Der alten Götter Wiederkehr

Zuletzt aktualisiert am 12. Januar 2024.

Naomi Wolf unternimmt in ihrem Artikel Der alten Götter Wiederkehr den Versuch, die Greuel der vergangenen drei Jahre zu erklären. Ohne Einbezug des Übersinnlichen ist dies ihrer Auffassung nach nicht möglich. Drei Mächte sind es, die laut Wolf die sittliche Weltordnung, die wir kannten, zertrümmern: Baal, Moloch und Astarte. Wer oder was ist damit gemeint?

Der alten Götter Wiederkehr

Opferung der Iphigenia. Wandgemälde in Pompei

Der alten Götter Wiederkehr

Zu meiner Überraschung wollen die Leute heutzutage mit mir über das Böse reden.

In einem Essay vom letzten Jahr und in meinem Buch Die Körper der Anderen habe ich eine Frage zur existenziellen, metaphysischen Dunkelheit aufgeworfen.

Mir wurde inzwischen klar, dass ich die Ereignisse der letzten drei Jahre mit meiner gesamten klassischen Bildung, meinen Fähigkeiten zum kritischen Denken und meinem Wissen über die westliche und globale Geschichte und Politik bis heute nicht erklären konnte.

In der Tat konnte ich sie mit den üblichen materiellen, politischen oder historischen Begriffen überhaupt nicht erklären.

So läuft die menschliche Geschichte normalerweise nicht ab.

Ich konnte mir nicht erklären, wie die westliche Welt einfach über Nacht und massenhaft von den Werten der Menschenrechte und des Anstands zu den Werten des Todes, der Ausgrenzung und des Hasses übergegangen ist, ohne auf ein metaphysisches Übel zu zurückzugreifen, das über das fehlbare, irrtumsbehaftete menschliche Handeln hinausgeht.

Wenn gewöhnliche Möchtegern-Tyrannen versuchen, Gesellschaften zu übernehmen, gibt es immer irgendeinen Makel, irgendeinen menschlichen Impuls, der den überstürzten Ausgriff auf ein negatives Ziel zunichte macht. In der gewöhnlichen menschlichen Geschichte gibt es immer Fraktionen oder abtrünnige Befehlsempfänger; es gibt immer Fehlkalkulationen, Fehler, Sicherheitslücken oder Meinungsverschiedenheiten an der Spitze.

Mussolinis Macht wurde bei seinem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg dadurch beeinträchtigt, dass er die Rolle des militärischen Befehlshabers mit König Viktor Immanuel teilen musste. Hitler verkalkulierte sich in seiner Fähigkeit, das russische Wetter zu beherrschen – bis hin zu der Tatsache, dass er übersah, wie schlecht die schicken, aber ungeeigneten Uniformen seiner Soldaten extremer Kälte standhalten würden. Bevor er eine Gegenrevolution gegen den Stalinismus starten konnte, wurde Leo Trotzki in Mexiko-Stadt in seinem Bad ermordet.

Aber nichts von dieser Zersplitterung oder dem Missmanagement der normalen Geschichte fand statt in der globalen Hektik der »Lockdowns«, der Ausbreitung der COVID-Hysterie, der »Mandate«, der Verschleierung, der globalen Misshandlung von Kindern, der systematischen, internationalen Gleichschaltung der alten Medien, der Tausenden von »vertrauenswürdigen Botschaftern«, die ein einziges Skript nachplapperten, und der erzwungenen oder erpressten mRNA-Injektionen in mindestens die Hälfte der Menschen auf unserem Planeten.

Ich bin widerwillig zu dem Schluss gekommen, dass Menschen allein nicht in der Lage sind, ein hochkompliziertes Lügengebäude über ein Virus zu koordinieren und die Lügen in perfekter Einheitlichkeit über den ganzen Globus in Hunderten von Sprachen und Dialekten zu verbreiten. Der Mensch allein hätte mit seinen eigenen Mitteln Krankenhäuser nicht über Nacht von Orten, an denen sich Hunderte von Mitarbeitern gemeinsam der Pflege von Kranken, der Verlängerung und Rettung menschlichen Lebens, der Betreuung von Neugeborenen, der Unterstützung von Müttern bei der Pflege ihrer Kinder und der Unterstützung von Behinderten widmeten, in Tötungsfabriken verwandeln können, in denen älteren Menschen in großem Stil »Der Tod ist nah (Remdesivir)« verordnet wurde.

Sehen Sie sich auch die Geschwindigkeit des Wandels an. Die Institutionen mutierten über Nacht in ein negatives Spiegelbild ihrer selbst, und dämonische Politiken ersetzten das, was – zumindest oberflächlich betrachtet – engelsgleich war. In der Geschichte der Menschheit vollzieht sich der Wandel nicht so blitzschnell.

Die Wahrnehmung des Ausbruchs, die Einmütigkeit des Massenwahns, lässt sich meines Erachtens nicht vollständig psychologisch erklären; nicht einmal als »Massenformation« (Mattias Desmet). In der Geschichte hat es schon andere Massenhysterien gegeben, von der »Blutopferlüge« – dem im mittelalterlichen Europa weit verbreiteten Glauben, dass Juden christliche Kinder opferten, um Matze herzustellen – über das Aufflackern der Hysterie im Zusammenhang mit Hexen in Salem, Massachusetts, im Jahr 1692, bis hin zum »irrationalen Überschwang« der Tulpenmanie, ebenfalls im 17. Jahrhundert, in den Niederlanden, den der schottische Journalist Charles MacKay in seinem klassischen Bericht über Gruppenwahn, Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds (1841), ausführlich beschrieb.

Aber all diese Beispiele für Massenwahn hatten zu ihrer Zeit Dissidenten, Kritiker und Skeptiker; keines von ihnen hielt sich jahrelang als dominantes, ununterbrochenes Wahnparadigma.

