Zuletzt aktualisiert am 9. Dezember 2023.
Laut Duden bezeichnen Wortbildungen mit dem Affix -ling, »meist umgangssprachlich, abwertend« in Bildungen mit Adjektiven – seltener mit Substantiven oder Verben – »eine Person, die durch etwas (Eigenschaft oder Merkmal) charakterisiert ist«. Manche raten deshalb, das Wort »Flüchtling« nicht mehr zu verwenden und es durch »Flüchtende« zu ersetzen – als befänden sich Flüchtlinge rund um die Uhr auf der Flucht, auch dann noch, wenn sie in ihrem Zielland angekommen sind. Gerechtfertigt wird dieser Rat auch mit der Marotte, Personen- oder Funktionsbezeichnungen mit dem Artikel »der« zu vermeiden (»der Flüchtling«), weil dadurch »ausschließlich männliche« Flüchtlinge bezeichnet würden, obwohl der Flüchtling meist in der Mehrzahl (»die Flüchtlinge«) in Erscheinung tritt. Leider ist der andere korrekte Ersatz (»Geflüchtete«) auch nicht sonderlich glücklich gewählt. (Siehe dazu Denksportaufgabe 2 am Ende dieses Textes). Wahr ist, dass alle der im Folgenden aufgeführten -ling-Wörter im Singular zusammen mit dem Artikel »der« auftreten – auch sämtliche Pilze. – Eine vorläufige Erkundung von Abhänglingen bis Wulstlingen.
Was hat es mit den Ling-Wörtern auf sich?
Sehen wir uns die spontane Wortliste von -ling-Wörtern an, die ich an einem Nachmittag in geselligem Kreis zusammenstellen konnte. Die eine oder andere Neuschöpfung habe ich in die Liste geschmuggelt. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Ergänzung -ling der Bildung von Substantiven dient, die auffällige Eigenschaften, Tätigkeiten, Verhaltensweisen oder Beziehungen in den Rang von Subjekten erhebt. Die Liste ist sicherlich nicht erschöpfend, sie ist kein Perfektling. Für Hinweise zur Erweiterung bin ich dankbar. Verwandte Sprachen könnten auch einbezogen werden.
Von Abhänglingen bis Wulstlingen
Abhängling, ein herabhängender, Gewölberippen zusammenfassender Schlussstein
Abkömmling, jemand, der von jemand anderem abstammt, also jeder; auch von Tieren und Pflanzen. »und hatten das vergnügen von dem zweiten baume lebendige abkömmlinge zu übersenden« (Goethe)
Achtling, eines von acht Mehrlingskindern
Ärmling, ein Schutz für die Arme; auch: ein arm aussehender oder daherkommender Mensch
Ankömmling, jemand, der irgendwo ankommt, also auch jeder; gewöhnlich von dem fremden, dem kommenden mann, dem gast, doch auch der zuletzt angekommene (Grimm): »obgleich der fremde dem ankömmling weitüberlegen war.« (Goethe)
Beikömmling, Begleiter
Beinling, = Ärmling, nur für die Beine
Bitterling, Fisch, Pflanze, Pilz; Distinktion: bitterer Geschmack
Bläuling, Tagfalter
Blondling, jemand mit blonden Haaren
Blödling, jemand, der blöde ist oder sich blöde stellt
Bratling, ein von manchen begehrtes Gericht
Breitling, Fisch
Brünftling, Tiere oder Menschen, die brünftig sind
Brünstling, Tiere oder Menschen, die brünstig sind
Bückling, eine Art von Verbeugung; »Die belege zeigen, dasz bückling im 17 jh. aufkam, Henisch und Stieler haben es noch nicht. das buckerl machen der volkssprache liegt dem engl. make a bow näher. edler als bückling, das sich ohnehin mit bückling, dem fisch, berührt, ist verbeugung und gilt für beide geschlechter, bückling nur für männer, knix nur für frauen.« (Grimm)
Däumling, Märchengestalt; Teil eines Handschuhs; »ein kleiner behender und verschmitzter kobold, engl. thumb, poln. paluch, so zeigt er sich in den märchen, wo er die artigsten streiche ausführt. nachdem ich den krieg mit den Pygmäen glücklich geendigt und ihren könig Däumerling gefangen genommen.« (Grimm)
