Zuletzt aktualisiert am 26. Februar 2024.
Der Kampf gegen die Alternativmedizin wird derzeit nicht nur im deutschen Sprachraum intensiviert. In Deutschland gaben das Vorhaben des deutschen Pharmalobbyisten und Krankheitsministers, Homöopathika und anthroposophische Arzneimittel aus der Krankenkassenerstattung auszuschließen sowie die unqualifizierten Einlassungen des »Beauftragten der Bundesregierung für Antisemitismus« über die angebliche Anschlussfähigkeit von Heilpraktikern an den Nationalsozialismus[1] Anlass für Kritik und inzwischen auch politische Gegenbewegungen.
Der Beauftragte, dessen eigentümliche Aufgabenbeschreibung schon zweifelhaft ist[2], hat von der Sprecherin und Vizepräsidentin des Dachverbandes Deutscher Heilpraktikerverbände (DDH), Ursula Hilpert-Mühlig, eine geharnischte Entgegnung erfahren.[3] Gegen das Vorhaben des Krankheitsministers wendet sich eine Petition, die auf dem Server des Bundestages noch bis 7.3.2024 gezeichnet werden kann.[4]
In Großbritannien findet eine Debatte über die mittels taktischer Winkelzüge in das französische Antisekten-Gesetz[5] eingeschmuggelte, potentielle Kriminalisierung der Alternativmedizin statt. Mitte Februar nahm Robert Kogon Stellung zur Frage, was im genannten Gesetz nicht steht, warum es aber trotzdem gefährlich ist.[6]
An ihn schloss sich Kit Knightly mit einem Artikel an, der die Frage beantwortet, warum Frankreichs neues »Anti-Impf-Gesetz« schlimmer ist, als man denkt[7], den ich hier übersetze.
In Österreich hat sich die Autorin Andrea Drescher mit einem Bericht zu Wort gemeldet, der den bezeichnenden Titel »Alternativmediziner – der neue Verbrechertyp?« trägt, den ich im Anschluss an Knightlys Beitrag mit freundlicher Erlaubnis des Blogs Science & Politik wiederveröffentliche.[8] Der Bericht handelt von den Iterationen der Debatte in sozialen Medien und über sie hinaus.
Warum Frankreichs neues »Anti-Impf-Gesetz« viel schlimmer ist, als man denkt
Von Kit Knightly, veröffentlicht im OffGuardian am 25.2.2024
Vor kurzem hat Frankreich ein neues Gesetz verabschiedet, »um den Kampf gegen sektiererische Übergriffe zu verstärken und die Unterstützung der Opfer zu verbessern.«
Das Gesetz wurde in den alternativen Medien weithin als »Gesetz zur Kriminalisierung von Kritik an modRNA-Impfstoffen« bezeichnet, was jedoch nicht ganz der Wahrheit entspricht, wie die gründlichen Überprüfungen durch die »üblichen Verdächtigen« nachwiesen. (Vermutlich wurde die teilweise Fehlinterpretation absichtlich in die Welt gesetzt, damit sie überprüft werden konnte; so funktionieren diese Dinge normalerweise).
So oder so, ob Zufall oder Absicht, es wurde viel darüber gesprochen, was das Gesetz nicht sagt, und nicht annähernd genug darüber, was es sagt.
Das Gesetz selbst enthält keine spezifischen Hinweise auf die Gesundheitsversorgung. In Wahrheit hat es fast nichts mit dem Verbot von Impfstoffkritik zu tun …
Es ist potenziell noch gefährlicher als das. Es ist ein vages Gesetz, und vage Gesetze sind immer die schlechtesten Gesetze.
Was ist eine »Sekte«?
In dem Gesetz geht es nicht um die Gesundheitsfürsorge, die nur in einigen Artikeln behandelt wird, der eigentliche Schwerpunkt des Gesetzes ist der »sektiererische Missbrauch« (hier auf Französisch nachzulesen).
Wie Robert Kogon im Daily Sceptic anmerkt, gibt es im französischen Recht keine formale Definition einer »Sekte«.
Traditionell ist eine »Sekte« eine Gruppe, die durch religiöse Ansichten oder Praktiken verbunden ist, die von der Kirche als häretisch oder extrem angesehen werden, und die Berufung auf diese religiöse Sprache ist an und für sich beunruhigend.