Was wir seit 2020 erlebt haben, ist so ausgeklügelt, so massiv, so böse und so unmenschlich, dass es sich nicht erklären lässt, ohne auf die Metaphysik zurückzugreifen. Etwas anderes, etwas Metaphysisches, muss daran beteiligt gewesen sein. Und ich spreche als überzeugter Rationalist.

Bei meiner Suche nach einer Erklärung fing ich buchstäblich an, an Gott zu glauben, denn dieses Böse war so beeindruckend, dass es auf etwas mindestens ebenso Mächtiges, das nur gut ist, zurückzuführen sein musste.

Als ich meinen ersten Aufsatz schrieb, wusste ich, dass »Satan«, zumindest für mich, eine unzureichende Erklärung für das Böse war, das ich sah. Ein Grund dafür, dass ich »Satan« als unzureichende Bezeichnung für das empfand, womit wir es zu tun hatten, ist, dass ich Jüdin bin und es bei uns nicht die traditionellen Lehren über »Satan« gibt, die in der christlich-westlichen Kultur verbreitet sind.

In der jüdischen Tradition spielt dieses Wesen nicht die Rolle des eher majestätischen Widersachers Gottes, den die christliche Überlieferung kennt – eine hochkomplexe Figur, die, wie einige Gelehrte betonen, durch den Einfluss des Zoroastrismus auf das Judentum und dann auf das Christentum in den Jahren vor und nach Jesu Leben und Tod Gestalt annahm.

Im Alten Testament taucht »der Satan« oder »ha-Satan« – »der Ankläger« – mehrfach auf; aber »ha-Satan« ist bloß ein Gegner und nicht der majestätische Bösewicht des Neuen Testaments und natürlich der Erzählungen Dantes und Miltons, die die westlichen Vorstellungen vom »Teufel« so stark beeinflusst haben.

Wichtig ist der Unterschied zwischen dem hebräischen »ha-satan« und dem christlichen Satan: »Auch im alttestamentlichen Hebräisch werden das Substantiv satan (27 Mal) und das Verb satan (6 Mal) oft ganz allgemein verwendet. Wenn ich jemanden »satanisiere«, lehne ich ihn ab, beschuldige ihn oder verleumde ihn. David verwendet das Wort in den Psalmen so: »Diejenigen, die mir Böses um Gutes tun, beschuldigen [שׂטן (Satan)] mich, weil ich dem Guten nachgehe« (Ps. 38,21). Wenn ich jemandem gegenüber als »Satan« auftrete, bin ich also sein Widersacher oder Ankläger, so wie der Bote des Herrn sich Bileam »als sein Widersacher [שׂטן (Satan)]« in den Weg stellte (Num 22,22) oder wie Salomo zu Hiram sagte, er habe keinen »Widersacher [שׂטן (Satan)]«, der sich ihm entgegenstelle (1 Kön 5,18).

So kann das Substantiv und Verb שׂט ן (Satan) im Hebräischen die nichttechnische Bedeutung haben, »jemandem als Gegner gegenüberzustehen«. Im Fall von Bileam war sogar der Bote des Herrn ein »Satan« für ihn, d. h. ein von Gott gesandter Gegenspieler. Das ist der erste Punkt, den es zu beachten gilt: Anders als im Englischen, wo sich Satan« immer auf ein bösartiges Wesen bezieht, kann Satan im Hebräischen eine allgemeine, nichttechnische Bedeutung haben.

Da unsere (jüdische) Tradition des Satans eher impressionistisch ist als die Figur, die später in den christlichen Erzählungen auftauchte, hatte ich das Gefühl, dass »Satan« nicht ausreichte, um die unbegreifliche, unmittelbare Verkehrung dessen zu erklären, was unsere Gesellschaft gewesen war: einer Ordnung, die zumindest auf der Annahme von Moral beruhte, in eine Ordnung, die auf Tod und Grausamkeit ausgerichtet war. Aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt kein besseres Konzept, mit dem ich arbeiten konnte.

Dann hörte ich von einem Pastor namens Jonathan Cahn, der ein Buch mit dem Titel Der alten Götter Wiederkehr geschrieben hatte.

Der Titel hat mich angesprochen.

Ich stimme zwar nicht mit allem in seinem Buch überein, aber Pastor Cahns zentrales Argument – dass wir uns vom jüdisch-christlichen Gott abgewandt und damit den negativen »Göttern« eine Tür in unsere Zivilisation geöffnet haben, die wieder von uns Besitz ergreifen – erscheint mir richtig.

Jonathan Cahn ist ein messianisch-jüdischer Geistlicher. Er ist der Sohn eines Holocaust-Überlebenden. Früher war er Atheist, doch als junger Mann hatte er eine Nahtoderfahrung, die ihn dazu veranlasste, Jesus – oder, wie er diese Gegenwart mit dem ursprünglichen hebräischen Namen nennt, Jeschua – als seinen Herrn und Retter anzunehmen. Pastor Cahn betreibt ein Gotteshaus in Wayne, New Jersey, das Juden und Nichtjuden zusammenführt.

In The Return of the Gods (Der alten Götter Wiederkehr) vertritt er die unwahrscheinliche und doch irgendwie eindringlich plausible These, dass uralte, dunkle, metaphysische Kräfte, »die Götter« des Altertums, in unsere vermeintlich fortgeschrittene, säkulare, postchristliche Zivilisation »zurückgekehrt« sind.

Cahn vertritt die Auffassung, die alten »Götter«, oder besser gesagt, die alten heidnischen Energien, die durch den Monotheismus besiegt und an den Rand der Zivilisation und der menschlichen Aktivitäten verbannt worden waren, hätten in Amerika und in der westlichen Welt insgesamt – besonders seit den 1960er Jahren –, aufgrund der Abwendung dieser Gesellschaften vom Bund mit JHWH, eine »offene Tür« gefunden und in die Seelen der Menschen wieder Einzug gehalten.

Er ist davon überzeugt, dass sie dies tatsächlich getan haben.

