Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024.
Die »Belt and Road«-Initiative Chinas ist ein schwindelerregender Plan, um Ostasien durch die wirtschaftliche Infrastruktur des 21. Jahrhunderts mit mehr als 100 Ländern weltweit zu verbinden – durch Autobahnen und Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnlinien, Stromnetze, Energie-Pipelines, Kommunikationssysteme, Städte, Häfen und mehr. In seinem Artikel »Die Ukraine und der Tunnel am Ende des Lichts« erläutert der Historiker Robert Freeman, was dieses umfangreiche Projekt für die Welt bedeutet.
Die Ukraine und der Tunnel am Ende des Lichts
»Licht am Ende des Tunnels« war eine ikonische Phrase, die von Bellizisten verwendet wurde, um die USA in Vietnam festzuhalten, lange nachdem der Krieg verloren war. Sie implizierte, dass Insider durch den Nebel des Krieges hindurchsehen und wissen können, dass die Dinge besser werden. Es war eine Lüge.
Im Januar 1966, lange vor dem militärischen Höhepunkt des Krieges, teilte Verteidigungsminister Robert McNamara Präsident Johnson mit, dass die Chancen der USA, auf dem Schlachtfeld zu gewinnen, bei eins zu drei lagen. Doch Johnson wollte, wie Eisenhower und Kennedy vor ihm und Nixon nach ihm, nicht der erste amerikanische Präsident sein, der einen Krieg verliert. Also dachte er sich eine einfache Lüge aus und »kämpfte weiter«.
Die Lüge wurde durch die Tet-Offensive im Januar 1968 entlarvt. Mehr als 100 US-Militäreinrichtungen wurden in einer koordinierten landesweiten Offensive angegriffen, die die USA in Erstaunen versetzte. Der Rundfunksprecher Walter Cronkite, damals »der vertrauenswürdigste Mann in Amerika«, brüllte im nationalen Fernsehen: »Ich dachte, wir würden diese verdammte Sache gewinnen.« Es war der Anfang vom Ende des Scheiterns der mörderischen Okkupation durch die USA.
Wir stehen jetzt vor einem weiteren Licht-und-Tunnel-Ereignis, diesmal in der Ukraine. Nur ist es diesmal nicht das Licht am Ende des Tunnels. Es ist der Tunnel am Ende des Lichts. Was will ich damit sagen?
Bis jetzt war alles leicht. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als die rauflustigen ukrainischen Streitkräfte den barbarischen russischen Horden in den Hintern traten? Als jede Entwicklung die schwerfällige Strategie der Russen, die schlechte Moral ihrer Soldaten, die schlechte Versorgung ihrer Armee und ihre schlechte Führung sowie die gefährliche politische Lage für Putin in der Heimat bezeugte? Das Testosteron war in Wallung. Die Angeberei war berauschend. Der Exzeptionalismus war geradezu verführerisch. Es war nur eine Frage der Zeit, des Mutes und der Entschlossenheit, bis die Ukraine dem Tyrannen die Nase blutig schlagen und ihm zeigen würde, woraus der Westen gemacht war.
Erinnern Sie sich?
Nicht mehr.
Man kann einen Krieg nur eine bestimmte Zeit lang auf der Grundlage von Rauch und Spiegeln, Wahnvorstellungen und Illusionen, Lügen und Presseerklärungen führen. Irgendwann holt einen die Realität ein. Die von der Propaganda indoktrinierte amerikanische Bevölkerung konnte es nicht wissen, aber dieses Einholen begann in den ersten Wochen des Krieges und hat sich seitdem beschleunigt.
In der ersten Woche des Krieges hatte Russland die ukrainische Luftwaffe und Luftabwehr zerstört. In der zweiten Woche hatte es den größten Teil der ukrainischen Waffenarsenale und Waffendepots ausgeschaltet. In den folgenden Wochen und Monaten zerstörte es systematisch die Artillerie, die aus den ehemaligen Warschauer-Pakt- und heutigen NATO-Ländern in Osteuropa geliefert worden war. Es demontierte die Transport- und Kraftstoffversorgungssysteme des Landes. Vor kurzem hat es den größten Teil der elektrischen Infrastruktur des Landes ausgeschaltet.