Der eher informelle Gebrauch des Wortes »Sekte« im Englischen bezeichnet in der Regel eine Gruppe, die durch stark vertretene philosophische oder politische Ideen verbunden ist.
Daher kann es potenziell fast jeden oder fast alles bedeuten.
Genau diese Unbestimmtheit macht das Gesetz so gefährlich.
Eine Facebook-Gruppe oder eine E-Mail-Liste könnte eine »Sekte« sein. Ein Protestmarsch. Eine politische Partei. Die Leserschaft einer Website oder eines Newsletters. Zur Hölle –, eine Familie könnte es sein.
Es braucht nur einen Richter, der entscheidet, dass eine »Sekte« z. B. definiert werden kann als »jede Gruppe von zwei oder mehr Personen, die politische, religiöse oder philosophische Ideale teilen und in irgendeiner Weise gemeinsam handelt«, und schon ist der Präzedenzfall geschaffen.
Dann kann jeder sich am Spiel beteiligen.
Die Anti-Sektierer-Taskforce
In Artikel 1 wird die »Umsetzung der Politik zur Vorbeugung und Bekämpfung von sektiererischen Exzessen« festgelegt. Sie schließt die Etablierung eines »interministeriellen Beauftragten ein […], die für die Umsetzung der Politik zur Vorbeugung und Bekämpfung von sektiererischen Übergriffen verantwortlich ist«.
Beide Sätze versprühen dystopische Horrorvisionen.
Die Aufgaben und Befugnisse dieses Beauftragten folgen einem bekannten Schema und sind wie folgt gegliedert:
- Beobachtung: »Beobachtung und Analyse des Phänomens der sektenartigen Bewegungen, deren Handlungen einen Angriff auf die Menschenrechte und die Grundfreiheiten darstellen, eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung sind oder gegen die Gesetze und Vorschriften verstoßen, sowie der neuen Formen, die diese annehmen können«.
- Propaganda: »Förderung […] der Koordination der präventiven und repressiven Maßnahmen der staatlichen Behörden gegen diese Aktionen«.
- Überwachung der finanziellen Aktivitäten: »Herstellen eines Informationsaustauschs zwischen den öffentlichen Diensten über die Verwaltungspraktiken im Bereich der Bekämpfung von Sektenmissbrauch, insbesondere hinsichtlich der Finanzierungsmodalitäten«.
- Wiederum Propaganda: »die Öffentlichkeit über die Risiken und gegebenenfalls die Gefahren informieren, denen sie durch Sektenmissbrauch ausgesetzt ist«.
Am wichtigsten ist vielleicht die »Ausbildung der öffentlichen Bediensteten, insbesondere des Personals des Mütter- und Kinderschutzes und der schulischen Gesundheitsdienste«.
Hinzu kommt das Versprechen, »den Opfern dieser Missbräuche zu helfen, gegebenenfalls in Partnerschaft mit Vereinen, die diese Opfer begleiten und unterstützen«.
Wenn es sich bei dieser »Hilfe« tatsächlich um eine finanzielle Entschädigung handelt, ist das sehr beunruhigend, vor allem in Verbindung mit der Tatsache, dass der Beauftragte »freiwillige Zeugenaussagen von Opfern sektiererischer Übergriffe oder von Dritten, die solche Tatsachen bezeugen wollen, […] vorbehaltlich angemessener Anonymisierungsmaßnahmen« entgegennehmen wird.
»Hilfe« für »anonyme Opfer« könnte ganz einfach »bezahlte anonyme Zeugenaussagen« sein, oder?
Zusammengefasst ist dies eine (sehr zynische) Interpretation, wie dieser »neue Beauftragte« tätig sein könnte:
Anonyme »Opfer« werden finanziell entschädigt, damit sie heimlich aussagen, und diese Aussage wird dann als Rechtfertigung für die Überwachung von »Sektenmitgliedern« und die Überwachung ihrer Finanztransaktionen verwendet.
Aber ich bin mir sicher, dass ich das nur falsch interpretiere.