Dichterling, jemand, der sich mit mäßigem Erfolg des Dichtens befleißigt oder von anderen als Möchtegerndichter betrachtet wird; »von der müh und arbeit die ich auf dies opus wende, hat schwerlich itzt ein dichter noch dichterling im heil. römischen reich einen begriff« (Wieland); »unsere empfindsamen dichterlinge mit ihren goldpapiernen Amors und Grazien« (Goethe)
Doofling, jemand, der doof ist oder sich doof stellt
Drilling, eines von drei Mehrlingskindern
Dümmling, jemand der dumm ist oder sich dumm stellt; »ironie fühlen die dümmlinge nicht« (Siegfried v. Lindenberg)
Edeling, jemand von edler Herkunft, Adliger; »ein schönes, durch edelmann verdrängtes wort« (Grimm)
Ehrgeizling, jemand der besonders ehrgeizig ist oder dem ein besonderer Ehrgeiz zugeschrieben wird
Emporkömmling, jemand, der nach oben strebt oder bereits dort angelangt ist; »homo novus, parvenu, der schnell zu reichthum und ehren gelangt ist« (Grimm)
Engerling, die Larve des Maikäfers
Erdling, ein Erdenmensch aus der Perspektive von Göttern oder Aliens
Erstling, die erste Frucht, der Erstgeborene, der Erste unter Vielen; »gleichwie Adam der anfang und erstling ist, durch welchen wir alle sterben müssen, also ist Christus der erstling, durch welchen wir alle zum newen leben auferstehen sollen, wie er zum ersten auferstanden ist« (Luther); auch Erstlingin: »ich konnte mich an der frischen farbe dieser erstlingin des jahres (einer rose) nicht satt sehen« (Thümmel)
Fäustling, ein Fausthandschuh
Federling, ein Parasit, der im Federkleid lebt
Feistling, jemand, der über einen beträchtlichen Leibesumfang verfügt
Feigling, jemand der feige ist oder als feige gilt
Fiesling, jemand, der fies (gemein) ist (oder von anderen so erlebt wird)
Findling, ein Kind, das irgendwo gefunden wird; ein Stein, der irgendwo in der Gegend herumsteht; herrenlose Bienenschwärme und andere Tiere (Grimm)
Fingerling, Teil eines Handschuhs, Fingerhandschuh; Fingerhut, der am Finger abgezogne Hanf (Grimm)
Finsterling, ein finsterer oder als finster erscheinender Gesell; »ich sehe die finsterlinge gegen aufklärung und aufklärer sich erheben« (Wieland)
Firmling, jemand der in der katholischen Kirche gefirmt wird
Flüchtling, jemand, der flüchtet, sich auf der Flucht befindet, geflüchtet ist; »bin ich der flüchtling nicht? der unbehauste? der unmensch ohne zweck und ruh?« (Goethe); auch weiblich: »halbkugel, die er in Herculanum in der asche ausgedrückt gefunden vom busen einer schönen flüchtlingin« (Grimm)
Formling, etwas, das in eine Form gepresst oder gegossen wird
Frechling, jemand, der frech ist oder so wahrgenommen wird
Fremdling, jemand, der aus der Fremde kommt, sich in der Fremde befindet oder als fremd wahrgenommen wird; der Dichter (Hölderlin, Brod und Wein) spricht die Nacht als »Fremdlingin« an:
Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Gloken,
Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl.
Jezt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf,
Sieh! und das Schattenbild unserer Erde, der Mond
Kommet geheim nun auch; die Schwärmerische, die Nacht kommt,
Voll mit Sternen und wohl wenig bekümmert um uns,
Glänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen
Über Gebirgeshöhn traurig und prächtig herauf.
Frischling, ein junges Wildschwein; jemand, der irgendwo neu ist; »ein einziger junger frischling ist im stande einen ganzen altenweiber oder mädchensommer von ältlichen herren in einem damencirkel zu überglänzen« (Grimm); »halbwüchsiges mädchen, wie backfisch« (ebd.)