Cahn bedient sich eines Gleichnisses aus dem Neuen Testament, um seine Auffassung zu untermauern:

Matthäus 12, 43-45:

Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe, und findet sie nicht. Da spricht er denn: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er’s leer, gekehrt und geschmückt. So geht er hin und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind denn er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda; und es wird mit demselben Menschen hernach ärger, denn es zuvor war. Also wird’s auch diesem argen Geschlecht gehen.

Cahn vertritt die Ansicht, die alten »Götter« seien durch Jahwe, durch die Einführung des Monotheismus und die Offenbarung der Zehn Gebote – wie die hebräische Bibel berichtet –zunächst in die Defensive gedrängt und danach durch die Ankunft des Wesens, das er als den Messias, Jeschua, ansieht, vollständig besiegt und in die äußere Finsternis geschickt worden.

Man könnte spontan gegen eine solche Auffassung einwenden: Was soll das heißen, »die Götter«? Aber Cahn ist sowohl vorsichtig und genau in seinen Übersetzungen als auch in seiner Interpretation von vier Jahrtausenden Religionsgeschichte.

Er weist zu Recht darauf hin, dass sich die hebräische Bibel auf das bezieht, was im Hebräischen als »Shedim« oder negative Geister bezeichnet wird (im modernen Hebräisch bedeutet dieses Wort »Geister«). Er weist zu Recht darauf hin, dass diese Geister, Mächte oder Fürstentümer in der heidnischen Welt in vielerlei Gestalt verehrt wurden – vom Fruchtbarkeitsgott Baal über die Sexualgöttin Aschera oder Aschtaroth bis hin zum zerstörerischen Götzen Moloch. Er weist zu Recht darauf hin, dass die antike Welt überall diesen dunklen Wesenheiten huldigte und die Anbeter so weit gingen, ihre eigenen Kinder zu opfern, um sie zu besänftigen.

Er gibt die zentrale Geschichte der Stämme Israels korrekt wieder, die abwechselnd Jahwe, seine Zehn Gebote und den Bund annehmen und dann wieder abfallen, um den heidnischen Göttern nachzujagen, weil sie das alles zu anstrengend finden. Er stellt fest, dass die Götter der alttestamentlichen Welt in aktualisierter Form in das griechisch-römische Leben übergingen und neue Namen annahmen: Zeus, Diana, und so weiter.

Er stellt richtig fest, dass die Septuaginta, die frühe griechische Übersetzung der hebräischen Bibel, »shedim« als »Daimones« wiedergibt. Die Rede ist auch von »Geistwesen«; in den modernen Sprachen wird das Wort »Dämonen« weiterhin verwendet.

Nachdem er die Geschichte der heidnischen Religion und der heidnischen Geistmächte genau nachgezeichnet hat, legt Cahn dar, dass sie durch die Annahme des Christentums im Westen nicht etwa überwunden, sondern lediglich an den Rand der Zivilisation gedrängt wurden; geschwächt durch unseren Bund mit JHWH oder mit Jesus, je nachdem, wer wir sind.

Aufgrund des jüdisch-christlichen Bundes, so Cahn, hätten diese negativen, aber potenziell mächtigen Kräfte zwei Jahrtausende lang geschlummert. Da wir uns aber von Gott abgewandt haben, hätten sie nun die Gelegenheit genutzt, wieder in den Vordergrund zu treten.

Wir sind also das Haus, das gereinigt wurde – durch den jüdisch-christlichen Bund mit Gott. Aber wir haben das Haus verlassen und es verwundbar gemacht, zu einem Ort für negative Energien, die wieder eindringen können.

Auch wenn es heute »unmodern« ist, über unsere jüdisch-christlichen Grundlagen und unser religiöses Erbe im Westen zu sprechen, sollte dies nicht so sein. Unser geistiges Erbe ist einfach eine historische Tatsache. Ich glaube nicht, dass man den Buddhismus oder den Islam oder den Jainismus oder den Shintoismus ablehnen oder beleidigen muss, wenn man die Tatsache anerkennt, dass die westliche Zivilisation in den letzten zwei Jahrtausenden eine jüdisch-christliche war und dass die Gründer unserer Nation, obwohl sie zu Recht Religionsfreiheit einführten, glaubten, dass sie eine Nation in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, wie sie ihn verstanden, schufen.

Cahn zitiert den puritanischen Geistlichen Jonathan Winthrop, der davor warnte, Amerika werde nur so lange von Gott gesegnet sein, als es seinen Teil des Bündnisses einhalte.

Es lohnt sich, die berühmte Rede Pastor Winthrops und seine Beschwörung des Bundes in Erinnerung zu rufen, der Amerika zugrunde liegt:

So steht die Sache zwischen Gott und uns. Wir haben mit ihm einen Bund geschlossen. Wir haben einen Auftrag erhalten. Der Herr hat uns die Erlaubnis gegeben, unsere eigenen Ziele zu verfolgen. Wir haben erklärt, dass wir gewisse Unternehmen zu gewissen Zwecken betreiben wollen. Wir haben ihn daraufhin um Gunst und Segen gebeten. Wenn es nun dem Herrn gefällt, uns zu erhören und uns in Frieden an den Ort zu bringen, den wir begehren, dann hat er diesen Bund ratifiziert und unseren Auftrag besiegelt und wird eine strikte Erfüllung der von uns eingegangenen Verpflichtungen erwarten. Wenn wir aber die Einhaltung dieser Verpflichtungen vernachlässigen, die dem Ziel dienen, das wir uns vorgenommen haben, und uns mit unserem Gott entzweien, um diese Welt zu umarmen und unsere fleischlichen Absichten zu verfolgen, indem wir große Dinge für uns und unsere Nachkommen anstreben, dann wird der Herr sicherlich in Zorn gegen uns ausbrechen und sich an einem solchen Volk rächen und uns den Preis für den Bruch eines solchen Bundes wissen lassen. Der einzige Weg, diesen Schiffbruch zu vermeiden und für unsere Nachkommenschaft zu sorgen, besteht darin, dem Rat Michas zu folgen, gerecht zu handeln, Barmherzigkeit zu lieben und demütig gegenüber unserem Gott zu leben.

