Tübinger Ärzte kritisieren die STIKO

Zuletzt aktualisiert am 19. April 2024.

Ende Mai 2023 schrieben Tübinger Ärzte gemeinsam mit Impfgeschädigten einen offenen Brief an die Ständige Impfkommission, die Tübinger Pandemiebeauftragte Dr. Lisa Federle und den Leiter der Universitätsklinik Prof. Dr. Michael Bamberg. Die Verfasser forderten die STIKO auf, die Impfempfehlung für die Covid-19-Impfstoffe auszusetzen, bis die von ihnen aufgeworfenen Fragen vollständig geklärt seien. Von der Uniklinik Tübingen forderten sie die Einrichtung einer Post-Vac-Ambulanz. Professor Thomas Mertens antwortete Ende Juni; einen Monat später folgte eine Entgegnung. Die Tübinger Ärzte kritisieren die STIKO in ihrem letzten Schreiben massiv.

Tübinger Ärzte kritisieren die STIKO

Grafik aus: Kuhbandner C, Reitzner M (May 23, 2023) Estimation of Excess Mortality in Germany During 2020-2022. Cureus 15(5)

Im Folgenden wird die bisherige Korrespondenz zwischen Ärztegruppe und STIKO dokumentiert. Die Korrespondenz des Tübinger Klinikums mit der Ärztegruppe kann hier nachgelesen werden.


Der Brief vom 30. Mai 2023 an die STIKO

Wir distanzieren uns

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die COVID-19-Pandemie für beendet erklärt. Die Maßnahmen sind weitgehend aufgehoben. Wenige Tage zuvor, am 3.4.2023, zog das Schweizer Bundesamt für Gesundheit seine Empfehlung der Covid-19-Impfung zurück. In Deutschland wird die Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) weiterhin empfohlen.

Seit über einem Jahr trifft sich eine Gruppe von Ärzten, Wissenschaftlern und Therapeuten mit Vertretern der Post-Vac-Selbsthilfegruppe im Tübinger Sozialforum zum Austausch über Behandlungsmöglichkeiten schwerer Impfnebenwirkungen. Momentan sind über 50.000 Fälle schwerer Nebenwirkungen gemeldet, die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich viel höher.

Wir distanzieren uns von der Impfempfehlung der STIKO zu Covid-19 und fordern deren Aussetzen, solange nicht geklärt ist:

  1. Wie hoch ist die Rate an schweren Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung?
  2. Wie hoch ist die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung?
  3. Ist ein Zusammenhang der aktuellen Übersterblichkeit mit der Impfung auszuschließen?
  4. Wie lange verbleiben Spike-Proteine und Nanopartikel im Körper?
  5. Wie hoch ist die Häufigkeit von Long-Covid bei Geimpften?

Wir fordern die umgehende Einrichtung einer Post-Vac-Ambulanz an der Uniklinik Tübingen bzw. die Öffnung der Long-Covid-Ambulanz für Post-Vac-Betroffene.

Diese Forderung richten wir an die Tübinger Pandemiebeauftragte Dr. Lisa Federle, Herrn Oberbürgermeister Boris Palmer und den Leiter der Universitätsklinik Prof. Dr. Michael Bamberg.

Wir fragen:

Warum werden Long-Covid- und Post-Vac-Betroffene unterschiedlich behandelt?

Warum gibt es am UK Tübingen eine Long-Covid- aber keine Post-Vac-Ambulanz?

Wir laden die Angesprochenen von Universität und Politik zum Erfahrungsaustausch ein über die zahlreichen und z. T. schweren Impfnebenwirkungen, die wir in unseren haus- und fachärztlichen Praxen sehen, mit dem Ziel, die medizinische Versorgung der Betroffenen zu verbessern.

Es folgen die Unterschriften der Verfasser und Angehöriger der Ärztegruppe.


Die Antwort von Professor Mertens vom 27. Juni 2023:

Antwort an die Tübinger Ärztegruppe und Post-Vac-Selbsthilfegruppe

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Ihrem Schreiben vom 30.05.2023 bitten Sie die STIKO um Stellungnahme zu den folgenden Fragen, die wir hiermit gerne beantworten.