Frühling, die Jahreszeit, die auf den Winter folgt
Fünfling, eines von fünf Mehrlingskindern
Füßling, Teil der Socken oder eines Strampelanzugs
Geiferling, ein Umhang, der den Geifer auffängt; jemand, der gerne geifert
Genüßling, jemand, der gerne genießt
Gierling, jemand, der sich seiner Gier hingibt oder von ihr getrieben wird
Gründling, Fisch; jemand, der gewohnheitsmäßig etwas zu ergründen sucht; »Gründling m. mnd. ›grundelingk‹, frühnhd. ›grundeling‹ (15. Jh.) und Grundfisch m. spätmhd. ›gruntvisch‹. ›gründeln‹ Verb (von Wasservögeln) mit Kopf und Hals zur Nahrungssuche unter Wasser (gleichsam auf den Grund) tauchen (19. Jh.).«
Grünling, jemand, der unbedarft ist, wie der Neuling
Günstling, jemand, der in der Gunst eines anderen steht; »Günstling m. ‘wer bevorzugt wird, in Gunst steht’, gegen Ende des 17. Jhs. aufkommende Verdeutschung von frz. favori, ital. favorito (s. Favorit).«
Haarling, lausartiges Wesen, das, wie der Name sagt, in Haaren (Fellen, Federn) lebt
Häckerling, Gehäckseltes (Holz); »Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, / Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht [ Bürger, Kaiser u. Abt]«.
Häftling, jemand, der eine Haft absitzt
Hänfling, Finkenart, Männchen an Stirn und Brust rot gefärbt (während der Brut); schwächliche oder (im Vergleich zu anderen) kleingewachsene Person; »Hänfling m. ›kleiner bräunlicher Singvogel, Mensch von schwächlicher Figur und Konstitution‹, mhd. ›henfelinc‹ (14. Jh.), Ableitung vom Pflanzennamen, nach der von dem Vogel bevorzugten Nahrung.«
Härtling, besonders hartnäckiges Gestein, das dem Versuch, es abzutragen, Widerstand leistet; Vorschlag für eine metaphorische Verwendung: Deckbegriff für Querdenker. Bezeichnung härtlicher Früchte (Grimm).
Häuptling, jemand, der an der Spitze eines Stammes (im weitesten Sinn dieses Wortes) steht; »politische Führungsperson m. ursprünglich ›Familienoberhaupt, Anführer‹ (17. Jh.), seit Coopers Indianererzählungen (um 1825) nur noch ›Stammesoberhaupt eines Naturvolkes‹; zufrühst bezeugt afries. ›hāvding, hāvdling‹ ›Mitglied des friesischen Adels‹.«
Halbling, neudeutsch für Hobbit
Herbling, herbe, meist unreife Frucht; herber Wein; eine herbe Person
Herbstling, späte Frucht
Höfling, jemand, der sich am Hof aufhält, weil er sich davon Vorteile verspricht oder erhält; da es heute keine Höfe mehr gibt oder diese ihre politische Bedeutung verloren haben, wären Analogiebildungen anzuraten: Regierling, Parlamentsling, Parteiling, Behördling …; »Höfling m. ›Angehöriger eines fürstlichen Hofstaats, Fürstendiener‹, mhd. ›hovelinc‹.«
Hübschling, ähnlich wie der Schönling
Hüpferling, kleine Krebse; Leute, die ihre politische Einstellung hüpfend zum Ausdruck bringen
Impfling, jemand der sich freiwillig impfen lässt oder zur Impfung gezwungen wird; »Impfung f. ›Pfropfung, Veredelung‹, ahd. ›imphunga‹ (Hs. 12. Jh.); ›Einritzung, Einspritzung von Krankheiterregern’´‹ (18. Jh.), vgl. engl. ›inoculation‹. Impfling m. ›Pfropfreis‹ (16. Jh.), ›wer gegen Krankheiten gerade geimpft oder zu impfen ist‹ (19. Jh.).«
Jährling, Tier im zweiten Lebensjahr
Jämmerling, jemand, der gerne jammert, dass er zu kurz kommt; Identitätspolitiker
Jüngling, ein Angehöriger des männlichen Geschlechts, der aus dem Knabenalter herausgewachsen, aber noch nicht zeugungsfähig ist; »›junger Mann‹, ahd. ›jungeling‹ (9. Jh.), mhd. ›jungelinc‹ ›Heranwachsender‹, auch ›Knabe‹ sowie im Plur. ›Kinder, junge Menschen beiderlei Geschlechts‹, nhd. nur noch ›zwischen Knaben- und Mannesalter stehender junger Mann‹ asächs. ›jungling‹, aengl. ›geongling‹, engl. (selten) ›youngling‹, mnd. ›jüngelinc‹, mnl. ›jonghelinc‹, nl. ›jongeling‹ ist mit dem Abstammungs- und Deminutivsuffix -ling (s. -lings) von dem unter jung (s. d.) behandelten Adjektiv abgeleitet.«
Kämmerling, Kammerdiener; »sieh, es ist nacht geworden, auf dem schlosz
ists auch schon stille — leuchte, kämmerling.« Schiller, Wallenstein.
