleben kann, die mineralische Welt so zu erleben, dass er in der Form der Begrenzungsflächen und ihres eigentümlichen Verhältnisses zum äußeren Kosmos, in dem Durchscheinenden, in der Durchsichtigkeit, in der Kristallhelligkeit des Bergkristalles, des Quarzes, des Kalkspates, des Smaragds, Chrysopras, überall die unendlich verschiedenen Gesten der geistigen Wesen der Natur sich allmählich aneignet.

Wenn man solche Übungen macht, wenn man dahin kommt, dass man wirklich miterleben kann in dem sonst toten Steinreich das, was durch dieses tote Steinreich zum Ausdruck kommt, und was so ist, wie wenn eine Seele in lebendiger Gebärde dasjenige zum Ausdruck bringt, was in ihr lebt, wenn man in solcher Weise übt, dann kommt man sich zu Hilfe in dem Gewinnen von liebevollem Interesse für alle Wesen, die außer einem sind. Dann steigt man allmählich wirklich zu einer solchen Phase, einem solchen Zustande seiner Entwickelung auf, in dem es möglich wird – wenn man sich das Sehertum hinzu erwirbt -, sich auch zu verwandeln in die Wesenheiten draußen. Man merkt, man hat in sich die Kraft, sich in die Wesenheiten draußen zu verwandeln. Man kann sich in alle ändern Menschen verwandeln. Der Mensch ist unendlicher Metamorphosen fähig in dieser Beziehung, aber es muss in der geschilderten Weise geübt werden.

Wiederum können wir jetzt eine Frage aufwerfen. Aber bevor ich diese Frage aufwerfe, möchte ich das Gefühlselement dessen, was ich auseinandergesetzt habe, betonen. Bringt uns das erste, was ich erwähnt habe, zu einer Stimmung gegenüber den Hierarchien, zu dem Bewusstsein «du bist beschützt», zu einem Gefühl, das von Frömmigkeit durchschauert ist, so bringt uns das Gefühl, dass man sich verwandeln kann in die verschiedensten Wesenheiten, dazu, die Menschlichkeit der Menschenwesen hochzuachten, sie erst wahrhaftig zu schätzen in ihrer vollen Würde, aber die Menschlichkeit, die man nicht in der physischen Welt in sich hat, sondern die man erst findet, wenn man ein anderer wird. Erlangt man das Gefühl der Verwandlungsfähigkeit wirklich, so kann es einen nicht zum Hochmut bringen; denn jede einzelne Verwandlung sagt einem, dass man nicht so viel wen ist wie das Wesen, in das man sich erst verwandeln muss. Dass man das Gefühl der Verwandlungsfähigkeit hat, bringt einen dazu, demütig zu werden. Ein Gefühl tiefster religiöser Demut ist verbunden mit dem Gefühl der Verwandlungsfähigkeit.

Aber eine andere Frage können wir aufwerfen: Wir rufen aus unserem Inneren diese Kräfte der Verwandlungsfähigkeit heraus; sind sie also nicht fortwährend in uns? Ja, die Kräfte sind immer in uns. Geradeso, wie die Kräfte der Imagination immer in uns sind, wir sie aber hervorrufen müssen, um geistige Wesen wahrzunehmen, so sind auch die Kräfte des Sich-Verwandelns immerfort in uns. Nur, um sie bewusst zu haben, müssen wir sie auf die geschilderte Weise entwickeln. Wir sind in jedem Augenblick nicht nur wir selber, sondern auch jedes andere Wesen, nur entwickeln wir uns nicht dazu, weil wir unser Bewusstsein nicht zu dem ändern Wesen erweitern. Warum ist das so? Das wird uns am besten klar, wenn wir einen der Fälle im Leben betrachten, wo der Mensch auf dem gewöhnlichen physischen Plan sich in ein anderes Wesen verwandelt.

Es kommt allerdings vor auf dem physischen Plan, dass man die Kräfte gebraucht, die sonst die Verwandlungskräfte sind. Man gebraucht sie, ohne dass man davon etwas weiß. Man gebraucht sie jedesmal, wenn man seinen Mitmenschen dadurch Unrecht zufügt, dass man seinen eigenen Willen in ungerechtfertigter Weise zum Herrn über andere macht. Es fängt schon damit an, wenn man den anderen anlügt. Durch die Lüge fügt man ihm ein Stück Unrichtiges ein. Man gewinnt eine gewisse Macht über ihn, weil die Lüge in dem anderen weiterwirkt.

So ist es auch, wenn man etwas Böses tut. Die Kräfte, mit denen man etwas Böses tut in der Welt, das sind diese Verwandlungskräfte, nur am unrechten Orte angewendet. Alles Böse in der Welt ist die unrechtmäßige Anwendung dieser Verwandlungskräfte. Es gestattet wahrhaftig, tiefe Blicke hineinzutun in das Geheimnis des Daseins, wenn man weiß, woher das Unrecht, das Böse, das Verbrechen und das Unheil kommt, das in der Welt geschieht. Dadurch geschieht es, dass der Mensch die besten, heiligsten Kräfte, die vorhanden sind, nämlich die Verwandlungskräfte, in verkehrter Weise anwendet. Es gäbe kein Böses in der Welt, wenn es nicht die heiligsten Verwandlungskräfte gäbe. Ich habe sogar einmal in einem öffentlichen Vortrag auf diese Eigentümlichkeit hingedeutet, dass das Böse eine verkehrte Anwendung von Kräften ist, die, an ihrem Ort angewendet, zu einem höchsten Guten führen würden. Diese Stimmung in der menschlichen Seele: Ich weiß, hier in der Seele ist etwas darin, was sich einerseits in alle anderen Menschen und Wesen verwandeln kann, was sich andererseits verwandeln kann in Egoismus -, diese Stimmung muss man entgegenhalten können dem Kosmos, wenn man geistig hören will. Das ist ein zweiter Vokal.

Die Stimmung, die man haben kann gegenüber dem Geheimnis des Bösen, wie ich es jetzt dargelegt habe, das ist der dritte Vokal, also das, was man erlebt, wenn man weiß, wodurch der Mensch böse werden kann. Wenn man dieses Geheimnis kennt, dass es höchste Kräfte sind, die im Bösen in verkehrter Weise angewendet werden, dann hat man die Stimmung eines dritten kosmischen Vokals. Man muss solche Seelenstimmungen erleben; das ist es, worauf es ankommt.

