Cancel-Culture: Das Denken aus dem Würgegriff befreien

Zuletzt aktualisiert am 9. September 2020.

Das Intellectual Deep Web Europe veröffentlichte vor wenigen Tagen einen Aufruf, das Denken aus dem Würgegriff der Intoleranz zu befreien, der seinem Vorbild, das am 7. Juli 2020 im amerikanischen Magazin Harper’s erschien, alle Ehre macht.

Cancel-Culture: Das freie Denken aus dem Würgegriff befreien

Intellectual Deep Web Europe, Screenshot.

Schon jener Brief über »Gerechtigkeit und offene Debatte« (deutsche Fassung weiter unten) der von Louis Begley, Jeffrey Eugenides, J. K. Rowling, Salman Rushdie, Noam Chomsky, Francis Fukuyama, Garry Kasparow und Wynton Marsalis sowie vielen weiteren unterzeichnet wurde, setzte sich gegen die wachsende Intoleranz zur Wehr, mit der anderen Meinungen begegnet werde und prangerte die Berufung auf moralische Gewissheiten an, die alle Debatten unterbinde.

Der Rigorismus, der das intellektuelle Leben im englischen Sprachraum kennzeichnet, der den freien Austausch von Meinungen, ohne den es keine liberale Gesellschaft geben kann, unterdrückt, ist längst auch nach Deutschland vorgedrungen. Die sogenannte Cancel-Culture, die besser als Unkultur moralischer Rückgratlosigkeit bezeichnet würde, macht es erforderlich, das Denken aus dem Würgegriff selbsternannter Sittenwächter einer neuen Orthodoxie zu befreien, damit es wieder zu dem wird, wozu es bestimmt ist: einem Instrument des Erkenntnisgewinns und der freien politischen Urteilsbildung. Die Autoren des englischen Briefes betonten, »wenn sie nicht selbst verteidigten, wovon ihre Arbeit abhänge«, die Freiheit der Rede und der Meinungsäußerung, »werde es niemand anderes für sie tun.« »Schlechte Ideen« so schrieben sie, würden »durch Offenlegung, Streit und Argumente« besiegt, nicht indem man sie verschweige oder wegwünsche.

Es gibt kaum ein Gebiet des öffentlichen Lebens, das von den Sprech- und Denkverboten jener Orthodoxie nicht betroffen wäre, kein Thema, über das sie nicht mit dem Verweis auf die Einigkeit der Wissenschaft, die von ihnen in Anspruch genommene Vernunft oder die Opportunität Deutungshoheit beanspruchen, überall lauern Tretminen, die es zu umgehen gilt, hängen Gesslerhüte, die gegrüßt werden wollen, wachen Blockwarte, die bereit sind, über jene herzufallen, die sich ihren willkürlichen Regeln des Sprechens und Denkens verweigern.

Am schlimmsten betroffen sind jene Sphären des öffentlichen Lebens, die eigentlich dazu bestimmt wären, Hüter der Freiheit zu sein: die Institutionen des Bildungswesens und der Kultur. Hier haben sich Funktionäre des Konformismus breitgemacht, die jede unkonventionelle, kritische Denkbewegung unterdrücken, mit dem Hinweis darauf, sie gefährdeten das Ansehen eben jener Institutionen, die zum Schutz des freien Denkens berufen wären. Den Abweichlern droht Stigmatisierung, Sprech-, Schreib- und Berufsverbot, Verbannung aus dem öffentlichen Diskursraum oder aus den Institutionen, denen sie mitunter Jahrzehnte mit ihrem Herzblut und besonderem Engagement gedient haben.

Die Verfasser des deutschen Aufrufs, der NZZ-Kolumnist Milosz Matuschek und der Schriftsteller Gunnar Kaiser schließen sich der Diagnose ihrer amerikanischen Kollegen an.