Die ukrainische Armee hat schätzungsweise 150.000 Soldaten verloren, was mehr als das 140fache der Verluste der USA in Vietnam ist. Und das zu einer Zeit, in der 10 Millionen der ehemals 36 Millionen Einwohner aus dem Land geflohen sind. Das Militär ist darauf angewiesen, 16-jährige Jungen und 60-jährige Männer an die Front zu schicken. Es kann keine Ersatzmunition beschaffen. Russland hat etwa 90 % der ukrainischen Drohnen ausgeschaltet, so dass die Ukraine weitgehend blind ist. Die Lieferzeiten für die Panzer, die den erhofften »Game Changer« darstellen, betragen Monate und Jahre. Nicht, als ob das eine Rolle spielen würde.
Erinnern Sie sich an all die anderen gescheiterten »Game Changer«? Die Haubitzen M777 und die gepanzerten Kampffahrzeuge Stryker? Die HIMARS-Mehrfachraketenwerfer und die PATRIOT-Luftabwehrsysteme? Sie alle sollten einmal das Blatt wenden. Alle haben sich als unfähig erwiesen, Russland daran zu hindern, 20 % des ukrainischen Territoriums zu erobern und das Land und seine Bevölkerung an die russische Föderation anzugliedern.
Die Vereinigten Staaten haben auch den Wirtschaftskrieg verloren. Erinnern Sie sich an Joe Bidens wahnhafte Vorhersage, die USA würden dafür sorgen, dass »der Rubel in Schutt und Asche gelegt wird«? Und dass »das strengste Sanktionsregime der Geschichte« Russland »schwächen« und vielleicht sogar zu Putins Sturz führen würde? Das meiste davon ist nach hinten losgegangen, und zwar gewaltig. Im vergangenen Jahr erklomm der Rubel seinen höchsten Kurs in der Geschichte. Russlands Handelsüberschuss von 227 Milliarden Dollar im Jahr 2022 stellt gegenüber 2021 eine Steigerung um 86 % dar. Das Handelsdefizit der USA stieg im gleichen Zeitraum um 12,2 % und nähert sich der 1-Billion-Dollar-Marke.
All dies und noch mehr hat dazu geführt, dass sich die Meinung der Insider inzwischen gegen den Krieg richtet. Hochrangige Beamte in Europa sprechen offen darüber, dass die Verluste untragbar sind und sie zu den Sicherheitsarchitekturen zurückkehren sollten, die vor dem vergifteten, von der CIA unterstützten Putsch auf dem Maidan im Jahr 2014 vorherrschten. Mark Milley, Vorsitzender des Generalstabs, ließ kürzlich verlauten, dass »es sehr, sehr schwierig sein wird, die Russen im nächsten Jahr aus der gesamten besetzten Ukraine zu vertreiben«. Die Washington Post warnte, die Ukraine stehe vor einem »kritischen Moment« im Krieg, und betonte, die Unterstützung der USA sei nicht grenzenlos und werde bald erschöpft sein.
Die RAND Corporation, einer der am besten vernetzten Strategieflüsterer der USA, hat gerade einen Bericht veröffentlicht, in dem es heißt: »Die Folgen eines langen Krieges überwiegen bei weitem die Vorteile.« Darin wird ausdrücklich gesagt, die USA sollten ihre Ressourcen für den wichtigeren bevorstehenden Konflikt mit China aufsparen. Newsweek titelte: »Joe Biden bot Wladimir Putin 20 Prozent der Ukraine an, um den Krieg zu beenden«. Das Magazin enthüllte auch, dass »fast 90 Prozent der Welt uns in Bezug auf die Ukraine nicht folgen«. Weite Teile Lateinamerikas, Afrikas und Asiens weigern sich, die USA bei ihrer Forderung nach Sanktionen gegen Russland zu unterstützen.