Kämmling, ausgekämmte Fasern
Keimling, Spross einer Pflanze
Kernling, aus einem Kern hervorwachsende Pflanze; eine Person, die auf den Kern einer Sache zugeht
Kohlweißling, Schmetterlingsart
Kränkling, jemand, der häufig krank ist oder sich krank fühlt
Kümmerling, schwächliches Lebewesen; Menschen, die ständig in Sorge sind; »schweiz., liebling, gegenstand des kummers, kummer gleich zärtliche fürsorge. auch bair. kümmerling, und kümerl, herzkümerl; gurke: ein essen cucumern- oder kümmerlinge-salat.«
Lehrling, jemand, der in die Lehre geht; »der lehre empfängt, ein wie es scheint im 16. jahrhundert noch nicht vorhandenes wort: lehrling, discipulus, tiro, alumnus disciplinae, scholaris, scholasticus, tirunculus; vom schüler eines gymnasiums: man weis, dasz diese berühmte fürstenschule (Schulpforte), so wenig ganz unwissende zu lehrlingen aufnimmt, so wenig sie ihre lehrlinge ungeschickt in die welt sendet; auch sonst schüler, anfänger in einer wissenschaft: diese prolegomena sind nicht zum gebrauch für lehrlinge, sondern für künftige lehrer (Kant); die stimmung, die das gemüth des lehrling fürs moralische gute erhalten soll (Kant); in einem wissen, einer kunst oder kunstfertigkeit: der zauberlehrling. Göthe 1, 237;lehrling, du schwankest und zauderst und scheuest die glättere fläche (beim eislauf). nur gelassen! du wirst einst noch die freude der bahn.«
Lernling, jemand, der etwas lernt
Liebling, Frauen und Männer, Kinder oder Lebewesen, die Objekte besonderer Zuneigung sind; »von einem oder etwas vorzugsweise liebem; das wort erscheint erst in den wörterbüchern seit dem frühen 18. jahrh., es verbreitet sich schnell, indem es den von einer höher stehenden oder auch angesehenen oder wert gehaltenen person vorzugsweise begünstigten schlechthin bezeichnet; von einem vorzugsweise gern gelesenen schriftsteller; ferner, ohne dasz der sinn des bevorzugten besonders mehr hervortritt, von einem geliebten sohne; von einem geliebten, einer geliebten; endlich von gegenständen; auch lieblingin: franz. favorite: Harlequin geht ab, und läszt dem haushofmeister und seiner lieblingin alle freiheiten, einander liebkosungen zu machen (Lessing )«
Lüstling, jemand, der seinen Lüsten frönt; »um sie buhlt die jugend und das alter.
so sind die männer. lüstlinge sind alle!« Schiller, Maria Stuart.