Der Aufruf im Wortlaut:

Absagen, löschen, zensieren: seit einigen Jahren macht sich ein Ungeist breit, der das freie Denken und Sprechen in den Würgegriff nimmt und die Grundlage des freien Austauschs von Ideen und Argumenten untergräbt. Der Meinungskorridor wird verengt, Informationsinseln versinken, Personen des öffentlichen und kulturellen Lebens werden stummgeschaltet und stigmatisiert. Es ist keine zulässige gesellschaftliche »Kritik« mehr, wenn zur Durchsetzung der eigenen Weltsicht Mittel angewendet werden, die das Fundament der offenen liberalen Gesellschaft zerstören.

Wir erleben gerade einen Sieg der Gesinnung über rationale Urteilsfähigkeit. Nicht die besseren Argumente zählen, sondern zunehmend zur Schau gestellte Haltung und richtige Moral. Stammes- und Herdendenken machen sich breit. Das Denken in Identitäten und Gruppenzugehörigkeiten bestimmt die Debatten – und verhindert dadurch nicht selten eine echte Diskussion, Austausch und Erkenntnisgewinn. Lautstarke Minderheiten von Aktivisten legen immer häufiger fest, was wie gesagt oder überhaupt zum Thema werden darf. Was an Universitäten und Bildungsanstalten begann, ist inzwischen in Kunst und Kultur, bei Kabarettisten und Leitartiklern angekommen.

Die Grenze des Erträglichen ist längst überschritten.

Inzwischen sind die demokratischen Prozesse selbst bedroht. Der freie Zugang zum öffentlichen Debattenraum ist die Wesensgrundlage eines jeden künstlerischen, wissenschaftlichen oder journalistischen Schaffens sowie die Basis für die Urteilskraft eines jeden Bürgers. Ohne unverstellten Zugang zu Informationen keine unverzerrte Urteilsfindung, keine wohlbegründete Entscheidung und keine funktionierende Demokratie. Wie wollen wir in Zukunft Sachfragen von öffentlichem Interesse behandeln? Kuratiert und eingehegt – oder frei?

In einer freien Gesellschaft ist das gezielte Ausüben von Druck auf Intellektuelle, Künstler und Autoren und auf jeden, der eine Meinung äußert, die dem aktuell Akzeptierten widerspricht, sowie auf Veranstalter, Verleger oder Arbeitgeber eine inakzeptable Anmaßung. Weder der Staat noch andere, seien es Einzelne oder eine Gruppe »Betroffener«, dürfen den Zugang zum Debattenraum reglementieren. In der Demokratie gehört die Macht entweder dem Einzelnen, oder der Einzelne gehört der Macht.

Das Recht auf freie Rede und Informationsgewinnung sowie auf freie wissenschaftliche oder künstlerische Betätigung ist ein Recht und kein Privileg, das von dominierenden Gesinnungsgemeinschaften an Gesinnungsgleiche verliehen und missliebigen Personen entzogen werden kann. Es ist dabei unerheblich, auf welcher politischen Seite die Gruppierung steht, ob sie religiös, weltanschaulich oder moralisch motiviert ist – ein Angriff auf die Demokratie bleibt ein Angriff auf die Demokratie. Zuerst verarmt die öffentliche Debatte, dann kollabiert die vernunftgeleitete öffentliche Entscheidungsfindung.

Die erste »Spielregel« für einen offenen Diskurs muss deshalb lauten: das Spiel findet statt!

Doch das Problem ist grösser.

Wir brauchen eine generelle Ent-Politisierung und Ent-Ideologisierung der öffentlichen Debatte. Sonst öffnen wir der Willkür des Zeitgeistes Tür und Tor. Politische Sprache ist ein Machtinstrument. Sie ist, wie schon George Orwell wusste, dazu geschaffen, »Lügen wahrhaftig und Mord respektabel klingen zu lassen und dem bloßen Wind einen Anschein von Festigkeit zu verleihen.« Besinnen wir uns stattdessen auf die Standards und die bewährten methodischen Werkzeuge des demokratischen Prozesses. Fördern wir, was der Wahrheitssuche und dem Erkenntnisinteresse dient und das Wissen aller vermehrt.