Dies sind keine Prophezeiungen über ein »Licht am Ende des Tunnels«. Ganz im Gegenteil. Wenn es einen roten Faden gibt, der sich durch alles zieht, dann ist es die erschütternde Erkenntnis, dass der Krieg militärisch, wirtschaftlich und diplomatisch verloren ist, dass es kein plausibles Szenario gibt, in dem diese Verluste durch einen weiteren Kriegseinsatz wettgemacht werden können, und dass das, was jetzt gebraucht wird, eine Strategie ist, um die Verluste zu verstecken, auszusteigen und – wie auch immer – das Gesicht zu wahren.
Aber ein solches Szenario wird nicht verfügbar sein. Hier kommt der Tunnel am Ende des Lichts ins Spiel.
Noch bevor die USA und ihre NATO-Marionetten den Krieg begonnen haben, hat sich der Rest der Welt – und damit ist der größte Teil der Welt gemeint – zu einem antiwestlichen Wirtschafts- und Sicherheitsblock zusammengeschlossen. Angeführt von China und seinem strategischen Verbündeten, Russland, umfasst dieser Block mehr als ein Dutzend Handels- und Sicherheitsorganisationen. Dazu gehört die BRICS-Konföderation aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die ausdrücklich an der Entwicklung multipolarer Institutionen arbeitet, um dem unipolaren Hegemonialmodell der USA die Stirn zu bieten.
Dazu gehört die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOC), ein Sicherheitspakt, der aus führenden Nationen Ost-, Zentral- und Südasiens besteht, darunter China, Russland, Indien und bald auch dem Iran, der Türkei und Saudi-Arabien. Sie arbeitet ausdrücklich daran, Maßnahmen zu entwickeln, um die Art von räuberischen, militärischen Angriffen zu verhindern, die die USA gegen den Irak, Libyen, Somalia, Jemen und Afghanistan durchgeführt haben.
Der Wirtschaftsmotor hinter diesen Bemühungen ist Chinas Belt and Road Initiative. Die Belt and Road Initiative (BRI) ist ein schwindelerregender Plan, um Ostasien durch die wirtschaftliche Infrastruktur des 21. Jahrhunderts mit mehr als 100 Ländern weltweit zu verbinden – durch Autobahnen und Hochgeschwindigkeitsstrecken, Stromnetze, Energiepipelines, Kommunikationssysteme, Städte, Häfen und vieles mehr. Es ist wichtig, zu verstehen, warum die BRI eine so große Herausforderung für die Vormachtstellung der USA in der Welt darstellt.
Infrastrukturen sind deshalb so mächtig, weil sie eine unvorstellbare Fülle sekundärer und tertiärer wirtschaftlicher Vorteile mit sich bringen. Im 19. Jahrhundert waren es die Eisenbahnen, die die USA als ersten kontinentalen Markt der Welt zusammenschweißten. Die Hersteller konnten für einen größeren Markt und damit in größerem Umfang und zu niedrigeren Kosten produzieren als irgendwo sonst auf der Welt.
Die Eisenbahnen machten die USA zum größten Markt der Welt für Eisen, Stahl, Werkzeugmaschinen, Dampfwalzen, landwirtschaftliche Geräte und eine Vielzahl anderer gewerblicher und industrieller Produkte, die für eine moderne industrielle Wirtschaft unerlässlich sind. Zu Beginn der 1800er Jahre hatten die USA einen Anteil von 1,5 % am weltweiten Bruttosozialprodukt. Sie beendeten das Jahrhundert mit 19 % eines viermal größeren globalen BIP und waren damit die größte Volkswirtschaft der Welt.