Warum erzähle ich das alles? Weil es zwar einfach wäre, Pastor Cahns Theorie als verrückt und fanatisch abzutun, ich aber widerstrebend zu der Überzeugung gelangt bin, dass seine zentrale Prämisse richtig sein könnte.

Im Alten Testament ist nicht »ha-Satan« die furchterregendste, verräterischste und gefährlichste Gestalt. Es sind vielmehr »die Götter«, die die verführerischen Abscheulichkeiten sind – das heißt, die alten Götter aus der Zeit YHWHs, vor Moses, vor Christus: die alten Widersacher der hebräischen Bibel – die Widersacher JHWHs: Baal, Moloch (oder Malek) und Astarte oder Aschera.

Das sind »die Götter«, die das Volk verführt, gelockt, gejagt und bedrängt haben – immer und immer wieder. Das sind »die Götter«, vor denen diese außergewöhnliche Neuerung in der menschlichen Geschichte – der monotheistische Gott – die Kinder Israels immer wieder ausdrücklich warnt.

Das sind »die Götter«, zu denen die Kinder Israels immer wieder abwandern und unseren Schöpfer enttäuschen und erzürnen. Das sind »die Götter« mit ihren Kinderopfern und ihren Götzenbildern, gegen die unser Vater Abraham rebellierte und seine Nachkommen lehrte, zu rebellieren. Das sind »die Götter«, deren Akzeptanz von Kinderopfern – eine barbarische, kulturübergreifende Praxis, die jahrhundertelang in den Stämmen und Zivilisationen um die Kinder Israels herum bestand – durch Tieropfer ersetzt wurde; dies war eine Entwicklung in der menschlichen Zivilisation, die durch die Geschichte von Abrahams Beinahe-Opferung seines Sohnes Isaak dargestellt wird, als das Kind auf dem Altar auf wundersame Weise durch einen Widder ersetzt wird, den im letzten Moment Gott, der Herr, bereitstellt.

Die schiere amoralische Macht des Baal, die zerstörerische Kraft des Moloch, die hemmungslose Verführungskraft und sexuelle Zügellosigkeit der Astarte oder Aschera – das sind die ursprünglichen Kräfte, die meiner Meinung nach tatsächlich »zurückgekehrt« sind.

Zumindest die Energien, für die sie stehen – Zerstörung der Moral, Todesverehrung, Ablehnung der Geschlechterordnung der intakten Familie und der Treue in zwischenmenschlichen Beziehungen – scheinen seit 2020 ungebremst »zurückzukehren«.

Es kann gut sein, dass es tatsächlich negative Kräfte gibt, die wieder auftauchen oder aus ihren weniger sichtbaren Bereichen ans Tageslicht kommen, die wir nach zwei Jahrtausenden jüdisch-christlicher Tradition zumindest in der westlichen Zivilisation buchstäblich vergessen haben. Es kann durchaus sein, dass diese negativen Kräfte hochkomplex, außerordentlich mächtig und bemerkenswert gut organisiert sind.

Es mag sein, dass sie sich bei uns im Westen wieder ins »Haus« geschlichen haben und in den letzten zwei Jahren sichtbar geworden sind.

Ich glaube, dass sie dazu in der Lage waren, weil wir unser eigenes Ziel, den grundlegenden Bund mit Gott, aufgegeben haben.

Nachdem ich im Alten Testament nachgelesen habe, ist mir klar, dass JHWH uns davor gewarnt hat, dass dies passieren könnte – dass wir leicht seinen Schutz verlieren und den Bund brechen könnten.

In der Tat hat er uns in der hebräischen Bibel immer wieder vor dieser Gefahr gewarnt.

In der hebräischen Schule wurde mir beigebracht, dass wir als Juden für immer Gottes »auserwähltes Volk« sind. Aber das sagt Gott im Alten Testament überhaupt nicht. In der hebräischen Bibel wird oft von einem »Bund« gesprochen. Aber wenn JHWH in »Exodus« erklärt, was er von seinen Kindern will, lässt er keinen Zweifel daran, dass er ein bestimmtes Verhalten von uns erwartet, damit er uns seinen Segen erteilen kann:

Gott errichtete den mosaischen Bund, nachdem eine wichtige, in Gen 15 vorweggenommene Entwicklung stattgefunden hatte: die Emanzipation der Nachkommen Abrahams aus der Unterdrückung in einem fremden Land (vgl. Gen 15,13-14; Ex 19,4-6; 20,2). Am Sinai geht es weniger darum, was Abrahams Nachkommen tun müssen, um das Land zu erben, sondern vielmehr darum, wie sie sich in diesem Land als die einzigartige Nation verhalten sollen, die Gott für sie vorgesehen hat (Exodus 19:5-6). Um Gottes »geschätzter Besitz«, »ein Königreich von Priestern« und ein »heiliges Volk« zu sein (Exodus 19,5-6), muss Israel den Bund mit Gott einhalten, indem es sich seinen Anforderungen unterwirft (d. h. den in Exod 20-23 aufgeführten Bestimmungen). Durch die Einhaltung dieser und der nachfolgenden, am Sinai gegebenen Bundesverpflichtungen, würde sich Israel deutlich von anderen Völkern unterscheiden und so den umliegenden Völkern Gottes Weisheit und Größe vor Augen führen (vgl. Dtn 4,6-8).

Er sagt also nicht, dass wir automatisch für immer unter seinem Schutz stehen; vielmehr sagt er immer wieder, dass wir, die Kinder Israels, »sein Volk« sein und unter dem Segen und Schutz seines Bundes stehen werden, wenn wir gerecht handeln, Barmherzigkeit üben, die Kranken besuchen und die Witwen und Waisen beschützen.

