Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2024.
In einem Aufruf wenden sich über 150 Sprachwissenschaftler gegen die nicht nur im öffentlichen Rundfunk überhandnehmende Sprachverhunzung. Sie räumen mit einer Reihe von Scheinargumenten auf, die für das sogenannte Gendern ins Feld geführt werden, und erinnern die von den Bürgern zwangsfinanzierten Medienanstalten an ihre Verpflichtung zur politischen Neutralität, die durch ihre Parteinahme für einen von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnten Soziolekt verletzt wird. Im Fall des Aufrufs wendet sich Wissenschaft gegen Ideologie. Flankiert wird der Aufruf der Sprachwissenschaftler von einer Petition, die Politik, Verwaltung, Bildung und Gesetzgebung auffordert, sich von der Gendersprache zu verabschieden. Der Aufruf und die Petition zeugen von der zunehmenden Opposition gegen die Verformung der Alltagswelt durch eine Ideologie, deren fatale Folgen sich inzwischen auf allen Politik- und Lebensfeldern manifestieren.
Aufruf und Petition werden hier dokumentiert.
1. Aufruf: Linguistik versus Gendern
Seit 2020 hat die Verwendung der sogenannten gendergerechten Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) in erheblichem Maße zugenommen. Ausgangspunkt dieser Sprachpraxis ist die Bewertung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform, die wir als Sprachwissenschaftler und Philologen zurückweisen. Wir fordern eine kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage.
Die Sprachverwendung des ÖRR ist Vorbild und Maßstab für Millionen von Zuschauern, Zuhörern und Lesern. Daraus erwächst für die Sender die Verpflichtung, sich in Texten und Formulierungen an geltenden Sprachnormen zu orientieren und mit dem Kulturgut Sprache regelkonform, verantwortungsbewusst und ideologiefrei umzugehen. Mehr als drei Viertel der Medienkonsumenten bevorzugen Umfragen zufolge den etablierten Sprachgebrauch – der ÖRR sollte den Wunsch der Mehrheit respektieren.
Genus und Sexus
Das Konzept der gendergerechten Sprache basiert auf der wissenschaftlich umstrittenen Vermengung der Kategorien Genus und Sexus. Genus ist eine innersprachliche grammatische Kategorie, Sexus eine außersprachliche, die das biologische Geschlecht einer Person bezeichnet. Wörter wie »die Person«, »der Mensch«, »das Opfer« zeigen, dass zwischen Genus und Sexus im Deutschen keine durchgängige Korrelation besteht (auch wenn eine solche bei Personenbezeichnungen teilweise zu beobachten ist). Ein Maskulinum wie »Mensch« kann daher eine Frau bezeichnen, das Femininum »Person« einen Mann. Ebenso kann ein generisches Maskulinum wie »die Kunden« Menschen jeglichen Geschlechts bezeichnen. Genus und Sexus müssen also nicht gekoppelt sein.
Sprachhistorische Untersuchungen belegen, dass das generische Maskulinum keineswegs (wie Vertreter der Genderlinguistik behaupten) erst in jüngerer Zeit Verwendung fand, als Frauen verstärkt in Männerberufe vordrangen. Bereits im Althochdeutschen finden sich Belege für eine inklusive, also geschlechtsneutrale Verwendung des Maskulinums (Trutkowski/Weiß 2022). Das Deutsche verfügt also bereits seit Jahrhunderten über ein Mittel, geschlechtsneutral zu formulieren. Ein Bedarf für das Erstellen von Neuformen besteht grundsätzlich nicht.
Die deutsche Grammatik ist weder »gerecht« noch »ungerecht« – Gerechtigkeit ist eine ethische Kategorie, die zur Beschreibung grammatischer Strukturen nicht tauglich ist. Dass das generische Maskulinum Frauen (und nichtbinäre Identitäten) »ausschließe» oder nur »mitmeine«, ist eine Behauptung, die auf einer Fehlinterpretation grammatischer Strukturen basiert (Hackstein 2021).