Ähnlich verhält es sich mit den Automobilen. Die Leute denken, dass es Henry Ford und die Massenproduktion waren, die das zwanzigste Jahrhundert zum »amerikanischen Jahrhundert« machten. In Wirklichkeit waren es Millionen von Kilometern an Straßen und später an Autobahnen, ohne die das Auto ein teures Spielzeug der Wohlhabenden geblieben wäre. Diese Straßen überzogen das Land mit einem Asphaltnetz, das individuelle Mobilität ermöglichte, und zwar für praktisch jeden, überall und bis zu jeder Adresse im Land. So etwas hatte die Welt noch nie gesehen.
Die sekundären und tertiären wirtschaftlichen Auswirkungen waren erstaunlich: von den weltgrößten Märkten für Stahl, Glas, Kunststoffe und Gummi, über Benzin, Diesel, den Bau von Autobahnen in kontinentalem Maßstab, Reparaturwerkstätten und Drive-Ins bis hin zur gesamten Palette der zivilisatorischen Erscheinungen, die wir als Vorstadt kennen. Das zwanzigste Jahrhundert war das Jahrhundert des Automobils. Die von den USA geschaffene Infrastruktur war der Hauptgrund dafür, dass sie – zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht – die meiste Zeit dieses Jahrhunderts an der Spitze der Welt standen.
China schlägt nun vor, dasselbe für Asien im einundzwanzigsten Jahrhundert zu tun, allerdings in einem viel größeren Maßstab. Es führt einen Ausbau der Infrastruktur an, der Eisenhowers Interstate-Autobahnsystem in den Schatten stellen wird. Es wird die meisten der fünf Milliarden Menschen in Eurasien versorgen, dreißig Mal mehr als die 150 Millionen Menschen, denen Eisenhowers Projekt zugutekam.
In weiser Voraussicht hat China dafür gesorgt, dass alle der über 100 Länder, die sich der BRI anschließen, durch ihre Teilnahme bereichert werden, sei es, dass sie sich im eigenen Land weiterentwickeln oder ihre internationale Reichweite vergrößern. Es handelt sich um das größte, eindrucksvollste, geografisch weitreichendste, die meisten Nationen einschließende Wirtschaftsunternehmen in der Geschichte der Welt, von dem alle Beteiligten profitieren. Die USA sind nicht Teil davon.
Schließlich ist da noch die Frage des Dollars. Seit dem Bretton-Woods-Abkommen von 1944 hat die Weltwirtschaft den Dollar als Hauptwährung für den internationalen Handel verwendet. Dies hat den USA ein »exorbitantes Privileg« verschafft, da sie im Grunde genommen einen unbegrenzten Strom von Barschecks an die Welt ausstellen können, denn die Länder brauchen den Dollar, um internationalen Handel zu betreiben. Die USA »verkaufen« ihnen durch die Ausgabe von Staatsanleihen Dollars, die ein universell verwendbares internationales Tauschmittel sind.
Eine der Folgen dieses Arrangements ist, dass es den USA erlaubt hat, weit über ihre Verhältnisse zu leben und seit 1980, als die Staatsverschuldung bei nur 1 Billion Dollar lag, 32 Billionen Dollar Schulden anzuhäufen. Mit diesen Schulden finanzieren die USA unter anderem ihr gigantisches Militär mit seinen 800 Militärbasen auf der ganzen Welt, das sie für Unternehmungen wie die Zerstörung Serbiens, Libyens, des Iraks, Afghanistans, Syriens, Somalias und eine Vielzahl kleinerer Übergriffe auf andere Länder einsetzen. Die ganze Welt sieht das und ist davon abgestoßen.
Die Welt sieht, wie die Dollar-Hegemonie die Fähigkeit der USA untermauert, politische Umstürze in Honduras, Venezuela, Peru, Bolivien, Kasachstan, Pakistan, Myanmar, Weißrussland, Ägypten, Syrien und natürlich in der Ukraine durchzuführen oder solche Umstürze zu versuchen. Und das sind nur die Länder der letzten zwei Jahrzehnte.