Gesundheitsfürsorge
In den Artikeln 4 und 5 geht es um die Gesundheitsfürsorge, genauer gesagt um den »Schutz der Gesundheit«, aber hier steht nichts über modRNA-Impfstoffe, jedenfalls nicht ausdrücklich.
Stattdessen werden zwei brandneue (wiederum sehr vage) Straftatbestände erfunden:
- Provokation einer Person, die an einer Krankheit leidet, durch wiederholten Druck oder Manöver, um eine therapeutische oder prophylaktische medizinische Behandlung abzubrechen oder zu unterlassen, oder wenn dieser Abbruch oder diese Unterlassung als vorteilhaft für die Gesundheit der betreffenden Person dargestellt wird, obwohl sie nach dem Stand der medizinischen Erkenntnisse offensichtlich […] besonders schwerwiegende Folgen für ihre körperliche oder geistige Gesundheit haben kann.
Und:
- die Provokation, Praktiken anzuwenden, die als therapeutische oder prophylaktische Maßnahmen dargestellt werden, während nach dem Stand der medizinischen Erkenntnisse offensichtlich ist, dass diese Praktiken eine unmittelbare Gefahr des Todes oder einer Verletzung darstellen, die zu einer dauerhaften Verstümmelung oder einem Gebrechen führen kann.
Kurz gesagt, in Frankreich ist es jetzt potentiell illegal:
- Menschen von der Einnahme von Medikamenten abzuhalten, die (laut »Der Wissenschaft™) wirken
- Menschen zur Einnahme von Medikamenten zu ermutigen, die nicht wirken (wiederum laut »Der Wissenschaft™).
Beides ist potenziell weitaus weitreichender als nur modRNA-Impfstoffe.
Denken Sie an Chemotherapie oder Bestrahlung. Denken Sie an Statine, SSRIs oder AZT.
Denken Sie an eine brandneue Behandlung X für eine unbekannte Krankheit Y.
Verbietet das Gesetz also ausdrücklich die Kritik an modRNA-Impfstoffen?
Ganz und gar nicht.
Könnte es so interpretiert werden?
Ja …, aber es könnte auch auf tausend andere Arten interpretiert werden, und das wird es auch.
Es geht hier nicht um modRNA-Impfstoffe, sondern um die Unterdrückung von Meinungsverschiedenheiten über alles, was sie in Zukunft zu tun gedenken.
Hat sich die französische Regierung gerade selbst ein Bein gestellt?
Die größte Ironie dabei ist, dass durch das Gesetz Personen wie Emmanuel Macron, seine Regierungsmitglieder, aber auch die Mainstream-Medien und Big Pharma am meisten von Strafverfolgung bedroht sind.
Schließlich besagt die Klausel, dass es eine Straftat ist, …
[eine Person in einen Zustand psychischer oder physischer Unterwerfung zu versetzen oder in ihr zu halten], »der sich aus der unmittelbaren Ausübung von ernsthaftem Druck« oder dem wiederholten Einsatz von Techniken ergibt, die geeignet sind, ihr Urteilsvermögen zu beeinträchtigen und eine ernsthafte Beeinträchtigung ihrer körperlichen oder geistigen Gesundheit zu bewirken oder diese Person zu einer Handlung oder Unterlassung zu veranlassen, die ihr ernsthaft schadet.«
Das ist so ziemlich die gründlichste und genaueste Beschreibung der Corona-Propaganda, die Sie je gelesen haben.
Und natürlich schafft der Abschnitt »Gesundheitsfürsorge« einen weiteren Straftatbestand:
- Provokation zur Anwendung von Praktiken, die als therapeutische oder prophylaktische Maßnahmen dargestellt werden, während nach dem Stand der medizinischen Erkenntnisse offensichtlich ist, dass diese Praktiken eine unmittelbare Gefahr des Todes oder einer Verletzung darstellen, die zu einer dauerhaften Verstümmelung oder einem Gebrechen führen kann,
… was die Covid-»Impfstoffe« voll und ganz abdeckt.
Die französische Regierung hat gerade ein Gesetz geschrieben, das ihr eigenes Verhalten in den letzten drei Jahren buchstäblich kriminalisiert.
