Corona-Virus: Menschheit am Scheideweg

Zuletzt aktualisiert am 25. Juli 2024.

düstere aussichten

Bill Gates reagiert auf die »düsteren Aussichten«. ARD-Screenshot, 12.04.2020.

Der Sozialwissenschaftler Johannes Mosmann ist der Auffassung, durch das Corona-Virus stehe die Menschheit am Scheideweg. Im Schatten der ausgerufenen Pandemie werde eine neue Weltordnung errichtet. Ein Gastbeitrag.

Wie im Schatten der Krise die Welt neu geordnet wird

Covid-19 ist weit mehr als ein medizinisches Problem. Die Corona-Krise markiert das Ende der alten Weltordnung und den Beginn einer neuen Menschheitsepoche. Die Gesellschaftssysteme werden neu ausgerichtet, ihre Werte neu definiert. Doch während der berühmte US-Diplomat Henry Kissinger die US-Regierung ermahnt, sich für die »neue Epoche« in die bestmögliche Startposition zu bringen,[1] starrt Europa gebannt auf das Virus und verschläft das tiefere Geschehen hinter den äußeren Ereignissen – zugunsten der stillen Machtübernahme durch eine neue, trans-humanistische Ideologie. – Durch das Corona-Virus steht die Menschheit am Scheideweg.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs war der Beginn einer neuen Weltordnung. Die neoliberale Marktwirtschaft entstand, die USA nahmen ihren Platz als »Weltpolizei« ein und der »Kalte Krieg« wurde der ideologische Rahmen der Weltpolitik. Unter der Devise »nie wieder Krieg« verankerten viele Staaten weitreichende Freiheitsrechte in ihren Verfassungen. Das vereinte Europa entstand. Ein Konzern prägte dann wie kein anderer die vergangenen 40 Jahre dieser Ära: Microsoft. Heute gilt Bill Gates als wichtigster »Player« der Impfstoff-Industrie. Vergangene Woche bezeichnete er das Corona-Virus als »Pandemie I« und rief den Beginn einer neuen Menschheitsepoche aus. In den »Gates Notes« erklärt er:

Melinda und ich sind mit dem Wissen aufgewachsen, dass der Zweite Weltkrieg der entscheidende Moment für die Generation unserer Eltern war. In ähnlicher Weise wird die Covid-Pandemie – die erste moderne Pandemie – diese Ära bestimmen.[2]

Hat Bill Gates recht damit, ist die Corona-Krise für die Zukunft so prägend wie es der Zweite Weltkrieg für die Vergangenheit war? Und wenn ja – welche Weltordnung entsteht nun, welche Ideologie wird die Weltpolitik bestimmen, welche Werte werden unsere Leitsterne sein? Eine Spurensuche in den sich überstürzenden Ereignissen der vergangenen Monate.

1. Kollateralschäden

Zur Bekämpfung des Corona-Virus haben viele Regierungen drastische Maßnahmen ergriffen. Grundrechte wurden ausgesetzt, Kontakte verboten, Geschäfte geschlossen. In der Folge erwartet der Internationale Währungsfonds die »größte Wirtschaftskrise seit 90 Jahren«, andere sprechen vom »Kollaps der Weltwirtschaft« und einem »Zusammenbruch der Sozialsysteme.«[3] Dadurch steht der afrikanische Kontinent vor einer nie da gewesenen Hungerkatastrophe.

820 Millionen Menschen hungern bereits heute. Hilfsorganisationen versuchen verzweifelt verständlich zu machen, weshalb weit mehr Menschen an den Folgen der europäischen Corona-Verordnungen sterben werden als am Virus.[4] Dramatisch ist auch die Situation in einigen Ländern Asiens, etwa in Bangladesh.

Schätzungsweise mehr als 10 Millionen Menschen hängen an den Einkommen der Frauen an den Nähmaschinen. Sie arbeiten für alle großen Modemarken, von C&A über H&M, Gap oder Zara. Das Nähen macht fast 90% aller Exporteinnahmen Bangladeschs aus. Wenn nun aber der Welthandel laut Internationalem Währungsfonds im Vergleich zu den Erwartungen im vergangenen Jahr um 14% schrumpft, spüren das […] Millionen von Näherinnen in Asien direkt: Sie haben kein Geld mehr, um Essen für ihre Kinder zu kaufen … Die Abhängigkeit Bangladeschs ist am schlimmsten, aber auch die umliegenden Länder leiden.[5]

Bei einem Monatsgehalt von durchschnittlich 85 Euro ist die Abschottung der europäischen Wirtschaft ein Todesurteil. »Fast 900 Millionen Stück Kleidung im Gesamtwert von fast 3 Milliarden Dollar wurden bis Ende März abbestellt. Mehr als eine Million Arbeiterinnen haben ihren Job verloren oder sind beurlaubt«.[6]

Doch auch ob in den reichen Ländern tatsächlich mehr Menschen durch die Corona-Verordnungen gerettet als an ihren Folgen sterben werden, ist noch ungewiss. Die Unterordnung sämtlichen Wirtschafts-, Rechts- und Kulturlebens unter den Gesichtspunkt einer optimalen Versorgung der Risikogruppen mit Beatmungsgeräten lässt außer Acht, dass alle Gesellschaftssysteme als solche »lebenserhaltende Maßnahmen« sind und ihre Schädigung deshalb in vielen anderen, durch die Fixierung auf das Corona-Virus derzeit unbeobachteten Bereichen Krankheit und Tod verursacht. So berichtet der Hamburger Klinikdirektor Stefan Blankenberg:

Wir haben Absagen von Patienten für Eingriffe, die in unseren Augen dringend notwendig sind. Wir sehen hier viel weniger Menschen, die mit Herzinfarkten zu uns kommen. Auch aus der Notaufnahme erhalten wir die Rückmeldung, dass immer weniger Patienten mit Herzinfarkten oder auch Schlaganfällen zu uns kommen … Bei Operationen haben uns schon Patienten angerufen, um den Termin abzusagen, weil sie Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus haben … Die medizinischen Folgen sind dramatisch, auch wenn ich das Wort nicht gerne in den Mund nehme. Aber 25% der Infarktpatienten, die nicht in die Klinik kommen, versterben zu Hause. Die übrigen 75% riskieren schlicht und ergreifend eine Einschränkung der Pumpfunktion ihres Herzens … Wir wissen einfach, dass die Gefahr, an Herz-Kreislauf-Versagen zu versterben, aufgrund verzögerter Eingriffe mindestens so groß ist, wie die Gefahr der Covid-19-Erkrankung selbst.[7]

Ähnliches berichten derzeit fast alle Krankenhäuser in Europa und in den USA.[8] Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt des Problems. Was das Verbot von Selbsthilfegruppen für Drogenabhängige, die Isolation schwer Demenzkranker oder der wirtschaftliche Ruin vieler Menschen letztendlich für Opfer fordern wird, kann derzeit noch niemand vorhersehen.

2. Öffentlich-rechtliche Propagandatechniken

Zugleich erscheinen sowohl die anfangs behauptete Gefährlichkeit des Virus als auch die Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen angesichts der sich allmählich aufklärenden Faktenlage mehr als fragwürdig. Doch ein öffentlicher Diskurs ist nach wie vor kaum möglich. Der Presse ist es besser denn je gelungen, abweichende Meinungen mit Fake-News, Verschwörungstheorien oder gar Rechtsradikalismus zu assoziieren und die Gesellschaft auf einen Tunnelblick einzuschwören, an dessen Ende die angsteinflößenden Bildaufnahmen von an Beatmungsgeräten hängenden Patienten flimmern. Die Medien setzten »Positiv Getestete« und »Infizierte« gleich und errechneten aus diesem in der Virologie unzulässigen Kurzschluss eine imaginäre »Sterberate«. Die frühen Hinweise von Fachleuten, wie z.B. die des renommierten Epidemiologen und Stanford-Professors John Ioannidis, auf Rechenfehler und die fehlende wissenschaftliche Grundlage der Corona-Verordnungen wurden entweder totgeschwiegen oder ins Lächerliche gezogen.[9]

Die Methoden sind jedem vertraut, der sich in Geschichts-, Politik- oder Medienwissenschaften mit Propagandatechniken auseinandergesetzt hat. Besonders eindrucksvolle Beispiele gekonnt angewandter Propagandatechniken liefert derzeit die »Berichterstattung« der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. So lamentiert z.B. der »ARD-Faktenfinder«: »Der Milliardär Bill Gates ist in der Pandemie zum globalen Sündenbock aufgebaut worden« – und umschreibt die Lobby-Arbeit des Tech-Giganten wie folgt:

Immer wieder saß Gates mit Kanzlerin Angela Merkel in den vergangenen Jahren zusammen, warb im Kanzleramt für größere Anstrengungen in diesem Bereich. Vor Vertrauten sagte Gates einmal, er kenne kaum jemanden anderes in der Politik, der sich so sehr für dieses Thema interessiere wie die Wissenschaftlerin Merkel. Im Kanzleramt heißt es, die Wertschätzung sei gegenseitig.[10]

Die traute Zweisamkeit des Wirtschaftsbosses mit der Bundeskanzlerin werde nun aber von »rechten Aktivisten« in ein schlechtes Licht gerückt:

Doch das Engagement und die Warnungen des ehemaligen Microsoft-Chefs werden ihm mittlerweile als perfider Plan ausgelegt: Gates wolle die Welt regieren, die Menschen überwachen oder stecke sogar hinter der Pandemie, um Impfstoffe zu verkaufen – so lauten nur einige der Behauptungen, die massenhaft kursieren. Die meisten dieser Legenden stammen aus den USA – von rechten Aktivisten, Medien und Netzwerken wie ›QAnon‹ gestreut – und werden mittlerweile auch in Deutschland verbreitet. Die AfD warnt beispielsweise vor einer ›Corona-Überwachung‹…[11]

Ein neues Feindbild wird eingeführt: die »Corona-Leugner«.