Als Sprachwissenschaftler und Philologen kritisieren wir ferner, dass an Stelle von sprachsystematischen und sprachlogischen Betrachtungsweisen zunehmend psycholinguistische Studien herangezogen werden, um Veränderungen des Sprachgebrauchs zu legitimieren. Diese Studien liefern keinen belastbaren Beleg dafür, dass generische Maskulina mental vorrangig »Bilder von Männern» erzeugen. Vielmehr zeigt sich, dass die Kontextbindung, die zur Unterscheidung eines generischen von einem spezifischen Maskulinum entscheidend ist, in solchen Studien in wissenschaftlich unzulässiger Weise ausgeblendet wird. Es kann mithin aufgrund fehlerhafter Studiendesigns nicht als empirisch gesichert gelten, dass generische Maskulina (Genus) vorrangig im Sinne von »männlich« (Sexus) gelesen werden (Zifonun 2018, Payr 2022, Kurfer 2022). Die pauschalisierende Bewertung des generischen Maskulinums als grundsätzlich diskriminierende Sprachform ist auf wissenschaftlicher Basis nicht begründbar.
Auch andere zentrale Thesen der »gendergerechten Sprache« halten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand, etwa die abwegige Behauptung von der angeblichen »Unsichtbarkeit« der Frau in der deutschen Sprache (Pusch: »Das Deutsche als Männersprache«) oder die These, mit einem Eingriff in sprachliche Strukturen könnten gesellschaftliche Veränderungen bewirkt werden (sprachidealistische Position).
Wir weisen auch darauf hin, dass Gendern zu einer ausgeprägten Sexualisierung der Sprache, also zu einer permanenten Betonung von Geschlechterdifferenzen führt. Daher wird das wichtige Ziel der Geschlechtergerechtigkeit konterkariert und Gendern von einigen Debattenteilnehmern auch als sexistisch bezeichnet. (Pollatschek 2020). Im Hinblick auf das angestrebte Ziel – Geschlechtergerechtigkeit – ist Gendern also dysfunktional.
ÖRR missachtet geltende Rechtschreibnormen
Der Rat für Deutsche Rechtschreibung hat im März 2021 explizit darauf hingewiesen, dass Gender-Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt oder Unterstrich nicht dem amtlichen Regelwerk entsprechen, da diese Formen Verständlichkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten beeinträchtigen. Diese Missachtung der gültigen amtlichen Rechtschreibregeln ist nicht mit dem im Medienstaatsvertrag formulierten Bildungsauftrag der Sender vereinbar. Statt ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden, praktizieren und propagieren die Sender in ihrer Schriftnutzung (vor allem in den Online-Formaten) orthografische Freizügigkeit jenseits der verbindlichen Regeln. Auch die gesprochene Realisierung des Gendersterns – mit Glottisschlag – entspricht nicht der geltenden Aussprachenorm.
Ideologische Sprachpraxis widerspricht dem Neutralitätsgebot
Wir fordern die Abkehr von einem Sprachgebrauch, der stark ideologisch motiviert ist und überdies – so zeigen es alle aktuellen Umfragen – von der Mehrheit der Bevölkerung (ca. 75-80 %) eindeutig abgelehnt wird (> Umfragen). Es ist bedenklich, wenn immer mehr Journalisten in Unkenntnis der sprachwissenschaftlichen Fakten den Jargon einer lautstarken Minorität von Sprachaktivisten in der Öffentlichkeit verbreiten und sich hierbei fälschlicherweise auf »Sprachwandel« berufen.
Nicht zuletzt sorgt die vielfach mit moralisierendem Gestus verbundene Verbreitung der Gendersprache durch die Medien für erheblichen sozialen Unfrieden und das in Zeiten, in denen ohnehin zahlreiche gesellschaftliche Spaltungstendenzen zu beobachten sind. Auch diesen gefährlichen Partikularisierungs- und Polarisierungstendenzen in der Gesellschaft leistet Gendern Vorschub.
Der forcierte Gebrauch gegenderter Formen befindet sich nicht im Einklang mit dem Prinzip der politischen Unparteilichkeit, zu der alle Sender gemäß Medienstaatsvertrag verpflichtet sind. So stammt das Projekt der »gendergerechten Sprache« ursprünglich aus der feministischen Linguistik und wird heutzutage vorrangig von identitätspolitisch orientierten universitären Gruppierungen rund um die Social-Justice-Studies vorangetrieben (Ackermann 2022, S. 143). Gendersprache ist ein akademischer Soziolekt, der die Diskursvorherrschaft anstrebt. Zu dieser ideologisch begründeten Sprachform muss der ÖRR kritische Distanz wahren.