Die selbe Dollar-Hegemonie hat in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die Raubzüge der USA gegen den Iran, die Dominikanische Republik, Guatemala, Vietnam, Nicaragua, Kuba, Chile, den Kongo, Brasilien, Indonesien und Dutzende anderer Länder ermöglicht. Auch das sieht der Rest der Welt. Die US-Bürger, die in ihrer hermetisch abgeriegelten, realitätsfernen Medienblase gefangen sind, sehen es nicht.
Die Welt hat gesehen, wie die USA russische Guthaben in Höhe von 300 Milliarden Dollar gestohlen haben, die sich in westlichen Banken befanden, als Teil ihres Sanktionsregimes gegen Russland wegen dessen Rolle im Ukraine-Krieg.
Sie hat gesehen, wie die USA Dollar-Guthaben von Venezuela, Afghanistan und dem Iran gestohlen haben. Sie sieht, wie die Anhebung der Zinssätze durch die US-Notenbank, um die Bedürfnisse der USA zu befriedigen, dazu führt, dass Kapital aus anderen Ländern abfließt, und wie sie deren Währungen fallen lässt und ihnen eine Inflation aufzwingt. Kein einziges Land der Welt bleibt davon verschont.
Die kumulative Wirkung dieser Tatsachen ist, dass viele Länder lieber nicht Geiseln der impliziten und expliziten negativen Folgen der Dollar-Hegemonie sein möchten. Sie wollen auch das »exorbitante Privileg« abschaffen, das die USA ihrer Meinung nach zu ihrem individuellen und kollektiven Nachteil missbraucht haben.
Sie haben – wiederum unter der Führung Russlands und Chinas – damit begonnen, ein internationales Finanz- und Handelssystem aufzubauen, das sich nicht auf den Dollar stützt, sondern die lokalen Währungen der Länder, und Gold, Öl oder andere Vermögenswerte nutzt. Es erhielt im vergangenen Jahr besonderen Auftrieb, als Saudi-Arabien ankündigte, chinesische Yuan als Tauschmittel für sein Öl zu akzeptieren. Öl ist der wertvollste international gehandelte Rohstoff der Welt, so dass der Eindruck entsteht, dass ein Damm zu brechen beginnt.
Es wird Jahre dauern, bis ein gleichwertiger Ersatz für den Dollar etabliert ist, aber was vor ein paar Jahren als Rinnsal begann, hat als Folge der US-Aktionen in der Ukraine an Schwung und Dringlichkeit gewonnen. Wenn der Dollar nicht mehr die internationale Reservewährung der Welt ist und die Nationen keinen Dollar mehr brauchen, um miteinander Handel zu treiben, werden die USA nicht mehr in der Lage sein, ihre massiven Haushalts- und Handelsdefizite durch das Ausstellen von Schecks zu finanzieren. Der Rückzug wird quälend sein und die globale Hegemonie der USA stark einschränken.
Das Vorgehen der USA in der Ukraine hat ihre beiden größten Widersacher, Russland und China, zusammengeführt. Zusammen mit Indien, der Türkei, Saudi-Arabien, dem Iran und Dutzenden anderer Länder führen sie die von Mackinder befürchtete eurasische Integration durch, die die USA aus dem größten und dynamischsten Handelsblock der Welt ausschließen wird.
Das militärische Scheitern der USA hat (nach Irak und Afghanistan) einmal mehr die relative Ohnmacht des US-Militärs vor Augen geführt. Ja, sie können immer noch kleine, wehrlose Länder wie Serbien, Libyen, Afghanistan und den Irak zerstören. Aber gegen einen ebenbürtigen Konkurrenten, der sich entschieden hat, ihnen die Stirn zu bieten, haben die USA, offen gesagt, den Kürzeren gezogen. Die ganze Welt kann es sehen.