Gerade in unübersichtlichen Zeiten braucht es nicht weniger, sondern mehr unkonventionelles Denken. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben Zensur und Zurückhaltung von Informationen den Fortschritt befördert. Meinungsfreiheit gilt im Rahmen der grundgesetzlichen Ordnungen prinzipiell für alle Meinungen, und besonders für solche, die als anstößig, provokant oder verstörend eingestuft werden. Sonst bräuchte es die Meinungsfreiheit nicht.

Kein Thema von öffentlichem Interesse darf prinzipiell aus dem Debattenraum ausgeschlossen sein. Demokratie wird unter Schmerzen der Beteiligten geboren. Sie stirbt durch Monotonie und Konformismus oder wenn der Mut, eine unkonventionelle Ansicht zu vertreten, eine Art Berufsverbot zur Folge haben kann – und die Öffentlichkeit dazu schweigt. »Freiheit ist ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bringt als seine Abwesenheit Schmerzen.« (Jean Paul)

Seien wir generell skeptisch gegenüber Reinheitsfanatikern, die uns vor gefährlichen Ideen und Meinungen bewahren wollen. Stärken wir das Vertrauen in das intellektuelle Immunsystem unserer Gesellschaft – wir schwächen es, wenn wir es abschotten und quasi vor »Erregern« unkonventioneller Ideen bewahren wollen. Werden wir immun gegenüber Herdenmentalität und Konformismus: Beide führen letztlich in die Unfreiheit, gleich unter welchem Etikett.

Entziehen wir dem öffentlichen Debattenraum die Angst und bringen wir den Mut zurück! Entgiften wir das Meinungsklima und schaffen wir ein Klima der anregenden, redlich geführten Auseinandersetzung, sowie von kultureller Vielfalt, intellektueller Neugier, Gedankenfrische und Spaß am geistigen Schaffen.

Wir fordern sämtliche Veranstalter, Multiplikatoren oder Plattformbetreiber auf, dem Druck auf sie standzuhalten und nicht die Lautstarken darüber entscheiden zu lassen, ob eine Veranstaltung stattfindet oder nicht.

Wir solidarisieren uns mit den Ausgeladenen, Zensierten, Stummgeschalteten oder unsichtbar gewordenen. Nicht, weil wir ihre Meinung teilen. Vielleicht lehnen wir diese sogar strikt ab. Sondern weil wir sie hören wollen, um uns selbst eine Meinung bilden zu können. Wir senden ein Signal des Mutes an alle Personen des öffentlichen Lebens, sich mit betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu solidarisieren. Erhöhen wir gemeinsam den Preis für Feigheit und senken wir den Preis für Mut.

Wir beenden hiermit das unselige Phänomen der Kontaktschuld. Ohne sie wäre die Absageunkultur nicht möglich. Kontakt ist nicht geistige Komplizenschaft. Die Nutzung einer gemeinsamen Plattform oder Bühne ändert nichts daran, dass jeder für sich spricht und auch nur dafür verantwortlich ist, was er oder sie sagt.

Auch die Unterzeichner dieses Appells sprechen jeweils nur für sich selbst. Uns eint vielleicht nichts, außer die Sehnsucht nach einer aufregenden, für beide Seiten erhellenden Konversation und nach einem vielfältigen Kulturangebot, was auch immer jede und jeder darunter verstehen mag.

Initiatoren:

Milosz Matuschek (Autor, NZZ-Kolumnist, Initiator), Gunnar Kaiser (Schriftsteller, Youtuber, Initiator)

Link zur Unterzeichnung:

https://idw-europe.org/#form


Die Erstunterzeichner in alphabetischer Reihenfolge:

Hamed Abdel-Samad – Politikwissenschaftler und Publizist

Andreas Altmann – Reporter, Reiseschriftsteller

Götz Aly – Historiker und Publizist

Prinz Asfa-Wossen Asserate – Publizist und Unternehmensberater

Jörg Baberowski – Historiker und Gewaltforscher

Michèle Binswanger – Journalistin, Tagesanzeiger

Norbert Bolz – em. Professor für Medienwissenschaft, TU Berlin

Raphael M. Bonelli – Psychiater und Autor

Ralf Bönt – Schriftsteller

Vince Ebert – Wissenschaftskabarettist

Hartmut Esser – Professor für Soziologie, Universität Mannheim

Carl Friedrich Gethmann – Professur für Philosophie, Universität Siegen, Mitglied des Ethikrates