So haben wir heute von drei kosmischen Vokalen gesprochen. Von anderen Vokalen werden wir morgen sprechen. Ich musste heute erst das Prinzip erörtern, auf das es ankommt, damit wir im inneren Erleben jene innere Verwandtschaft zum Kosmos herstellen, wodurch wir in Hingabe unserer eigenen Seelenkräfte zu Hörern und Lesern dessen werden, was draußen in der geistigen Welt vorgeht.


VIERTER VORTRAG. Dornach, 6. Oktober 1914

Gestern versuchte ich von einigen inneren Erlebnissen zu sprechen, die man nennen könnte «Vokalismus der geistigen Welt». Wir haben ja gerade dabei sehen können, wie dasjenige, was man okkultes Lesen und okkultes Hören nennen kann, etwas Lebendiges ist, wie es verläuft in inneren Erlebnissen, bei denen man seine ganze Persönlichkeit, seine ganze seelische Wesenheit eben einsetzen muss. Ich habe drei solcher Erlebnisse, die man sorgfältig vorbereiten muss, erwähnt: zunächst dasjenige, das entsteht, wenn man allmählich lernt, in die übersinnliche Welt, in der man ja unbewusst immer darinnen ist, sich bewusst zu versetzen, und dadurch an die Pforte des Todes gelangt. Ich habe ferner das Erlebnis angeführt, zu dem man kommt, wenn man sich die sogenannte Verwandlungsfähigkeit in andere Wesen aneignet. Und ich habe dann versucht zu zeigen, wie einem das Böse in der Welt so vor Augen stehen kann, dass man seinen Ursprung erkennt, herrührend von einem Missbrauch von höheren geistigen Kräften, die an ihrem Orte in ihrer Weise ganz berechtigt sind.

Ein anderes solches Erlebnis stellt sich ein, wenn man etwas, wovon schon öfters gesprochen worden ist, ganz im Ernste nimmt, etwas, das sich im Grunde genommen anschließt an das zuletzt Besprochene : Man muss sich in ein anderes verwandeln, aber es ist notwendig bei diesem Verwandeln, dass man den Faden der inneren seelischen Erlebnisse festhalten kann. Könnte man diesen Faden nicht festhalten, so erginge es einem geradeso wie auf dem physischen Plan einem Menschen, der sich nicht an das erinnert, was gestern, vorgestern oder vor Jahren im physischen Leben erfahren worden ist. Wie diese Kontinuität des Bewusstseins festgehalten werden muss im normalen physischen Leben, so muss der Mensch den Faden der Erinnerung durch die Verwandlungen in der geistigen Welt festhalten. Das heißt, er darf in dem Augenblick, wo er sich in ein bestimmtes Wesen oder in einen bestimmten Vorgang verwandelt hat, sich nicht aus der Seele heraus verlieren. Er muss gleichsam etwas wie eine höhere, rein geistige Erinnerung behalten an andere Gestaltungen, Vorgänge und Wesenheiten der geistigen Welt. Mit ändern Worten, der Mensch muss ein Vielfaches sein, muss sich in der geistigen Welt zersplittern, zerteilen können, muss in die Zahl aufgehen können. Dieses ruft, ganz innerlich erlebt, ein eigenartiges Gefühl hervor, das Gefühl: Du bist da, du bist dieses Wesen, du bist aber auch ein anderes Wesen; du bist in getrennten Wesenheiten im Grunde genommen darin.

Ohne dieses entwickelte Gefühl von der Vielfältigkeit würde man gar nicht in der Lage sein, eine wirkliche geistige Vorstellung zum Beispiel von den Wesen der höheren Hierarchien zu erringen. Man kann noch auf dem Wege, den wir gestern eingeschlagen haben, oder auf den Wegen, die wir in anderen Fällen gegangen sind, von den Wesen der ersten über uns stehenden Hierarchie, den Wesenheiten der Angeloi, eine Vorstellung gewinnen. Aber schon wenn man aufsteigen will zu einer genauer zutreffenden, ich möchte sagen, geistgemäßen Vorstellung der Wesenheiten der Archangeloi, muss man etwas durch innerliches Fühlen verstehen von der Vervielfältigung. Denn wie es sich eigentlich mit diesen Wesenheiten der höheren Hierarchien verhält, das lernt man nur ganz allmählich erkennen. Man lernt es deswegen nur allmählich erkennen, weil von der physischen Welt her alles menschliche Vorstellen, alles menschliche Denken an die gewöhnlichen Verhältnisse des Raumes und der Zeit gebunden ist. Aber es sind ganz andere Raum- und Zeitverhältnisse vorhanden, wenn man zum Beispiel zu den Wesenheiten der Hierarchie der Archangeloi hinaufsteigt.

Wenn wir vom gewöhnlichen physischen Bewusstsein ausgehen, dann haben wir immer ein gewisses Grundgefühl, ein Gefühl, das ganz natürlich ist für dieses physische Bewusstsein. Ich will es durch das Folgende charakterisieren. Wenn ich zum Beispiel durch das Sehertum zu einem Menschen kommen will, der zwischen Tod und neuer Geburt lebt, so habe ich – ich meine mit «ich» nicht mich selbst, sondern im allgemeinen einen Menschen, der durch Seherkraft einen Toten aufsucht – zunächst das Gefühl: Nun ja, der Tote ist da, zugleich mit dir selber eben da, und in bezug auf die Zeit kannst du ihn aufsuchen, wie du auf dem physischen Plan einen ändern Menschen aufsuchen kannst, von dem du dir auch klar bist, er lebt mit dir in derselben Zeit, und du brauchst nur die Wege zu ihm zu finden. – Man hat, wenn man einen Toten aufsucht, mit dieser Vorstellung auch vollkommen recht. Man hat sogar in gewissem Sinne noch recht, wenn man eine Wesenheit aus der Hierarchie der Angeloi finden will. Aber man hat nicht mehr eine richtige Vorstellung von dem, um was es sich handelt, wenn man in derselben Weise eine Wesenheit aus der Hierarchie der Archangeloi aufsuchen will, weil eine Wesenheit aus der Hierarchie der Archangeloi ihr Bewusstsein in einer ganz bestimmten Zeit, die nicht die jetzige ist, konzentriert hat.

Nehmen wir einmal an, diese Linie stellt den Lauf der Zeit vor, und der Seher lebte hier in einem Zeitpunkte, 1914, so setzt er voraus, dass er einen Toten oder eine Wesenheit aus der Reihenfolge der Angeloi irgendwo in der geistigen Welt in derselben Zeit findet (siehe Zeichnung, XXX).