  1. Wie hoch ist die Rate an schweren Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung?
  2. Wie hoch ist die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung?
  3. Ist ein Zusammenhang der aktuellen Übersterblichkeit mit der Impfung auszuschließen?
  4. Wie lange verbleiben Spike-Proteine und Nanopartikel im Körper?
  5. Wie hoch ist die Häufigkeit von Long-Covid bei Geimpften?

+++++++++

Die STIKO wägt Risiken und Nutzen einer Impfung für die einzelnen Bevölkerungsgruppen ab, bevor sie eine Impfempfehlung ausspricht oder nicht ausspricht. Dabei muss auch das Risiko des Nicht-Impfens berücksichtigt werden. So war SARS-CoV-2 bei den meisten der mehr als 170.000 in Deutschland gemeldeten COVID-19-Todesfälle ursächlich oder zumindest mitursächlich. Dies bestätigen auch repräsentative Obduktionsstudien verschiedener Universitätskliniken. Die STIKO empfiehlt nur Impfungen, bei denen der Nutzen deutlich überwiegt. Die ausführlichen wissenschaftlichen Begründungen der STIKO sind abrufbar unter www.rki.de/covid-19-impfempfehlung.

Zu 1.+4.: Die Impfstoffsicherheit wird in Deutschland gemäß Zuständigkeit und Voraussetzungen vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) überwacht. Die STIKO stützt sich hinsichtlich nationaler Daten auf das PEI und wird bei diesem Thema vom PEI beraten (E-Mail: anfragen@pei.de). Internationale Daten und Veröffentlichungen zur Impfstoffsicherheit werden fortlaufend geprüft und berücksichtigt. Die letzte Einschätzung der STIKO zur Sicherheit der COVID-19 Impfstoffe ist in der wissenschaftlichen Begründung der STIKO zur Implementierung der COVID-19-Impfung in die allgemeinen Empfehlungen der STIKO 2023 (S. 26 ff) nachzulesen.

Mögliche Impfnebenwirkungen in Gestalt eines sogenannten »Post-Vac-Syndroms« sind derzeit pathogenetisch schwer zu fassen. Das Post-Vac-Syndrom schließt eine Vielzahl verschiedenster Symptome und Zeichen ein. Eine einheitliche Falldefinition existiert bisher nicht. Basierend auf Fallberichten werden ätiologisch verschiedenste Mechanismen postuliert, wie z.B. die andauernde Expression von Spikeprotein, die Bildung von Autoantikörpern oder die Reaktivierung von persistierenden Viren. Die fehlende Falldefinition erschwert entscheidend die Bestimmung einer Inzidenz, macht aber auch die Suche nach Risikofaktoren extrem schwer. Auch der Vergleich internationaler Meldezahlen ergibt derzeit kein verständliches Bild zur wirklichen Inzidenz des Post-Vac-Syndroms. Natürlich muss jeder kranke Mensch die Möglichkeit einer adäquaten Diagnostik und Therapie erhalten, unabhängig von der Ätiologie der Erkrankung.

Zu 2.: Zur Beurteilung der COVID-19-Impfeffektivität wertet das RKI verschiedene Datenquellen aus: die IfSG-Meldedaten, eine prospektiv rekrutierende, krankenhausbasierte Fall-Kontrollstudie zur Wirksamkeit und Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen (www.rki.de/covik-studie) sowie Auswertungen internationaler Literatur zur Impfeffektivität. Diese Daten zeigen: Personen mit Auffrischimpfung sind nach wie vor sehr gut vor schweren COVID-19-Verläufen geschützt, siehe www.rki.de/covid-19-impfbericht, sowie S. 20 ff der wissenschaftlichen Begründung der STIKO zur Implementierung der COVID-19-Impfung in die allgemeinen Empfehlungen der STIKO 2023.