Aber natürlich werden, wie bei all diesen Gesetzen, die Missbräuche, die dem Wortlaut des Gesetzes entsprechen, ignoriert, aber die Sprache wird so sehr verbogen, um Andersdenkende und Freidenker zu verfolgen.
Wie gesagt, es ist ein vages Gesetz, und vage Gesetze sind immer die schlechtesten Gesetze.
Es sei denn, es handelt sich um eine Kabale psychopathischer Antimenschen, die die absolute Weltherrschaft anstreben, dann sind vage Gesetze die besten Gesetze.
Soweit Kit Knightly. Es folgt, wie angekündigt, der Bericht von Andrea Drescher.
Alternativmediziner – der neue Verbrechertyp?
Von Andrea Drescher, veröffentlicht auf dem Blog Science & Politik am 25.2.2024
Alternativmedizinische Behandlungen stehen zunehmend im Fadenkreuz von Pharma-Industrie, Politik und Medien. Homöopathie, Schüßler-Medizin, Heilkräuter, Selbstheilung oder gar Substanzen wie CDL, um nur einige Ansätze zu nennen, werden medial immer wieder verrissen, ins Lächerliche gezogen.
Das Motto »Wer heilt, hat recht« scheint aus der Mode gekommen zu sein. Im Gegenteil, der Einsatz alternativer Heilmethoden wird zunehmend kriminalisiert. Und das hat Folgen: Angst und Selbstzensur.
Vor ein paar Tagen habe ich in Facebook folgenden Text gepostet:
»Ich habe einen kurzen Bericht verfasst, in dem ein Vater darüber berichtet, wie seine Tochter dank einer alternativen Methode ihre Gesundheitsprobleme in den Griff bekommt. Er möchte aber, dass ich das ganze anonym mache. Begründung: ›Das Internet vergisst ja nichts und es wäre schade, wenn mein Kind vielleicht mal Nachteile oder ähnliches durch den Text bekommen sollte …‹
Zwei Gedanken dazu:
- Wie verängstigt sind Menschen, dass sie hier schon Ängste haben? Das Mädel ist noch nicht in der Schule – welche Probleme soll es bekommen?
- Wäre die Angst berechtigt, wie schlimm ist die Gesellschaft dann wirklich?
In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich?«
Soweit mein kurzes Posting. Die Reaktionen waren gemischt.
Von einer Freundin aus Oberösterreich kam gleich: »Wenn jeder mal seinen Namen googelt, dann wird er sicher fündig werden. Viele haben Angst, dass man was über sie findet und es dann gegen sie verwendet. Aber man kann es auch übertreiben.«
Ein mir bekanntes Impfopfer schrieb: »In einer ignoranten ängstlichen Gesellschaft und Menschen mit Angst reagieren böse …. Ich verstehe den Vater. Denn ich weiß selbst, wie es sich anfühlt … als Lügnerin denunziert zu werden und noch vieles mehr.«
Ein langjähriger Facebook-Kontakt brachte es böse auf den Punkt: »Wir wissen alle, in welcher Gesellschaft wir leben – in einer, die an 1945 anknüpft.«
Und eine Freundin aus Berlin antwortete: »In einer schrecklichen. Solange so viele Angst haben. Hört auf, Angst zu haben! Dann ist dieses Spiel schnell vorbei.«
Eine Corona-Demonstrantin aus Linz meinte: »Ich geh auch nicht mit Klarnamen ins Netz – keine Fotos, nichts. Das Internet vergisst nichts. Wenn mich die Parasiten bzw. deren Institutionen suchen, finden sie mich natürlich, oder Hacker, sofort über die IP, logisch. Der Rest halt nicht – z.B. Firmen, die dich bei einer Bewerbung googeln, irgendwelche Privaten etc … Man muss es den Herrschaften ja nicht allzu einfach machen.«
Ebenfalls von einem langjährigen Facebook-Kontakt kam: »Es wird die totale Überwachung, mit der bekannten Blockwartmentalität, wir sind mittendrin und Corona war die Probe. Die Menschen dazu, na ja, sollen sie doch, ich hab‘ nichts zu verbergen, die sind sich der Tragweite gar nicht bewusst und werden der sogenannten ‚Masse‘ in den Untergang folgen.«
Auch ein mir Unbekannter reagierte auf das Posting:
»Ich bin Admin in mehreren Selbsthilfegruppen und ’nem Forum zum Thema alternative Medizin, im Grunde stehen wir schon seit Jahren im Dauerfeuer, müssen Fragen zu Alternativen anonymisieren da es ggf. bei Eltern direkt dem Jugendamt gemeldet wird mit haarsträubenden Begründungen.