Giuseppe Gracia – Autor, Kolumnist/Blick

Alexander Grau – Philosoph, Kolumnist/Cicero

Luís Greco – Professor für Strafrecht, HU Berlin

Bettina Hagen – Malerin

Peter Hahne – Fernsehmoderator und Autor

Green Rabbit – Youtuber

Lars Hartmann – Kulturjournalist und Blogger

Rainer Hegselmann – Professor, Frankfurt School of Finance & Management

Michael Hofreiter – Professor für Zoologie/Universität Potsdam

Arne Hoffmann – Wissenschaftsjournalist und Männerrechtler

Helmut Holzhey – em. Professor für Philosophie, Universität Zürich

Alexander Horn – Publizist und Geschäftsführer Politikmagazin Novo

Erwin Jurtschitsch – Journalist, Unternehmer, Mitgründer der taz/die tageszeitung

Necla Kelek – Soziologin und Publizistin

Alexander Kissler – Journalist und Autor

Alexander Kluge – Filmemacher, Schriftsteller, Philosoph

Sandra Kostner – Migrationsforscherin, PH Schwäbisch Gmünd

Markus Krall – Wirtschaftspublizist

Josef Kraus – Publizist

Walter Krämer – Ökonom, Professor, Autor

Frank Lübberding – Journalist

Monika Maron – Schriftstellerin

Harald Martenstein – Autor und Journalist

Reinhard Merkel – Strafrechtsprofessor, langjähriges Mitglied im Ethikrat

Axel Meyer – Professor für Zoologie/Evolutionsbiologie, Universität Konstanz

Rebecca Niazi-Shahabi – Sachbuchautorin

Gunther Nickel – Professor für Literatur, Universität Mainz

Haralampi G. Oroschakoff – Künstler

Boris Palmer – Oberbürgermeister von Tübingen

Rainer Paris – Soziologe

Robert Pfaller – Philosoph und Kulturtheoretiker, Universität Linz

Philip Plickert – Journalist, FAZ

Sascha Reh – Schriftsteller

Patrick Reiser – Lehrer, Coach, Youtuber

Michael Schmidt-Salomon – Philosoph, Publizist/Giordano Bruno Stiftung

Dieter Schönecker – Professor für Philosophie, Universität Siegen

Susanne Schröter – Professorin für Ethnologie, Universität Frankfurt

Gerhard Schwarz – Publizist, Progress Foundation

Wolfgang Sofsky – Soziologe und Essayist

Thomas Sevcik – Stratege

Cora Stephan – Schriftstellerin

Ulrike Stockmann – Journalistin/Achse des Guten, Jüdische Rundschau

Andreas Thiel – Kabarettist

Maritta Tkalec – Journalistin, Berliner Zeitung

Ilija Trojanow – Schriftsteller

Raymond Unger – Künstler und Autor

Michael von Liechtenstein – Unternehmer

Daniel von Wachter – Professor für Philosophie, Liechtenstein

Günter Wallraff – Journalist und Schriftsteller

Tonio Walter – Strafrechtsprofessor, Universität Regensburg und Schriftsteller

Alexander Wendt – Autor, Journalist (Publico, Tichy Einblick)