Das geht aber nicht, wenn man zum Beispiel eine bestimmte Wesenheit aus der Hierarchie der Erzengel, der Archangeloi aufsuchen will. Da muss man aus der Zeit hinausgehen, da muss man die Gleichzeitigkeit überwinden. Beispielsweise muss man, sagen wir, um einen bestimmten Erzengel zu finden, zurückgehen, sagen wir, ins 15. Jahrhundert.

Also man kann nicht sagen: Ich bleibe in meiner eigenen Zeit -, (siehe Zeichnung: 1914), sondern man muss zurückgehen, meinetwillen in das Jahr 1465 oder so etwa, und muss dann hier die betreffende Wesenheit des Erzengels suchen (siehe Zeichnung). Ist diese Wesenheit auch nicht in der Gegenwart zu finden, so strahlt doch ihre Wirkung bis in unsere Zeit aus. Aber man findet in unserer Zeit eben nur ihre Wirkung, man findet nicht sie selbst in ihrer eigenen Selbstigkeit.

Andere Erzengel muss man wiederum in einem anderen Zeitpunkt suchen (siehe Zeichnung: Kreise).

Man muss aus der Zeit hinausgehen. Das ist zwar eine sehr schwierige Vorstellung, meine lieben Freunde, aber man muss zu dieser Vorstellung kommen. Man muss sich klar sein, dass Erzengel immer in gewissem Sinne ihren Namen mit Recht tragen. Man weiß eigentlich erst, warum sie diesen Namen tragen, wenn man in dem eben charakterisierten Sinn auf ihre Wesenheit kommt. Sie heißen «Engel des Anfangs», das heißt, sie sind immer an den Anfängen von Zeiträumen, sagen wir, wo Völker entstehen, wo Völker zum ersten Mal in die Weltgeschichte eintreten, da sind sie mit ihrem vollen Bewusstsein, mit ihrem eigenen Selbst vorhanden. Das bleibt in der übrigen Zeit vorhanden in den Wirkungen. Die Wirkungen fließen in die Zeit hinein. Und will man sie finden, so darf man nicht bloß in der Gleichzeitigkeit bleiben, sondern man muss aus der Zeit herausgehen, die Zeitanfänge aufsuchen. Niemand also, der als Seele nur leben will, sagen wir, im Oktober 1914, ist imstande, etwa alle Erzengel zu finden – vielleicht nicht einmal einen -, wohl aber derjenige, der imstande ist, sich mit seiner Seelenwesenheit zurückzuversetzen in andere Zeiträume so, dass diese ändern Zeiträume für ihn unmittelbar erlebbar werden, so dass er selber lebt in diesen anderen Zeiträumen. Dabei muss man dann aber, wenn man sich hineinversetzt in andere Zeiträume, notwendig haben, nicht zu vergessen, wie man da hineingekommen ist, so wenig man das gestern Getane heute vergessen darf in der physischen Welt. Das ist so etwas wie ein Gesetz der Vervielfältigung, des Ausgießens in die Zahl.

Und die Urbeginne, die Geister der Persönlichkeit, die Archai, man findet sie überhaupt nur, wenn man sich zurückversetzt in die Mitte der lemurischen Zeit, wo die Erde am Anfange des physischen Werdens ist. Wo die Erde die Anfänge ihres physischen Daseins durchgemacht hat, da findet man die Archai in ihrer eigenen Selbstigkeit. Wenn man in der Gleichzeitigkeit bleibt, kann man sie nicht finden.

Sie sehen also, wie das ganze Verhältnis der Seele zu der Zeit ein anderes werden muss, wenn man in die geistige Welt wirklich erkennend eindringen will. Dasjenige, was man so erlebt – oder auch nur dadurch, dass man sich eine Vorstellung von diesen Dingen macht und immer weiter geht in dem inneren Erleben der Vorstellung -, das gibt wiederum in der Seele eine Stimmung innerlicher Hingegebenheit, etwas wie ein Hineingegossensein in die reale geistige Wirklichkeit. Das ist wiederum ein solcher Vokal der geistigen Welt.

Sie können einsehen, dass so der Mensch in diesem beschriebenen weiteren Erleben immer unabhängiger und unabhängiger wird vom Raumesstandpunkt und vom Zeitstandpunkt, auf dem er in der physischen Welt ist. Sie sehen, dass er nicht nur aus sich herausgeht, sondern bei diesem Herausgehen gleichzeitig auch in das lebendige Weben und Wesen des Kosmos hineingeht, nicht nur einseitig, indem man sich gleichsam in den räumlichen Sphären ausdehnt, sondern vielseitig, indem man sich auch erlebt in der Zeit als ein Lebewesen, das in sich selbst die Bewusstseinspunkte – möchte ich sagen der Wesenheiten der höheren Hierarchien hat. Wenn man also nicht mehr bei sich lebt, auch nicht mehr lebt in dem Raum und der Zeit, die einem angewiesen sind als physisches Wesen, wenn man gleichsam den Raum zu seinem Leib, die Zeit zu seiner Seele angenommen hat – merken Sie wohl das Wort, man lernt es erst allmählich in seiner vollen Bedeutung verstehen, wenn man viel darüber meditiert hat -, wenn man gleichsam den Raum zu seinem Leib, die Zeit zu seiner Seele angenommen hat, dann hat man sich vereinigt mit dem, was nicht ein abstraktes Fühlen im Allgemeinen ist, sondern ein lebendiges Weben und Wesen in sinnvollem Weltensein. Überall, wohin man sich versetzt, ist Sinn. Und überall, wohin man sich versetzt, sprießt in die eigene Seele Sinn herein. Und aus Einzelsinn setzt sich ein Allgemeinsinn zusammen und webt und west in der Welt. Aus vielen ihrer Punkte sprießt vielfach wie fruchtend der Sinn der Dinge hervor. Und das Geistige, was in den einzelnen Sinnen aufsprießt, aus den Einzelwesen, das webt sich zusammen zu einem all-sinnvollen Weltenwort, und man webt und lebt im Weltenwort darinnen. Und dieses Drinnenweben, Drinnenleben im Weltenworte, das ist wiederum ein anderer Vokal der geistigen Welt. Das ist, ich möchte sagen, der Ur-Urvokal der geistigen Welt selber. Mit diesem Erleben des Weltenwortes, das man sich in einer Viellebendigkeit, nicht bloß in einem geistigen Hören vorzustellen hat, ist alles das gegeben, was man im höheren Sinne Inspiration nennen kann. Mit ihm ist all das gegeben, wovon man so sprechen kann, dass man sagt: Was ich in diesem Weltenworte weiß, das weiß die Welt in mir; ich bin im Grunde genommen ganz unschuldig an all dem, was ich so weiß, denn es weiß die Welt es in mir. Ich kann schuldig werden an dem Wissen des Weltenwortes nur dadurch, dass ich ein unvollkommenes Instrument bin, das nur in gebrochenen Strahlen dieses Weltenwort in mich hereintönen lässt. Aber es ist das Weltenwort, das in mir selber ertönt. – Und je bescheidener man geworden ist, je weiter man es dahin gebracht hat, selbstlos hingegeben zu sein, ohne noch irgendwelche Prätentionen zu haben in bezug auf eigenes Schaffen, Denken, Fühlen und Wollen, je mehr man es dazu gebracht hat, das Weltenwort walten zu lassen im Weben des eigenen Wesens, desto besser, desto objektiver gibt man wieder, was durch das Weltenwort als Geheimnis die Welt durchflutet.