Zur Klarstellung: Das Bemühen um Geschlechtergerechtigkeit auch im Sprachgebrauch ist ebenso legitim wie begrüßenswert und kann nicht pauschal als »ideologisch« qualifiziert werden. Dennoch haben ideologische Strömungen im Feminismus und auch die Identitätspolitik ganz maßgeblich die Entwicklung der Gendersprache geprägt und dominieren die auch mit moralischen Argumenten geführten Debatten heute noch. Vorwiegend aus diesem Grund werden aktuelle Diskussionen selten auf sprachpragmatischer, kommunikationstheoretischer oder sprachwissenschaftlicher Basis geführt, wie von diesem Aufruf gefordert. Eine sachliche Diskussion über die Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen Sprachmodifikationen im Interesse der Geschlechtergerechtigkeit wird so verhindert.
Keine neutrale Berichterstattung über Gendern
Die Berichterstattung des ÖRR über den Themenbereich Gendersprache ist unausgewogen, vielfach tendenziös und dient im Wesentlichen der Legitimation der eigenen Genderpraxis:
- Befürworter erhalten einen deutlich größeren Redeanteil
- Werden »Experten« konsultiert, so stammen diese vorrangig aus dem Lager der Befürworter.
- Moderatoren bekennen sich zum Gendern
- In den Medien des ÖRR überwiegt eine positive Darstellung des Genderns. Kritiker werden nicht selten als reaktionär, unflexibel und frauenfeindlich geschildert. (> Belege)
Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört. – Hanns Joachim Friedrichs
Aus dem Medienstaatsvertrag:
§ 26 (2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen (MStV).
2. Die Petition
Gemeinschaft durch Sprache — Sprachgemeinschaft
Wir fordern von Politik, Verwaltungen, ÖR-Medien und Bildungseinrichtungen: Sprechen Sie unsere Sprache – die deutsche Einheitssprache. Niemand würde heute wohl die Notwendigkeit bestreiten, Rechte und Repräsentanz von Frauen und benachteiligten Minderheiten zu stärken und ihre Teilhabe an Ressourcen zu befördern. Dies alles gehört inzwischen fest zum Wertekanon westlicher Demokratien. Strittig ist jedoch das Wie. Der Feminismus ist uneins und als Genderfeminismus zerstritten. Er muss seine übergeordneten Ziele erst neu definieren. Unterdessen setzt Politik die Sprache als Haupthebel gegen das Ungerechtigkeits- und Ungleichheitsproblem zwischen den Geschlechtern ein. Die Feminisierung bzw. Ausrichtung von Sprache auf Diversität soll das Problem endlich lösen und verstärkt es stattdessen. »Geschlechtergerechte« Sprache sexualisiert Sprache generell, auch da, wo sie im Grunde geschlechtslos und neutral ist und deshalb von vornherein alle inkludiert.
So wird die Fähigkeit der Sprache geschwächt, Gemeinschaft zu stiften, neue Ungerechtigkeiten werden geschaffen. Auch widerspricht »Gendersprache« dem ausgewiesenen Mehrheitswillen. Die Auswertung verschiedener aktueller Umfragen unter tausenden Befragten[1] ist deutlich: 75-86% lehnen Gendersprache ab oder halten sie für unwichtig. Daran ändert auch die Verbreitung von Gendersprache durch öffentlich-rechtliche Medien nichts. Im Gegenteil. Sie verstärkt Polarisierung, gesellschaftliche Spaltung und Destabilisierung, da Mediennutzer ihre Erwartungen an den im Medienstaatsvertrag festgehaltenen Bildungsauftrag und die Pflicht zu weltanschaulicher Neutralität enttäuscht sehen. Der von verschiedenen politischen Akteuren immer wieder geforderte »geschlechtergerechte« Umbau von Gesetzestexten würde die Trennung der Geschlechter endgültig manifestieren.
Demokratie braucht Regeln
Die negativen Folgen der schon lange praktizierten Durchsetzungspolitik zeigen sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Jede einzelne Schule, jede Universität, jede Stadt und Gemeinde, jedes Bundesland, jede Zeitung, jeder Verlag, jeder TV- und Radiosender nimmt sich heraus, gegen geltende Regeln und den allgemeinen Sprachgebrauch eine eigene »geschlechtergerechte« Sprache zu nutzen. Unserer Meinung nach entsteht dabei ein äußerst widersprüchliches Kauderwelsch, mit dem Politik, Verwaltungen und Medien das natürliche Sprachempfinden der Bürger bewusst unterlaufen. Insbesondere soll das generische Maskulinum (histor. genus commune) aus der Sprache getilgt werden, da es angeblich nur Männer bezeichne. Um es zu vermeiden, werden anstatt allgemeingültiger Oberbegriffe für Personengruppen, wie z.B. »die Einwohner«, zahlreiche Umschreibungen verwendet: Einwohnerinnen und Einwohner, EinwohnerInnen, -/innen, -_innen, -*innen, -:innen, Einwohnende, Personen, die hier wohnen, oder nur noch feminin markierte Formen wie Einwohnerinnen, von denen sich auch Männer »mitgemeint« fühlen sollen. Die Gleichsetzung von Sexus (biolog.) und Genus (gramm.) basiert jedoch auf einer von Wenigen geteilten Auslegung der deutschen Grammatik.