Die Ereignisse haben auch die Hohlheit des US-geführten Wirtschafts- und Finanzsystems aufgezeigt, insbesondere im Vergleich zu China. Chinas Wirtschaftsleistung hat die der USA bei weitem übertroffen. Es hat mehr Menschen schneller aus der Armut befreit als jedes andere Land in der Weltgeschichte. Sein Wachstum hat es, gemessen an der Kaufkraftparität, zur größten Volkswirtschaft der Welt gemacht. Während die durchschnittlichen inflationsbereinigten Einkommen in den USA kaum höher sind als vor 50 Jahren, sind die Einkommen in China im gleichen Zeitraum um mehr als das 10-fache gestiegen. Und das, ohne dass es andere Nationen, die sich seinem hegemonialen Willen nicht beugen wollen, brutalisiert und ausgeplündert hätte.
Und der Krieg hat wie nichts anderes die diplomatische Isolation der USA offengelegt, da die große Mehrheit der Weltbevölkerung sich weigert, die von den USA geforderten Sanktionen gegen Russland umzusetzen. Die Zerstörung der Nord-Stream-Gaspipeline gilt als der größte Akt des staatlich geförderten Terrorismus in der Geschichte und übertrifft in Bezug auf die Hunderte von Millionen Menschen, die dadurch zu Schaden kommen werden, bei weitem 9/11. Und das bei einem seiner vermeintlichen Verbündeten, Europa. Stellen Sie sich vor, was mit seinen Feinden passiert.
Dies ist der Tunnel am Ende des Lichts, eine multipolare im Gegensatz zu einer unipolaren Welt. Sie bedeutet eine zunehmende Isolierung der USA vom Rest der Welt, die Verengung der Optionen, die Einschränkung der Möglichkeiten, den Verlust der strategischen Vorrangstellung, die die größte Macht in der Geschichte der Welt einst innehatte. Es bedeutet eine drastische Verringerung der Macht und des Einflusses gegenüber den strategischen Gegnern der USA und eine deutlich eingeschränkte Fähigkeit, in der Welt militärisch, wirtschaftlich und finanziell zu agieren, da das Scheckbuch bald weg ist.
In zwanzig oder dreißig Jahren werden die USA immer noch eine bedeutende regionale Macht sein, vielleicht wie Brasilien in Südamerika, der Iran in Westasien oder Nigeria in Afrika. Aber sie werden nicht mehr der globale Hegemon sein, der sie einst waren und der in der Lage war, seine Macht in die Welt zu projizieren und sie auszuüben, wie sie es im letzten Jahrhundert getan haben. Die USA haben ihre providentielle Segnung als außergewöhnliche Nation missbraucht. Dieser Missbrauch wurde erkannt und angeprangert, und die meisten anderen Nationen der Welt gehen nun dagegen vor. Die Zukunft wird für die USA ganz anders aussehen als die letzten 80 Jahre, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als sie wie ein Riese unter Pygmäen über dem Rest der Welt thronten. Die Ukraine wird sich als Wendepunkt in diesem Wandel erweisen, als der Tunnel am Ende des Lichts.
Robert Freeman ist Gründer und geschäftsführender Direktor des Global Uplift Project, das kleine Infrastrukturprojekte in den Entwicklungsländern aufbaut, um die Fähigkeit der Menschen zur Selbstentfaltung zu verbessern. Robert unterrichtete Wirtschaft und Geschichte an der Los Altos High School, wo er auch das Rede- und Debattierteam trainierte, das 2006 einen nationalen Champion hervorbrachte. Er hat sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer ausgiebig bereist. Er ist der Autor der Reihe »The Best One Hour History«, zu der unter anderem »World War I« (2013), »The InterWar Years« (2014) und »The Vietnam War« (2013) gehören.
Der Artikel erschien am 26. Februar 2023 auf der Plattform »Common Dreams« und wird hier aufgrund einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht.
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