Zu 3.: Wichtige Argumente dafür, dass die Übersterblichkeit in der COVID-Pandemie tatsächlich pandemiebedingt und nicht etwa impfbedingt ist, sind folgende:

  • Die Übersterblichkeit war vor allem in den Monaten Dezember 2020 und Januar 2021 aufgetreten, zeigte sich also schon vor Beginn der Impfkampagne.
  • Die im Dezember 2020 und Januar 2021 dem Robert Koch-Institut gemeldeten COVID-19-Todesfälle erklären diese Übersterblichkeit zu einem sehr hohen Ausmaß, traten also mit ähnlicher Dynamik und in ähnlicher Höhe auf.
  • Die Sonderauswertung der Todesursachen vom Statistischen Bundesamt (siehe hier) bestätigte die hohe Anzahl an COVID-19 Verstorbener. Auch hier zeigten sich die höchsten Anzahlen im Dezember 2020 und im Januar 2021.
  • Die Impfkampagne startete zwar ab Januar 2021, erreichte aber erst später einen substantiellen Teil der Bevölkerung. So hatten laut dem Impfdashboard des BMG (siehe https://impfdashboard.de/) am 01.03.2021 etwa 4,3 Millionen Menschen in Deutschland eine erste Impfung erhalten, also nur etwa 5% der Gesamtbevölkerung. Daher konnte sie die aufgetretene Übersterblichkeit im Januar 2021 und auch im Februar 2021 noch nicht verhindern. Wohl aber zeigten sich seit der dritten Coronawelle ab März 2021 deutlich
  • niedrigere Anzahlen von COVID-19 Todesfällen im Vergleich zur Anzahl der an das Robert Koch-Institut gemeldeten COVID-19 Fälle.
  • Die erste Corona-Welle konnte durch die sehr konsequenten antipandemischen Maßnahmen und durch die langsamere Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus im Frühjahr und Sommer relativ schnell gestoppt werden. Im Vergleich zu den gemeldeten Fällen ist die Anzahl der Todesfälle aber höher als in allen nachfolgenden Wellen.

Zu beachten ist außerdem: Im Vergleich zu 2020 und 2021 gab es 2022 deutlich mehr COVID-19-Fälle. Allein im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 30 Millionen neue Fälle gemeldet (von insgesamt rund 37 Mio. Fällen seit Beginn der Pandemie). Der Anteil der schweren COVID-19-Fälle an allen Fällen war insbesondere seit der Dominanz der Omikron-Variante erfreulicherweise deutlich zurückgegangen. Dies ist v.a. auf die zunehmende Immunität der Bevölkerung durch Impfung oder Infektion zurückzuführen. Zudem war das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bei einer Infektion mit der Omikron-Variante etwas geringer als etwa bei der Delta-Variante (siehe hier). Siehe auch die FAQ »Wie werden Todesfälle erfasst?« unter www.rki.de/covid-19-faq.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Sonderauswertung Sterbefälle

Bevölkerungsstand nach Altersgruppen

Im Jahr 2021 war die Übersterblichkeit zudem v.a. in den Bundesländern mit niedrigeren Impfquoten höher (wobei Korrelation natürlich nicht zwingend Kausalität bedeutet), siehe z.B.:

ifo Institut Dresden (20.4.2022): »Übersterblichkeit« im zweiten Halbjahr 2021 in Sachsen und Thüringen deutlich über dem Durchschnitt (https://www.ifo.de/node/69213)

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (17.8.2022): Corona-Pandemie: Lebenserwartung in Teilen Deutschlands stark gesunken

Dies zeigte sich auch international, siehe dazu z.B. die Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung

Ergänzend zu 4.: Zur Dauer des Verbleibs von Spike-Proteinen und Lipidnanopartikeln im menschlichen Körper gibt es bisher nur eine begrenzte Anzahl an Studien, von welchen nachfolgend einige zitiert werden. Das PEI (Seiten des PEI) geht davon aus, dass Lipidnanopartikel nach intramuskulärer Impfung in vivo schnell abgebaut werden.

• Ogata et al., Clin. Infect. Dis. 2021 (https://academic.oup.com/cid/article/74/4/715/6279075), detektierten Spike-Proteine im Plasma bis zu 14 Tage nach der 1. Impfung, während bei allen untersuchten Personen nach der 2. Impfung kein Spike-Protein mehr im Plasma nachweisbar war.

• Fertig et al., Biomedicines 2022 (https://www.mdpi.com/2227-9059/10/7/1538), berichteten über den Nachweis von Spike-mRNA im Plasma von geimpften Personen ohne Vorerkrankung für eine Zeitdauer von bis zu 15 Tagen.

• Castruita et al., APMIS 2023 (https://online-library.wiley.com/doi/10.1111/apm.13294), fanden Spike-spezifische mRNA im Blut bis zu 28 Tage nach Impfung von Patienten mit chronischer Hepatitis C.