So haben wir wiederum von einem solchen Vokale gesprochen, dem fünften Weltenvokale. Ich wollte, da ich in diesen vier Vorträgen nur das Prinzipielle und Wesentliche geben kann, Ihnen nur einen Begriff, wenn auch nur einen ganz primitiven, erwecken von dem, was der Vokalismus des Weltenwesens ist.

Nun, wenn man es dazu gebracht hat, innerlich geübt zu sein in solchen Gefühlen, wie ich sie in diesen fünf Weltenvokalen geschildert habe, wenn man das, was gleichsam wie ein Niederschlag aus der geistigen Welt ist, in der Seele erleben kann, dann kann die Seele hinhören auf das, was in der geistigen Welt vorgeht; dann kann die geistige Welt zu ihr sprechen.

Und wie ist es denn nun, wenn wirklich Umgang gepflogen wird mit der geistigen Welt auf dem Wege, der sich durch das Geschilderte eröffnet ? So ist es, dass wir mit unserem Ich und Astralleib – aber das Ich ist auf eine höhere Stufe dadurch gebracht, dass es in der vorher geschilderten Weise selbstlos herabgedämpft und im Astralleib untergegangen ist – außerhalb unseres physischen und Ätherleibes sind. Man ist ja mit seinem Ich und Astralleib außerhalb seines physischen und Ätherleibes, wenn man hier im Leben zwischen Geburt und Tod steht und geistig wahrnimmt; aber man blickt da doch auf den Ätherleib zurück, und der Ätherleib spiegelt einem gerade den Vokalismus. Er hat die Möglichkeit, siebenfältig zu spiegeln. Fünf von den Spiegelungen, fünf Vokale habe ich angeführt. Es kommen noch zwei andere Vokale dazu, über die bei anderer Gelegenheit ausführlicher gesprochen werden soll. Aber das eigentümliche Wallen und Wogen des ätherischen Leibes, das, was er in seinen Lebensprozessen spiegelt, wenn man außerhalb seiner selbst steht, das kündet sich als solche Vokale an. Das heißt, im ätherischen Leib geschieht etwas, wenn man solche Gefühle entwickelt wie das, was man erleben kann durch die Vorbereitung, dass man an der Pforte des Todes steht, oder durch das andere, dass man dem Bösen verständnisvoll gegenübersteht, oder dass man im lebendigen Weltenwort lebend und webend darinnensteht. Je nachdem man das eine oder das andere der geistigen Welt entgegenhält, spiegelt sich etwas anderes im Ätherleib, auf das man dann gleichsam zurückschaut. Man kann das schwer schildern. Ich möchte sagen, siebenfältig spiegeln sich die Weltenwesen im Ätherleib.

Ich möchte das schematisch so darstellen (siehe Zeichnung): Wenn dieses des Menschen Ätherleib darstellt – ganz schematisch -, dann würde, wenn ihm zum Beispiel das Gefühl des An-der-Pforte-des-Todes-Stehens entgegengehalten wird, das entsteht durch die Vorbereitung, dann würde der Ätherleib wie zusammengezogen hier in der obersten Gegend (siehe Zeichnung, a), er bekommt ein gewisses Leuchten und Tönen. Und aus diesem Leuchten und Tönen geht etwas hervor, was man einen Vokal der geistigen Welt nennen kann.

Wenn man nun ein anderes Gefühl entwickelt, zieht sich gleichsam der Ätherleib nach einer andern Gegend, sagen wir nach der Herzgegend, b, zusammen. Dann sieht man ein anderes Leuchten und vernimmt ein anderes Tönen, wie aus einer Wesenheit heraus, in die man sich versetzt hat mit dem Ich und dem Astralleib.

Was ich nun bisher gesagt habe, bezieht sich auf die Vokale der geistigen Welt. So wie es sieben Vokale gibt, so gibt es nun aber auch Konsonanten der geistigen Welt, zwölf an der Zahl. Diese zwölf Konsonanten, auf die kommt man am leichtesten dadurch, dass man so, wie man den Ätherleib in seiner, ich möchte sagen, vokalischen Wesenheit also begriffen hat, wie wir es getan haben, nun ebenso den physischen Leib begreift. Der physische Leib zeigt sich dann in einer Zwölfgliedrigkeit.

Es reicht die Zeit natürlich hier nicht aus, um auch nur einigermaßen anzudeuten, wie man in derselben Weise zu der Zwölfgliedrigkeit des physischen Leibes kommt, wie zu der Siebengliedrigkeit des Ätherleibes. Aber das muss ich sagen: Für den außerhalb seines physischen und Ätherleibes Stehenden wird eben dieser Ätherleib und dieser physische Leib gleichsam etwas ganz anderes, als sie sind, wenn wir in ihnen leben. Wenn wir in ihnen leben, ist der Ätherleib das, was unsere Lebensprozesse unterhält, was uns zu lebenden Wesen macht, und der physische Leib ist das, was vorzugsweise unseren Sinnesorganismus aufbaut. Da stecken wir darinnen. Wir brauchen unseren Äther- und physischen Leib dazu, dass wir solche Menschen auf dem physischen Plan sind, wie wir eben sind. Sobald wir aber in dem jetzt in dieser Stunde angedeuteten Sinn außerhalb des physischen und des Ätherleibes sind, verhalten wir uns zu ihnen wie zu Zeichen. Wirklich, der Ätherleib ist dann zwar ein lebendiges Wesen, aber die Aufgabe, die Funktion, die er hat, als Lebensprinzip unserem physischen Organismus zugrunde zu liegen, die zeigt er dann gar nicht. Er zeigt sich uns als Zeichen der sieben Vokale. Er wird etwas Objektives, das wir anschauen, und das in seiner Variabilität, in seiner Veränderlichkeit eine Widerspiegelung des Vokalismus des Weltenganzen ist. Wir werden gleichsam so fremd diesem Ätherleib, wie wir es den Vokalen der äußeren physischen derben Schrift gegenüber sind. Und wir werden unserem physischen Leib so fremd – er wird zu einer Summe von zwölf Zeichen, die in ihm zusammengefügt sind -, wie wir den Konsonanten der gewöhnlichen derben Schrift gegenüber fremd sind. Und so, wie sich Konsonanten und Vokale in den Worten der gewöhnlichen Schrift durchdringen, so dass wir das eine oder andere Wort lesen können, je nachdem wie Vokale und Konsonanten miteinander verknüpft sind, so lesen oder hören wir in der geistigen Welt verschiedenes, je nachdem der Ätherleib, der siebenfach sich offenbaren kann, mit dem einen oder dem anderen Konsonanten des physischen Leibes zusammentönt oder verbunden ist. Wie wir, wenn wir einem Menschen auf dem physischen Plane entgegentreten, uns mit ihm verständigen dadurch, dass er zu uns spricht, wir aber Augen haben müssen, um zu beobachten, Ohren haben müssen, um das Wort zu hören, seine Sprache in die Seele eindringen zu lassen, wie also alles das, was ein Verhältnis zu anderen Menschen bildet, durch unsere Sinne vermittelt wird, so geschieht ein Ähnliches in der geistigen Welt.