Tamara Wernli – Youtuberin, Kolumnistin/Weltwoche

Stephan Wirz – Titularprofessor für Ethik und Publizist

Michael Zöller – em. Professor für Soziologie, Universität Bayreuth

Christian Zulliger – Hayek Club Zürich


Harper’s Magazine: Ein Brief über Gerechtigkeit und offene Debatte

Unsere Kulturinstitutionen stehen auf dem Prüfstand. Heftige Proteste für Rassen- und soziale Gerechtigkeit führen zu überfälligen Forderungen nach einer Polizeireform, sowie weitergehenden Forderungen nach mehr Gleichheit und Integration in unserer Gesellschaft, nicht zuletzt in der Hochschulbildung, im Journalismus, in der Philanthropie und in den Künsten. Aber diese notwendige Kritik hat auch eine Reihe von moralischen Einstellungen und politischen Forderungen verstärkt, die geeignet sind, unsere Normen der offenen Debatte und der Toleranz von Differenzen zugunsten ideologischer Konformität zu untergraben. Während wir das erstere begrüßen, erheben wir unsere Stimme gegen das letztere. Die Kräfte der Illiberalität nehmen in der ganzen Welt zu und haben mit Donald Trump einen mächtigen Verbündeten, der eine echte Bedrohung für die Demokratie darstellt. Aber der Widerstand darf sich nicht zu einem eigenen Dogma oder Zwang verfestigen, den rechte Demagogen bereits ausnutzen. Die demokratische Integration, die wir wollen, kann nur erreicht werden, wenn wir uns gegen das intolerante Klima aussprechen, das auf allen Seiten entstanden ist.

Der freie Austausch von Informationen und Ideen, das Lebenselixier einer liberalen Gesellschaft, wird von Tag zu Tag mehr eingeschränkt. Während wir dies von der radikalen Rechten erwarten, breitet sich die Zensur auch in unserem kulturellen Alltagsleben immer weiter aus: Intoleranz gegenüber gegensätzlichen Ansichten, ein Trend zu öffentlicher Stigmatisierung und Ausgrenzung und die Tendenz, komplexe politische Fragen durch eine blind machende moralische Selbstgerechtigkeit zu verschleiern. Wir halten den Wert einer robusten und sogar sarkastischen Gegenrede auf allen Seiten hoch. Aber es ist heute nur allzu häufig der Fall, dass als Reaktion auf wahrgenommene sprachliche und gedankliche Übergriffe rasche und schwere Vergeltungsmaßnahmen gefordert werden. Noch beunruhigender ist, dass Führungspersönlichkeiten in einer panischen Schadensbegrenzung übereilte und unverhältnismäßige Strafen verhängen, anstatt überlegte Reformen durchzuführen. Redakteure werden entlassen, weil sie umstrittene Beiträge verfasst haben; Bücher werden wegen angeblicher mangelnder Authentizität zurückgezogen; Journalisten dürfen nicht über bestimmte Themen schreiben; gegen Professoren wird ermittelt, weil sie Literaturwerke im Unterricht zitiert haben; ein Forscher wird entlassen, weil er eine von Fachkollegen begutachtete akademische Studie in Umlauf gebracht hat; und die Leiter von Organisationen werden wegen manchmal nur ungeschickter Fehler entlassen. Unabhängig von den Argumenten, die sich um jeden einzelnen Vorfall ranken, wurden die Grenzen dessen, was ohne die Androhung von Repressalien gesagt werden kann, immer enger gezogen. Wir zahlen bereits den Preis einer größeren Abneigung gegen Risiken unter Schriftstellern, Künstlern und Journalisten, die um ihren Lebensunterhalt fürchten, wenn sie vom Konsens abweichen oder es ihnen an ausreichendem Harmoniebedürfnis mangelt.

Diese erstickende Atmosphäre wird letztlich den wichtigsten Anliegen unserer Zeit schaden. Die Einschränkung der Debatte, sei es durch eine repressive Regierung oder eine intolerante Gesellschaft, schadet immer denen, denen es an Macht mangelt, und macht alle weniger fähig zur demokratischen Mitwirkung. Schlechte Ideen besiegt man durch Analyse, Argument und Widerlegung, nicht durch den Versuch, sie zum Schweigen zu bringen oder indem man sie wegwünscht. Wir lehnen jede falsche Alternative zwischen Gerechtigkeit und Freiheit ab, die ohne einander nicht existieren können. Als Schriftsteller brauchen wir eine Kultur, die uns Raum für Experimente, Risikobereitschaft und sogar für Fehler lässt. Wir müssen uns die Möglichkeit bewahren, Meinungsverschiedenheiten in gutem Glauben und ohne schlimme berufliche Konsequenzen auszutragen. Wenn wir nicht selbst zu verteidigen bereit sind, wovon unsere Arbeit abhängt, sollten wir nicht erwarten, dass die Öffentlichkeit oder der Staat dies für uns erledigt.


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