Dieser Trick ist indes altbekannt und für den Kundigen leicht zu durchschauen. Niemand behauptet nämlich, es gebe keine kruden Verschwörungstheorien oder Verunglimpfungen durch Rechtsradikale. Das ist im Hinblick auf die bislang nie dagewesene Machtentfaltung eines einzelnen Wirtschaftsbosses jedoch bestenfalls eine Randnotiz wert. Das Problem ist nicht, dass die ARD rechte Verschwörungstheorien thematisiert, sondern dass sie ausgerechnet diese auswählt, um die Kritik an Bill Gates’ Rolle in dieser Krise zu illustrieren. Dies hat den Effekt, dass nachfolgend jedesmal, wenn die Worte »Bill Gates« und »Corona« in einem kritischen Kontext auftauchen, die Assoziation »Verschwörungstheoretiker« hervorgerufen wird.

Bei Bill Gates’ »Warnungen«, die laut ARD von rechtsradikalen Verschwörungstheoretikern »verunglimpft« werden, handelt es sich tatsächlich um ein Planspiel, welches die Bill & Melinda Gates Foundation gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum und dem Johns Hopkins Center drei Monate vor Ausbruch der Corona-Pandemie durchführte.[12] In der Simulation nimmt die Ausbreitung eines hypothetischen Virus den Verlauf der späteren Corona-Pandemie und führt zu denselben wirtschaftlichen Folgen und politischen Reaktionen, die wir gegenwärtig tatsächlich erleben. Statt diesbezügliche Fragen den Rechtsradikalen zu überlassen, hätte die ARD zumindest die folgende Passage des Papiers öffentlich bekanntmachen müssen:

Die Regierungen müssen mit traditionellen und Social-Media-Unternehmen zusammenarbeiten, um flinke Ansätze zur Bekämpfung von Fehlinformationen zu erforschen und zu entwickeln. Dies erfordert die Entwicklung der Fähigkeit, Medien mit schnellen, genauen und konsistenten Informationen zu überfluten […] Medienunternehmen sollten sich ihrerseits dafür einsetzen, dass maßgebliche Nachrichten priorisiert und falsche Nachrichten unterdrückt werden, auch durch den Einsatz von Technologie.[13]

Das Trainieren der öffentlichen Meinung auf eine bestimmte Sichtweise hat Methode. Wer das nicht bemerkt, muss im Deutsch- und Geschichtsunterricht geschlafen und das Fach Medienkunde gegen Medienkonsum eingetauscht haben. Wie bewusst die Propagandatechniken angewandt werden, ob es sich gar um eine »Verschwörung« handelt, ist indes eine andere Frage, auf die unten noch näher eingegangen werden soll.

Es ist jedenfalls wichtig zu bemerken, dass Covid-19 ein noch weitgehend unerforschtes, lebensbedrohliches Virus ist. Hier ist die Wissenschaft gefragt. Wissenschaftliches Arbeiten setzt jedoch voraus, dass sich Meinung und Meinung gleichberechtigt gegenüberstehen. Welche Meinung dann den Sieg davon trägt, darf nur die Evidenz ihrer Beweise entscheiden. Wissenschaft existiert deshalb nur so lange, als keine Meinung »offiziell« genannt werden darf. Ist eine Meinung nämlich erst »offiziell«, verdankt sie ihre Durchsetzungskraft nicht mehr allein der Kraft ihrer Beweise. In Anbetracht des sich ausbreitenden Virus ist es daher dringend erforderlich, den öffentlichen Debattenraum vor Einschränkungen durch bereits zur »offiziellen Meinung« erstarrte Perspektiven zu befreien und den selbständigen Boden der Wissenschaft gegenüber politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme zu verteidigen. Dass Bill Gates von Rechtsradikalen bedroht wird, ist traurig. Gegenwärtig sind aber hunderttausende Menschenleben durch das Corona-Virus bedroht. Dies erfordert sachliche, auf wissenschaftlicher Erkenntnis basierte Reaktionen. Mögliche wirtschaftliche Interessen des neuen »Partners« der Bundesregierung oder dessen Einfluß auf die WHO und die Interpretation des Corona-Virus kritisch zu beleuchten, sollte daher die erste Pflicht der Medien sein. Dass dies derzeit nahezu vollständig ausbleibt, könnte ein erster Hinweis auf den Charakter der »neuen Ära« sein, welche die »Pandemie I« laut Bill Gates nun eingeläutet hat.

3. Angriff auf das Gesundheitswesen

Vor wenigen Jahren war das noch anders. Die Gewerkschaft der Lehrer (GEW) wies 2015 darauf hin, dass Bill Gates den von der Bundesregierung verabschiedeten »Digitalpakt« lanciert habe und warnte vor dessen »Einflussnahme auf Inhalte und Rahmenbedingungen von Bildung«.[14] Viele Medien berichteten zudem kritisch über das neue Hauptgeschäft des zweitreichsten Menschen der Welt: der Entwicklung und flächendeckenden Vergabe von Impfstoffen. Noch im Januar 2019 berichtete der SWR:

Große Spender wie Microsoft-Gründer Gates zwingen der WHO ihre Agenda auf: mehr Engagement gegen Infektionskrankheiten, weniger Engagement für Gesundheitssysteme in armen Länder und gegen soziale Ursachen von Krankheit … Laut ihrer Steuererklärung für 2015 hält die Gates-Stiftung Coca-Cola-Aktien im Wert von 500 Millionen Dollar … Hinzu kommen Beteiligungen an den Nahrungsmittelkonzernen PepsiCo, Unilever, Kraft-Heinz, Mondelez und Tyson Foods; an den Alkoholkonzernen Anheuser-Busch und Pernod; an den Pharma-Konzernen GlaxoSmithKline, Novartis, Roche, Sanofi, Gilead und Pfizer … Für die Gates-Stiftung heißt das: Je mehr Profite die genannten Konzerne machen, desto mehr Geld kann sie für die WHO ausgeben. Für die WHO bedeutet es: Mit jeder Maßnahme gegen gesundheitsschädliche Aktivitäten der Süßgetränke-, Alkohol- und Pharmaindustrie würde die WHO die Gates-Stiftung daran hindern, Spenden für die WHO zu erwirtschaften. Kurz, die Weltgesundheitsorganisation steckt in einem klassischen Interessenskonflikt … ›Big Pharma, die Pharmakonzerne, und Big Food, die Nahrungsmittelkonzerne, nutzten genau diesen Interessenkonflikt skrupellos aus, sagt der indische Gesundheitsexperte Arun Sengupta.‹ Und dieser unterstreicht: ›Es handelt sich um einen Angriff auf das UN-System insgesamt. Dieses System, das von Mitgliedsstaaten betrieben wird, um staatliches Handeln weltweit zu verbessern, will man ersetzen durch ein System, in dem private Stiftungen und Konzerne eine wichtige Rolle spielen.‹[15]

Die WHO ist keine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung, sondern eine internationale Behörde. Ihre finanziellen Mittel beruhen zur einen Hälfte auf Zuschüssen der Mitgliedstaaten, zur anderen Hälfte auf Zuwendungen der Privatwirtschaft. Größter Geldgeber ist die Bill & Melinda Gates Foundation. Wer auch immer für den WHO-Vorsitz kandidiert – er muss sich zuvor mit Gates »verbünden«, wie Politico, eines der »wichtigsten Medien im Washingtoner Politikbetrieb«,[16] berichtet.[17]