Man macht sich bereit, sagen wir, eine Menschenseele zu finden, die lebt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Man weiß durch inneres Erleben, dass man jetzt mit dieser Seele vereint ist; man weiß, man erlebt mit ihr zu gleicher Zeit, an derselben Stelle der geistigen Welt. Wie man aber in der physischen Welt Sinnesorgane braucht, um sich mit anderen Menschen zu verständigen, so braucht man in der geistigen Welt das Zurückschauen auf den Ätherleib und den physischen Leib. Sie spiegeln zurück das Wechselspiel, wie sich die vokalischen Vorgänge des Ätherleibes zusammenfügen mit den konsonantischen Vorgängen des physischen Leibes. Und wie diese ineinanderspielen, das drückt einem aus, was man mit dem Toten spricht, mit dem man vereint ist, was also zur Verständigung mit dem Toten notwendig ist.

Also stellen Sie sich vor, Sie sind in der geistigen Welt mit einem Toten vereint, mit einer Seele, die da lebt zwischen Tod und neuer Geburt. Sie betrachten die menschliche physische Gestalt, in der Sie selber auf dem physischen Plan leben, und Sie betrachten die menschliche ätherische Gestalt. Auf diese schauen Sie zurück, und durch diese spiegelt sich zurück alles das, was der Tote mit Ihnen zu sprechen hat, was er Ihnen mitzuteilen hat, was er denkt, fühlt und will. Zu einem Gesamtsinnesorgan zugleich sind der menschliche physische Leib und der menschliche Ätherleib geworden. Und wir können sagen: Wir haben innerhalb unseres physischen Lebens den physischen und den Ätherleib bekommen, damit wir für die geistige Welt Sinnesorgane haben. Wir werden nun wiederum in einer neuen Weise aufmerksam gemacht darauf, dass das Leben in der physischen Welt nicht bloß das Leben in einem Jammertal ist, aus dem man sich hinauszusehnen hat, wie es eine falsche Asketik will, sondern wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass das Leben in der physischen Welt eine große, erhabene, eine göttliche Mission hat. Innerhalb des physischen Lebens eignen wir uns an das, was zu Sinnesorganen für die geistige Welt wird.

Noch genauer werden Sie das verstehen, wenn ich Sie aufmerksam mache auf die Art, wie die Wahrnehmung der geistigen Wesenheiten und Vorgänge dann stattfindet, wenn wir selber in der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt sind, wenn wir also nicht vom physischen Plan aus die geistige Welt hellseherisch wahrnehmen, sondern in der geistigen Welt vereint sind mit geistigen Wesenheiten. Solange wir eben einen physischen und einen Ätherleib als unser Kleid tragen, so lange haben wir etwas zum Spiegeln, so lange dienen uns diese als Sinnesorgane. Wenn wir sie mit dem Tod ablegen, so haben wir natürlich als äußere Realität diese Sinnesorgane nicht mehr. Sie könnten nun leicht fragen: Können wir dann in der geistigen Welt zwischen Tod und neuer Geburt nicht wahrnehmen, was wir im Zusammenhang mit den ändern Wesenheiten und Vorgängen der geistigen Welt erleben ? – Ja, dann ist es eben anders, dann nehmen wir es anders wahr. Auch der Seher muss hier in der physischen Welt in seinem physischen und Ätherleib dasjenige gespiegelt erhalten, was er in der geistigen Welt erlebt. Das ist recht, solange sie vorhanden sind in der physischen Welt, solange nicht der physische Leib durch Verwesung, der Ätherleib durch Auflösung, durch Ergießen in die geistige Welt verloren ist. Wenn wir nun in der geistigen Welt sind und keinen physischen und Ätherleib mehr haben, dann sind wir imstande, aus dem, was die Substanz der geistigen Welt ist, uns die Zeichenwelt, aus welcher der physische Leib und der Ätherleib zusammengesetzt waren, entsprechend hinzuzeichnen. Alles wird von uns eingezeichnet der geistigen Welt. Nehmen Sie an, Sie leben als Seele zwischen Tod und neuer Geburt mit einer anderen Menschenseele zusammen. Dasjenige, was sie Ihnen sagt, oder was Sie ihr sagen, alles das, was sich sonst gespiegelt hätte in Ihrem physischen und Ätherleib, das drückt sich nun in der geistigen Welt in die Akasha-Chronik hinein. Das, was sich sonst im Spiegelbild des physischen oder Ätherleibes ausdrückte, vokalisch oder konsonantisch, das schreiben Sie wirklich jetzt aus eigener Macht in die geistige Welt, in die Akasha-Chronik hinein, um es dann, wenn es nicht mehr nötig ist, selbst wieder auszulöschen, bildlich gesprochen.

Die erste Andeutung davon habe ich in meinem Buche «Theosophie» gegeben, im Beginn jenes Kapitels über das sogenannte Geisterland, wo davon gesprochen wird, dass der Mensch in einer bestimmten Entwickelungsstufe im Devachan, im Geisterland, seine vorhergehende Inkarnation daliegen sieht, im «Kontinentalgebiet» des Geisterlandes, wie ich es dort genannt habe. Das ist so eine Einzeichnung einer geistigen Schrift.