• Röltgen et al. Cell 2022 (https://doi.org/10.1016/j.cell.2022.01.018) beschrieben, dass die Impfstoff-mRNA und das Spike-Protein bei einigen Personen bis zu 60 Tagen nach mRNA-Impfung im drainierenden Lymphknoten nachweisbar waren. Die Autoren sahen darin die Ursache für die nach Impfung beobachtete gesteigerte Affinitätsreifung und erweiterte Reaktivität der Antikörper-Immunantwort gegen SARS-CoV-2-Varianten.

Zu 5. Aufgrund der sehr variablen Symptomatik von Post- oder Long-COVID und der bislang nicht einheitlich gefassten Definition ist es schwierig, die Häufigkeit in der Bevölkerung präzise einzuschätzen. Dies trifft sowohl auf geimpfte als auch ungeimpfte Personen zu. Der Effekt einer COVID-19 Impfung auf die Verhinderung oder Verminderung von Long- bzw. Post-COVID ist noch nicht hinlänglich geklärt. Ergebnisse internationaler Auswertungen weisen darauf hin, dass bei Personen, die vor ihrer SARS-CoV-2 Infektion geimpft waren, Long-COVID-Symptome um ca. 20% seltener auftreten (Quelle: doi: 10.3390/ijerph191912422).

Die STIKO wird auch weiterhin die Risiken und Nutzen einer Impfung anhand der jeweils aktuell verfügbaren Daten beurteilen, um eine Evidenz-basierte Empfehlung auszusprechen.


Die Tübinger Ärzte haben daraufhin Professor Mertens geantwortet. »Die Antworten von Herrn Mertens entsprechen in der Argumentation nicht dem wissenschaftlichen Forschungsstand und weisen logische, sachliche und methodische Fehler auf«, schrieben sie am 31. Juli 2023.

Antwort an Professor Mertens

Sehr geehrter Herr Prof. Mertens,

vielen Dank für Ihre Antwort auf unsere Fragen und die Übermittlung der für die Entscheidungen der STIKO relevanten Daten und Veröffentlichungen. Allerdings entsprechen Ihre Antworten nicht aktuellem Forschungsstand und weisen logische, sachliche sowie methodische Fehler auf, wie wir im Folgenden exemplarisch belegen. In den Anhängen finden Sie ausführlichere Darstellungen zu den aus unserer Sicht wichtigsten Fehlern sowie weitere sich daraus ergebende dringende Fragen (Anhang 1 [die angehängten Referenzen werden hier weggelassen]), welche die Empfehlungen der STIKO fragwürdig machen.

Punkt 1: Logik der Argumentation zum Thema »Risiko-Nutzen-Abschätzung«

Zu Beginn erklären Sie, dass die STIKO vor der Empfehlung Risiken und Nutzen abwägt; dies ist eine Selbstverständlichkeit, von der wir natürlich ausgehen. Später geben Sie an, dass die STIKO nur Impfungen empfiehlt, bei denen der Nutzen deutlich überwiegt. Im Folgenden führen Sie aus, dass es für das Post-Vac-Syndrom aufgrund seiner Vielzahl an Symptomen und Zeichen keine klare Falldefinition gibt und damit eine Inzidenz nicht bestimmt werden kann. Wie kann man Risiken und Nutzen abwägen, wenn keine Klarheit über die zu erwartenden Symptome und Krankheitsbilder besteht? Damit ist eine solide Risikoabwägung unmöglich und auf dieser Basis darf keine Impfempfehlung ausgesprochen werden. Hinzu kommt, dass die Zulassungsstudien aufgrund der frühzeitigen Entblindung und die angeschlossenen Kohorten- und Fall-Kontrollstudien aufgrund v.a. der fehlenden Randomisierung bis heute keine Datenbasis bereitstellen, um evidenzbasiert die kurzfristigen und langfristigen Risiken und den Nutzen einer Impfung tatsächlich prüfen zu können.