Anfang März erklärte die WHO das Corona-Virus zur Pandemie. Zur weiteren Genese der »öffentlichen Meinung« über das Corona-Virus ist zu bemerken, dass die Politik den Medien folgte, nicht umgekehrt. Auch das geleakte Papier des Innenministeriums, wonach u.a. Kindern Angst gemacht und Schuldgefühle eingeredet werden sollten[18], war den wirklichen Ereignissen bloß nachgeschoben. Die Angst war längst da. Aufgabe der Politik wäre es gewesen, die Öffentlichkeit am wissenschaftlichen Diskurs teilhaben zu lassen und so der Verunsicherung entgegenzuwirken. Stattdessen ritten die Regierungen auf der Welle der Angst-Pandemie. Bis heute weiß niemand, woher z.B. die Bundesbehörde für Infektionskrankheiten (Robert-Koch-Institut) ihre Expertise bezieht. Möglich, dass die Behörde von fähigen Epidemiologen beraten wird. Doch wer sind sie? Die Öffentlichkeit hätte sie kennenlernen und erfahren müssen, wie sie denken. Und man hätte sie ins Gespräch mit renommierten Epidemiologen unabhängiger Forschungsinstitute bringen müssen. Als jedoch Prof. Sucharit Bhakdi, der bis dahin als einer der renommiertesten Epidemiologen galt und über 30 Jahre zum Thema forschte, einen solchen Diskurs forderte und darauf hinwies, dass der in der Öffentlichkeit wahrgenommene Leiter des Robert-Koch-Instituts kein Human-, sondern Veterinärmediziner ist, wurde er nach allen Regeln der Kunst fertiggemacht.[19] An die Stelle eines transparenten Diskurses auf Augenhöhe trat der autoritäre »Faktencheck«. Als dann der Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel in Hamburg über hundert vermeintliche Corona-Tote obduzierte und feststellte, dass die Fakten nicht dem ARD-Faktencheck entsprechen, lud die ARD Püschel immerhin zum Interview. Der Moderator eröffnete das Gespräch mit der Frage: »Spielen Sie die Gefahr durch Corona herunter?« und beendete es, indem er dem Rechtsmediziner ein Bekenntnis zur uneingeschränkten wissenschaftlichen Autorität der Bundesbehörde abrang.[20]

4. Wirtschaftliche Interessen

Angesichts der Bedrohung durch ein neuartiges Virus wird nun das gesamte Leben in die schöne neue Digital-Welt von Bill Gates & Co. hineingezogen. Die Digitalkonzerne erfahren einen unvorstellbaren Wachstumsschub. Zugleich kümmern sich dieselben Konzerne auch um die Heilung der Menschheit. Bill Gates, der gleich an 7 Firmen zur Herstellung von Corona-Impfstoffen beteiligt ist, verkündet im ARD-Interview: »Wir werden den zu entwickelnden Impfstoff letztendlich 7 Milliarden Menschen verabreichen«.[21] Das ist nahezu die gesamte Weltbevölkerung. Und Gates sagt nicht etwa »wir planen«, oder »wir wollen«, sondern eben »wir werden«. Der ARD-Korrespondent wird angesichts dieser Gewissheit nicht stutzig. Er fragt auch nicht nach, wie man ohne Impfzwang 7 Milliarden Menschen durchimpfen könne. Vielleicht ahnt er die Antwort. Denn einen zweiten Lock-Down wird die Weltwirtschaft nicht überleben. Auch ist es eher unwahrscheinlich, dass die Verantwortlichen ihre Corona-Verordnungen rückblickend verurteilen werden. Derartig tiefgreifende Einschnitte in das Leben der Bürger im Nachhinein als unbegründet zu erklären und hierfür die Verantwortung zu übernehmen, ist nahezu unmöglich. Somit bleibt nur die Flucht nach vorne: Das Robert Koch Institut wird sich Stück für Stück die Fakten zu eigen machen, auf welche die Kritiker im Vorfeld hinwiesen, diese aber teilweise als »neue Erkenntnisse«, teilweise als Beweis für die Wirksamkeit der Maßnahmen darstellen. Das heißt aber: wenn der demnach unvermeidliche Lock-Down in Zukunft doch vermieden werden soll, muss jeder Bill Gates’ Impfstoff schlucken. Nicht die Apologeten der Angst gefährden dann nach dieser Logik die Wirtschaft, sondern diejenigen, die das Virus sachlicher sehen und übertriebene Reaktionen hinterfragen. Deshalb wird es vielleicht auch gar nicht nötig sein, die Impfung gesetzlich vorzuschreiben – es reicht, wenn Unternehmen diese aus Angst vor einem Lock-Down von ihren Mitarbeitern fordern.

In diesem Zusammenhang ist wiederum das Planspiel der Bill & Melinda Gates Foundation vom Oktober 2019 interessant, welches »offizielle« Medien mit der Begründung, dass auch Rechtsradikale dieses kennen, nicht weiter diskutieren wollen. Die Gates-Stiftung leitet nämlich aus dem Planspiel 7 Empfehlungen an die Politik ab, darunter insbesondere Entwicklung, Kauf und flächendeckende Vergabe von Impfstoffen. Die Begründung, die im Vorwort der Empfehlungen vorweg geschickt wird, ist aber eine ökonomische:

Die nächste schwere Pandemie wird nicht nur große Krankheiten und Todesfälle verursachen, sondern auch schwerwiegende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen haben, die erheblich zu den globalen Auswirkungen und Leiden beitragen können. Um solche Konsequenzen zu verhindern oder auf sie zu reagieren, während sie sich entfalten, ist eine beispiellose Zusammenarbeit zwischen Regierungen, internationalen Organisationen und dem Privatsektor erforderlich.[22]

Gleichwohl sollte man vorsichtig sein, einen möglicherweise drohenden Impfzwang unmittelbar mit wirtschaftlichen Interessen in Verbindung zu bringen. Bei der Schweinegrippe genügte es nämlich, die Regierungen zur Abnahme der Produkte zu bewegen, die dann später nicht gebraucht und wieder vernichtet wurden. Ein Impfzwang war nicht nötig, um dennoch wirtschaftliche Interessen zu bedienen. Vorerst ist es daher wichtiger, zu bemerken, dass die Beitragsverpflichtung der Bundesregierungen zur Globalen Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (GAVI) dieses Jahr endete und nun unter dem Eindruck der Corona-Krise neuverhandelt wird.[23] Diese Allianz, eine »Partnerschaft« zwischen WHO, Regierungen und Pharmakonzernen, wurde im Jahr 2000 von Bill Gates initiiert und bündelt die globale Nachfrage nach Impfstoffen. Über 40% des weltweiten Impfstoffvolumens werden von GAVI aufgekauft – zu Festpreisen, die zuvor mit der Pharmaindustrie verhandelt wurden. Im Jahr 2015 hatte die Bundesregierung zunächst zugesagt, ihre Beiträge bis 2020 auf 600 Millionen Euro jährlich zu erhöhen.[24] Doch das wird nun nicht mehr reichen. Am 15. April dieses Jahres beschlossen Bundesregierung und Länderregierungen unter dem Eindruck der Corona-Krise, die »Partnerschaft« mit Bill Gates & Co. auszuweiten und erklärten:

Die Bundesregierung unterstützt deutsche Unternehmen und internationale Organisationen dabei, die Impfstoffentwicklung so rasch wie möglich voranzutreiben. Ein Impfstoff ist der Schlüssel zu einer Rückkehr des normalen Alltags. Sobald ein Impfstoff vorhanden ist, müssen auch schnellstmöglich genügend Impfdosen für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen.[25]

Die Pandemie II wird kommen. Und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Verordnungen beweisen, dass unmöglich ein zweites Mal in dieser Weise auf ein Virus reagiert werden kann. Das sah Gates voraus und sprach deshalb von einem »System«, welches zur Abwehr von Virus-Erkrankungen geschaffen werden müsse. Eckpunkte sind dabei »Partnerschaften« von Pharmaindustrie und Regierungen, Datenerhebung und »Tracing« sowie eine Unterstützung des medizinischen Personals durch das Militär.[26] Und wenn Bill Gates hinzufügt, dass die Errichtung dieses Systems die Voraussetzung dafür sei, im Frühjahr 2021 (sic!) wieder einigermaßen normale zwischenmenschliche Begegnungen haben zu können, ist es mehr als sonderbar, dass derzeit nur »Verschwörungstheoretiker« damit Probleme zu haben scheinen. Weshalb wird der Corona-Plan des einflussreichsten Technokraten und größten WHO-Beitragszahlers in den Medien nicht kritisch diskutiert? Liegen die »Verschwörungstheoretiker« vielleicht richtig, haben sich Regierungen, Digitalindustrie, Pharmakonzerne und Medien gegen die Menschheit verschworen, um die Grundrechte aufzuheben, die zwischenmenschliche Begegnung als Keimzelle der Freiheit zu ersticken, das gesamte Leben in den kontrollierbaren digitalen »Raum« hineinzuziehen und eine Zwangsimpfung der Weltbevölkerung mit einem noch unbekannten Wirkstoff vorzubereiten?