Es werden ganze Foren ohne Rücksprache gelöscht. Warum, finden wir meistens nicht raus. Es geht auch nicht um verbotene Substanzen und wir haben auch Ärzte und Heilpraktiker mit drin.
Also je nach Beruf sollte man heute sehr aufpassen, was man zum Thema alternative Medizin schreibt, ganz gefährlich, wenn austherapierte Krebspatienten über ihre eigene Gesundung berichten. Corona war dann nochmal der Supergau obendrauf.
Heute funktioniert das so: Ohne Schulmedizin gesund geworden ist ein Zufall bzw. trotz alternativer Methoden gesund geworden. Mit Schulmedizin gestorben oder chronisch krank, dann ist man trotz der Schulmedizin gestorben, chronisch krank geworden. Alles andere gibt es nicht.
Es werden Ärzte, die Krebs erfolgreich alternativ behandeln, vor Gericht gezerrt und mundtot gemacht. Daher kann ich das »anonym« voll verstehen.
Wenn es alternative Methoden sind, die nicht anerkannt sind, oder gar Substanzen verwendet wurden, die nicht als Medikament zugelassen sind, könnte man sowas schon so weit bringen, dass das Jugendamt mitunter einschreitet und eine Kindeswohlgefährdung annimmt. Zumindest sofern man rausbekommt, wer die Familie ist, die da etwas geheilt hat. Der Erfolg ist dabei zweitrangig.«
Diese Reaktion war für mich so konkret, dass ich Kontakt mit ihm aufnahm. Er wies mich auf eine – erschreckende – Entwicklung hin, die am 13. Februar im Heilpraktiker-Newsblog veröffentlicht wurde: »Regierungsbeauftragter unterstellt Antisemitismus bei Heilpraktikern und Homöopathen, wenn diese Schulmedizin und Corona-Politik kritisieren / Heilpraktiker-Dachverband DDH geht gegen Äußerung vor«.
Dort wird berichtet:
»Anlässlich des Holocaust-Gedenktages im Januar führte eine Regionalzeitung ein Interview mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Antisemitismus, Felix Klein. Das Interview enthält zahlreiche Passagen zum Thema Heilpraktiker und Homöopathie und erschien am 27.01.2024 im Schwäbischen Tagblatt. Der interviewte Regierungsbeauftragte, der beim Innenministerium angesiedelt ist, hat das Thema Heilpraktiker und Homöopathie von sich aus angesprochen. Er spannt den Bogen vom Heilpraktikergesetz über die Kritik an den Corona-Maßnahmen der Regierung bis hin zu Demonstrationen gegen die Regierung. Das Fazit des Regierungsbeauftragten: Er sieht eine ›Anschlussfähigkeit von antisemitischen Narrativen‹, wenn jemand an der Schulmedizin zweifelt und die Corona-Maßnahmen der Regierung kritisiert. Ausdrücklich nennt der Regierungsbeauftragte in diesem Zusammenhang Heilpraktiker und Homöopathie. Und der Regierungsbeauftragte geht noch einen Schritt weiter. Da das Heilpraktikergesetz aus dem Jahr 1939 stamme, müssten die Heilpraktiker »ihre Vergangenheit kritisch reflektieren«.
In einem kurzen Telefonat tauschten wir uns über seine Erfahrungen aus. Das Gespräch wird hier anonym publiziert, da er als Mitarbeiter einer Jugendhilfe mit »kritischen medizinischen Themen« nicht öffentlich in Verbindung gebracht werden möchte.
Warum interessieren Dich medizinische Themen?
Ich leide bzw. litt selbst an einer üblen Autoimmunerkrankung. Mein Immunsystem lief Amok und die einzige Antwort der Ärzte, die mich jahrelang falsch behandelt haben, war die Einnahme von Immunsuppressiva. Das erschien mir völlig unlogisch und ich suchte selbst nach Lösungen, habe mich umfassend um die Behandlung von Entzündungen informiert, mit Heilpraktikern gesprochen und mich mit anderen Betroffenen ausgetauscht. Mir half u.a. hochdosiertes Vitamin C intravenös sowie DMSO.