Wo sind die von zahlreichen Wissenschaftlern geforderten randomisierten und kontrollierten Studien, welche ungeimpfte und geimpfte Kohorten langfristig, alters- und risikoadaptiert vergleichen, um die Wirksamkeit (insbesondere hinsichtlich schwerer Verläufe und Tod) und die Sicherheit von COVID-19 Impfstoffen den pharmakologischen Standards entsprechend zu belegen? Die von Ihnen und dem RKI genutzten Beobachtungs- und Fallkontrollstudien zeigen nahezu durchweg schwere methodische Fehler und besitzen deshalb einen niedrigen Evidenzgrad (weiteres finden Sie im Anhang und hier.)

Punkt 2: Risiko-Nutzen-Abwägung Kinderimpfung gegen Omikron

Eigens ist die Covid-Impfung von Kindern zu erwähnen, einer Altersgruppe, die so gut wie keine Risiken bezüglich einer Infektion mit der Omikron-Variante hat, die aber die volle Wucht der Nebenwirkungen, vor allem auch der Langzeitnebenwirkungen, zu spüren bekommt. Diese Tatsachen sind Ihnen laut den Protokollen des Expertenrates (21.12.2021) bekannt. So stellt sich die Frage, weshalb die Impfempfehlung wider besseres Wissen ausgesprochen wurde.

Punkt 3: Definition Post-Vac

Sie möchten zur Kenntnis nehmen, dass in der wissenschaftlichen Debatte bereits heuristisch wertvolle Definitionen vorliegen, die dem komplexen Überlappungsmuster von frühen und späten Impffolgen sowie frühen und späten Auswirkungen einer Erkrankung nach der Infektion mit dem SARS-COC-2-Virus vollumfänglich gerecht werden (Quelle hier).

Punkt 4: Korrelation Übersterblichkeit mit der Impfkampagne

In Ihrer Antwort zu unserer Frage 3, ob ein Zusammenhang der aktuellen Übersterblichkeit mit der Impfung auszuschließen ist, verweisen Sie zum einen auf die RKI-Daten von Dezember 2020 und Januar 2021 und behaupten, dass die Übersterblichkeit vor allem in den Monaten Dezember 2020 und Januar 2021 aufgetreten sei und sich also schon vor Beginn der Impfkampagne gezeigt habe, was belege, dass die Übersterblichkeit nicht impfbedingt sei.

Das ist aus verschiedenen Gründen nicht richtig.

Erstens: Die Übersterblichkeit im Dezember 2020 und Januar 2021 betraf ausschließlich ältere Altersgruppen. Eine Übersterblichkeit in jüngeren Altersgruppen ist erst mit Beginn der Impfkampagne im Frühjahr 2021 zu beobachten, und zwar zeitlich versetzt umso später, je jünger die Altersgruppe ist. Als Beispiel zeigt die folgende Grafik den Verlauf der Übersterblichkeit in der Altersgruppe der 15-29-Jährigen (Quelle hier).

Tübinger Ärzte kritisieren die STIKO

Zweitens: Mit Beginn der Impfkampagne ändert sich generell das Übersterblichkeitsmuster: Die im Dezember 2020 und Januar 2021 beobachtete Übersterblichkeit in den höheren Altersgruppen wurde in den nachfolgenden Monaten Februar und März durch eine Phase der Untersterblichkeit zum Teil wieder ausgeglichen. Es handelte sich also schwerpunktmäßig um Vorzieheffekte, welche darauf hinweisen, dass hoch vulnerable Personen, die normalerweise im Februar und März verstorben wären, etwas frühzeitiger verstorben sind. Mit Beginn der Impfkampagne wird die beobachtete Übersterblichkeit dann kaum mehr durch nachfolgende Phasen der Untersterblichkeit ausgeglichen, sondern die Übersterblichkeit steigt zunehmend und erreicht im Jahr 2022 Extremwerte. Das ist ein Hinweis darauf, dass seit Beginn der Impfkampagne nicht mehr nur die hoch vulnerablen Personen etwas frühzeitiger versterben, sondern zunehmend auch weniger vulnerable Personen.