Wir meinen:
• »Gendersprache« entspringt nicht dem natürlichen Sprachwandel, sondern politischen Bestrebungen, mit denen fundamental in gewachsene Sprachstrukturen eingegriffen wird. Der Gebrauch des generischen Maskulinums ist historisch belegt, wie eine aktuelle Studie von Trutkowski/Weiß zeigt. »Seit 1000 Jahren können Frauen auch Sünder, Richter und Freunde sein.«
• Gendern ist sexistisch. Sexualisierte Sprache hebt Unterschiede hervor, wo sie bedeutungslos sind, und verschleiert sie, wo sie zum Informationsgehalt gehören. Verallgemeinernde Aussagen und Vergleiche sind nicht länger möglich.
• Gendern ist reaktionär. Es schreibt den Opferstatus der Frau fort und reduziert Minderheiten auf sprachliche Zeichen.
• Gendern ist undemokratisch. Politik, Verwaltungen und ÖR-Medien gendern ohne demokratische Legitimation gegen den ausdrücklichen Mehrheitswillen.
• Gendern bewirkt das Gegenteil von dem, was es behauptet, zum Schaden vieler. Statt Gleichheit und mehr Gerechtigkeit zu erreichen, reißt es Gräben zwischen den Geschlechtern, grenzt Menschen nach gruppenbezogenen Merkmalen aus und benachteiligt Menschen mit geringer Literalität[2] (über 12% der Erwachsenen in Deutschland) oder Menschen mit Behinderungen.
• Gendersprache ist ein Integrationshindernis für Zuwanderer.
• Gendersprache ist unökonomisch. Sie widerspricht der menschlichen Neigung zur Reduzierung des sprachlichen Aufwands, und sie verschlechtert das Verhältnis von Signal (Informationsgehalt) zu Rauschen (Füllsel). Das generische Maskulinum ist als gewachsene sexusabstrahierende Form unverzichtbar. Eine vollständige Beseitigung würde die Funktionsfähigkeit der Sprache zerstören.
• Gendersprache ist grundgesetzwidrig, denn durch die erzwungene »Sichtbarmachung« von Merkmalen wie Geschlecht und sexueller Orientierung greift sie in die Intimsphäre und informationelle Selbstbestimmung des Menschen ein. Dadurch verletzt sie die Menschenwürde, die von diesen Merkmalen unabhängig und ihnen übergeordnet ist.
Begründung
Zur integrativen Funktion von Sprache und Standard
Sprache befindet sich in einem permanenten Wandlungsprozess[3]. Sie wandelt sich basisdemokratisch im Gebrauch durch ihre Sprecher. Diesen Sprachstandard aufzugeben und Werte zu propagieren, die denen der bürgerlichen Mehrheit zuwiderlaufen, ist unverantwortlich, denn die wichtigsten Kriterien der Standardsprache sind ja gerade Einheitlichkeit, Verbreitung, Verständlichkeit und soziale Übereinkunft. Der aufdringliche Gebrauch von Gendersprache durch Personen in Machtfunktionen befördert Autoritarismus und gefährdet den sozialen Frieden.
Da Politiker alle Bürger zu repräsentieren haben, fordern wir sie auf: Handeln Sie »Im Namen des Volkes«, verwenden Sie die verständliche und allgemein anerkannte Standardsprache (Standardvarietät) in Politik, Verwaltung, Bildung und öffentlicher Kommunikation. Beenden Sie die Stigmatisierung von gewachsenen grammatischen Grundformen (insbesondere des generischen Maskulinums).