Mehrling, eines von mehreren, von einer Frau unmittelbar nacheinander geborene Kinder
Miesling, ein Miesepeter
Mietling, ähnlich wie die Söldlinge im Dienst anderer Stehende, meist gewissenlose Individuen, die sogar ihre Großmutter verkaufen würden
Mischling, aus gemischtem Geschlecht, gemischter Abkunft – eigentlich alle Menschen oder sonstige Lebewesen
Nachkömmling, ein Nachkomme seiner Vorfahren; Nachgeborener; auf den Schultern von Riesen Stehender; Epigone
Naivling, jemand, der niemandem etwas zu Leide tut oder so tut als ob
Neidling, ein von Neid zerfressener Mensch; auch neidhart
Nestling, jemand, der das Nest der Wildnis vorzieht; »Vogel, der noch nicht flügge ist; »nestvogel (aus der abtheilung der nesthocker), der noch nicht flügge ist, sodann übertragen auf kinder (auch geisteskinder; weidmännisch, ein aus dem neste genommener raubvogel, welcher zur beize abgerichtet werden soll; das nestjunge anderer thiere; der weiszfisch, cyprinus alburnus« (Grimm)
Neuling, wie der Grünling
Neuankömmling, wie der Ankömmling, nur neuer; »führet den neuankömmling, mit heiliger flut ihn besprengend, reinigend ein ins haus, in die gemeine des lichts.« (Rückert)
Nützling, das Gegenteil eines Schädlings
Perfektling, jemand, der höhere Ansprüche an sich und andere stellt, als andere
Pflegling, jemand, der sich in Pflege befindet oder der Pflege bedarf; auch: pfleglingin
Pflänzling, eine frisch gesetzte oder zu setzende Pflanze
Pfröpfling, Teil einer Pflanze, der einer anderen aufgepfropft wird; metaphorisch auch auf Menschen oder Institutionen angewandt
Pressling, etwas, das durch Pressen geformt wird; Rückstand des Pressvorgangs; Neugeborenes
Primitivling, jemand, der bar jeder Manieren oder Bildung ist
Prinzling, Anwärter auf ein Ministerpräsidentenamt oder eine andere führende Position
Prüfling, jemand, der einer Prüfung unterzogen wird
Rebling, junge Rebe
Riesling, eine der hochwertigsten deutschen Reben- bzw. Weißweinsorten; »Königin der Reben«
Rohling, ungeformtes Material, aus dem etwas hergestellt wird; »›grausamer, niederträchtiger Mensch‹ (15. Jh.), dann auch Bezeichnung für bestimmte noch zu bearbeitende Werkstücke.«
Rundling, Siedlungsform, bei der sich die Anwesen um den zentralen Schauplatz urdemokratischen Lebens gruppieren
Sämling, ein gekeimtes Pflänzchen, das in den Boden gepflanzt wird
Säuerling, Mineralwasser mit hohem Hydrogenkarbonat-Anteil; Sauerampfer, Sauerklee; Teig aus Mehl und Käse in Schmalz gebacken
Säugling, ein Neugeborenes, das von der Mutter gesäugt wird; übertragen von jemand oder etwas, der oder das genährt wird: »wir hören lobgesänge, sprach die verlechzte erde, und ich bin still und stumm? der fallende thau antwortete ihr, ich will dich laben, dasz deine kinder neu erquickt jauchzen, dasz deine säuglinge blühen wie die rose« (Herder)
Säumling, Abfall von Schnittholt; jemand, der sich der Prokrastination befleißigt
Saibling, mit Riesling zu genießen
Setzling, Teil einer Pflanze, der in die Erde gesetzt wird
Schädling, ein Tier oder ein Mensch, die anderen schaden; Antonym: Nützling
Scherling, was bei der Schafsschur übrig bleibt; jemand, der geschoren wird
Schierling, Giftpflanze, aus der Sokrates sein Todestrank bereitet wurde
Schmetterling, Tagfalter
Schnittling, bayrisch und österreichisch für Schnittlauch
Schönling, jemand, der besonderen Wert auf seine Schönheit legt; aber auch: »diesen namen .. gab ihm der vater darum, weil er alles, was ihm unter die hände kam, verschönerte, es mochte die verschönerung vertragen oder nicht« (Grimm)
Schössling, Wurzelaustrieb einer Pflanze; jemand, der anderen gerne auf dem Schoß sitzt
Schreiberling, wie der Dichterling, nur weniger aspiriert; Lohnschreiber, Journalist