Er warnt auch, durch seine eigene Stimme und die seiner vielen Propheten, dass wir seinen Schutz verlieren können, wenn wir unseren Teil des Bündnisses nicht einhalten; ein Bündnis, das, wie alle Verträge oder Vereinbarungen, beide Partner bindet.

Und Gott ist sehr deutlich, zumindest im Alten Testament; er sagt an einigen Stellen: Ihr habt die Pfade der Gerechtigkeit verlassen, deshalb entziehe ich euch jetzt meinen Schutz.

Ich war immer der Meinung, dass viele Juden, darunter auch die Lehrer an meiner hebräischen Schule, in erschreckender Weise falsch verstanden haben, was JHWH so deutlich gesagt hat. Mir wurde beigebracht, dass das »Auserwähltsein« als Gottes Volk ein statischer, glücklicher Zustand sei. Alles, was man tun musste, war, als Jude geboren zu werden – besser noch, als Jude geboren zu werden, einen jüdischen Ehepartner zu heiraten, jüdische Kinder großzuziehen, Sabbatkerzen anzuzünden, an den Hohen Heiligen Tagen in die Synagoge zu gehen und den Staat Israel zu besuchen. Mir wurde auch beigebracht, dass Gott dem jüdischen Volk das Land Israel bedingungslos geschenkt hat.

In der hebräischen Schule wurde uns nicht beigebracht, was die hebräische Bibel wirklich sagt – dass wir nämlich Gottes Gunst verlieren und einmal nicht mehr »auserwählt« sein könnten.

Was Gott uns im Alten Testament immer wieder sagt, ist, dass er eine lebendige, tatsächliche, organische Beziehung zu uns, den Kindern Israels, will, in der wir unser Engagement für ihn und unsere Hingabe an ihn als »sein Volk« zeigen – durch die Art und Weise, wie wir ihn jeden Tag behandeln; und das heißt auch, dadurch, wie wir die Menschen um uns herum behandeln, wie er es von uns verlangt hat, in seinem Namen.

Das ist die Bedeutung »seines Bundes«. Das meint er, wenn er von »seinem Volk« spricht.

Mose 9,8-17, Gott verspricht Noah nach der Sintflut:

Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus dem Kasten gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. Und richte meinen Bund also mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll mit dem Wasser der Sintflut große Flut, und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe.

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen in allerlei Fleisch, dass nicht mehr hinfort eine Sintflut komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allen lebendigen Seelen in allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.

Obwohl er einen »ewigen Bund« versprochen hat, bedeutet das nicht, dass wir hier auf der Erde tun und lassen können, was wir wollen. Er hat nie gesagt, dass er die Menschheit, so wie sie jetzt auf diesem Planeten ist, niemals und unter keinen Umständen aufgeben würde. Er hat vielmehr versprochen, dass er die böse Menschheit nie wieder durch eine Flut auslöschen wird.

Er hat uns zu Recht immer wieder deutlich gemacht, dass wir in einer lebendigen Partnerschaft mit ihm unsere Liebe und unsere Anerkennung des Privilegs, mit ihm verheiratet zu sein, zeigen sollen – durch unser eifriges, mühsames, frei gewähltes, unablässiges Handeln.

Nähret die Hungrigen. Jeden Tag. Besucht die Menschen im Gefängnis. Kümmert euch um die Waisen. Beschützt die Witwen. Handelt gerecht. Die Wahrheit der Forderungen Gottes an uns Juden in der hebräischen Bibel ist also absolut nicht: »einmal auserwählt, immer auserwählt«. Der Bund ist nicht als Freibrief für uns definiert, unsere Beziehung zu unserem Schöpfer zu missbrauchen.

Wie die hebräische Bibel zeigt, waren wir dem täglichen Weg mit ihm, den er von uns verlangt, oft genug nicht gewachsen. Er ist schwer, er ist anstrengend. Die alten Götter um uns herum zur Zeit der Propheten waren so verführerisch. Sie waren so viel weniger anspruchsvoll – einen Stier opfern, etwas Öl vergießen, einen Priester bezahlen. Eine Tempelprostituierte besuchen.

Die alten Götter verlangten keine täglichen Taten der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Nächstenliebe, der sexuellen Selbstbeschränkung, wie es JHWH, der nach den Maßstäben der antiken Welt moralisch so anspruchsvoll war, getan hatte. Wäre Gottes Werben um die Kinder Israels im Alten Testament ein Liebesroman oder ein Film – was es wirklich ist, wenn man es richtig versteht – würde die wohlmeinende beste Freundin dem Herrn Israels raten: Gib sie auf. Geh weg.

Sie stehen einfach nicht so auf dich.

Gott hat nie gesagt: Wenn ich euch als »mein Volk« erwählt habe, dann könnt ihr tun, was ihr wollt. Er will keine abhängige oder missbräuchliche Beziehung. Er will eine echte Ehe.

Heute sind wir in großer Gefahr, wenn wir als Juden denken, wir täten das, was JHWH wirklich von uns verlangt hat, – wenn wir unser ethnisches Erbe oder sogar unsere religiösen Traditionen ehren, wenn wir koscher leben und die Sabbatkerzen anzünden.

Und das Gleiche könnte man – und ich sage das mit dem gleichen Respekt – von vielen christlichen Kirchen, Büchern und Medienbotschaften sagen. Ich stehe im Dialog mit gläubigen Christen vieler Konfessionen, mit denen ich diese Ängste geteilt habe und die ebenfalls das Gefühl haben, dass wir uns in einer Zeit ähnlicher moralischer Gefahren für ihre eigenen Glaubensbrüder befinden, und zwar aus ähnlichen Gründen.

Wir sind uns einig, dass zu wenige in beiden Gemeinschaften zu verstehen scheinen, wie gefährlich die Abkehr von Gott für eine Nation, für eine Zivilisation sein kann.