5. Moralische Reflexe

GGoetzsche, Tödliche MedizinDigital- und Pharmakonzerne nehmen seit jeher Einfluß auf Gesetzgebung und öffentliche Meinung. Mit der Errichtung sogenannter »öffentlich-privater Partnerschaften« wie der GAVI erreichte diese Einflussnahme eine neue Dimension. Gleichwohl ist die Konformität von Konzerninteressen, Politik und Berichterstattung nicht allein durch derartige Vorgänge zu erklären. Dass in den Handlungen verschiedener Player ein gemeinsames System erkennbar ist, liegt vielmehr daran, dass sie unter der Voraussetzung gewisser weltanschaulicher Grundannahmen und im Hinblick auf die erlebte Bedrohung durch ein neuartiges Virus logisch sind. Dass nämlich das Virus insbesondere für ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen sehr gefährlich werden kann, ist unbestreitbar. Für diese Menschen kann eine Verlangsamung der Neuinfektionen und die Sicherstellung ausreichender Beatmungs-Kapazitäten zumindest lebensverlängernd wirken. Weil er das Leben bestimmter Menschen im Blick hat und zugleich um die technische Machbarkeit ihrer Rettung weiß, ist der Arzt zum Handeln gezwungen. Deshalb kann es aus seiner Sicht auch keinen Diskurs geben. Das Leben des konkreten Menschen, mit dem er es jeweils zu tun hat, stellt für ihn den höchstmöglichen Wert dar. Die Politik kann demnach nur den Erhalt dieses Lebens zum Ziel haben, sodass ihm Grundrechte, wirtschaftliche Entwicklung und kulturelle Freiheit unterzuordnen sind. Der Hinweis, dass durch den Lock-Down letztendlich mehr Menschen sterben werden, oder dass die Befürchtung einer Überlastung des Gesundheitswesens die vor einigen Jahren erfolgte Ökonomisierung desselben in Frage stellt, erscheint aus ärztlicher Sicht abstrakt und gefühlskalt. Um das zu verstehen, müsste sich der Arzt vom unmittelbar empfundenen moralischen Gebot freimachen und die Zusammenhänge von Rechts-, Wirtschafts- und Kulturleben mit Abstand betrachten. Das ist aber nicht seine Aufgabe.

Eine solche Abwägung wäre aber die Aufgabe der Politik und der Gesellschaft insgesamt. Doch mit den täglich über die Bildschirme flimmernden Bildern Erkrankter und Verstorbener wurde die Gesellschaft in die ärztliche Perspektive einbezogen. Sie war quasi live dabei. Diese Verengung des Blickfelds mag wiederum von bestimmten Interessengruppen forciert worden sein, entspringt im Wesentlichen aber der Natur der benutzten Medien. Auch wenn etwa Särge gezeigt werden, in denen sich tatsächlich keine Corona-Toten befinden, so ist eine derartige Illustration sensationeller Ereignisse durchaus normal. Menschen wollen die Gefahr »sehen« können. Die gesellschaftlichen Zusammenhänge können aber nur denkend ergründet werden. Das ist weit weg. Was wir »sehen«, betrifft uns dagegen unmittelbar. Und an unseren vermeintlich konkreten Wahrnehmungen wollen wir unser Handeln orientieren. Mit dem Hinweis, dass die Corona-Verordnungen auch noch Wirkungen haben, die jenseits der Zwecke liegen, die Ärzte mit ihnen verbinden mögen, können die Befürworter nichts anfangen. Die Hungersnot in Afrika z.B. mag zwar ein »Nebeneffekt« der Verordnungen sein, liegt aber sicher nicht in ihrer Absicht. Das ist die Schuld der Weltwirtschaft, über die sie gelernt haben, dass sie von einer »unsichtbaren Hand« gelenkt werde.

Somit stehen die Befürworter der Corona-Verordnungen moralisch auf der sicheren Seite, zumindest solange, als sie keine Perspektiven zulassen, die das Blickfeld hin zur Wahrnehmung der mit ihnen wirtschaftlich verflochtenen Menschen erweitern könnte. Müssten sie die Opfer des Virus und die Opfer der Gegenmaßnahmen gegeneinander abwägen, verlören sie ihr inneres Gleichgewicht. Statt einem moralischen Gebot zu folgen müssten sie moralische Phantasie entwickeln – ohne jeden gesellschaftlichen Rückhalt. Psychologisch gesehen dient die Unterdrückung des Diskurses somit dem Erhalt der Integrität des Ich und seiner moralischen Selbstgewissheit. Medien, Politiker und Konzernbosse sind lediglich die Komplizen dieses urmenschlichen Selbsterhaltungstriebs. Das ist die eigentliche Verschwörung.

6. Umwertung der Werte

Engelbrecht-Köhnlein, Virus-WahnDer Kritiker der Corona-Maßnahmen dagegen steht auf verlorenem Posten. Er mag seine Argumente drehen und wenden wie er will – der Befürworter fühlt zu recht: der Kritiker kennt einen höheren Wert als den Erhalt oder die Verlängerung des Lebens der Infizierten. Auch wenn er alternative Wege zum Schutz von Risikogruppen ins Gespräch bringt, so bleibt es doch eine Tatsache, dass er letztendlich nicht bereit ist, alles für sie zu opfern. Das scheint menschenverachtend. Dabei wurden im Namen der Freiheit in den vergangenen Jahrzehnten Millionen Menschen getötet, das Gesundheitswesen mit Rauchern und Trinkern belastet und millionenfacher Hungertod in Kauf genommen. Worauf also gründet sich die moralische Selbstgewissheit der Maßnahmen-Befürworter? Sie verweisen auf das moralische Dilemma, welches ohne die Corona-Verordnungen drohe. Wenn nämlich mehr Beatmungsgeräte benötigt würden als vorhanden seien, müsste man fragen: wer darf leben, und wen sollen wir sterben lassen? Dass unser Rechtsverständnis verbietet, diese Frage zu stellen, ist die entscheidende Begründung für die nachhaltige Zerstörung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens durch die Corona-Verordnungen. Und selbstverständlich will niemand diese Frage beantworten müssen. Dabei wird ausgeblendet, dass eine gigantische Umverteilung wirtschaftlicher Werte nötig war, um diejenigen technischen Bedingungen für einen kleinen Teil der Menschheit zu schaffen, die eine derartige Fragestellung überhaupt erst ermöglichte. In einigen wenigen Ländern dieser Erde kann das menschliche Leben durch immer neue Werkzeuge immer weiter verlängert werden, in anderen Ländern sind in diesem Augenblick Millionen Säuglinge vom Hungertod bedroht. Und die Ursache hierfür sind aktuell die Corona-Verordnungen der reichen Länder. Weil diese ihre Wirtschaft abschotten, bricht derzeit die ohnehin schwache Exportwirtschaft vieler ärmerer Länder zusammen. Den Millionen betroffenen Arbeitern fehlt dadurch nicht bloß Klopapier, sondern die tägliche Mahlzeit. Wenn sich nun auch noch das Corona-Virus in diesen Ländern ausbreitet, zählen diese Millionen durch Hunger geschwächten Menschen allesamt zur Risiko-Gruppe.

Den Arzt, der den zu beatmenden alten Europäer behandelt, darf dieser Zusammenhang nicht bekümmern. Es ist seine Pflicht, das Leben seines Patienten zu retten. Selbstverständlich muss er in ein moralisches Dilemma geraten, wenn er begrenzt verfügbare Beatmungsgeräte verteilen soll. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass er den Staat bittet, alles wirtschaftliche und soziale Leben dem Interesse an ausreichend verfügbaren Beatmungsgeräten unterzuordnen. Dass er damit eine Rechnung aufmacht, die noch viel grausamer ist, ist nicht seine Schuld. Er weiß nichts davon. Wie sollte er auch? Die Weltwirtschaft ist schon lange vor der Angst-Pandemie ein abstrakter Zahlenraum geworden, aus dem die zwischenmenschliche Begegnung eliminiert wurde. Gleichwohl beruht seine Moral auf derselben Formel, auf der alle Gegenwartsmoral beruht. Diese Formel lautet: Anzustreben ist das größtmögliche Glück für den größtmöglichen Teil der Menschheit.

An dem mehr oder weniger bewussten Streben nach dem größtmöglichen Glück für den größtmöglichen Teil der Menschheit bemisst sich heute, welche Impulse als gut und welche Handlungen als sozial gelten. Die Formel definiert das Gute als körperliches Wohl, und wägt dieses »Glück« gegen die Anzahl der Menschen ab, die seiner teilhaftig werden können. Je mehr Menschen teilhaben, desto niedriger das Glück, je größer aber das Glück, desto weniger Menschen sind glücklich. Wir können ja nicht alle retten! Das ist die Welt-Rechnung, zu der sich das moralische Dilemma des Arztes nur wie eine Unter-Rechnung verhält. Bevölkerungswachstum, Geburtenrate und Zuwanderung werden in ein Verhältnis zum erreichbaren Grad von »Gesundheit« gesetzt. Der neue Biologismus ist allerdings kein philosophischer Rassismus, sondern Ausdruck einer internationalen Gesinnung. Weil er aber eben Biologismus ist, das heißt, die Menschheit als Summe physischer Leiber betrachtet und demnach das körperliche Wohl in den Vordergrund stellt, ist er in der Praxis dennoch struktureller Rassismus. Die reichen Nationen, die sich zuvor insbesondere auf Kosten Afrikas eine unverhältnismäßig hohe Lebenserwartung »erwirtschaften« konnten, klinken sich zum Schutz ihrer vorerkrankten Alten aus der Weltwirtschaft aus – und lassen dabei außer Acht, dass die Menschheit wirtschaftlich gesehen ein einziger Körper ist.