Schützling, jemand, der im Schutz eines anderen steht; aber auch: »in älterer sprache für ›schüszling‹: ›schützling‹, junge schossz, die ausz dem stammen und alten ästen truckend oder schieszend, pulli arborum, schützling, nebendschosz am räbstock die man als unnütz abbricht oder abhauwet; schützling an abgehauenen bäumen und reben«
Silberling, Silbermünzen; berühmt durch den Judaslohn; Apfel- und Traubensorte; Mondviole, Fischart; zu anfang des 19. jahrh. ein spitzname der preuszischen gardejäger wegen ihrer silbernen litzen am roten kragen (Grimm)
Söldling, Soldaten, die sich gegen Lohn verdingen; alle, die sich gegen Lohn verdingen; »eine junge bildung (Campe), stets mit dem verächtlichen nebensinn, dasz jemand sich in ein unwürdiges dienstverhältnis begeben hat; es braucht kein militärisches zu sein: ein söldling der polizei« (Grimm)
Sonderling, ein der Menge verdächtiger Individualist, der über das Mittelmaß heraussticht; »gewöhnlich ist die bedeutung eingeschränkt (vgl. sonderlichkeit) auf einen der sich in urtheil, meinung, geschmack, lebenshaltung in wunderlicher, lächeln oder gar spott erregender weise von den mitlebenden absondert; wieder ins edle gewendet: himmel! wie war das eine schadenfreude, dasz der stolze sonderling nun einmal war, wie ihrer einer, geworden.« Hölderlin (Grimm)
Spätling, einer der später oder fast zu spät kommt
Sperling, ein Vogel, der dank der vielen Katzenliebhaber fast verschwunden ist
Sprössling, Teil einer Pflanze, der beweist, dass sie wächst
Steckling, Teil einer Pflanze, der irgendwo eingesetzt wird
Sträfling, jemand, der eine Strafe verbüßt
Süchtling, jemand, der von seiner Sucht gezogen wird
Tännling, eine junge Tanne
Täufling, jemand, der getauft wird
Teigling, ein noch nicht gebackenes Gebilde aus Teig
Unterling, jemand, der anderen untersteht
Vierling, eines von vier Mehrlingskindern
Weichling, jemand, dem es an Männlichkeit mangelt (das Maß ist der Testoteron -oder Östrogenspiegel anderer); vgl. den ausführlichen Artikel bei Grimm: »mhd. ›weichelinc‹, nnl. ›weekeling‹. wie dümm-, finster-, klüg-, wüst-, zärtling aus adj. und -ling zur bezeichnung einer person und mit verächtlichem sinn: ›her Weichelinc, ir sît ein man mit wîbes muot‹; der ersonnene eigenname angelehnt an die vielen patronymen bildungen auf -ing.; unabhängig davon tritt das wort 250 jahre später bei Luther und schon im 16./17. jahrh. im ganzen sprachgebiet auf. seitdem schriftsprachlich allgemein beliebt. nach dem vorbild des griech. euphemismus μαλακός gibt Luther dem worte die bed. ›onanist‹; in allen andern fällen ist weichling subjectiver tadel des mannes. der versuch, das wort begriffsmäszig von zärtling abzugrenzen, ist miszlungen. die beiden können sich vollständig decken und sind, wo sie gemeinsam auftreten, nicht fähig, einander zu ergänzen; positiv wird der weichling aus seinen neigungen charakterisiert: er führt ein verweichlichtes leben, pflegt kostspielige liebhabereien, putzt sich, sitzt und liegt weich, schläft in den tag hinein, ist weich in jeder lebensäuszerung, liebt wein und weib und wird darüber zum weiberknecht. von hier aus verinnerlicht sich die charakteristik, greift über auf gefühlsleben, namentlich auf überfeinertes gefühl und sentimentalität. auch die charakteristik nach negativen wesenszügen kann wider vom äuszerlichen ausgehen: der weichling ist körperlicher anstrengung feind, er scheut rauhe wege, ist unfähig, schmerzen zu dulden, er ist untüchtig, auch zum kampf der meinungen, er hat keinen muth, ist also feig in gefahr seines lebens, zumal im kriege, aber auch schon im kampf der worte und in seinen gedanken, er ist als schwacher charakter nicht fest gegen versuchung, kann nicht keusch leben, ist als weltmensch ohne glauben und seelisch nicht widerstandsfähig, nicht durch vererbung und erziehung gestählt: ›geh nun selbst es vollendend, und zeige dem kommenden enkel, dasz dich zum weichling nicht zeugt ein entartet geschlecht‹ (W. von Humboldt)