Ja, das Idealste wäre, wenn das Studium eines solchen Buches, wie die «Theosophie» es ist, so eifrig betrieben würde, dass gar mancher Leser selber aus solchen Andeutungen, wie sie dort gegeben sind, auf so etwas kommen würde, wie es jetzt auseinandergesetzt worden ist. Es liegt vieles in diesen Büchern drin, und man könnte schon durchaus nur durch eigenes Lesen darauf kommen, wenn man mit dem Herzen, mit dem ganzen inneren seelischen Erleben liest. Aber Bücher, die auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft geschrieben sind, die werden in der Regel ja nicht mit der für sie nötigen Aufmerksamkeit gelesen. Das werden sie wirklich nicht, denn sonst hätten, nachdem «Theosophie» und «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» und vielleicht auch noch die «Geheimwissenschaft im Umriß» geschrieben worden sind, alle Zyklen von irgend jemand anderem geschrieben oder gehalten werden können als von mir selber. Es steht im Grunde genommen alles in diesen Büchern drin, man glaubt es nur gewöhnlich nicht. Und wie vieles könnte erst geschrieben werden, wenn alles herausgeholt würde, was in den vier Mysteriendramen enthalten ist! Ich sage das nicht, um zu renommieren – ich habe schon genugsam über die Demut des Okkultisten, des Geistesforschers gesprochen -, ich sage es, um anzueifern zum wirklichen Lesen dieser Schriften, die gerade in unserer Zeit gegeben werden mussten, und an denen man persönlich eigentlich so wenig wie nur möglich Verdienst hat.

Sie sehen also, dass der Mensch, so wie er auf dem physischen Plan lebt, mit Bezug auf die geistigen Welten etwas entwickelt, was Keim ist für die Erlebnisse der höheren Welten. So, wie der Mensch seinen ätherischen Leib hier in der physischen Welt hat, ist dieser nicht nur Lebensprinzip des Menschen, sondern er ist zugleich Vorbereitungsmittel, um den Sinn für den Vokalismus der geistigen Welt zu erleben. Und der physische Leib ist Vorbereitungsmittel, um den Konsonantismus der geistigen Welt zu erleben.

Man kann viel tun, wenn man in ernstem Sinn versucht, allmählich loszukommen von der rein materialistischen Auffassung des menschlichen physischen Leibes. Man kann dadurch viel tun, um sich vorzubereiten, damit die Gefühle – die man nennen kann Gefühle für den Vokalismus und den Konsonantismus des Kosmos -, diese inneren Erlebnisse und Impulse in der Seele erwachen. Nur muss man zu dieser Vorbereitung eine Empfindung in sich hervorrufen, die wirklich in bezug auf die Entwickelung in die höheren Welten hinein etwas Ähnliches ist, wie das, was in der physischen Welt das Kind tun muss, damit es die Worte unserer äußeren physischen Menschensprache lesen und verstehen lernt.

Fassen wir nur einmal ins Auge, wie man im gewöhnlichen Dasein in der materialistischen Auffassung den physischen Menschenleib hinnimmt. Man nimmt ihn so, wie er sich eben physisch darbietet. Man nimmt ihn wirklich so, wie man es tun würde, wenn jemand diese Zeichen aufschreiben würde «TINTE», und ein anderer würde kommen und sagen: Ich will das jetzt untersuchen -, und ginge dabei folgendermaßen zu Werke. Er würde sagen: Da ist ein Schnörkel, da ist ein Strich, dieser geht rauf, dieser geht runter, hier biegt ein Strich so herum und so weiter; kurz, er würde die Formen der Buchstaben beschreiben. Geradeso geht man heute an den physischen Leib heran. Man beschreibt anatomisch, physiologisch Herz, Lunge, Leber und so weiter, so wie sie sich äußerlich darbieten. Das ist so, wie wenn man bei einem Wort beschreiben würde, aus welchen Strichen es besteht; aber nur derjenige hat doch erst etwas davon, der gelernt hat, aus den Strichen das Wort «Tinte» zu lesen.

So muss man schon auf dem physischen Plan aufrücken zum Lesen in den geistigen Welten, wie es heute besprochen worden ist. Was man okkultes Lesen und okkultes Hören nennt, ist wirklich eine individuelle Erfahrung. Man bereitet sich dazu vor, wenn man schon in der physischen Welt versucht, den menschlichen physischen Leib in einer gewissen Beziehung in seiner Zeichenartigkeit zu erfassen. Was meint man damit? Ich will Ihnen ein Beispiel geben von dieser Erfassung der Zeichenartigkeit. Ich kann allerdings nur ein kurzes Beispiel geben, und muss es Ihrem eigenen Meditieren und ernsten Nachsinnen überlassen, was eigentlich damit gemeint ist. Denn die Sprache reicht wirklich in manchen Fällen nicht aus, um sich über diese Dinge zu verständigen. Sie wird erst ausreichen, wenn die Geisteswissenschaft eine Weile in der Welt gewirkt und die Sprache so verändert hat, dass die Worte so geprägt sind, dass sie sich anschmiegen an das geistig Wirkliche und Wesentliche. Die Sprache muss dazu noch viel biegsamer werden. Das ist aber erst möglich, wenn durch einige Jahrhunderte hindurch die Geisteswissenschaft wirksam gewesen ist, wenn man aus dem Umgang mit ihr gewöhnt sein wird, die Worte anders zu nehmen als heute, wo sie nur angewendet werden für Dinge und Vorgänge des physischen Planes.

Wir finden dasjenige, was im menschlichen Haupte verläuft, eingeschlossen in der Knochenbildung des physischen Schädels; da steckt es gleichsam darinnen. Da ist es, mit geringen Ausnahmen, nach allen Seiten hin physisch umschlossen. Schematisch können wir das so aufzeichnen, indem wir das den Kopf und seine Umhüllung sein lassen:

Dieser Kopf, wenn man anfängt ihn zu deuten – nicht einfach ihn so zu beschreiben, wie er sich sinnlich darbietet -, so ist er etwas ungeheuer Bedeutungsvolles, dass in seinem Inneren sich komplizierte Vorgänge abspielen, die von einer Knochenschale fast allseitig umschlossen sind. Dadurch gliedert sich von der gesamten physischen menschlichen Wesenheit ein Teil ab, der durch die härteste menschliche Substanz, nämlich die Knochensubstanz, allseitig umschlossen ist. Das ist aber ein Teil der menschlichen Wesenheit, des menschlichen Organismus. Der Mensch ist wirklich kein so einfaches Wesen, dass man von ihm eben nur als von dem Menschen sprechen kann. Welche primitiven Vorstellungen man über die Sache, die hier gemeint ist, in der Gegenwart hat, das zeigte sich besonders, als meinen Büchern gegenüber getadelt worden ist, dass da jemand von der menschlichen Seele als von einer Empfindungs-, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewusstseinsseele spricht, während man es doch so herrlich weit gebracht hat, die Seele als ein einheitliches Organ zu erfassen. Man kann aus unserer materialistischen Kultur heraus diese Bevorzugung des allgemeinen Mischmasches und Wischi-Waschis über das Seelische, dessen Beschreibung man heute Psychologie nennt, verstehen, gegenüber dem, wie man in der Geisteswissenschaft die wirklichen realen Wesensglieder geschildert findet. Nicht weil man in abstrakter Weise sich das zusammendenkt, teilt man die Seele in Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewusstseinsseele ein, sondern weil sie in bezug auf ihre Entstehung verschiedenen Zeiten angehören, und mit verschiedenen Zuständen zusammenhängen. Man kann begreifen, dass die gegenwärtige Geisteskultur so etwas töricht finden kann, aber es charakterisiert sich diese Gegenwarts-Geisteskultur damit nur selber, nicht das, was sie tadelt.

So ist des Menschen physischer Organismus schon ein recht kompliziertes Wesen, und man kann, indem man eingeht auf diese physische Organisation, zum Beispiel folgende Gedanken daraus entwickeln, die natürlich für den, der sich heute Wissenschafter nennt, dumm erscheinen können. Gewiss! Aber der heilige Paulus sagt schon: Gar manches ist Weisheit vor Gott, was Torheit vor den Menschen ist. – So könnte es doch vielleicht «Weisheit vor Gott» sein, wo die Wissenschaft nur Torheit sieht.

Man könnte zu der Vorstellung kommen: Mit unseren Händen, was ist es denn da? Unsere Hände sind ganz entschieden mit unserem Seelenwesen in irgendeinem Zusammenhang. Und wenn jemand ein lebendiges Gefühl hat für das, was in den Händen vorgeht, und er steht dem oder jenem Menschen gegenüber und spricht, so ist es nicht gleichgültig, wie er das, was er sagt, zum Ausdruck bringt in der Geste seiner Hände. Das hat etwas für sich. Nun will ich viele Zwischenglieder auslassen und es Ihrem eigenen Ermessen überlassen, dies zu ergänzen. Denken Sie sich einmal, es würde, nicht durch einen Vorgang von Seiten des Menschen aus, sondern durch einen Vorgang, der im Weltenwesen begründet ist, so sein, dass unsere Hände nicht so gebildet wären, dass wir sie völlig frei bewegen und sie ohne weiteres unserem Willen folgen lassen können, sondern sie wären so mit uns verbunden, dass wir sie ganz stillhalten müssten, sie wären angewachsen von Natur aus. Was wäre denn dann, wenn wir Hände hätten, aber sie nicht bewegen könnten? Selbst wenn wir Hände hätten, die wir nicht bewegen könnten, weil sie uns angewachsen wären, so würden wir doch den Willen entwickeln, sie zu bewegen. Wenn wir sie auch physisch nicht bewegen könnten, würden wir doch in jedem Augenblick, wo wir sie bewegen wollen, die Ätherhände heraufreißen und diese bewegen. Die physischen Hände würden still liegen, die Ätherhände würden sich bewegen. So machen wir es mit unserem Gehirn in Wirklichkeit. Gewisse Lappen unseres Gehirnes, die heute innerhalb unserer Schädeldecke eingeschlossen liegen, waren während der Mondenentwickelung noch frei beweglich. Heute sind sie festgebunden, können sich nicht physisch bewegen. Aber ätherisch bewegen sie sich, wenn wir denken. Das ätherische Gehirn bewegen wir, wenn wir denken. Wenn wir nicht diese feste Hirnschale bekommen hätten, die diese Gehirnlappen zusammenhält, dann würden wir mit unseren Gehirnlappen greifen und würden Gesten machen wie jetzt mit unseren Händen. Damit wir aber denken lernen konnten, dazu mussten erst unsere Gehirnlappen physisch festgehalten werden, und der ätherische Teil des Gehirns musste die Möglichkeit bekommen, herausgerissen zu werden.

Das, was wir sagen, ist kein Spiel der Phantasie. Es wird einmal eine Zeit kommen, wo unsere Hände festgewachsen sein werden, wo noch manches andere fest sein wird an unserem mittleren Körper, in der Nähe des Herzens, das jetzt frei an uns erscheint; das wird dann umschlossen sein von einer Hülle, so wie jetzt das Gehirn umschlossen ist von einer Hirnschale. Das wird in der Jupiterzeit sein. Das, wovon unsere Hände der sichtbare Ausdruck sind, ist etwas, was in Vorbereitung ist, einmal ein Denkorgan zu werden. Und wir haben davon vorläufig nur rudimentäre Organe, die gegenwärtig nicht ganz ausgewachsen sind, die klein bleiben. Wie wenn wir hier vorne an der Stirne nur Stücke hätten von der Hirnschale, so haben wir hinten unsere Schulterblätter liegen in der Fläche, die später einmal unser Zukunftsgehirn umschließen wird. Und Sie deuten die Schulterblätter im menschlichen Leibe richtig, wenn Sie sie ansehen als kleine Knochenstücke, die eigentlich zu einem Schädel gehören, der sich darüber schließt, nur ist das andere noch nicht ausgebildet.

So haben Sie gleichsam einen zweiten Menschen in den ersten eingeschlossen. Und jetzt werde ich etwas scheinbar ganz Paradoxes sagen: Es gibt noch andere Organe im menschlichen Organismus, die auch solche Stücke sind von einer weiteren Hirnschale, die erst in noch späterer Zeit ausgebildet werden wird, Organe, die jetzt ganz winzig sind gegenüber dem übrigen Organismus, das sind die Kniescheiben. Die Kniescheiben haben es nur zu diesen kleinen Flächen gebracht. Sie sind bis jetzt nur Andeutungen von etwas, das in anderer Richtung später den Menschen zu einem Geistesorgan machen wird. Wir lernen den menschlichen Organismus deuten, wenn wir zum Beispiel – es ist nur ein herausgerissenes Beispiel – uns sagen lernen: Du hast eigentlich drei Schädeldecken; die eine ist leidlich ausgebildet, sie ist nach allen Seiten abgeschlossen; die zweite ist bis jetzt nur in zwei Stücken vorhanden, den Schulterblättern; die dritte Schädeldecke besteht gar nur in den Kniescheiben. – Die beiden letzteren, Schulterblätter und Kniescheiben, lassen sich denkend ergänzen, kugelig abrunden zu dem, was sie erst zum Teil sind. Dann bekommt man drei Gehirne. Wenig ausgebildet in unserem äußeren Menschen ist das, was einmal unser zweites Gehirn sein wird. Jetzt zeigt es sich äußerlich, nachher wird es innerliches Gehirn sein. Wenn Sie heute Gesten machen mit Ihren Händen, bereiten sie spätere Gedanken vor, Gedanken, die dann ganz so real auffassen werden die Vorgänge der elementarischen Welt, wie Sie jetzt mit den Gedanken Ihres Hauptes auffassen die Vorgänge der physischen Welt. So kurios und paradox es klingt: was außerhalb der Kniescheiben liegt, also die Unterschenkel, die Füße, sie sind ganz unvollkommene Organe, die zusammenhängen mit der Schwerkraft der Erde. Die Kniescheiben bereiten sich vor, im Zusammenhang mit dem, was sie heute geistig aus der Erde aufnehmen, einstmals, wenn sie nicht mehr als physische Organe vorhanden sind, geistige Organe zu werden und in die geistigen Welten hineinzuführen, wenn die Erde verwandelt sein wird in den späteren Venuszustand. Dazu muss die heutige physische Gestalt erst abfallen und etwas anderes an deren Stelle treten.