Als weiteren angeblichen Gegenbeleg dafür, dass die Übersterblichkeit nicht impfbedingt sei, führen Sie an, dass im Jahr 2021 die Übersterblichkeit in den Bundesländern mit niedrigerer Impfquote höher gewesen sei. Korrekterweise verweisen Sie hier selbst auf das Problem, dass eine beobachtete Korrelation nicht notwendigerweise einen kausalen Zusammenhang widerspiegeln muss, sondern stattdessen auf dem Effekt von Drittvariablen beruhen kann. Allerdings ist die STIKO dieser naheliegenden Frage offenbar nicht nachgegangen, obwohl es sehr offensichtliche Hinweise gibt, dass die Korrelation zwischen Impfquote und Übersterblichkeit im Jahr 2021 keinen kausalen Zusammenhang widerspiegelt. Je niedriger die am Ende des Jahres 2021 in einem Bundesland erreichte Quote an Zweitimpfungen ist, umso höher ist zwar die Übersterblichkeit im zweiten Halbjahr 2021 (bestimmt mit der Methode des ifo Instituts Dresden). Allerdings zeigt sich derselbe Zusammenhang auch in Bezug auf das zweite Halbjahr 2020: Je höher die Impfquote im Jahr 2021, umso geringer ist auch die im Jahr 2020 beobachtete Übersterblichkeit.

Da natürlich die im Jahr 2021 verabreichten Impfungen nicht die Übersterblichkeit im Jahr 2020 beeinflusst haben können, spiegelt der im Jahr 2021 beobachtete Zusammenhang zwischen Impfquote und Übersterblichkeit offenbar keinen Effekt der Impfungen wider, sondern einen allgemeineren Effekt: Es gibt zeitstabile impfunabhängige Faktoren, welche dazu führen, dass in manchen Bundesländern die Übersterblichkeit geringer ausfällt, und zufälligerweise wurde in den Bundesländern mit einer generell geringeren Übersterblichkeit dann im Jahr 2021 mehr geimpft. Und in der Tat: Betrachtet man den Anstieg der Übersterblichkeit im zweiten Halbjahr 2021 (Pandemiejahr mit Impfungen) im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2020 (Pandemiejahr ohne Impfungen), zeigt sich keine Korrelation mit der Impfquote.

Bemerkenswerterweise ist das im Jahr 2022 dann anders: Dort findet sich tatsächlich eine Korrelation zwischen der Impfquote eines Bundeslandes und dem Anstieg der Übersterblichkeit im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2020 – allerdings eine positive: Je höher die Impfquote in einem Bundesland, umso stärker ist die Übersterblichkeit im zweiten Halbjahr 2022 angestiegen – ein Befund, der ein weiteres Sicherheitssignal hinsichtlich des starken Anstiegs der Übersterblichkeit im Jahr 2022 darstellt.

(Weitere Ausführung zu weiteren Fehleinschätzungen und Fehlinterpretationen der STIKO zum Beispiel in Bezug auf die positiven Effekte der Impfungen finden Sie im Anhang 3).

Punkt 5: Toxizität des Spikeproteins

Sie zitieren zunächst das PEI, welches entgegen aktueller wissenschaftlicher Erkenntnis nach wie vor behauptet, dass Lipidnanopartikel nach intramuskulärer Impfung in vivo schnell abgebaut werden.

Anschließend verweisen Sie selbst auf Arbeiten, die genau das Gegenteil zeigen: dass die modRNA über viele Wochen und Monate aktiv ist und toxisches Spike-Protein gebildet wird. Bereits 2020 waren die toxischen Wirkungen des Spike-Proteins bekannt und wurden 2021 für COVID-19 weiter herausgearbeitet. 2021 belegten Studien z.B., dass das Renin-Angiotensin-System gestört wird oder dass Endothelzellen, auch in Hirngefäßen, geschädigt werden. Hier liegt EINER der Gründe für vielfältige schwere Schädigungen durch die mRNA-Impfstoffe, und dieser Grund hätte Ihnen bereits VOR der Impfkampagne bekannt sein müssen.

Punkt 6: Bandbreite unerwünschter Nebenwirkungen

Die Diversität der unerwünschten Nebenwirkungen der mRNA-Injektionen ist in Ihrer Antwort nur unzureichend wiedergegeben. Wie Sie beschreiben, liegen den bisher bekannten und sehr vielfältigen Symptomatiken unterschiedliche pathogene Mechanismen, ausgelöst durch die mRNA-Injektionen, zugrunde. Das gilt für die kurz nach der Injektion aufretenden Schäden (ACVS) wie auch für die nach einem mittleren oder längeren Zeitintervall aufretenden Schädigungen (PACVS) inklusive ihrer Überlappungen mit den Folgen einer COVID-19 Erkrankung (PACS).