7. Das ewige Leben

Bill Gates will nicht das Böse, sondern das Gute im Sinne unserer Gegenwartsmoral. Er will das größtmögliche Glück für den größtmöglichen Teil der Menschheit. Und er ist nicht alleine. Das Silicon Valley, darunter die fünf mächtigsten Konzerne der Welt, arbeiten mit missionarischem Eifer an der Rettung des größtmöglichen Teils der Menschheit vor Krankheit, Alter und Tod. Alle großen Digitalkonzerne betreiben entsprechende Forschungseinrichtungen, manche Konzern-Gründer stiften sogar ihr gesamtes Vermögen dem Zweck, das Altern hinauszuzögern oder ganz zu verhindern. Paypal-Chef Peter Thiel erklärt:

Die große unvollendete Aufgabe der modernen Welt ist es, den Tod aus einer Tatsache des Lebens in ein zu lösendes Problem zu verwandeln – ein Problem, zu dessen Lösung ich hoffentlich auf jede erdenkliche Weise beitragen kann.[27]

Das Focus-Magazin berichtet über die »neue Religion«:

Dass wir alle sterben müssen, war bisher allgemein akzeptiert. Religionen verheißen als Ersatz für das irdische Leben eine Fortsetzung im Himmel oder die Chance auf Wiedergeburt. Aber der tröstende Glauben reicht heute vielen nicht mehr. Vor allem rund um das Silicon Valley hat sich eine neue Religion entwickelt, die auf Gott verzichtet und dafür die Möglichkeiten der Biotechnologien anbetet. Transhumanismus oder Superbiologie, wie diese Bewegungen heißen, wird von den Visionären der Internet-Branche befeuert. Sie glauben, dass man sich alles kaufen kann, sogar das ewige Leben … Google-Gründer und Alphabet-Präsident Sergey Brin, 45, ein russischstämmiger Informatiker, gab die Richtung vor. ›Ich habe nicht vor zu sterben‹, sagte er und investierte in Calico. Sein Privatvermögen wird auf 47,8 Milliarden US-Dollar geschätzt. Mit dabei ist auch Google-Gründer Larry Page, 45, unterdessen CEO von Alphabet, er besitzt 49 Milliarden Dollar. Und die anderen Superstars der Branche wollen ebenfalls nur ungern das Zeitliche segnen. In die Unsterblichkeitsforschung investierten auch Amazon-Boss Jeff Bezos, 54, Tesla-Chef Elon Musk, 47, und Oracle-Chef Larry Ellison, 74 [..]

Der berühmteste Vertreter der Robo-Cop-Fraktion ist Ray Kurzweil, Chefingenieur von Google. Kurzweil ist 70 Jahre alt, sieht aber viel jünger aus. Er führt das darauf zurück, dass er täglich etwa 90 Pillen schluckt. Darunter Metformin gegen seine Diabetes-Probleme, Omega-3-Fett für das Herz, Q10 für die Haut, Lecithin für das Gehirn. In Wahrheit glaubt er aber, dass der Körper nur hinderlich für die Unsterblichkeit ist. Irgendwann werden Nanoroboter von der Größe einer Blutzelle in unseren Adern patrouillieren, alle Altersschäden reparieren und unser Gehirn drahtlos mit der Cloud verbinden. ›Dann‹, sagt Kurzweil, ›brauchen wir den Körper nicht mehr, er ist ein Anachronismus.‹ Wir existieren dematerialisiert weiter. Sollte doch noch ein Leib benötigt werden, mietet man sich einen humanoiden Roboter, wie man sich heute bei Drive Now oder Car2Go ein Auto nimmt …[28]

Das Silicon Valley arbeitet an zwei großen Menschheitszielen: 1. die Erübrigung zwischenmenschlicher Begegnung mittels entsprechender Technik (»Digitalisierung«) und 2. die Verlängerung der Lebenserwartung der nunmehr isolierten Körper durch ihre technische Optimierung. Seit der Corona-Krise kann jeder Mensch am eigenen Leib erfahren, wie diese zwei Arbeitsfelder des Silicon Valley ineinandergreifen. Das soziale Leben verwandelte sich mit einem Schlag zum exakten Abbild des Mind-Sets der Technokraten. Diese Übereinstimmung wurzelt jedoch nicht in einer Verschwörung, sondern in der Tatsache, dass die Menschheit mit den Technokraten eine Religionsgemeinschaft bildet. Denn die Menschheit muss mit zwei großen Lebensrätseln fertig werden: das soziale Leben auf der einen, der Tod auf der anderen Seite. Und die fünf mächtigsten Konzerne der Welt haben sich der technischen Lösung dieser beiden Probleme verschrieben. Damit greifen sie die Urtriebe der jüngeren Menschheit auf. Das ist das geheime Band zwischen ihnen und dem Volk, die moralisch-geistige Grundlage, auf der die Werte ehemals »freiheitlich-demokratischer« Gesellschaften nun umgewertet werden können. Die Angst der Technokraten vor dem Tod ist ebenso ansteckend wie ihr Angebot, uns von den Verstrickungen zwischenmenschlicher Beziehungen zu erlösen und den Körper unverwundbar zu machen.

8. Der Ursprung der Intelligenz

Corona-CoverBill Gates mag ein genialer Manipulator und Stratege sein. Seine eigentliche Macht beruht aber nicht auf einer »Verschwörung«, sondern darauf, dass er das Gute will in dem Sinn, wie es die materialistische Gesinnung der Gegenwart anstreben muss. Er bringt etwas in den Menschen zum klingen. Auch die oben am Beispiel des ARD-Faktenfinders gezeigte Methode, durch selektive Berichterstattung und Entstellung der Kritik bestimmte Deutungsmuster zukünftiger Kritik zu verfestigen, muss nicht durch bewusste Absprachen zustande gekommen sein. Möglich, dass Bill Gates in Zusammenhang mit seinem Exklusiv-Interview entsprechende Forderungen stellte, dass der Autor Mitglied einschlägiger Netzwerke ist oder der Intendant in vorauseilendem Gehorsam Vorgaben machte. Wahrscheinlich ist aber eher, dass der Schreiberling ein harmoniebedürftiger Mensch ist. Vielleicht findet er Gefallen an der Vorstellung, wie Gates und Merkel zusammensitzen und die Weltrettung planen, während ihn andere Deutungen des Geschehens nervös machen. Ferner ist es möglich, dass andere Menschen in seinem Umfeld ähnlich empfinden. Diese haben dann ein natürliches Interesse daran, die ihnen angenehme Gefühlslage zu erhalten. In der Folge erscheint ihr Vorgehen koordiniert, obwohl niemand einen »Plan« formulierte. Das heißt: nur weil etwas Methode hat, braucht nicht zwangsläufig das Gehirn daran beteiligt gewesen zu sein. Damit ist aber auf den eigentlichen Fehler der Verschwörungstheoretiker hingewiesen. Diese erkennen oftmals zurecht Methode in der Art und Weise, wie von bestimmten Personen oder Einrichtungen die Fakten entstellt werden. Und weil das Methode hat, glauben sie, es geschehe bewusst. Woher sollte die Intelligenz sonst auch kommen, wenn nicht von menschlichen Gehirnen?

Durch die Corona-Verordnungen wurden Tatsachen geschaffen. Und als solche führen sie ein Eigenleben unabhängig von den menschlichen Zwecken, welche mit ihnen verbunden sein mögen. Tatsachen entfalten in alle Richtungen ihre Wirkungen. Das menschliche Bewusstsein filtert aus diesem Wirkungsspektrum nur dasjenige heraus, womit es eben seine Zwecke verbindet. Die Befürworter verbinden mit den Maßnahmen den Zweck, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und so einer Überlastung der Krankenhäuser vorzubeugen. Kritiker bemängeln, die Maßnahmen seien im Hinblick auf die Virus-Bekämpfung gar nicht zweckmäßig. Nicht wenige unterstellen zudem, die teilweise Aufhebung der Menschenrechte und die Erzeugung einer weltweiten Panik seien die eigentlichen Zwecke. Ein wenig Geschichtskenntnis genügt, um auch diesen Standpunkt nicht von vornherein aus der Diskussion auszuschließen. Alle Sichtweisen haben ihre Berechtigung. Gleichwohl kratzen sie alle, ob unkritisch oder kritisch, nur an der Oberfläche des Geschehens. Tiefere Schichten werden erst sichtbar, wenn man sämtliche menschliche Zweckbegriffe, und damit auch die Frage der Richtigkeit oder Falschheit der Maßnahmen, einmal ganz unberücksichtigt lässt und stattdessen die entstandenen Tatsachen als solche ins Auge fasst. Was hat sich durch diese im Leben der Menschen verändert, und welche Folgen hat dies für die weitere Entwicklung der Menschheit?