Sie sehen, es steckt viel darin in der okkultistischen Betrachtung der Welt. Denn das Wichtigste, was man sich aneignet, ist nicht, dass man weiß, das und das Buch gibt es, und das und das wird über die höheren Welten gesagt. – Das ist nicht das Wichtigste. Das muss man sich natürlich auch aneignen, weil man nur dadurch auf das Richtige kommt. Das Wichtigste aber ist eine gewisse Stimmungsart, eine gewisse Seelenverfassung, wodurch man lernt, sich in neuer Weise der Welt gegenüberzustellen und die Dinge in anderer Weise zu nehmen, als man sie vorher genommen hat. Das ist das Wichtige, dass man sich vorbereiten lässt durch das, was man da liest in innerlicher Beweglichkeit des Gedankenwebens, des Gedanken-in-sich-Erlebens, um dadurch alles, auch das, was physisch in der Welt gegeben ist, anders anzuschauen. Denn die Dinge sind in ihrer äußeren Form gar nicht so, wie sie wirklich sind, so paradox das klingt. Unser Schulterblatt ist nicht bloß Schulterblatt, wie Sie es äußerlich sehen; das ist eine Maja, das ist falsch. Das Schulterblatt ergänzt sich einem erst, wenn man darangeht, es wirklich zu erfassen als ein ausführlicheres Organ.

Wenn man einen knieenden Menschen sieht, so kann man allmählich die Impression bekommen: Es ist ganz falsch, diese Kniescheiben wie sie da liegen, nur als kleine Teile zu betrachten; das ist ganz falsch. Der Mensch, der knieend betet, bereitet sich vor, in der Sphäre zu leben, die ihn einmal umschließen wird, wenn seine Kniescheiben sich dehnen werden, sich erweitern werden zu einer mächtigen Rundung wie eine Kugeloberfläche, wovon sie nur erst kleine Teile sind. Der betende Mensch zeigt einem schon in seiner Form das, was einst die Menschen werden sollen, wenn die Erde sich im Venus-Zustande befinden wird.

So lernt man schon allmählich, in der physischen Welt zu lesen. Man sieht nicht bloß hin auf den knieenden Menschen oder auf eine andere Geste des Menschen. Man lernt erkennen, wie das, was man an einem Menschen sieht, was sich einem unmittelbar darbietet, trotzdem es Realität ist, falsch und unwahr sein kann. Man lernt in den Buchstaben, was der Kosmos nicht in seinem gegenwärtigen Sein, sondern was er in seinem Werden ausdrücken will. So lernt man allmählich entziffern, erdeuten, wesenhaft lesen und ergreifen dasjenige, was die Welt wirklich ist, und von dem die physische Welt nicht mehr ist als ein beschriebenes Blatt, das vor uns liegt und das wir nicht nur angaffen, sondern lesen müssen, sonst wissen wir nicht, was darauf steht. Ebensowenig wissen wir von der Welt, wenn wir sie nur anschauen mit dem, was die physische Wahrnehmung gibt und nicht gewahr werden, dass wir sie entziffern und in sie eindringen müssen, geradeso wie wir ja ein beschriebenes Blatt nicht nur anstarren, sondern es lesen müssen, um den Sinn zu verstehen.

Wenn wir immer mehr und mehr so das Bewusstsein davon aufnehmen, dass die Welt ein Buch ist, welches die Hierarchien für uns geschrieben haben, damit wir darin lesen, dann werden wir im vollsten Sinn des Wortes erst ganz Mensch werden. Und im Grunde genommen soll unser Bau, den wir hier aufgerichtet haben, in seiner Form und Konfiguration nichts anderes sein als eines von den Dingen, die, indem sie uns umschließen, solche Gefühle, solche intime Seelenstimmungen und Seelenverfassungen von unserem Inneren herausfördern können, welche uns fähig machen, die Welt zu lesen, die Geheimnisse der Welt zu hören. Deshalb musste der Bau so sein, wie er ist, damit er das, was in unserem Inneren liegt, herausfördere, wenigstens ein gewisses Stückchen.

Es ist gut, meine lieben Freunde, wenn man manchmal so meditierend sich eine Vorstellung davon macht, was für eine Aufgabe Geisteswissenschaft in der Welt haben kann gegenüber dem, was jetzt schon in der Welt darinnen ist, was sich aus ihr entwickeln muss, wie sie sich einleben soll in das, was geschichtlich sich weiterentwickeln soll. Könnte sich nur unter unseren Freunden in der Anthroposophischen Gesellschaft eben derjenige Kreis finden, der von dem lebendigen Bewusstsein getragen wird, dass so etwas der Entwickelung der Menschheit eingewirkt und eingewebt werden muss.

Nicht um Wahrheiten bloß mitzuteilen, sondern um solch ein Gefühl in den Seelen anzuregen, dazu möchte ich solche Vortrage gehalten haben, wie diese es waren.


Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Möchten Sie die freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Wissenschaft und Forschung erhalten?

Dann unterstützen Sie den anthroblog durch eine einmalige oder wiederkehrende Spende!



Oder durch eine Banküberweisung an: Lorenzo Ravagli, GLS Bank Bochum, IBAN: DE18 4306 0967 8212 0494 00 / BIC: GENODEM1GLS.


Ich will zwei- bis dreimal im Jahr durch den Newsletter über neue Beiträge im anthroblog informiert werden!

Kommentare sind geschlossen.