Und das war der Grund, dass Du auch für andere aktiv geworden bist?
Ich mache das, weil ich glaube, dass die Schulmedizin am Ende ist, wenn die Antibiotika nicht wirken. Ärzte arbeiten nach Protokoll und haben ihre bevorzugten Diagnosen. Es gibt tausende Menschen, die ähnliche Probleme haben. Was haben denn die gemacht, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen? Ich bzw. wir wollen eine Plattform bieten, damit die Betroffenen sich austauschen können.
Nach und nach habe ich Gruppen in Facebook aktiv unterstützt bzw. ins Leben gerufen, die aber immer wieder gelöscht werden. Auch mein jetziges Profil ist #4 oder #5, weil ich wegen »medizinischer Falschinformationen« gelöscht wurde.
Was postest Du Gefährliches?
Ich habe mir z.B. erlaubt während der Corona-Zeit aus öffentlich zugänglichen Quellen, alternative Sichtweisen zu präsentieren. Wenn Professoren wie der Pathologe Prof. Dr. Arne Burkhardt die Toten selbstständig untersucht hat, wurde das nicht so gern gesehen. Da waren sie schnell mit Sperrung und Löschung.
In unseren Gruppen konnte früher jeder rein, schreiben, Fragen stellen. Es gab natürlich den Disclaimer, dass es sich nicht um medizinische Beratung handelt, aber die Community hat nach bestem Wissen Antworten gegeben und wir versuchen, den Austausch in wissenschaftliche Bahnen zu lenken.
Es haben sich aber Trolle in die medizinische Selbsthilfe-Gruppen eingeschleust, Texte kopiert und niedergemacht, weil alles, was dem Mainstream nicht entspricht, ja böse ist. Dann wurden die Gruppen gemeldet – und weg waren sie. Eine Gesundheitsgruppe hat derzeit 10.000 Mitglieder – wir waren schon bei über 50.000. Man macht morgens den Rechner an – und ohne eine Nachfrage ist die Gruppe verschwunden.
Es gilt nur die etablierte Schulmedizin, alles andere ist »böse Schwurbelei«. Und Schwurbler sind mindestens »rechts-esoterisch« – auch wenn ich niemanden kenne, der politisch rechts außen ist – oder gleich »Nazi«.
Dir gefällt es nicht, mit Nazis in einen Zusammenhang gebracht zu werden?
Definitiv nicht. Der inflationäre Gebrauch ist wirklich erschreckend. Aber wie man am Beitrag im Heilpraktiker-Blog sieht: das ist keine Seltenheit, hier einen Bezug herzustellen. Heilpraktiker sind Schwurbler und damit rechts außen. Das kennen wir schon seit langem. Fakt ist, es gab aber noch nie eine Sperrung wegen rechter Inhalte. Aber das Spiel ist einfach: Prof. Dr. Bhakdi wurde angezeigt wegen Volksverhetzung, also ist er »Nazi«, also sind alle »Nazis«, die seine Position vertreten und verbreiten.
Wie ist die aktuelle Situation?
Aktuell haben wir jetzt z.B. die 3. DMSO-Gruppe und sind auch direkt mit Hartmut Fischer vernetzt, um wirklich qualifizierte Informationen zu liefern. In letzter Zeit ist es auf Facebook wieder ruhiger geworden, seit Corona-Themen nicht mehr im Fokus sind. Wir betreiben aber auch bewusst schon Selbst-Zensur, um Ärger zu vermeiden. Beiträge müssen eingereicht und freigeschaltet werden, um weiteren Sperrungen aus dem Weg zu gehen.
Wir haben ein externes Forum, eine eigene Homepage gegründet, auf der Menschen sich ohne Zensur austauschen können bzw. konnten. Diese wird aber jetzt zu einer Informationsplattform umgebaut ohne Kommunikationsfunktion, weil wir durch den Digital Services Act jederzeit alles löschen müssten, was nicht passt und wenn wir das nicht tun, rechtlich dazu zur Verantwortung gezogen werden können. Wir machen das als Hobby, in der Freizeit. Das können wir nicht gewährleisten.