9. Die Genese einer Ideologie

Die Menschen leben in Sorge, dass in der Begegnung von Mensch zu Mensch kleinste, materiell vorgestellte Teilchen vom einen Körper auf den anderen überspringen könnten. Wie gesagt: es kommt hier zunächst nicht darauf an, ob diese Sorge berechtigt ist oder nicht, sondern allein auf die Tatsache, dass sie vorhanden ist. In fast allen Ländern der Welt sind die Menschen deshalb angehalten, sich nicht zu begegnen, und wo das unumgänglich ist, Abstand zu halten oder Schutzmasken zu tragen. Dadurch wird das Bewusstsein auf den rein materiellen Aspekt der Begegnung gelenkt. Der andere Mensch wird primär als Körper in Raum und Zeit wahrgenommen. Aber auch die eigene Leiblichkeit wird bewusster erlebt. Viele haben Angst vor Ansteckung und dem damit verbundenen Sterberisiko. Man kann beobachten, wie die Bewegungsabläufe dieser Angst folgen, etwa wenn jemand in der U-Bahn laut hustet. Die Handlungen werden in solchen Augenblicken durch den reflexartigen Impuls gesteuert, das eigene Überleben zu sichern, d.h. durch Angst. Angst ist aber die ursprünglichste Form des Egoismus. Im Augenblick des Angstgefühls wird das Bewusstsein durch den eigenen Leib begrenzt, den es zu erhalten gilt. Die Seele zieht sich zusammen, verbeisst sich gewissermaßen in den Körper. Hinzu kommt, dass die nun isolierten Menschen technische Wege suchen, den Verlust des körperlichen Aspekts der Begegnung auszugleichen, d.h. akustische und optische Signale per Video-Konferenzen zu empfangen und Ähnliches. Diese Kompensations-Übungen verstärken noch die Konzentration auf den rein materiellen Aspekt der zwischenmenschlichen Begegnung. Das heißt: Die Maßnahmen mögen richtig oder falsch sein, psychologisch bewirken sie zunächst eine Verengung des Bewusstseins auf den physisch-leiblichen Aspekt des Daseins.

Weltweit fällt das Moment der Begegnung in Raum und Zeit aus und wird durch eine »digitale Vernetzung« ersetzt. Die voneinander isolierten Individuen bilden notgedrungen einen abstrakten Gemeinschaftsbegriff aus. Der andere Mensch wird nicht mehr in der Begegnung erfahren, sondern gedacht. »Wir alle«, so heißt es, müssen zusammenhalten, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und »Risikogruppen« zu schützen. Wer aber sind diese Alle, wer ist »Wir«? Wir zählen: so und so viele Menschen sind gestorben, so und so viele könnten gerettet werden. Aus dieser Perspektive ist »Gemeinschaft« gleichbedeutend mit »Masse«, d.h. eine Summe physischer Leiber. Sozial ist, was das Leben als solches erhält. Wer dagegen die Begegnung sucht, handelt unsozial, weil er damit menschliches Leben gefährden könnte. Durch die weltweiten Corona-Maßnahmen wird somit ein als Summe menschlicher Körper definierter Gemeinschaftsbegriff kollektive Selbsterfahrung, »Gesellschaft« wird zunehmend biologistisch verstanden. Der neue Biologismus unterscheidet sich allerdings von dem der Nationalsozialisten. Die Nazis reduzierten das Selbstverständnis der Gemeinschaft auf biologische Merkmale, indem sie das Selbstbewusstsein in der Angst vor der verhassten anderen »Rasse« spiegelten. Der neue Biologismus bezieht sich auf die menschliche Rasse als solche. Er beruht nicht auf der Angst vor einer Verunreinigung des Erbguts durch eine »jüdische Weltverschwörung«, sondern auf einem Reflex gegenüber einer unmittelbaren Bedrohung des Lebens als solchem. Bill Gates erklärt:

Die Coronavirus-Pandemie stellt die gesamte Menschheit gegen das Virus … Dies ist wie ein Weltkrieg, nur dass wir in diesem Fall alle auf der gleichen Seite sind.[29]

Massenpsychologisch wird so dieselbe Perspektive verfestigt, die erstmals durch die Klimakrise eröffnet wurde: Höchster Zweck der Gemeinschaft ist der Erhalt des menschlichen Lebens als solchem.

10. Der Widerstand

Kritische Stimmen sehen in der Gewöhnung des Volkes an eine teilweise Aufhebung der Menschenrechte eine Übung mit dem Zweck, zukünftige Machstrukturen vorzubereiten. Eine mehr phänomenologische Betrachtungsweise, wie sie oben versucht wurde, offenbart jedoch, dass die volkspädagogischen Wirkungen der Corona-Verordnungen viel tiefer gehen. Die geschaffenen Tatsachen bilden im Unterbewusstsein die weltanschauliche Grundlage für eine vollständige Umwertung der Werte. So wie Digitalisierung und Impfstoff-Entwicklung in Bill Gates’ Lebenswerk ineinander greifen, so hängt die Isolation der Menschen innerlich zusammen mit der Entstehung eines auf das materiell-körperliche reduzierten Gemeinschaftsempfindens und der sich darauf gründenden Moralbegriffe. Freiheit und Demokratie sind im System dieser Weltanschauung keine selbständigen Werte, sondern erhalten ihre Funktion durch dasselbe zugewiesen. So ist es möglich, dass niemand mehr gezwungen werden muss, sondern der unmündige Bürger seine Freiheit selbst abschafft und sich das Status-Symbol des Untertanen, den Mundverschluss, zu Hause selbst näht. Weil dieses Verhalten aber nicht theoretisch, sondern mittels der geschaffenen Faktenlage überzeugt, genügt es nicht, es theoretisch zu bekämpfen und die Ideale von Freiheit und Demokratie hochzuhalten. Vielmehr kommt es darauf an, in Zukunft wiederum Fakten zu schaffen, die der Ideologisierung der Gesellschaft entgegenwirken. Wo also findet sich im menschlichen Zusammenleben etwas, das als Gegenpol zur »neuen Religion« des Silicon Valley ergriffen und verstärkt werden könnte?

In der konkreten Begegnung von Mensch zu Mensch wird der Biologismus, auf den das Silicon Valley bauen möchte, jedesmal überwunden. Stehen sich nämlich Menschen in Raum und Zeit gegenüber, so erfährt das sich mit dem Körper gleichsetzende Ich jedesmal eine existenzielle Verunsicherung. Was in der Isolation unbewusst zum Ich gezählt wird, die körperlichen Besonderheiten, die psychischen Veranlagungen, die Summe der Gedanken und Gefühle – all das wird in der Begegnung in Bewegung gebracht und mehr als Hülle, als Medium für ein Höheres erlebt, auf das es hinweist und das durch diese hindurch wirkt. Doch von dem sich so offenbarenden Ich kann man nicht glauben, dass es in Raum und Zeit anwesend sein könnte. Schließlich wird es subjektiv als Totalität erlebt, die eben nicht zusammenfällt mit diesem oder jenem Attribut, durch welches es sich äußert. Dass das Ich mehrmals anwesend und somit zählbar sein soll, widerspricht allen Regeln der Logik. Die wirkliche Begegnung in Fleisch und Blut ist somit ein Paradox, welches die Anwesenden innerlich in Bewegung bringt und auf das Rätsel des menschlichen Wesens hinweist. Die Menschheit ist nicht eine Gattung, sondern jeder Mensch ist eine Gattung für sich. Und auf dieser Erfahrung beruht das Gefühl für die Würde des Menschen im Sinne unserer Menschenrechte.