Rechtsstaatlichkeit
Ohne die Akzeptanz der grammatischen Grundregeln durch Politik, Legislative und das Sprachvolk verliert Sprache ihre Verständigungsfunktion. Die Zerstörung von sprachlichen Standards würde Rechtsprechung letztlich erheblich erschweren, ließen Gerichte z.B. Befangenheitsanträge auf Grund weltanschaulicher Bedenken zu. Gerade die Standardsprache verbindet doch alle Sprecher einer Sprachgemeinschaft, und erst generische Begriffe mit ihrem hohen Abstraktionsniveau eröffnen Möglichkeiten für eine normative Wirkung von Gesetzestexten. Gendersprache berührt durch ständige Sexualisierung die Persönlichkeitsrechte, ja letztlich den Begriff der Menschenwürde, der jeglichen Einzelinteressen und -identitäten übergeordnet ist. In diesem Sinne ist sie verfassungswidrig. Auch darf die Politik »das Recht nicht dazu benutzen, gegen die im Namen des Volkes der großen Mehrheit der Bürger die Gesellschaft zu verändern.«
Deshalb fordern wir von Politik und Legislative: Beenden Sie einseitig feministische Symbolpolitik und Meinungslenkung. Schreiben Sie Gesetzestexte in der deutschen Einheitssprache.
In den ersten beiden Wellen des Feminismus haben Frauen in zähen Kämpfen Menschen- und Bürgerrechte erstritten. Diese Aufbruchsbewegungen knüpften an Humanismus und Aufklärung an. Ihre ursprünglichen Ziele wie rechtliche Gleichstellung, Wahlrecht, Recht auf Bildung, berufliche Gleichberechtigung, Selbstbestimmungsrecht, Freiheitsrechte usw. sind inzwischen gesetzlich garantiert und bilden u.a. das Fundament demokratischer Gesellschaften. Ein heutiger Feminismus sollte an diese emanzipatorischen Freiheitsbewegungen und die Gestaltungskraft der Frauen anknüpfen. Es gilt, Freiheit und Würde nicht nur für die Frauen, sondern für alle Menschen zu erreichen. Mit der Menschenwürde verknüpft sind das Recht auf individuelle Selbstbestimmung, Schutz der Privat- und Intimsphäre sowie Freiheit des Ausdrucks. Wir fordern von Politik, Verwaltungen, ÖR-Medien und Bildungseinrichtungen: Sprechen Sie unsere Sprache – die deutsche Einheitssprache.
Netzseite der Petition. Empfehlung: Unterzeichnen!
Die Netzseite des Aufrufs weist auf eine Reihe von Umfragen aus den letzten Jahren hin, deren Ergebnisse mehr als eindeutig sind:
Umfragen
Infratest dimap/Welt am Sonntag
2020 führte Infratest dimap im Auftrag der Zeitung »Welt am Sonntag« Telefoninterviews mit rund 1.000 Personen durch (Gaschke 2020). Gefragt wurde »Wie stehen Sie zur Nutzung …[von] Gendersprache in Presse, Radio und Fernsehen sowie bei öffentlichen Anlässen?«
- 56 % der Befragten sprachen sich gegen die Nutzung von Gendersprache aus
- 35 % der Befragten sprachen sich dafür aus
- 9 % machten keine Angaben
Auch unter den Frauen sprach sich eine Mehrheit (52 ) gegen die Nutzung aus. 2021 wurde diese Umfrage mit den gleichen Fragen erneut durchgeführt. Die Ablehnungsquote kletterte nach oben: von 56 auf 65%. Die Werte bei bei den Befürwortern sanken von 35% auf 26%. Zwischen den beiden Befragungen liegt ein Zeitraum, in dem Gendern in den Medien stark zunahm und auch die Debatte ums Gendern intensiv geführt wurde FAZ (2021).
INSA-Consulere/Evangelische Nachrichtenagentur idea
Im Juli 2020 befragte das Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea 2.040 Personen, ob sie Gendersprache verwenden (Idea 2020).
Von denjenigen Personen, die sich ablehnend oder zustimmend äußerten, gaben 66 % an, Gendersprache nicht zu nutzen, während 34 % angaben, dies zu tun (67 % waren Pro oder Contra, 33 % der Befragten machten keine Angaben).