Es hat Zeiten gegeben, in denen sich die Warnungen JHWHs an uns, die Stämme Israels, bewahrheitet haben. Eine Generation, die den Anweisungen Gottes ungehorsam war und darauf bestand, das Goldene Kalb anzubeten, wurde von Gott aus dem verheißenen Land vertrieben; eine neue, unschuldige Generation musste geboren werden, bevor die Israeliten das Land wieder betreten konnten. Später, nach gebührenden Warnungen des Herrn und unzähligen Warnungen seiner Propheten, von Jeremia bis Jesaja, wurden wir deportiert, der Erste Tempel wurde zerstört, und wir wurden ins Exil nach Babylon geschickt. In unserem Exil weinten wir an den Flüssen von Babylon.

Nach gebührenden Warnungen, unter anderem von einem Rabbi Jesus, mussten wir alle, Juden und Christen, mit ansehen, wie der Zweite Tempel wie vorhergesagt zerstört wurde. Wir wurden vor der Zerstörung von Jerusalem gewarnt:

Klage über Jerusalem (Lukas, 13,34-35):

Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt. Darum wird euer Haus (von Gott) verlassen. Ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, in der ihr ruft: Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!

Wir Juden wurden in alle Welt zerstreut; unser Haus wurde verwüstet; wir wurden erneut ins Exil geschickt.

Ich habe das Gefühl, dass viele Juden und viele Christen gerade jetzt Gefahr laufen, übermäßig positiv zu denken – zu denken, dass alles in Ordnung ist; dass wir alle automatisch erlöst werden – wenn es offensichtlich nicht in Ordnung ist.

Da die jüdische Geschichte länger ist als die christliche (das ist kein Werturteil, sondern nur eine Feststellung), haben wir mehr Erfahrungen damit, dass Gott uns tatsächlich seinen Schutz entzogen und uns dem Schicksal überlassen hat, vor dem er uns warnte.

Aber auch in der christlichen Geschichte gibt es keine Verheißung, die Gott niemals zurücknehmen kann. Obwohl diese dunkleren oder zornigeren Warnungen heutzutage auf vielen Kanzeln seltener gelehrt werden als in unserer puritanischen Vergangenheit, hat Jesus selbst seine Anhänger vor den schrecklichen Folgen unmoralischen Verhaltens gewarnt – vor der ernsten Gefahr, »getünchte Gräber« zu sein – die Armen zu vernachlässigen oder zu verletzen – oder Kinder ins Unglück zu stürzen.

Matthäus 23, 13-14:

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen! Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset und wendet lange Gebete vor! Darum werdet ihr desto mehr Verdammnis empfangen.

Ich will damit sagen, dass unsere Vorfahren in beiden Glaubenstraditionen, der jüdischen und der christlichen, verstanden haben, dass ein Bund – der Gottes Segen und Schutz beinhaltet – sowohl vom Herrn als auch von seinem Volk ausgehen muss, um wirksam zu sein.

Es handelte sich nicht um einen ewigen Passierschein.

Wir haben das vergessen.

Aber ich halte es für möglich, dass Gottes Bund den Westen seit mehr als viertausend Jahren – und neuerlich seit zweitausend Jahren – tatsächlich weitgehend geschützt hat, und dass wir seinen Segen so lange genossen, dass wir ihn für selbstverständlich hielten; und dass wir in den letzten Jahren unseren Bund mit Gott gelöst haben – und dass Gott sich einfach, wie er uns im Alten Testament gewarnt hat – zurückgezogen und uns uns selbst überlassen hat – damit wir selbst sehen können, wie es uns ergehen wird, wenn wir uns allein auf Menschen verlassen. In Abwesenheit von Gottes Bund und Schutz blüht im Westen das große Böse.

Pastor Cahns Ausführungen haben mich angesprochen, denn die Energien, die in den letzten zwei Jahren in unsere Welt geflutet sind, sind für mich als Jüdin wiedererkennbar, als etwas, das von altersher bekannt ist.

Diese dunklen Kräfte, die jetzt in der Welt um uns herum entfesselt werden, fühlen sich so an, wie sich die Welt angefühlt haben muss, bevor Moses den Berg Sinai bestieg; bevor ein Kind in einer Krippe geboren wurde.

Sie fühlen sich wie die vormonotheistische Vergangenheit an, wie die Welt, mit der die Hebräer konfrontiert waren, als ihnen das Wort Gottes zum ersten Mal offenbart wurde.

Es fühlt sich an wie die antike Welt, die die Hebräer immer wieder von der harten, strengen, täglichen und anspruchsvollen Praxis der Moral und der Einhaltung der Zehn Gebote abbrachte. Es fühlt sich so an, wie sich die antike Welt anfühlte, als sie unter der dunklen, unerbittlichen, komplexen und menschenfeindlichen Herrschaft von Baal, Moloch und Aschera stand.

Das heißt: Es war – und ist – eine Welt, in der Menschen keine Rolle spielten und spielen. Es war – und ist – eine Welt, in der Kinder von ihren Eltern oder von den Behörden abgeschlachtet werden können. Es war – und ist – eine Welt, in der die Sklaverei keiner moralischen Verurteilung unterlag und unterliegt. Lust und Gier waren – und sind heute wieder – alles. Gott war damals nicht voll präsent – und heute behaupte ich, wie Pastor Cahn, hat sich Gott zurückgezogen.

Das Bekenntnis zu den jüdisch-christlichen Normen und Werten, die zwei Jahrtausende lang die Richtschnur des Westens waren – auch wenn wir weit hinter ihnen zurückgeblieben sind –, ist völlig zerfallen.

Die große Genialität Amerikas bestand nicht darin, dass es einer bestimmten Religion geweiht war – die Genialität unserer Nation schloss die Religionsfreiheit ein –, sondern unsere Besonderheit bestand darin, dass wir als Stadt auf einem Hügel gegründet wurden; spirituell gesehen waren wir durch unsere ultimative, organisatorische Manifestation der menschlichen Freiheit, deren Grundlage der freie Wille ist, Gott geweiht.