In der Simulation menschlicher Begegnung durch digitale Medien stellt sich diese Erfahrung nicht ein. Da ist jeder Teilnehmer bloßer Zuschauer, auch wenn er »interagiert«. Zwar kann ich mir sagen: da am anderen Ende des in die Weltmeere versenkten Kabels sitzt auch ein Mensch. Aber das ist nur ein Gedanke. Das innere Gefüge meiner gewohnten Selbsterfahrung wird davon nicht erschüttert, seelisch-geistig komme ich nicht in Bewegung. Aber ich habe Gedanken, vielleicht sogar schärfere, als wenn der andere mich durch seine Anwesenheit innerlich berührte. Und das ist die andere Seite desselben Zusammenhangs: In der Isolation erscheint der Geist als Intellekt. Intellektuell versuche ich die Beziehungen zu meinen Mitmenschen zu regeln. Ich schreibe eine möglichst präzise, scharfsinnige E-Mail. Der andere schreibt eine verärgerte Nachricht zurück. Ich versuche das Missverständnis aufzuklären. Es wird aber immer schlimmer! Vielleicht schaue ich mir dann meine erste E-Mail nochmal und bemerke, dass sie durchaus einen Stachel enthielt, der den anderen verletzen konnte. Zugleich aber denke ich: und selbst wenn, das ist nur eine Kleinigkeit, auf die der andere doch nicht so anspringen muss. Nun – in der wirklichen Begegnung in Raum und Zeit hätte derselbe Stachel vermutlich nicht gestochen! Und wenn doch, so hätte er nicht derartig langwierige Komplikationen nach sich gezogen. Vermutlich hätte ich den Stachel aber auch von Anfang an anders gebildet. Ich würde unter dem Eindruck des anwesenden Menschen den unmittelbaren Impuls erlebt haben, meinen Worten nochmal eine andere Wendung zu geben. Vor dem Bildschirm aber ist das unmöglich, denn da ist jeder Mensch in Wahrheit allein mit sich. Ärger, Selbstliebe, Geltungssucht, Hass – diese Kräfte erfahren in der Isolation keine Korrektur durch die wirkliche Anwesenheit des Anderen. Und diese Kräfte sind in Wahrheit der unbewusste Unterboden, auf dem die Intellektualität nun spriesst. Aus dieser Intellektualität bildet sich in der digitalisierten Gesellschaft, und in gesteigertem Maß nun durch den Lock-Down, der Gemeinschaftsbegriff. Das ist aber eine Krankheit, die sich schon lange vor dem Corona-Virus ausbreitete, nämlich diejenige, die wir als zunehmende Polarisierung der Gesellschaft erleben, weil sich jeder in die auf ihn zugeschnittene Informations-Blase einschließen kann. Zwischen vermeintlichen »Fakten-Checkern« und »Verschwörungstheoretikern« ist kein Gespräch möglich, weil die digital erzeugte »Informationsgesellschaft« den Blick in Wahrheit gar nicht weitet, sondern auf das den eigenen Neigungen Zugängliche verengt. Der Mensch wird geistig gewissermaßen zurückgestaucht auf das körperlich-physische Reflexsystem, für welches wiederum die materialistische Medizin das Leben immer weiter verlängern möchte.

11. Die Entscheidung

So wenig wie Gemeinschaft eine Summe von Körpern ist, so wenig ist das, was das isolierte Ich denken kann, schon Geist. Vielmehr entwickelt sich der Geist durch die konkret-materielle Begegnung von Mensch zu Mensch. Und dieses, was da geistig zwischen den anwesenden Menschen lebt, ist der Beginn des sozialen Lebens. Das allgemeine Menschenwesen, das jeder von uns ist, realisiert sich erst in der Begegnung. Es ist mehr als die Summe seiner Teile. Das soziale Leben ist somit das exakte Gegenteil des Gemeinschaftsbegriffs, den die Angst-Pandemie impliziert und von dem sich gegenwärtig das vermeintlich »Soziale« ableitet. Eine Summe von Schweinen ist eine Herde, eine Schweine-Gemeinschaft. Eine Summe von Menschen dagegen ist noch keine Menschengemeinschaft, sondern wiederum eine Herde. Was Menschen zur Gemeinschaft verbindet, sind nicht ihre physischen Merkmale. Das spezifisch Menschliche der Gemeinschaft bildet sich vielmehr als ursprünglich menschliche Schöpfung erst in der zwischenmenschlichen Begegnung. Aber es bildet sich eben auch nicht, wenn sich die Menschen nicht als materielle Körper gegenüberstehen, sondern z.B. per Video konferieren.

Video-Konferenzen können sehr praktisch sein, doch niemals die Begegnung von Mensch zu Mensch in Zeit und Raum ersetzen. Vor etwa 20 Jahren drang dieses Problem schon einmal ins öffentliche Bewusstsein. Dann verschwand es wieder aus unseren Gedanken und Gefühlen. Angesichts der Aussichten auf zunehmend virtuelle Möglichkeiten der »Begegnung« wurde damals nämlich gefragt: was unterscheidet den virtuellen Menschen vom wirklichen Menschen aus Fleisch und Blut? Was ist der Unterschied zwischen einer echten Begegnung und ihrer perfekten Simulation? Kurz: was ist »Anwesenheit« wirklich, was ist da noch im Raum außer der Materie, die meine Sinne affiziert? Mittlerweile haben wir uns an die schöne neue Welt gewöhnt. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen. Und das Grundproblem der neueren Menschheit wurde nahezu vergessen. Jetzt aber schreitet die Digitalisierung in Riesenschritten voran. Und genau in diesem Augenblick werden wir von dem Corona-Virus vor die schon fast vergessene Frage gestellt: was ist der Wert der wirklichen Begegnung in Raum und Zeit? Wenn sich der anwesende Mensch vom virtuellen nur durch den die Sinne affizierenden Aufbau der Materie unterscheidet, wie der Biologismus meint, werden beide schon bald nicht mehr zu unterscheiden sein.

Wer aus der Menschheit eine Herde von Säugetieren machen will, muss individuelle Begegnungen zu unterbinden suchen. Er muss die Gemeinschaft als Summe physischer Leiber und das Soziale als Befolgen von Regeln zum Schutz dieser Leiber definieren. Dann verliert aber der Begriff der Demokratie seinen wirklichen Inhalt, denn nur am wirklichen, physisch anwesenden Gegenüber kann sich ein gesundes Rechtsgefühl entwickeln. Wenn man also der Krise etwas Positives abgewinnen will, dann ist es dieses: sie ist die einmalige und vielleicht letzte Chance der Menschheit, für die geistige Wirklichkeit des anderen Menschen und den Wert der Begegnung mit ihm in Zeit und Raum aufzuwachen.

Bill Gates ist ein wirklicher Menschheitsvertreter. Er hat der Menschheit unglaubliche technische Möglichkeiten geschenkt. Doch er denkt über die Welt so, wie man aus seiner Perspektive eben denken muss: als handle es sich um die Programmierung eines Betriebssystems. Und wenn Bill Gates nun die Gattung Mensch vor dem Aussterben retten will, müssen wir umgekehrt die Menschheit vor ihrer Reduktion auf den Gattungsbegriff retten. Covid-19 wird nicht das letzte Virus sein, das Menschenleben bedroht. Es wird eine Zukunft kommen, in der jede echte Begegnung ein Risiko birgt. Dann müssen wir uns entscheiden: wollen wir die Lebenserwartung menschlicher Körper verlängern um den Preis, dass keine Menschen mehr in diesen Körpern wohnen, oder wollen wir das menschliche Wesen erhalten und dafür Krankheit und Tod als eine Tatsache des Lebens akzeptieren? Anders gefragt: was ist eigentlich Sinn und Zweck einer menschlichen Gemeinschaft?

Hinweis: Der Beitrag ist zuerst auf der Webseite dreigliederung.de erschienen. Er wird hier mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers veröffentlicht.

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Anmerkungen:


  1. https://www.wsj.com/articles/the-coronavirus-pandemic-will-forever-alter-the-world-order-11585953005
  2. https://www.gatesnotes.com/Health/Pandemic-Innovation
  3. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/weltwirtschaftskrise-iwf-rechnet-wegen-corona-pandemie-mit-schwerster-krise-seit-der-grossen-depression-a-7ef62a83-683f-4bbe-b529-7b10a3e0c844
  4. https://www.welt.de/wirtschaft/article207092745/Corona-Pandemie-Rezession-beschert-der-Welt-die-noch-groessere-Katastrophe.html Siehe auch: https://de.euronews.com/2020/04/22/un-warnen-welt-droht-wegen-corona-eine-hunger-pandemie-von-biblischen-ausma-en
  5. Frankfurter Woche vom 17.04., S. 37
  6. Ebd.
  7. https://www.uke.de/kliniken-institute/zentren/universitäres-herzzentrum-(uhz)/über-das-zentrum/news-presseberichte/index.html
  8. https://www.hessenschau.de/panorama/corona-angst-herzinfarkt-patienten-trauen-sich-nicht-zum-arzt,weniger-notfaelle-corona-krise-100.html
  9. https://www.statnews.com/2020/03/17/a-fiasco-in-the-making-as-the-coronavirus-pandemic-takes-hold-we-are-making-decisions-without-reliable-data/
  10. https://www.tagesschau.de/faktenfinder/feindbild-gates-101.html
  11. Ebd.
  12. https://www.centerforhealthsecurity.org/event201/ Vergl. auch das Planspiel vom Juni 2019: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/wissenschaft/bill-gates-sagt-dass-eine-krankheit-im-anmarsch-ist-die-in-sechs-monaten-30-millionen-menschen-töten-wird/ar-AABN8d5?li=BBqg6Q9&fdhead=CS-INT-EXP-C
  13. https://www.centerforhealthsecurity.org/event201/recommendations.html
  14. https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=91790&token=76e262551195777636f30dc9c5d78ceccf8db8bf&sdownload=&n=DigitalIndustrieBB-2019-A4-web.pdf
  15. https://www.swr.de/swr2/programm/download-swr-14102.pdf
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Politico
  17. https://www.politico.eu/article/bill-gates-who-most-powerful-doctor/
  18. https://www.focus.de/politik/deutschland/aus-dem-innenministerium-wie-sag-ichs-den-leuten-internes-papier-empfiehlt-den-deutschen-angst-zu-machen_id_11851227.html
  19. https://swprs.files.wordpress.com/2020/03/sucharit-bhakdi-letter-merkel.pdf Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=dwJSNPz_8uk
  20. https://www.youtube.com/watch?v=170lOpoIu-k
  21. https://www.tagesschau.de/ausland/gates-corona-101.html
  22. https://www.centerforhealthsecurity.org/event201/recommendations.html
  23. https://www.wallstreet-online.de/nachricht/12437126-roundup-2-impfallianz-gavi-regeln-zugang-corona-impfstoff
  24. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/impfschutz-fuer-300-millionen-kinder-434580
  25. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/bund-laender-beschluss-1744224
  26. https://www.ted.com/talks/bill_gates_the_next_outbreak_we_re_not_ready? Vergl. auch: https://www.vox.com/coronavirus-covid19/2020/4/27/21236270/bill-gates-coronavirus-covid-19-plan-vaccines-conspiracies-podcast
  27. https://t3n.de/news/silicon-valley-tod-ueberwinden-638284/
  28. https://www.focus.de/magazin/archiv/wissen-im-silicon-valley-suchen-milliardaere-nach-dem-heiligen-gral-der-unsterblichkeit-fuehrt-sie-dieser-nacktmull-zum-ewigen-leben_id_9961897.html
  29. https://www.gatesnotes.com/Health/Pandemic-Innovation