INSA-Consulere/Verein Deutsche Sprache
2019 führte das Markt- und Sozialforschungsinstitut INSA-Consulere im Auftrag des Vereins Deutsche Sprache eine Umfrage bei 1.000 Personen durch (Schmoll 2019). Gefragt wurde unter anderem: »Wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gendergerechte Sprache für die Gleichstellung der Frau in Deutschland?«
- 60 % der Befragten antworteten: »sehr unwichtig oder eher unwichtig«
- 28 % der Befragten antworteten: »sehr wichtig oder eher wichtig«
- Rund 75 % gaben an, beruflich keine Gendersprache zu benutzen.
Auch 60 % der Grünen-Wähler hielt die Gendersprache für unwichtig für die Gleichberechtigung. Bei Umfragen ist die Art der Fragestellung entscheidend. Hier wurde die Frage nach dem Nutzen der gendergerechten Sprache für die Gleichstellung gestellt.
Civey/t-online.de
2019 führte das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von t-online.de eine Umfrage mit rund 5.000 repräsentativ ausgewählten Personen in Deutschland durch (Bebermeier 2019). Die Frage war: »Ist die Nutzung geschlechtsneutraler Sprachformulierungen Ihrer Meinung nach eine sinnvolle Maßnahme zur Gleichstellung aller Geschlechter?« Anlass war der Beschluss der Stadt Hannover, künftig in allen Verwaltungstexten gendergerechte Sprache zu verwenden.
- Rund 67 % verneinten diese Frage
- Rund 22 % bejahten sie
- 11 %: keine Angaben
Autoren der deutschsprachigen Wikipedia
2019 wurde unter den Autoren der deutschsprachigen Wikipedia eine Umfrage zur Akzeptanz gendergerechter Formen durchgeführt (Wikipedia 2019). Hierbei konnten verschiedene Schreibvarianten bewertet werden, woran sich jeweils durchschnittlich 225 Autoren beteiligten:
- Beidnennung: Contra: 64,6 % – Pro: 26,33 % – Enthaltung: 9,05 %
- Genderstern: Contra: 84,41 % – Pro: 14,28 % – Enthaltung: 1,29 %
- Gendergap: Contra: 91,30 % – Pro: 11,52 % – Enthaltung: 1,38 %
- Schrägstrich-Varianten: Contra: 78,15 % – Pro: 15,04 % – Enthaltung: 6,79 %
- Binnen-I: Contra: 81,42 % – Pro: 12,85 % – Enthaltung: 5,71 %
Das ebenfalls abgefragte inklusive/generische Maskulinum erreichte einen Zustimmungswert von 74,71 % (im Vergleich zu 20,68 % Contra-Stimmen). Auffällig sind hier die vielen Contra-Stimmen bei den Varianten mit Genderstern und Gendergap. Man könnte an dieser Stelle einwenden, dass die große Mehrheit der Autoren bei Wikipedia eben Männer seien (Wikipedia 2018) und dass ein solches Ergebnis mit einer ausgeprägten Präferenz für das inklusive Maskulinum deshalb zu erwarten war.
Politbarometer ZDF
2021 befragte das ZDF für sein »Politbarometer« 1.224 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte:
- 26 % der Befragten hielten es für »wichtig« oder »sehr wichtig«, wenn in »den Medien weitgehend auf eine geschlechtergerechte Sprache geachtet wird«
- 73 % für »nicht so wichtig« oder »überhaupt nicht wichtig«.
Im Zusammenhang mit dieser Umfrage wurde dem ZDF vorgeworfen, die Befragung bezüglich des Genderns in der Präsentation des Barometers zu »verstecken«, also nur sehr schlecht sichtbar zu präsentieren (Pro 2021).
Meinungsbarometer des MDR
2021 befragte der MDR 26.000 Menschen aus Mitteldeutschland zur Gendersprache (Online-Befragung).
- 14 % bezeichneten gendergerechte Sprache als »wichtig«
- 86 % bezeichneten sie als »unwichtig«
In der Umfrage wurde auch nach Begriffen gefragt, die die Befragten mit Gendern in Verbindung bringen. Die am häufigsten genannten Wörter waren: »überflüssig«, »unnötig«, »übertrieben«, »Unsinn«. Es wurde außerdem gefragt, ob die Befragten die Verwendung von Gendersprache in bestimmten Bereichen des Lebens befürworten oder ablehnen.
Es zeigt sich: In allen Bereichen ist es einer deutlichen Mehrheit lieber, wenn nicht gegendert wird. So lehnen fast drei Viertel (74 %) Gendersprache in den Medien ab. Die größte Zustimmung gibt es bei staatlichen Stellen, etwa Ämtern, Behörden oder Ministerien. Aber auch hier befürworten es mehr als zwei Drittel (68 %) nicht (MDR 2021).