Weidling, Fischerboot, das zur Weide der Fische (zum Fang) genutzt wird
Weihling, jemand, der eine religiöse Weihe empfängt
Weitling, breite Schüssel; Antonym: Engling …
Widerling, ein Mensch, der abstößiges oder anstößiges Verhalten an den Tag legt
Wildling, jemand, der noch der Zurechtstutzung bedarf; insbesondere von Kindern, die nur mit Ritalin zu bändigen sind; wird auch von Pflanzen und (nicht gezähmten) Tieren gebraucht. Ausführlich bei Grimm: »zu wild adj., mit unechtem -ling wie fremdling; engl. wilding; vom 16. jahrhundert an belegt; elsäss. ›wilkling, weltlen‹; der grundbedeutung nach ein wild lebendes, wachsendes oder sich benehmendes wesen (mensch, thier, auch baum). die entwicklung und der gebrauch decken sich vielfach mit denen von wildfang. der heutige sprachgebrauch kennt, abgesehen von der dichterischen verwendung, das wort nur noch als gärtnerischen fachausdruck, der schon von Adelung als die einzige verwendung gebucht wird. ein wildgewachsener baum oder strauch, früheste belegte verwendung. ›wenn der kaplan geht impfen / die wildlinge, so schimpfen / die bauern‹ (Rückert); ein wilder mensch, in den verschiedenen abstufungen von wild adj.; vom 17. jh. an belegt, namentlich österreichisch; synonym zu ›wilderich, wildrian, wildfang, wildfisch, wildhammel‹. mit starkem tadel ein roher, gewaltthätiger mensch; seltener ein ›wilder‹ im eigentlichen sinn; namentlich von halbwilden stämmen und völkern; häufiger ein ›wilder‹ im übertragenen sinn, ein verwilderter oder ungesitteter mensch, meist tadelnd. aber auch ohne schlimmen nebensinn, indem mehr an die lichtseiten des ursprünglichen wilden zustands gedacht wird und gleichzeitig wohl auch sich die vorstellung eines wildlings aus dem pflanzenreich geltend macht: ein derbes, urwüchsiges, unverfälschtes naturkind: ›der Paderborner wildling … wirbt wie ein derbes naturkind mit allem ungestüm seines heftigen bluts‹ (Droste-Hülshoff); ein impulsiver, kraftvoller mensch überhaupt: ›o du wildling von engel!‹; in der neuesten sprache ganz abgeschwächt wie ›wildfang‹ ein kosewort für ein ausgelassenes kind oder junges mädchen; dichterisch ein umherirrender, heimathloser fremdling; ein uneheliches kind …«
Winterling, Hahnenfußgewächs
Winzling, ein klitzekleines Lebewesen; Metapher für Individuen, welchen es an Geistesgröße oder Großmut mangelt; Zwerg
Witzling, jemand, der sich für besonders witzig hält
Wölfling, Mitglied einer Jugendbande; Anwärter auf das Pfadfindertum
Wüstling, durch wüstes, insbesondere sexuell ausschweifendes Verhalten auffallende Individuen; bevorzugt Männer. Beispiele: Marc Dutroux, Harvey Weinstein, Jeffrey Epstein. Grimm: »vogelname, der garten- und hausrotschwanz; zügellos lebender, lasterhaft ausschweifender mensch, zu wüst (schändlich, schlecht), ferner öfters im sinne von prasser, verschwender, ein schlämmer; modern besonders frauenjäger, lebemensch u. ä. (vgl. auch: wüstling einer der schändliches per excessum in amore thut). ›das gefühl … der schmach, sich von einem fremden wüstling unterjocht und gelegentlich miszhandelt zu sehen« (plan eines Tell-epos, Schiller); ›wüstlinge und ausschweiflinge‹ (Jahn dt. volksthum, 1810); ›das wüstlingsleben …, dem er sich nach allgemeinem gemunkel überliesz‹ (Th. Mann Lotte in Weimar, 1946)«
Wunderling, Freak, seltsamer Heiliger; ein Mensch, den andere nicht begreifen
Zärtling, verwöhntes Kind, Erwachsener, der sich der Verwöhntheit nicht zu entwöhnen vermochte; Hypochonder; hochsensibler Mensch
Zimmerling, Spezialist für die Sicherung von Gruben (Bergbau); jemand, der Home-Office bevorzugt
Zögling, jemand der auf- oder herangezogen wird. Vgl. ausführlich bei Grimm; dazu Selbstzögling · Feldzögling · Dorfzögling · Zöglingsbaum · Zöglingsdasein · Zöglingskleidung.