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5 Kommentare

  1. Wenn ich mir bewusst werde, dass viele einflussreiche Menschen aus dem Silicon Valles Ihre Kinder auf Privatschulen, wenn nicht sogar auf Waldorfschulen schicken, weil sie eine Aversion gegen die IT entwickelt haben, dann will es mir nicht in den Kopf, dass diese „Philanthropen“ tatsächlich an das glauben, was sie reden. Daher ist die Aussage des Artikels, B.G. wolle nur das „gegenwärtig“ Beste für die Menschheit obszön, verwerflich.
    In Nebensätzen verraten sie sich und dann wird klar, wie sie wirklich über die „Herde“ („Herdenimmunität“) denken.

  2. Die zentrale These des Beitrags ist leicht umzustoßen. Jene These sagt, was von außen betrachtet wie eine bösartig bewußt inszenierte P(l)andemie aussehen könnte, sei schlicht das Ergebnis ideologischer Konkordanz. JA, GANZ SICHER SOGAR, aber ganz anders, als der Autor Johannes Mosmann es vermeint.

    Dieser unterstellt die Ideologie des größtmöglichen Glücks der größtmöglichen Zahl, wobei „Glück“ als auf den Erhalt des materiellen Körpers Gründendes verstanden werde. Weswegen der längstmögliche Erhalt des individuellen Körpers „Glück“ sei und zum höchsten ethischen Wert avancieren könne. (Was alles zusammen nicht ganz logisch konsistent erscheint — aber schauen wir weiter:) Woraus jene Glücksideologen sodann als ethisch richtig ableiten würden, zum Zwecke der Lebensverlängerung der kleinen CoViD-Risikogruppe die gesamte Weltwirtschaft absaufen und Abermillionen von Menschen in Elend, Hunger und Tod zu stürzen.

    Reim dich, oder ich freß dich — von der Logik her ist diese Argumentation schwindsüchtig, wenn bedacht wird, daß das größtmögliche Glück der größten Zahl, so es denn als Lebensdauer verstanden ist, sich nicht am Spitzenwert einer Risikogruppe erweist, sondern am Integral über die jeweils betrachtete Population. Welche letztere aus Sicht der vom Autoren Mosmann kritisch angeführten (und sicherlich real existierenden und dominanten) Ideologie ja nun aber sogar die gesamte körperliche Menschheit sein würde.

    Cut! Schluß mit dem Unsinn! Was jemand wirklich will, erhellt nicht aus dem, was er als seine (im übrigen ja vom Autoren Mosmann unterstellten) Absichten bekundet, sondern aus den Folgen seines Handelns. Aus dieser Sicht will die pandemiegläubige Großgemeinde sich selbst und möglichst viele weitere Menschen töten. Was all die zahllos vielen pandemiegläubigen massen- und selbstmordlüsternen Irren zu ihrem konkordanten Handeln bewegt, ist mitnichten die gemeinsame Ideologie eines „Glücks der größtmöglichen Zahl“. Sondern die kristliche Ideologie des sündigen Leibs, der zu züchtigen und zu strafen – und am besten noch: – aufzugeben sei. Weil er Leib ist, Materie, Niederes, Gott nicht Wohlgefälliges! Und die Erlangung ewigen Heils letztlich sogar Verunmöglichendes. Kurz gesagt, ist das, was dem selbstzerstörerischen Wahnwitz der „Corona- Viruspandemie“ ideologisch tatsächlich unterliegt, jene uralte, als «Geist-Materie-Dualismus» bekannte Kosmologie. Welche von der Menschheit längst überwunden war. Welche aber immer dann zurückkehrt, wenn Menschen sich tatsächlich oder vermeintlich aussichtslosen Krisensituationen gegenübersehen. Dann „rekollektivieren“ Menschen und ihr Bewußtsein fällt in das der menschheitsfrühen Ackerbauern zurück. Zurück in deren blutorgiastische Kulte, welche die Fruchtbarkeit des Bodens mittels von Opferblut beschworen haben, mit dem Blut geopferter Menschen (siehe: Ursprungsgeschichte des Bewußtseins, Erich Neumann).

    Nun ja! Solch ein Opferkult folgt ja durchaus auch der Vorstellung vom Glück der großen Zahl, etwa: Wir opfern 5 Junge für 200 Clanangehörige; macht 1:40! Bloß daß der Corona-Wahnsinn anders zählt, ganz anders: Wir opfern gut 2 Milliarden Angehörige des Menschheitsclans für (real) etwa 2 Millionen Alte weltweit; macht 1000:1! 1000 opfern wir für 1 Hochbetagten.

    Das sind Unterschiede in den Quantitäten, welche in Unterschiede in Qualitäten umschlagen. In solche des Unterschieds von Kult und Wahnsinn! Die Weltgesellschaft ist mit ihrem Glauben an eine „Corona-Pandemie“ in einen Zustand offenen Wahnsinns eingetreten.

  3. Brigida Stockmar

    Danke für diesen Übersichtsartikel !
    Auch diese Darstellung ist leider einseitig . Es ist gut , Fakten und Zusammenhänge aufzuzeigen
    Es wäre aber genauso wichtig und heilsamer , über die vielen „echtmenschlichen Vernetzungen “ und Initiativen zu berichten , die es auch gibt und die sicher ein nicht zu unterschätzendes Potential für eine neue spirituell – menschliche Sozialzialgestaltung bergen . Es gibt sicher auch viele einzelne Menschen , die in aller Stille sich für eine kraftvolle geistige Arbeit leisten . Nur sind diese Bewegungen nicht so laut , deshlb aber nicht weniger wirkungsvoll !

  4. Bill Gates ist (kennzeichnend) ein Beispiel für den guten Privatmann aus den USA mit erfolgreicher Biografie bezüglich des „Amerikanischen Traums“, den als Existenzprinzip nach wie vor massenhaft seine Mitbürger akzeptieren und weit darüber hinaus. Die damit verbundenen Werte sind fest integriert in der populären Filmindustrie dieses Landes, unter anderem schier jedem bekannt. Ich habe in diesem Zusammenhang nach einem treffenden Wort gesucht für solche Bewusstseinsart und keines gefunden. Diese Zusammenhänge sind wirklich ausgedehnt komplex!— Wichtig erscheint mir die damit verschmolzene transhumane usw. … Strömung, das Technium (anders gedeutet als bei Kevin Kelly). Wir haben es hier mit einer fortschreitenden „Super“-Intelligenz zu tun und zwar rein auf intellektueller Ebene, die (bei falschen „Gebrauch“) manipuliert, paralysiert und sogar heutzutage im größeren Stil menschliches Bewusstsein erobert (schluckt). Sie wirkt überall und fließt mit ihren „Partikeln“ auch in politische Willensbildungen hinein. Nochmals im ANTHROBLOG schriftlich: Sie ist absolut inkompatibel mit der Natur und dem Menschen! Das gilt es zu bedenken bei entsprechender Kommunikation und Reformabsichten (Reformen). Hier liegt auch das Problem in der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Epidemien (Pandemien). Förderliche gleichberechtigte Art mit der Natur und dementsprechendes Gestalten, was Menschsein (Menschentum) pflegt, das ist zugunsten von uns Menschen angesagt.— Herzlichen Dank für den vorzüglichen obigen Beitrag !!!

  5. Das ist der gehaltvollste Artikel, den ich bisher zu unsere aktuellen Lage gelesen habe! Ohnehin lese ich auf anthroblog sehr viel Tiefgehendes, Differenzerndes, Horizonterweiterndes. doch gerade dieser Text hift mir nochmals mehr für Verständnis, auch für Akzeptanz und zugleich (so paradox das klingen mag) Handlungswillen. Herzlichen Dank!!

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