Wenn wir uns aus diesem Bund zurückziehen, hat Pastor Cahn vielleicht recht, und die heidnischen Wesenheiten, die im Westen lange Zeit in Schach gehalten wurden, werden gestärkt und kehren zurück.

Und so erweisen sich Anstand, Menschenrechte, menschliche Werte – alles Werte, die wir für angeborene säkulare westliche Werte hielten – als Werte, die ohne den Segen dessen, was im Westen ein jüdisch-christlicher Gott war, nicht auf Dauer geschützt werden können. Sie alle werden in unserer Gesellschaft gestrichen, und fast niemand – sicherlich nur sehr wenige Menschen, die nicht gläubig sind – steht in der Bresche, während dies geschieht.

Schauen Sie sich nur unsere politischen Führer, unsere nationalen Strukturen im Westen an. Sie wurden über Nacht von – zumindest vordergründig –ethisch orientierten, zu rein nihilistischen Organisationen. Vor 2020 hatten die jüdisch-christlichen Normen den Westen noch nicht ganz verlassen, auch wenn im öffentlichen Raum nicht mehr ausdrücklich von Religion die Rede ist.

Ich meine damit, dass bis 2020 biblische Glaubenssysteme unsere Institutionen strukturierten, auch wenn wir uns nicht mehr ausdrücklich auf Gott beriefen.

Die Bibel ist im Westen allgegenwärtig – oder war es zumindest – auch wenn wir glauben, in einer postmodernen Realität zu leben. Wir sind für ihren Einfluss größtenteils blind gewesen.

Der Gedanke, dass man mit seinen Nachbarn, mit denen man nicht einverstanden ist, Frieden schließen sollte, anstatt zu versuchen, ihnen oder ihren Kindern zu schaden; die Vorstellung, dass ein Gericht unparteiische Gerechtigkeit walten lassen sollte, anstatt dem mächtigeren Kläger Recht zu geben; die Vorstellung, dass man sich um die Armen und Waisen in einer Gemeinschaft kümmern sollte, anstatt sie zu versklaven oder verhungern zu lassen – das waren nicht die Normen der heidnischen Welt.

Es handelt sich vielmehr um biblische Überzeugungen, auch wenn die ausdrückliche, jüdisch-christliche Religiosität aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden ist.

Unsere westlichen Institutionen sind daher wie Gefäße, die durch Wachsausschmelzen hergestellt wurden; sie haben die Form biblischer Konzepte und Überzeugungen beibehalten, obwohl die biblische Sprache in der Öffentlichkeit heute gegen das Gesetz verstößt oder nicht mehr zur kulturellen Norm gehört.

Aber wir lassen keine Babys verhungern – zumindest haben wir vor 2020 keine lebenden Babys getötet –, und das aus gutem Grund; unsere Gerichte lassen zumindest scheinbar keinen Betrug oder Diebstahl in unserer Gesellschaft zu, und das aus gutem Grund; wir überlassen ältere Menschen nicht dem modernen Äquivalent wilder Tiere – aus gutem Grund; und die Gründe leiten sich direkt aus den Zehn Geboten ab, und zwar sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament. Diese haben natürlich unsere Institutionen über Jahrtausende hinweg geprägt, auch wenn wir heute glauben, dass sie säkular sind.

Obwohl säkular, haben unsere Institutionen im Westen bis 2020 eine biblische und keine heidnische Form besessen.

Kongresse, Parlamente, gemeinnützige Organisationen waren nach einem im Wesentlichen jüdisch-christlichen, ethischen Modell organisiert, auch wenn die ausdrücklich religiöse Sprache nicht mehr Teil des öffentlichen Diskurses ist. Die Achtung der Menschenrechte, die Gleichwertigkeit aller Menschen, die Wertschätzung des Lebens, das Streben nach einer friedlichen Gesellschaft – auch wenn unsere Institutionen bei weitem nicht perfekt waren, so waren dies doch unsere institutionellen Werte, im Westen zumindest vordergründig, bis 2020.

All das änderte sich scheinbar über Nacht.

Pastor Cahn stellt fest, dass Jesus Satan mit den »Dämonen« identifizierte. Cahn bezeichnet diese alten Götter und Mächte sowie den moderneren »Satan« zusammen als die »gegengöttlichen Kräfte«.

Ich habe das Gefühl, dass wir genau damit zu kämpfen haben, und zwar in erschreckender Weise. Seit dem Jahr 2020 wird die Welt meines Erachtens von äußerst kraftvollen Energien durchflutet, durchdrungen, ja bombardiert, die uns in dieser Generation völlig fremd sind, die aber möglicherweise aus einer vorchristlichen, vor-jüdischen Zeit stammen, einer Zeit, in der das frühe Judentum mit den verführerischen und machtgierigen Wesenheiten zu kämpfen hatte, die stets versuchten, die Kinder Israels von der monotheistischen Wahrheit, dem einen Gott, wegzuführen.

Die alten »Shedim« sind die einzigen »Fürstentümer und Mächte«, die ich mir vorstellen kann, die in der Lage sind, ein nationales und jetzt globales Netzwerk von politischen Unterstützern – Sozialarbeitern, Grafikdesignern und Parlamentsabgeordneten – zu bewegen, die alle bei einem eskalierenden Euthanasie-Todeskult an Bord sind. Die antiken »Dämonen« sind die einzigen Wesenheiten, die ich mir vorstellen kann, die mächtig genug sind, in nur zwei Jahren Familien zu zerstören, Sexualität und Fruchtbarkeit zu ruinieren, die Menschenrechte zum Gespött zu machen, das Ende des kritischen Denkens zu zelebrieren, uns alle im Gleichschritt zur Anbetung von Technokraten und Technokratie zu bewegen; zu einem medizinischen Sektenglauben und einem orgiastischen Kult der Selbst- und Fremdvernichtung.