Zu den schweren Nebenwirkungen gehören: Myo-/Perikarditis (deren Langzeitfolgen heute immer noch weitgehend unbekannt sind, siehe: Bulletin für Arzneimittelsicherheit Juni 2023 (pei.de), und die vor allem diejenigen Altersgruppen betreffen, die ein vergleichsweise geringes Risiko für einen schweren COVID19-Verlauf haben), Mikrozirkulationsstörungen, Thrombosen, Aneurysmen, Schlaganfälle, Lähmungen, Nervenleiden, Sehstörungen, (agonistische) Autoantikörper, prion-/ amyloidartige Akkumulation von Spike-Proteinen, etc. Es ist dringend geboten, die Erforschung der pathogenen Mechanismen und der ausgebildeten Symptomatiken zu intensivieren, um passende Therapien für ACVS und PACVS zu entwickeln. Das Thema »unerwünschte schwere und/oder langanhaltende Nebenwirkungen« muss endlich auf die politische und medizinische Tagesordnung, denn die Zahl der Geschädigten ist viel höher anzunehmen, als die Sicherheitsberichte des PEI vermuten lassen. Weitere Aspekte und Fragen zum negativen Sicherheitsprofil der modRNA-Injektionen sind im Anhang 1 aufgelistet.

Punkt 7: Mehrfachimpfung schädigt das Immunsystem

Nach mehrfacher Gabe von mRNA werden unerwünschte Auswirkungen auf das Immunsystem bzw. auf die Immunreaktion nach Infektion beobachtet: Immuntoleranz gegenüber dem Spike-Antigen, Antikörper-vermittelte Infektionsverstärkung (ADE), T-Zell-Erschöpfung, übermäßige Makrophagenaktivierung, erhöhte Entzündungsneigung, möglicherweise erhöhte Infektionsanfälligkeit nach mehrfacher modRNA-Injektion, etc.

Fazit

Die aktuelle internationale Forschungslage gibt ausreichende Grundlage für eine negative Bewertung der geringen Wirksamkeit der COVID-19-mRNA-Impfung bei hohem Risikoprofil. Es liegen gut begründete Sicherheitssignale vor, welche auf eine hohe Quantität schwerer Nebenwirkungen und eine weitaus höhere Anzahl an Todesfällen, als sie das PEI als Verdachtstodesfälle führt, hinweisen. Es gibt solide Studien mit hinreichenden Erklärungsansätzen für die hohe Spannbreite unerwünschter Nebenwirkungen, die auch zeitlich Wochen oder sogar Monate später erst sichtbar werden, ausgelöst etwa durch eine Infektion.

Angesichts dieser Sachlage fordern wir die STIKO auf, die Impfempfehlung für die COVID-19 Impfstoffe aufzuheben und sich dafür einzusetzen, dass in einer offenen wissenschaftlichen Diskussion die angeführten Hinweise auf das Risikoprofil und die Erklärungen für mögliche Schädigungen bis hin zum Tod geprüft werden. Prinzipiell gilt der medizinische Grundsatz »primum non nocere«, welcher angesichts wissenschaftlicher Belege über Schädigungen und Todesfälle eindeutig gegen eine Impfempfehlung spricht. Eine Weiterführung der Impfkampagne bzw. die Aufnahme der modRNA basierten Impfung in den normalen Impfplan stellt nach aktuellem Stand eine enorme, nicht hinzunehmende Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar.

Wir sind überzeugt, dass unsere Ausführungen und insbesondere auch Ihre Antworten von größtem öffentlichen Interesse sind. Daher werden wir diese Korrespondenz veröffentlichen.

Im Namen der Tübinger Ärztegruppe mit freundlichen Grüßen

Judith Bomheuer-Kuschel
Dr. Tanja Efinger
Dr. Anette Riexinger
Prof. Dr. Andreas Schnepf

Dieses Antwortschreiben wurde wissenschaftlich unterstützt von:
Prof. Dr. med. Paul Cullen, Prof. Dr. Christof Kuhbandner und Prof. Dr. Henrik Ullrich.

Webseite der Tübinger Ärztegruppe und Impfgeschädigten. Hier ist auch die Liste der Unterzeichner veröffentlicht.


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