Züchtling, Insaße eines Zuchthauses
Zwilling, eines der beiden Zwillingskinder
Orts- und Flurnamen
Pürschling, Berg in Oberbayern
Stümpfling, dito
Sendling, Stadtteil Münchens
Waibling, Stadt in Baden-Württemberg
Pilze
Becherling | Bläuling | Ellerling |
Faserling | Grünling | Kaiserling |
Krempling | Milchling | Pfifferling |
Porling | Räsling | Reischling |
Ritterling | Röhrling | Rötling |
Rübling | Schirmling | Schwindling |
Seitling | Streifling | Tintling (aus Tintlingen wurde früher tatsächlich Tinte hergestellt) |
Trichterling | Täubling | Wulstling |
Ein Abkömmling oder Beikömmling all dieser -lingen ist -lings, das in Adverbien vorkommt, worüber das etymologische Wörterbuch vermeldet:
»-lings adverbienbildendes Formans, im älteren Neuhochdeutsch und in den Mundarten recht produktiv. Nur wenige dieser Ableitungen (in der Regel von einer nominalen Basis) sind heute noch allgemein sprachüblich; sie dienen der modalen Kennzeichnung einer Handlung (vgl. blindlings, jählings, meuchlings, rittlings), gelegentlich darüber hinaus auch der Richtungsangabe (besonders im Anschluss an Körperteilbezeichnungen, vgl. bäuchlings, rücklings, früher ebenso ärschlings, häuptlings, köpflings u. ä.).
Neben -lings (mit der verbreiteten, aus erstarrten Genitiven übernommenen Adverbendung -s), das auf hochdeutschem Boden seit Anfang des 15. Jhs. bezeugt ist und vielleicht auf niederdeutschem Einfluss beruht (vgl. bereits mittelniederdeutsch körtelinges ›kürzlich‹, ruggelinges ›rücklings‹, willinges ›absichtlich‹ u. a.), finden sich im Frühneuhochdeutsch (namentlich oberdeutsch) die Formen -ling, -lingen; sie setzen mittelhochdeutsch -lingen (z. B. in niuwelingen ›kürzlich‹, rückelingen ›rücklings‹, vinsterlingen ›im Finstern‹), althochdeutsch -lingū̌n, -lingon (z. B. in arselingūn ›rücklings‹, blintilingon ›blindlings‹, stuzzelingūn ›planlos‹) fort. Daß das -l- dieses Wortbildungselements erst sekundär angetreten ist (wohl analog zu Ableitungen, die zum Wortstamm gehörendes -l- enthalten, vgl. etwa althochdeutsch hālingon, -un ›heimlich‹, ītalingūn ›vergeblich‹, zu Hehl bzw. eitel, s. d.), zeigen die in früher Zeit gleichermaßen nachweisbaren Adverbien auf althochdeutsch -ingū̌n, -ingon (z. B. althochdeutsch arawingūn, ardingū̌n ›umsonst, grundlos‹, fāringūn ›plötzlich, aus dem Hinterhalt‹), mittelhochdeutsch (selten) -ingen (z. B. væringen ›aus dem Hinterhalt‹); vgl. entsprechendes altsächsisch -ungo, mittelniederdeutsch -ingen, -inges, altenglisch -unga, -inga, gotisch -iggō.
Diese Adverbialsuffixe haben offenbar in nominalen Flexionsformen ihren Ursprung. Im Kern stimmen sie wahrscheinlich überein mit dem bei maskulinen Substantiven vorkommenden, die Zugehörigkeit ausdrückenden Morphem germanisch -inga-, -unga-, das in althochdeutsch -(l)ing, mittelhochdeutsch -(l)inc, neuhochdeutsch -(l)ing begegnet (z. B. Fremdling, Häuptling, Jüngling, Lehrling sowie Hering, König, Pfennig).«
Denksportaufgabe 1:
Wieviele der Wörter in dieser Liste bezeichnen Personen oder haben eine abwertende Bedeutung?
Denksportaufgabe 2:
Bilden Sie zu jedem der aufgeführten Wörter eine gendergerechte Variante. Sie werden feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist und häufiger zu Absurditäten führt. Analoga zur Form »Geflüchtete« lassen sich nur aus -ling-Wörtern bilden, die ein Verb enthalten, nicht jedoch ein Adjektiv. Beispiele: Dichterling > dichten, gedichtet > Gedichtete; Häftling, > haften, gehaftet > Gehaftete (oder > verhaften, verhaftet > Verhaftete); Impfling > impfen, geimpft > Geimpfte; Schreiberling > schreiben, geschrieben > Geschriebene; Schmetterling > schmettern, geschmettert > Geschmetterte; Zögling > ziehen, gezogen > Gezogene. Kommt Ihnen ein Verdacht?
Hilfreiche Plattformen für Sprachforscher und -liebhaber
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de
Grimmsches Wörterbuch: https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#0
Belles Lettres – Deutsch für Dichter und Denker: https://www.belleslettres.eu/
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