Apropos Hobby, Du hast gesagt, dass Du in der sozialtherapeutischen Jugendhilfe arbeitest und Ihr auch öffentliche Aufträge in der Kinder- und Jugendhilfe habt. Gab es da schon Fälle von möglichen Kindesentnahmen, wenn Eltern die Schulmedizin ablehnen, wie Du auf Facebook angedeutet hast?
Das habe ich nicht im beruflichen Kontext erlebt, sondern in einer Facebook-Gruppe, wo es um alternative Heilmethoden für Krebs geht. Es gab da die Nachfrage eines Vaters, der nach einer Lösung für seine krebskranke Tochter suchte. Diese Diskussion wurde rausgesucht und angezeigt. Das Jugendamt kam zu ihm nach Hause, weil er nach Alternativen zur Chemo und Bestrahlung gesucht hat. Man drohte ihm bei nicht-schulmedizinischer Behandlung mit Zwangsentnahme und Zwangsmedikation. Das Selbstentscheidungsrecht für Eltern gibt es nicht.
Kinderthemen werden daher in unseren Gruppen nicht mehr freigeschaltet – zum Schutz der Eltern. Die Eltern müssen ihre Fragen dann entsprechend umformulieren. So weit ist es gekommen.
Danke für die weiterführenden Informationen zu unserer Facebook-Diskussion!
Das ist die Gesellschaft, in der wir leben.
Es liegt an uns, dem entgegenzutreten. Das bedeutet: alternative Wege suchen, finden und gehen, andere über unsere eigenen Erfahrungen informieren und den Gegenwind aushalten. Angst ist auf jeden Fall der schlechteste Ratgeber!
Anmerkungen:
- Oliver Signus, Nazi-Vergleich: Heilpraktikerverband erschüttert über Framing, The Epoch Times, 15.2.2024. ↑
- Er sollte besser »Beauftragter gegen Antisemitismus« heißen. Dem Beauftragten wurde 2020 von »über sechzig Intellektuellen«, darunter die Kulturwissenschaftler Jan und Aleida Assmann, der Vorurteilsforscher Wolfgang Benz, der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik, die Frauenrechtsaktivistin Naomi Chazan, die Schriftsteller Christoph Hein und Sten Nadolny, der Filmemacher Edgar Reitz, der Politologe Johano Strasser und der Historiker Moshe Zimmermann, vorgeworfen, Israelkritik mit Antisemitismus zu verwechseln. Alan Posener, Der blinde Fleck der Linken, ZEIT Online, 31.7.2020. ↑
- Regierungsbeauftragter unterstellt Antisemitismus bei Heilpraktikern und Homöopathen, wenn diese Schulmedizin und Corona-Politik kritisieren / Heilpraktiker-Dachverband DDH geht gegen Äußerung vor. ↑
- Die Petition, die »die Beibehaltung der gesetzlichen Erstattungsregelung für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel sowie homöopathische Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung« fordert, »um allen Patienten unabhängig von ihrem Geldbeutel den Zugang zu diesen nebenwirkungsarmen Therapien zu ermöglichen«, hat das Quorum von 50.000 Unterschriften (Stand heute, 26.2.24) inzwischen überschritten, sollte aber weiterhin gezeichnet werden. Beibehaltung der Erstattungsregelung für u. a. homöopathische Arzneimittel sowie homöopathische Leistungen in der GKV vom 27.01.2024 ↑
- Lutte contre les dérives sectaires. Projets de loi. Texte n° 348 (2023-2024) transmis au Sénat le 15 février 2024. https://www.senat.fr/leg/pjl23-348.html. ↑
- Robert Kogon, No, New French Law Does Not Criminalise Opposition to mRNA Vaccines – But it’s Troubling Enough, The Daily Sceptic, 16.2.2024. ↑
- Kit Knightly, Why France’s New »Anti-Vax Law« ist MUCH Worse Than You Think, OffGuardian, 25.2.2024. ↑
- Andrea Drescher, Alternativmediziner – der neue Verbrechertyp? tkp.at, 25.2.2024. ↑
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