RTL/ntv-Trendbarometer
2021 befragte die Meinungsforschungsagentur Forsa im Auftrag von RTL/ntv rund 2.000 deutsche Bundesbürger.
- 82 % der Befragten halten das Thema in ihrem Alltag für unwichtig.
- 75 % der Befragten lehnen geschlechtsneutrale Formulierungen in Nachrichtensendungen in Fernsehen oder Radio ab (ntv 2021).
Zusammenfassung
Die Auswertung aktueller Umfragen zu diesem Thema spricht eine deutliche Sprache: Ablehnende Haltungen sind dort durchweg in der Mehrheit.
Die deutsche Sprache ist ein Kollektivgut; substanzielle Eingriffe ohne entsprechende öffentliche Diskussion bzw. Mitspracherechte sind daher nicht legitim.
Quellen:
Bebermeier, J. (25. Januar 2019). »So denken die Deutschen über Gender-Sprache«. t-online. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_85146576/exklusive-umfrage-so-denken-die-deutschen-ueber-gender-sprache.html. Zugegriffen: 5. Dez. 2020.
FAZ (23.5.21). Die Bürger wollen keine Gendersprache. Franfurter Allgemeine Zeitung. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/grosse-mehrheit-laut-umfrage-gegen-gendersprache-17355174.html. Zugegriffen: 10. Okt. 2021.
Gaschke, S. (31. Mai 2010). »Mehrheit der Frauen will keine Gendersternchen«. Die Welt. https://www.welt.de/politik/deutschland/article208647269/Umfrage-Mehrheit-der-Deutschen-lehnt-Gendersternchen-ab.html – Infratest-Dimap: https://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/vorbehalte-gegenueber-genderneutraler-sprache/ Zugegriffen: 5. Dez. 2020.
Idea. (7. Juli 2020). »Rund ein Viertel der Deutschen nutzt hin und wieder Gendersprache«. Idea. https://www.ideaschweiz.ch/gesellschaft/detail/rund-ein-viertel-der-deutschen-nutzt-hin-und-wieder-gendersprache-113529.html. Zugegriffen: 20. Jan. 2021.
MDR (2021). MDRfragt: Deutliche Mehrheit lehnt Gendersprache ab. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/mdrfragt-umfrage-ergebnis-deutliche-ablehnung-von-gendersprache-100.html. Zugegriffen: 17. Okt. 2021.
News aktuell. (2020). »Keine einheitliche Regelung: Wie die PR mit gendergerechter Sprache umgeht.« https://www.presseportal.de/pm/6344/4590880. Zugegriffen: 5. Dez. 2020.
ntv (2.6.2021). RTL/ntv-Trendbarometer – Große Mehrheit findet »Gendern« unwichtig.
https://www.n-tv.de/panorama/Grosse-Mehrheit-findet-Gendern-unwichtig-article22592571.html
Pro – Das christliche Medienmagazin (2021). Gendersprache stößt auf Ablehnung. https://www.pro-medienmagazin.de/gendersprache-stoesst-auf-ablehnung/. Zugegriffen: 10. Oktober 2021.
Schmoll, H. (2. April 2019). »Ungeliebter Stern. Ablehnung von Gendersprache«. FAZ. https://zeitung.faz.net/faz/politik/2019-04-02/6dbc5478037bc37f1f63860a9e9a70d6/. Zugegriffen: 5. Dez. 2020.
Wikipedia. (2018). Geschlechterverteilung in der Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechterverteilung_in_der_Wikipedia. Zugegriffen: 5. Dez. 2020.
Wikipedia. (2019). Wikipedia/Umfragen/Formen geschlechtergerechter Sprache. https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Umfragen/Formen_geschlechtergerechter_Sprache#Option_1:_Doppelnennung. Zugegriffen: 20. Jan. 2021.
Passend dazu:
BR Diversity-Talk 2022: Gendern – Modeerscheinung oder Sprach(r)evolution?
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Anmerkungen:
- Payr, Fabian, Von Menschen und Mensch*innen, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2021, S. 139 ff ↑
- Grotlüschen, Anke, Buddeberg, Klaus (Hrsg.), Leo 2018, Leben mit geringer Literalität, wbv, Bielefeld 2020 ↑
- Hackstein, Olav, Grammatik im Fegefeuer, faz, 18. 10. 21 ↑
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