Und – das muss ich anmerken – wenn diese »Shedim« oder »Dämonen« machtlos sind, warum tauchen ihre Symbole dann überall auf? Früher hielt ich fundamentalistische Christen, die davor warnten, dass Satan im Rock’n’Roll lauert, für Fanatiker. Aber was ich selbst um mich herum sehe, kann ich nicht übersehen.

Ein Torbogen des Baal-Tempels wurde nach dem Original in Syrien aufwendig rekonstruiert und an einer Hauptverkehrsstraße in London aufgestellt und nun in Washington DC und New York enthüllt.

Warum?

Bei einer bizarren Eröffnungszeremonie einer neuen Bahnanlage in der Schweiz, bei der europäische Staats- und Regierungschefs anwesend waren, waren ein gehörntes Wesen (»ein Steinbock«), das Hochhalten eines symbolischen Lamms, das Erscheinen eines furchterregenden Engels und die Verrenkungen von fast nackten Männern und Frauen in SM-Stellungen und Fesselungen zu sehen.

Warum?

Katy Perrys Auftritt im Jahr 2015, bei dem sie auf einem riesigen mechanischen Löwen ritt, lehnte sich direkt an die Symbolik von Ishtar/Asherah an, bis hin zu ihrer ikonischen Haltung.

Der alten Götter Wiederkehr

Warum?

Sam Smiths »Unholy«, in grelles rotes Licht getaucht, mit seiner satanischen Symbolik, gewinnt die Grammys, und Billboard zitiert respektvoll die Kirche Satans, während es sich über das Kopfschütteln der Konservativen lustig macht.

Der alten Götter Wiederkehr

Warum?

Eine furchterregende animierte Stierfigur mit glühend roten Augen wird offenbar von spärlich bekleideten Tänzerinnen und Tänzern bei der Eröffnungsfeier der Commonwealth Games 2022 in Birmingham, England, angebetet. Das ist einfach bizarr.

Warum?

Der Stier war einst ein Symbol für Ba’al.

Die »SatanCon« wird 2023 in Boston stattfinden, und der Boston Globe berichtet darüber recht respektvoll. Ein Höhepunkt der kommenden Konferenz? »Abtreibung als (religiöses) Recht« [siehe hier]. Der Globe wirft keine Fragen zu dieser Veranstaltung auf.

Warum?

Zu Ehren der verstorbenen Richterin am Obersten Gerichtshof, Ruth Bader Ginsburg, wurde eine Statue errichtet. Unerklärlicherweise besitzt sie Hörner und Tentakel.

Warum?

Ich könnte immer so weitermachen. Wenn man einmal gesehen hat, wie sich okkulte, satanische, vorchristliche, dunkle oder »dämonistische« Themen in der westlichen Gesellschaft wieder etablieren, kann man sie nicht mehr übersehen.

Die Elite verschwendet keine Zeit und kein Geld, um Bilder, Rituale oder Themen zu schaffen, die keinen Zweck haben. Ich kann nicht vergessen, dass Geheimgesellschaften in Yale (und ich war Mitglied einer älteren Gesellschaft, die ein okkultes Element besaß), auf vorchristliche, ja heidnische, rituelle Themen des Mithras-Kults als Teil ihrer Initiationszeremonien zurückgreifen.

Ist das alles nur künstlerischer Ausdruck oder ausgefallene Schaufensterdekoration? Oder sind wir einfach nur gelangweilt?

Ganz Westeuropa war einst Jesus, Maria und den Heiligen geweiht – oder der Kirche; fast jede Kapelle, jede Stadt, jedes Dorf, jede Straßenkreuzung; Santander, Mont St. Michel, Greyfriars. Auch ein Großteil von Amerika: Santa Barbara, San Francisco, San Mateo, Santa Catalina. Hat diese Weihung mehr bewirkt als die Festlegung von Ortsnamen?

Hat sie dazu beigetragen, dass wir sicher sind?

Erleben wir jetzt den kostspieligen und absichtlichen Prozess globaler Eliten, die unser Amerika, unseren Westen, negativen Wesenheiten weihen, die – trotz aller vorherrschenden Erzählungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts, die das Gegenteil behaupten – tatsächlich real sind?

Wie der Dichter Charles Baudelaire sagte: »Die größte Täuschung des Teufels bestand darin, die Welt davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.« Das Einzige, was mir einleuchtend erscheint, ist, dass diese heidnischen Kräfte vielleicht tatsächlich wieder auf unserem Planeten Fuß gefasst haben.

Ich habe das Gefühl, dass Gott mit seiner Geduld mit uns am Ende ist.

Und er hat gesagt: Okay, du willst es selbst tun? Mach es selbst. Und er hat uns gehen lassen.

Und genau wie all dies – die Abwesenheit des göttlichen Schutzes, der Aufstieg eines Reiches auf der Erde, in dem wir alles selbst machen, uns selbst bespiegeln, uns selbst anbeten, nur menschlichen Zielen nachjagen, uns von allen gesetzlichen Zwängen befreien, alle Begierden und jeden Gehorsam gegenüber nicht-göttlichen Autoritäten dulden, Barmherzigkeit ablehnen, Narzissmus zelebrieren, Kinder wie Tiere behandeln, die uns gehören, die Familie wie ein Schlachtfeld behandeln, Kirchen und Synagogen als Vermarktungsplattformen nutzen – genauso sehen die Reiche der heidnischen Finsternis oder der Fürstentümer und Mächte in der Tat aus.

So könnte in der Tat die Hölle selbst aussehen.


Der Artikel erschien auf der Netzseite des Brownstone-Instituts und wird hier aufgrund einer CC-Lizenz publiziert.

Zur Autorin: Naomi Wolf ist Bestsellerautorin, Kolumnistin und Professorin; sie besitzt einen Abschluss der Universität Yale und einen Doktortitel aus Oxford. Sie ist Mitbegründerin und CEO von DailyClout.io, eines erfolgreichen, zivilgesellschaftlichen Technologieunternehmens.


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